Ein Video über das Soziale Credit System in China ist der Ausgangspunkt für die 8-Fache unterschiedliche Auseinandersetzung mit den 8 Klassen.
Die Themen Freiheit , Scham , Identität, Sicherheit, Angst, Regeln, Gesellschaft und Politik fließen mit abwechselndem Schwerpunkt in den einzelnen Doppellektionen ein. Obwohl sich jede Klasse mit einem anderen Kunstgebiet auseinandersetzt, sind am Schluss alle Arbeiten verknüpft.
Schulhaus:
Liceo Locarno (TI)
Infos zum Praktikum:
Freies Praktikum, 8 Doppellektionen.
Klassen:
I. Klasse: 2. Jahr, Pflichtfach
II. Klasse: 1. Jahr, Pflichtfach
III. Klasse: 1. Jahr, Pflichtfach
IV. Klasse: 2. Jahr, Pflichtfach
V. Klasse: 1. Jahr, Pflichtfach
VI. Klasse: 1. Jahr, Pflichtfach
VII. Klasse: 3. Jahr, Wahlpflichtfach
VIII. Klasse: 2. Jahr, Pflichtfach
INHALT:
Links:
– Einführungsvideo:
https://www.raiplay.it/video/2018/09/Da-Black-Mirror-alla-realta-il-Sistema-di-Credito-Sociale-sbarca-in-Cina-06092018-5a1744ab-a37c-47e7-ba65-7fcce0d04641.html
– Ähnliches Video auf Deutsch:
https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/ueberwachung-total-in-china?id=eb1d7690-9f66-4bb6-9faf-74ef539e5e91
– Artikel:
https://attivissimo.blogspot.com/2018/11/riconoscimento-facciale-in-cina-e.html
– Poesie:
https://www.einaudi.it/catalogo-libri/poesia-e-teatro/poesia/chiosco-hans-magnus-enzensberger-9788806144357/
ABLAUF:
ENDPRODUKTE:
Klasse I – Performance
Gruppe A: eine Schülerin steht in der Mitte und drei Lernenden stehen um sie herum, berühren ihres Gesicht. Die Schülerin in der Mitte wehrt sich nicht, aber schrumpft immer mehr in sich hinein.
Gruppe B: die vier Lernenden machen jeweils ein unangenehmes Geräusch, wie mit den Fingernägel auf die Wandtafel kratzen, oder laut kauen, die Geräusche werden immer lauter und penetranter, bis sie langsam aufhören.
Gruppe C: drei Lernenden laufen im Kreis um den Tisch. Einen Schüler sitzt auf dem Stuhl und er wird von den anderen gefragt, wieso er nicht um den Tisch kreist. Er meint, er habe keine Lust darauf. Seine Kollegen meinen, sie müssen doch um den Tisch laufen, das sei die Regel. Am Schluss überzeugt der einzelne Schüler die anderen und alle sitzen ab.
Gruppe D: drei Lernenden sitzen in der Reihe und sprechen einen nach dem anderen die Sätze eines selbst erfundenen Textes nach. Es ergibt sich einen Echo der Stimmen. Der Text beginnt mit «Heute ist einen schönen Tag…» und endet mit «…alles geht gut».
Gruppe E: einen Schüler spielt einen armen Einwohner, welcher ein Portemonnaie auf der Strasse findet, jedoch von der Polizei (zwei weitere Schüler) verhaftet wird, weil er als Dieb verurteilt wird. Der gleiche Schüler spielt eine zweite Szene als Manager welcher das Portemonnaie bei der Polizei abholt, mit der Behauptung, es sei seins. Die Polizei glaubt ihm, aber offensichtlich ist der Manager einen Dieb.
Gruppe F: Eine Schülerin steht in der Mitte, drei weitere Lernenden kreisen um sie herum. Sie ist gestört aber gewöhnt sich daran. Die anderen kommen immer näher, sie ist gestört, aber gewöhnt sich langsam daran. Die drei berühren sie, sie ist gestört, aber sie gewöhnt sich daran. Die drei ziehen ihr den Schal ab, sie ist gestört und sie reagiert indem sie aus dem Kreis flüchtet.
Stichwörter zum Thema wurden zu Beginn von den Lernenden auf die Wandtafel notiert.
Link zu: Marina Abramovic, «Rhythm 0» und «The artist is present».
Klasse II – Strassenschilder Collagen, Inspiration: Liste auf Wandtafel
Link zum Buch: Peep Peep Don’t Sleep, Ajay Jain, Kunzum, October 2008.
– https://peeppeepdontsleep.com
Klasse III – Klassenidentität
Link zum Buch: Chiappini Rudy, Egon Schiele, Museo d’Arte Moderna (Lugano, Switzerland), Skira, 2003
– http://www.skira.net/books/egon-schiele-3
Klasse IV – Plakate, Inspiration: Buch und Collagen von Klasse II
Link zum Buch: Benini Francesca, Manifesti d’artista. Arte e pubblicità nel Cantone Ticino, Fondazione Museo Mecrì Minusio, Tipografia Pedrazzini, 2015-2016, Locarno.
– http://mecri.ch/pubblicazioni
Klasse V – Regel Verstossung Comic
Link zu: Fumetto Comic Festival Luzern und Simon Beuret, Eye Contact.
– https://www.fumetto.ch/de/festival/ausstellungen/
– https://simonbeuret.ch
Klasse VI – Wir sind die Kameras
Klasse VII – Stop Motion 1, Inspiration: Comics von Klasse V
Klasse VIII – Stop Motion 2, Inspiration: Knete Figuren von Klasse VII
BEURTEILUNG:
Die Arbeiten wurden nicht benotet, jedoch mit jeder Klasse im Plenum angeschaut und besprochen. Auch Arbeiten von anderen Klassen wurden teilweise in die Diskussion miteinbezogen.
REFLEKTION:
Es war für mich eine intensive, jedoch wertvolle Erfahrung. Dieses Praktikum hat mir einen Einblick in den Schulalltag meiner Praktikumslehrperson ermöglicht, welche wöchentlich acht Klassen in zwei Tagen unterrichtet.
Ich habe die Planung als anspruchsvoll empfunden, da mir sehr viele Freiheiten gegeben wurden und vor allem weil ich nicht die Gelegenheit hatte, das Schulzimmer im Voraus und zwischen den Lektionen einzurichten. Mein persönlicher Focus habe ich deswegen auf die „Reaktivität“ gesetzt. Einerseits wollte ich meine Spontaneität und meine Improvisationsfähigkeiten testen. Andererseits wollte ich meine Planungsfähigkeiten üben und die Lektionen so bedenken, dass sie sich wie eine ausgelöste Kettenreaktion selbst antreiben. Das hat meiner Meinung nach gut funktioniert.
Es gab einen Fall, mit der Klasse II, wo ich die Zeit aus den Augen verlor und somit selber nach dem Unterricht noch aufräumen musste.
Einen anderen Fall ist mit der Klasse VII passiert, welche schon in den voraus gegangenen Wochen mit der Praktikumslehrperson gestritten hatte. In der Praktikumslektion wiederholte sich der Streit. Es herrschte also am Anfang eine unangenehme Stimmung, welche die Zusammenarbeit unproduktiv machte. Die Situation verbesserte sich nach einer gemeinsame Besprechung, die jedoch gut einen drittel der zur Verfügung stehende Zeit in Anspruch nahm. Den Ablauf der Lektion musste somit spontan ein wenig angepasst werden.
Auch wenn in so kurzer Zeit ein Kennenlernen oberflächlich bleibt, habe ich den Eindruck, dass sehr schnell mit allen Klassen ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wurde und konstruktive Gespräche daraus entstanden sind. Die Arbeiten sind für mich nicht als Endprodukt, sondern als „Mittel zum Zweck“ zu betrachten. Mir war es wichtig, das Thema der Videoüberwachung anzusprechen und Kreativ zu verarbeiten. Das Programm kann für ein Projekt dieser Art gelingen, aber mir ist bewusst, dass es für „normalen“ Unterricht eine angepasste Umsetzung bräuchte.
Nach dieser Erfahrung würde ich Aktivitäten für eine Doppellektion weiterempfehlen wie:
- die Performance Übung
- das Klassenportrait (z.B. am Anfang des Schuljahres)
- das skizzieren von den Reaktionen zum Schild „Achtung Videoüberwacht“
Sicher Genießbarer mit mehr Zeit sind:
- die Stop-Motion Übung ist auch möglich, aber ich würde sie in dieser Art nur als Einstieg zu einem Thema machen, oder als erste Übung und dann ein erweitertes Projekt mit Stop Motion starten
- die Strassenschild-Collagen
- die Plakate
- die Comic Übung
Ich fand es auf jeden Fall interessant zu testen, was in einer Doppellektion alles realistisch machbar ist und komme zum Fazit, dass es viel mehr ist, als das was ich bisher dachte.