Die SuS der ersten Klasse des Kurzzeitgymnasiums Sursee hatten Pop Art auf dem Lehrplan. Innerhalb dieses Themas setzten sie einen Mehrfachdruck im Linoldruckverfahren her. Für das Motiv erarbeiteten die SuS verschiedene Phänomene der heutigen Popkultur und Konsumgesellschaft und gestalteten ein Sujet, dass ihr gewähltes Phänomen kritisiert.
Inhalt
Schule: Kantonsschule Sursee (KSSUR)
Stufe: 1. Klasse Kurzzeitgymnasium
Klassengrösse: 23 Schülerinnen und Schüler
DL: 9
Thema nach Lehrplan: Pop Art
Der Lehrplan der KSSUR gibt für diese Stufe das Thema Pop Art vor. Dies bedeutete, dass ich die Technik zum Projekt selbst wählen kann. Während der Recherche zu Pop Art erkannte ich, dass sich eine Reproduktionstechnik sehr gut eignen würde. In Absprache mit der Praxislehrperson und aus infrastrukturellen Gründen, entschied ich mich für den Linoldruck. Die SuS haben weder die Technik Linoldruck noch das Thema Pop Art vorher behandelt, wodurch das Vorwissen dementsprechend klein war.
Die inhaltlichen Themen des Pop Art, wie Popkultur, Konsum, Medien, Alltag sind auch heute noch relevant und liegen sehr Nahe an der Lebenswelt der SuS. Sie sollen aktuelle Phänomene der Pop- und Konsumkultur recherchieren, diese analysieren und diskutieren, um schliesslich eine Kritik in ihrem Motiv ausdrücken zu können. Sie werden so zur Interaktion und Reflexion ihrer Umwelt angeregt und können Erkenntnisse, sowie Fragestellungen in die eigene künstlerische/gestalterische Arbeit einfliessen lassen.
Das Hochdruckverfahren fördert den Umgang mit Fläche und Linie, Positives und Negatives Bild, sowie Spiegelung und Reduktion des Sujets. Die SuS erkennen, welche Vorteile Reproduktionstechniken mit sich bringen. Für den Linoldruck erarbeiteten die SuS zwei Druckstöcke: einen mit welchem die Formen und Farben in der Puzzletechnik gedruckt werden und einen Druckstock, mit welchem die Konturen gedruckt werden. Zum Abschluss werden die Drucke als Pop Art Kunstwerk zusammengefügt.
Literatur Linoldruck:
Linolschnitt, Techniken Projekte, Emily Louise Howard, 2021.
Einfach Hochdruck, Andrea Lauren, 2017.
Literatur Pop Art (eine Auswahl):
Andy Warhol Prints, Hsg. Frayda Feldmann und Jörg Schellmann, 1997.
Andy Warhol Prints und Screentests, Hsg. Ann-Katrin Hahn, Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, 2022.
Pop Art (Art & Ideas), Bradford R. Collins, 2012.
Websites:
https://www.riseart.com/de/leitfaden/2352/was-ist-pop-art-alles-was-sie-ueber-die-pop-art-bewegung-wissen-muessen
https://www.theguardian.com/artanddesign/2013/feb/23/roy-lichtenstein-heresy-to-visionary
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=W04j0Je01wQ&ab_channel=CBSSundayMorning
Lernziele
- Die SuS können technische, wie auch inhaltliche Merkmale, sowie Vertreter:innen des Pop Art erkennen und benennen.
- Sie erarbeiten Konsumgüter und Persönlichkeiten (Phänomene) der heutigen Popkultur, indem sie ihre Umwelt und die heutige Gesellschaft beobachten, reflektieren und diskutieren.
- Die SuS gestalten eigene Motiventwürfe zur heutige Pop- und Konsumkultur und entwickeln daraus ein eigenes Projekt, welches im Linoldruckverfahren umgesetzt wird.
- Sie kennen die Werkzeuge für den Linolschnitt und -druck, erlernen und üben den richtigen Umgang mit diesen, sodass sie selbstständig einen Mehrfachdruck erstellen können.
Ablauf
1.DL Die erste Lektion startete ich mit einer Vorstellungsrunde bei welcher sich die SuS anhand von einem ausgewählten Werk des Pop Art vorstellen sollten. Im Anschluss sollten sie Gemeinsamkeiten aus den ausgelegten Pop Art Bildern erkennen und nennen. So konnte ich das Vorwissen und die bisherigen Erfahrungen der SuS einschätzen. Durch einen Theorieinput erhielten die SuS einen Einblick in die Kunstbewegung Pop Art, deren Vertreter:innen, inhaltliche Themen, sowie bekannte Werke.
Während der zweiten Lektion erarbeiteten die SuS mithilfe eines Gruppenpuzzles verschiedene Phänomene der heutige Pop- und Konsumkultur.
Gruppenpuzzle
- Die SuS arbeiten zunächst in Einzelarbeit und schreiben in Stichworten (Brainstoming) in ihr Arbeitsheft auf, was ihnen zur ihnen zugeteilten Kategorie zur Pop- und Konsumkultur einfällt. Dabei arbeiten sie schnell und intuitiv.
- In der zweiten Phase treffen sie sich in der Expertengruppe, welche alle dieselbe Kategorie zugeteilt bekommen haben. In dieser Gruppe sammeln sie ihre bisherigen Stichworte und schreiben diese auf Post-Its und ergänzen ihre Brainstorming-Liste im Arbeitsheft.
- In der dritten Phase treffen sich die SuS in den Lerngruppen (von jeder Kategorie mind. eine Person). Die Experten erklären den anderen SuS, welche Begriffe sie ausgearbeitet haben und wieso sie diese als Phänomen der Pop- und Konsumkultur sehen.
2.DL Die Lektion startete mit einem kurzen Input in die verschiedenen analogen Drucktechniken (Hochdruck, Tiefdruck, Durchdruck und Flachdruck), welche anhand von Beispielen erklärt wurden. Anschliessend zeigte ich den SuS vor, wie Sie Motive auf die Linolplatte transferieren und diese schlussendlich mit den Linolmessern schneiden können. Dabei führte ich die verschiedenen Werkzeuge ein. Die SuS konnten danach die Mini-Motive, welche Sie als Hausaufgabe aufgezeichnet hatten, in einen Druckstock schneiden und mit einem Stempelkissen «drucken».
3.DL Die Ergebnisse aus der letzten DL wurden zum Start der Lektion ausgelegt und im Plenum kurz besprochen. Dabei wurden Themen wie z.B. Positiv-Negativbild, Weisslinien- und Schwarzlinienschnitt, Motiv-Spiegelungen, Strukturen, Motivgrösse, etc. angesprochen. Anschliessend zeigte ich den SuS vor, wie sie mit ihren Druckstöcken einen Hochdruck machen können, wobei die verschiedenen Werkzeuge und deren korrekter Umgang gezeigt wurden. Did SuS konnten so ihre Mini-Motive zum ersten Mal im Linoldruckverfahren drucken. Zuletzt führte ich die Projektaufgabe ein, damit die SuS eine erste Idee der kommende Arbeit erhielten.
4.DL Zum Start der Lektion wiederholte ich nochmals die Projektaufgabe mit den Bewertungskriterien. Während dieser Lektion stand die Entwicklung eines Motivs im Zentrum. Hierfür sollten die SuS mind. drei Entwürfe mit Notizen/Stichworten in ihre Arbeitshefte zeichnen. Zuvor gingen wir gemeinsam die Ergebnisse aus dem Gruppenpuzzle der 1.DL durch. Die SuS konnten nochmals reflektieren, welches Phänomene aus der heutigen Pop- und Konsumkultur sind und welche Kritik sie in diesen zum Ausdruck bringen können. Als Hausaufgabe sollten die SuS ihre drei Entwürfe fertigstellen und als Foto oder Scan auf Teams hochladen.
5.DL Zu Beginn der Lektion gab ich den SuS zunächst eine allgemeine Rückmeldung auf die abgegebenen Entwürfe. Dabei betonte ich nochmals, dass die Motive tatsächliche Phänomene der heutigen Pop- oder Konsumkultur zeigen und eine Kritik an diesen erkennbar ist. In der heutigen Doppellektion sollten die SuS ihre Entwürfe weiterentwickeln und sich für eines, unter Berücksichtigung der Kriterien und ihrer Umsetzungsmöglichkeiten, entscheiden. Während der Arbeit besprach ich die Motive vertieft in kleinere Gruppen, welche ich je nach Stand der SuS zusammengesetzt habe.
6.DL In dieser DL sollten die SuS ihren definitiven Entwurf erarbeiten und in Originalgrösse und -farbe in ihr Arbeitsheft zeichnen. Sie notierten sich, welche Teile des Entwurfs auf die «Farben und Formen Platte» kommen und welche Teile aus der «Konturenplatte» geschnitten werden. Dabei achteten sie auch auf die Reduktion des Motivs, sodass eine Umsetzung möglich ist. Zu Beginn der zweiten Lektion zeigte ich, wie die SuS ihr Motiv von ihrem Arbeitsheft auf die Linolplatte transferieren, sodass diejenigen, welche bereits so weit sind, mit dem Schneiden der Farben und Formen Platte anfangen konnten. Ich überprüfte stets den Fortschritt der SuS und besprach ihre Arbeit individuell.
7.DL In dieser DL lag der Fokus auf dem Drucken der Farbflächen in 4-facher Ausführung, wobei verschiedene Farbvariationen kombiniert werden. Hierfür wird die Farbe auf die einzelnen Teile der Farben und Formen Platte aufgewalzt, die Druckstockteile wie ein Puzzle im Rahmen zusammengesetzt und auf das Papier gedruckt. Zum Abschluss sollten die SuS in den Ferien ihre Konturenplatte schneiden, sodass sie diese in der kommenden DL auf ihre Farben drucken konnten.
8.DL Da einige der SuS noch nicht vier Farbvariationen gedruckt hatten, waren diese noch mit dem Drucken der Farben und Formen Platte beschäftigt, während die anderen die Konturen zum ersten Mal auf die Farben drucken und somit das Werk als Ganzes sehen konnten. Ihr Motiv zum ersten Mal als fertigen Druck zu sehen, war für alle ein toller und sehr motivierender Moment. Da einige ihre Drucke nicht abschliessen konnten, entschied ich gemeinsam mit meiner Praxislehrperson das Praktikum um eine DL zu verlängern.
9.DL In der letzten DL meines Praktikums schlossen die SuS ihre Drucke in vier Farbvariationen ab. Diejenigen, welche bereits ihre Drucke abschliessen konnten, halfen fleissig den anderen. Für die Abgabe sollte jede und jeder ihr Motiv in vier Farbvariationen drucken, ihren Prozess im Arbeitsheft dokumentieren und ihrem Werk einen Titel geben, welcher die Aussage ihres Werkes unterstützt.
Abschlussarbeiten
Bild links: «Rauch des Todes», Bild rechts: «Muttermilch?
Bild links: «After Sex Cigarette», Bild rechts: «Zuckerbombe»
Bild links: «Von Kindheit zum Junkie», Bild rechts: «ROAAAR!?»
Reflexion
Während meines dritten Praktikums waren die Schüler und Schülerinnen grösstenteils sehr fleissig, interessiert und motiviert. Die Kunstbewegung Pop Art ermöglicht einen nahen Bezug zur Lebenswelt der SuS, trotzdem werden sie bei der Erarbeitung von aktuellen Phänomenen der Popkultur gefordert. Was genau Güter und Persönlichkeiten des Pop sind, erschliess sich ihnen erst mit der Zeit, war anschliessend aber umso wertvoller.
Mein persönlicher Fokus lag auf einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Inhalt, das heisst mit der Motivsuche und -entwicklung. Dabei war mir das Verständnis der Pop- und Konsumkultur sehr wichtig, ebenso wie die Kritik der SuS daran. Dadurch wurde allerdings die Zeit sehr knapp für die Umsetzung der Drucke. Die komplexe Technik mit zwei Druckstöcken und vor allem die Puzzletechnik erforderten viel Fingerspitzengefühl und Zeit.
Rückwirkend hätte ich vor allem gerne noch eine 10.DL investiert, um das Projekt der SuS ohne Zeitdruck fertigstellen zu können. Ich denke der Fokus auf einem inhaltlich komplexen Thema zusammen mit einer zeitintensiven Technik hat die Arbeit erschwert. Hier könnte ich mir vorstellen, dass man die Technik oder das Motiv vereinfacht.