ABSTRACT
Die SchülerInnen einer 1. Klasse im Langzeitgymnasium erstellen einen eigenständigen Zeichentrickfilm. Sie überlegen sich im Vorfeld einen frei gewählten Bewegungsablauf und setzen diesen zeichnerisch mit Hilfe des Leuchtpults um. Anschliessend werden die Einzelbilder mit dem App Stop Motion Studio zu einem Trickfilm zusammengefügt.
SACH- UND BEGRÜNDUNGSANALYSE
Das Medium Film interessiert viele Kinder und Jugendliche und erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Film ist ein stetiger Begleiter in ihrem Leben und aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Somit erscheint es mir wichtig, dieses Medium in der Schule zu thematisieren und dessen Potenzial im Gestaltungsunterricht zu erörtern und auszuschöpfen. Durch den täglichen Konsum von Videoclips, Filmen, Serien und auch Videospielen bringen die Jugendlichen einen grossen Fundus an bewussten und unbewussten Vorwissen mit, welches im Unterricht miteinbezogen werden kann. Doch wie genau entsteht ein Film? Und welche Möglichkeiten ergeben sich dabei in Bezug auf die gestalterische und erzählerische Umsetzung? Um das komplexe Feld Film kunstdidaktisch in inhaltlich, technisch und gestalterisch bewältigbare Schritte aufzugleisen, habe ich mich für die Fokussierung auf den Zeichentrickfilm entschieden. Mit der Realisierung eines eigenständigen Trickfilms sollen die SchülerInnen den oben gestellten Fragen praxis- und gestaltungsorientiert nachgehen können. Das Ziel des Praktikums ist es, die SchülerInnen zu komplexer Vorstellungs- und zeichnerisch-gestalterischer Fähigkeit zu verhelfen und ihnen dabei die Möglichkeit eröffnen, an ihre eigene Bild- und Erzählinteressen anzuknüpfen.
ZEICHENTRICKFILM
Ein Zeichentrickfilm ist eine Spezialform der Animation und besteht aus vielen, meist per Hand hergestellten Zeichnungen, die in schneller Abfolge nacheinander gezeigt werden. Durch eine geringfügige Änderung des Inhalts von Bild zu Bild, entsteht beim Betrachter der Eindruck eines Bewegtbildes. Mit welchen Methoden lassen sich in der Praxis kurze Trickfilme erstellen und welche narrativen und gestalterischen Möglichkeiten bieten sich dabei? Diesen Fragen gehen die SchülerInnen bei der Umsetzung eines eigenen Trickfilms nach. Dabei wird zeichnerisches Handwerk und das Gestalten mit digitalen Geräten miteinander verknüpft und das konzeptionelle Denken geschult.
LERNZIELE UND BEURTEILUNGSKRITERIEN
Die SchülerInnen planen und organisieren selbstständig die Umsetzung eines eigenen Zeichentrickfilms. Dabei treffen sie gestalterische Entscheidungen zu filmtechnischen Fragen und setzen sich mit den Methoden der Trickfilmtechnik auseinander. Sie lernen ihre Ideen zu konkretisieren und experimentieren mit verschiedenen, gestalterischen Zeichenmaterialien und wissen, wie aus Einzelbilder ein Trickfilm entsteht.
Die Beurteilungskriterien setzen sich wie folgt zusammen:
- Idee / Originalität – Erfindungsvermögen und Entwicklung einer eigenständigen Idee.
- Arbeitsprozess – Untersuchendes Arbeiten (Storyboard, Skizzen, Farb- und Zeichenstudien).
Höher gewichtet werden folgende Kriterien:
- Gestalterische Umsetzung – Adäquater Einsatz der zeichnerischen und malerischen Techniken.
- Bewegungsablauf – Präzision und Sorgfalt bei der Umsetzung einer fliessenden Bewegung.
ABLAUF
In der ersten Doppellektion machte ich eine kurze, theoretische Einführung zu den Anfängen des Kinos und zeigte ihnen Beispiele aus der Filmgeschichte. Danach stellte ich ihnen optische Spielereien vor, u.a. die Wunderscheibe, das Lebensrad und das Daumenkino. Mit den erhaltenen Inputs überlegten sich die SchülerInnen einen Handlungs- bzw. Bewegungsablauf und hielten diesen in Skizzen in einem Storyboard fest.
In der zweiten Doppellektion finalisierten die SchülerInnen ihr Storyboard. Ihr Bewegungsablauf sollte aus mindestens 12 Bildern bestehen. Ich zeigte ihnen unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten zur Umsetzung ihres Trickfilms auf. Sie konnten wählen, ob sie für ihre Zeichnungen Bleistifte, Farbstifte, Filzstifte, Kugelschreiber oder eine Mischtechnik aus diesen verwenden wollten.
In der dritten Doppellektion begannen die SchülerInnen mit der Umsetzung ihrer Skizzen vom Storyboard in Einzelbildern auf A5-Format. Dazu arbeiteten sie mit dem Leuchtpult, um die Bewegungsschritte der vorangehenden Bildern zu übertragen bzw. zu verändern.
Von der vierten bis zur siebten Doppellektion schlossen die SchülerInnen ihre Einzelbilder ab. Zwischendurch schauten wir uns Beispiele von professionellen Trickfilmschaffenden an, u.a. vom Luzerner Trickfilmer Jonas Räber. Zu Beginn der Unterrichtsstunde machte ich jeweils eine kurze, zeichnerische Auflockerungsübung.
In der achten Doppellektion fotografierten die SchülerInnen mit dem iPad ihre Einzelbilder und fügten diese mit dem Stop Motion Studio App zu einem Zeichentrickfilm zusammen.
REFLEXION
Die Erstellung eines Zeichentrickfilms stiess bei den SchülerInnen auf grosse Begeisterung und sie konnten sich in die gestalterische Umsetzung einer eigenen Kurzgeschichte bzw. Bewegungsablauf vertiefen. Das längere Zeichnen erfordert jedoch ein hohes Mass an Durchhaltewillen – hier lohnt es sich immer wieder kurze Theorieinputs zu geben und spielerische Einstiegsübungen zu machen. Somit können sich die SchülerInnen zwischendurch auflockern und die Lektionen werden abwechslungsreich. Für das Abfotografieren der Einzelbilder sollte genügend Zeit einberechnet werden. Hier empfiehlt es sich, mehrere Fotostationen (Stativ, iPad und Halterung) zu Beginn der Unterrichtsstunde einzurichten, damit die SchülerInnen gleich mit dem Fotografieren loslegen können. Eine Erweiterung der Aufgabe wäre beispielsweise, dass die SchülerInnen ihre Zeichentrickfilme vertonen und mit Musik unterlegen.