In diesem Projekt entwickeln Schüler*innen ausgehend von alltäglichen Handlungen eine Performance. Sie untersuchen hierfür alltägliche Handlungen aus ihren eigenen Leben kritisch, erforschen ihre Ursprünge und Auswirkungen und transformieren diese gezielt in der Erarbeitung einer Performance.
Sach- und Begründungsanalyse
Bewegt man sich im Raum, folgt man in der Regel gewissen Prinzipien: Kreuzt sich mein Weg mit dem einer Passantin, sollten wir uns ausweichen, oder wir stiessen ineinander. Leuchtet die Fussgängerampel rot, darf man die Strasse als Fussgänger*in nicht überqueren. Gibt es eine Schlange bei der Kasse im Supermarkt, darf man nicht vordrängeln. Die Art und Weise, wie wir uns im Raum bewegen, scheint in unterschiedlichem Masse vorgegeben zu sein. Bewegungen, die in einem Raum unangebracht oder sogar verboten sind, sind in anderen Räumen geduldet oder sogar erwünscht.
Soziales und kulturelles Umfeld, Verkehrsleitung, Landschaft, Architektur, Regelwerke, Städteplanung, Gesetzgebung, etc. prägen unsere Handlungen. In Handlungen stecken Aussagen über das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt.
Aufbau
Das Projekt dauert 16 Lektionen. In den ersten 4 Lektionen entwickeln die Schüler*innen in Gruppen zwei kurze Performances: eine zum Thema Protest und eine zu körperlicher Raumerkundung. Dabei machen sich die Schüler*innen mit dem Medium vertraut und können spielerisch performative Ideen umsetzen. In Gruppengesprächen werden für Performance wichtige Begriffe, wie Dramaturgie, Platzierung, Publikum, Raumaufteilung, Narration, Abstraktion an den konkreten Arbeiten besprochen.
In den Lektionen 5-10 erarbeiten die Schüler*innen eine längere Performance zum Thema der alltäglichen Handlungen. Erkenntnisse aus den vorherigen Lektionen fliessen ein, formale und inhaltliche Aspekte werden im Detail besprochen.
In den Lektionen 11-12 präsentieren die Schüler*innen ihre Arbeiten. Idealerweise vor einem Publikum, z.B. einer Parallelklasse. In einem anschliessenden Gespräch treten die Schüler*innen in Austausch und es können Fragen gestellt werden.
Parallel zur Erarbeitung der Performance halten die Schüler*innen ihren Arbeitsprozess mit selbstgewählten Mitteln fest. Sie können aufschreiben, zeichnen, fotografieren, filmen, Ton aufnehmen. Damit gestalten sie in den letzten Lektionen ein Dokument (eine Zeichnung, Notizen, Diagramme, Fotografien…), welches Aspekte der Performance aufgreift, neu oder anders beleuchtet.
Während die Schüler*innen bei der Entwicklung relativ stark begleitet werden, gestalten sie das Dokument hauptsächlich selbstständig und arbeiten dabei mit ihnen bereits bekannten Mitteln.
Bei der Bewertung wird der Prozess ebenso stark gewichtet, wie das Endprodukt.
Fazit
Das Medium der Performance stellt für die Schüler*innen eine grosse Herausforderung dar. Umso wichtiger scheint es, den Zugang unkompliziert zu gestalten. Die kurzen Aufgaben zu Beginn des Projekts bieten diesen Einstieg. Die Performances sind lebendig, humorvoll, schlau.
Die tiefergehende Auseinandersetzung mit alltäglichen Handlungen und ihrer Überführung zu performativen Handlungen stellt den Grossteil der Schüler*innen vor Schwierigkeiten. So fällt es einigen schwer, Themen direkt in Handlungen ausfindig zu machen. Häufig suchen sie nach Themen und entwickeln im Anschluss eine Performance. Die Auseinandersetzung mit alltäglichen Handlungen bleibt dabei auf der Strecke.
Die performative Umsetzung fällt sehr facettenreich aus. Wobei eine starke Tendenz zu Theater- und Szenenhaftem auszumachen ist. Da sich die Schüler*innen zum ersten Mal performativ arbeiten, könnten die performativen Mittel eingeschränkt werden. So wäre ein Verzicht auf Sprache oder Narration denkbar, der die Schüler*innen zu mehr Konzentration verhelfen könnte.