Strassenschilder, Werbung, Graffitis, Weihnachtsbeleuchtung: Auf diese und viel mehr Arten prägt visuelle Kommunikation unser Stadtbild. Und dieses gibt Aufschluss über die Gesellschaft, die sich darin bewegt. Was soll der Gesellschaft von morgen wichtig sein und wie verändert sich dadurch die visuelle Kommunikation im Stadtbild? Im Projekt «Wir setzen ein Zeichen» codieren die S*S die Zeichen eines abfotografierten Stadtteils mithilfe eines vektorbasierten Apps so um, dass sie ihre persönliche Utopie repräsentiert.
Inhalt
Visuelle Kommunikation bestimmt, wie wir uns im Stadtbild bewegen. Sie zeigt sich u.a. in Strassenschildern, die uns Orientierung geben, in Werbung, die uns zum Konsum verleiten will und in Weihnachtsbeleuchtungen, die eine kulturelle Botschaft vermitteln. Oder ist es vielleicht doch ein Symptom von Konsum, wenn der Nachbar mit seiner jährlichen Garten-Weihnachtsbeleuchtung die Strassenlaternen überflüssig werden lässt? Die 4. Klasse der Kantonsschule Wiedikon in Zürich hat sich mit solchen und mehr Fragen auseinandergesetzt. Nachdem die S*S in der nahen Umgebung der Schule Zeichen fotografisch gesammelt und nach deren Funktion eingeordnet haben, waren sie selbst dran, Zeichen abzuändern oder eigene zu erfinden. Diese sollen auf eine persönliche Utopie der S*S verweisen. Ausgangslage war eine Fotografie eines selbst gewählten Ortes, an dem sie ihre Utopie sichtbar machen wollten. Dann analysierten sie die vorhandenen Zeichen auf dem Bild und retuschierten oder veränderten sie und setzten neue Zeichen hinein. Die Klasse arbeitete mit dem vektorbasierten Zeichen-App «Vectornator» auf einem Tablett mit Zeichenstift. In einer letzten Phase konnten die S*S unabhängig von der visuellen Kommunikation die ganze Umgebung nach ihrer Utopie verändern.
Lernziele
Die S*S setzen sich durch das Sammeln und Einordnen von Zeichen in ihrer Umgebung mit visueller Kommunikation im urbanen Raum auseinander.
Die S*S formulieren eine eigene Utopie aus einem persönlichen Wunsch an die zukünftige Gesellschaft und machen diese anhand von visueller Kommunikation sichtbar.
Die S*S erarbeiten nach einer Einführung in das Vectornator-App ein Bild mit dieser Technik.
Beurteilungskriterien
Inhalt | Die Utopie ist erkennbar in den hinzugefügten Zeichen. Die Funktion der Zeichen ist nachvollziehbar. |
Umsetzung | Gestaltung von mindestens 2 Zeichen mit unterschiedlichen Funktionen. Originalität und Ideenreichtum: die Zeichen haben eine prägnante Form, heben sich vom Bekannten ab und schaffen einen neuen Bezug. |
Technik | Gesamtwirkung: Zeichen wurden präzise eingefügt und integrieren sich im Bild. |
Ablauf
Die Klasse 4g hatte vor meinem Praktikum das ganze Semester durch das Thema „Visuelle Kommunikation“. Deshalb brauchte es nur ein kurzes Abrufen des bereits vorhandenen Vorwissens, um die S*S in das Projekt einzuleiten. Gleich am ersten Tag habe ich die S*S deshalb hinausgeschickt, um Zeichen in der Umgebung der Schule fotografisch mit dem iPad zu sammeln. Sinn davon war einerseits, dass ihnen die Menge und Vielfalt an visueller Kommunikation im Stadtraum bewusst wird und andererseits, dass sie eine Sammlung an Zeichen haben, mit der sie ihre ersten Versuche mit dem Vectornator-App machten. Vectornator ist eine vektorbasierte App, die die analoge Collage ersetzt. Die erste Aufgabe bestand darin, ein gefundenes Zeichen formal so zu verändern, dass sich ein neuer Inhalt daraus ergibt. Die S*S machten sich so mit der Technik des Apps, sowie der grafischen Reduktion der vorgefundenen Zeichen vertraut.
Im zweiten Teil bekamen die S*S die Aufgabe, sich einen Wunsch an das zukünftige Stadtbild zu überlegen, aus dem sie eine eigene Utopie formulierten. Ich liess ihnen offen, wie realisierbar dieser Wunsch sein kann, trotzdem haben alle S*S realitätsnahe Wünsche an die Zukunft gestellt. Abermals gingen die S*S hinaus, um einen Ort zu fotografieren, an dem sie ihre Utopie erkenntlich machen wollten. Die Utopie durfte auch an einen Ort gebunden sein („Ich wünsche mir, dass dieser Park ein Begegnungsort wird“). Der abfotografierte Ort wurde mit veränderten und neu erfundenen Zeichen „umcodiert“, sodass die Utopie erkennbar wurde. Dieser Teil wurde benotet. Im letzten Teil durften sich die S*S von der Thematik der visuellen Kommunikation lösen und die Umgebung im Bild weiter verändern.
Reflexion
Ich habe unterschätzt, wieviel Zeit es braucht, bis die S*S mit der neuen Technik vertraut waren. Da das intuitive Arbeiten fehlt bei dieser Arbeit, fühlte sich das Projekt eher lange an. Beim letzten Teil habe ich die Rückmeldung von den S*S bekommen, dass die meisten nun die App verstehen. Das habe ich auch an ihren Bildern gesehen, denn diese veränderten sich nun viel schneller als in den erste beiden Aufgaben. Dies hat bestimmt auch an der Offenheit der Aufgabe gelegen, die losgelöst von der visuellen Kommunikation stattfand. Trotzdem finde ich visuelle Kommunikation in Form von Zeichen eine gute Möglichkeit, sich mit dem Vectornator-App vertraut zu machen, denn diese sind grafisch sehr reduziert und wirken so einer Überforderung entgegen. Ich habe die individuellen Gespräche mit den S*S über ihre Zukunftswünsche sehr spannend gefunden. Zum Teil haben sie nicht nur neue Schilder in das Bild gesetzt, sondern an vorhandenen Situationen im Bild durch hineingesetzte Zeichen gleich konkrete Vorschläge angebracht, wie ihre Utopie zur Realität werden könnte. Beispielsweise wurde eine im Bild vorhandene Truhe durch hinzugefügte Zeichen mit Sanitäts- und Hygieneprodukte für obdachlose Menschen gefüllt.