Gymnasium Lebermatt, Bern
4. Klasse (Prima)
Lernziele
– Kennenlernen der verschiedenen Schrifttypen
– Grundkenntnisse zur Entwicklung und Geschichte unserer Schrift
– Arbeiten mit Collagentechnik (Stichworte: Komposition, Hell/Dunkel, Rhythmus, Vergrösserung/Verkleinerung, Gegensätze)
– Verständnis zur Wirkung von Schrift
– Kritisches Auseinandersetzen mit Konsum und Werbung (Stichworte: Konsumverhalten, Marketing, Zielpublikum, Manipulation, Ökologie)
Beurteilungskriterien:
-Inhaltlich aussagekräftige/beschreibende Bildfindung/Komposition
-Wie unterstützen die analogen Interventionen in das Schriftbild das Gesamtbild der Etikette?
-Sorgfalt und Präzision der Umsetzung: Von der Idee bis zur Gesamtwirkung
Inhalt
a.) Sachanalyse
Die Klasse besteht aus 13 Schülerinnen und Schüler einer Primaklasse, die im Sommer 2021 abschliessen wird. Vorangängig haben die SuS ein Linolschnittprojekt realisiert, weswegen von Drucktechniken abgesehen werden sollte. Im Typografieprojekt, welches als Thema von der Praktikumslehrperson vorgegeben wurde, sollen auch Theorieinputs und Typografiegeschichte vertreten sein.
Das Klassenzimmer ist geräumig und verfügt über 8 Computer und einen Kopierer, die sich direkt im Nebenzimmer befinden.
b.) Begründungsanalyse
Durch eine experimentelle Annäherung an das Thema Typograpfe soll sich den SuS erschliessen, wie wir im Alltag auf Schrift reagieren und kommunizieren. Denn obwohl wir eigentlich ständig von Schrift umgeben sind, nehmen wir ihre Gestaltung oft nicht bewusst wahr. Schrift soll als Gestaltung wahrgenommen werden.
Theorieinputs zu Typografie und Typografiegeschichte sollen eine Sensibilisierung von Schriftwahrnehmung und Gestaltungsmöglichkeiten ermöglichen. Auch wie Schrift in der Werbung genutzt und eingesetzt wird, soll thematisiert werden.
Ablauf:
In einem Klassenchat werden Beobachtungen von Typografie in der Umgebung ausgetauscht und festgehalten. Fragen dazu: Wie verändert sich Schrift mit der Umgebung? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? ( z.B perspektivische Verzerrungen, Erosion, Überlagerungen) Der Klassenchat läuft parallel und dient den SuS als Blog, in dem unkompliziert Beobachtungen festgehalten werden können.
Experimentelle Übungen zum Einstieg:
In der ersten DL werden weisse, unterschiedlich grosse Punkte auf schwarzes Papier geklebt. Typografie soll als Bild wahrgenommen werden. (Stichworte: Ryhthmus, Komposition, Kontrast)
In einer weiteren Übung soll eine Schriftcollage erstellt werden. Vorgabe dabei: quadratische Ausschnitte gleicher Grösse suchen und in einer Collage neu zusammenfügen. Anschliessend schwarz/weiss kopieren und negativ kopieren.
Schrift und Werbung: Die Texterin Linda Egloff gibt uns ein Interview zum Thema. Sie erzählt aus ihrem Alltag als Texterin in einer Zürcher Branding-Agentur, erklärt den Ablauf und die Zusammenarbeit von Auftraggeber, Grafiker und Texter. Anschliessend diskutieren wir im Plenum, welche Fragen zur Gestaltung von Typografie in der Werbung relevant sind.
In der Hauptaufgabe werden die experimentellen Übungen, mit welchen das Projekt in den ersten 4 Doppellektionen begonnen hat, weitergeführt und sollen in einer konkreteren Weise umgesetzt werden.
Durch das Betrachten von verschiedenen Designs von Wasserflaschen soll kritisch analysiert werden, wie wir als Konsumenten auf Schrift reagieren. Warum braucht es verschiedene Designs für ein Produkt, dass sich im Wesentlichen nicht unterscheidet? Welche Codes verstecken sich darin? Welche (Konsum-) Bedürfnisse werden angesprochen oder neu generiert? Anschliessend sollen zwei Entwürfe von Wasserflaschenetiketten gestaltet werden und diese auf einer passend gewählten Flasche angebracht werden.
Vorgaben für das Design:
-Typografische Umsetzung ohne Bildmaterial
-schwarz/weisse Umsetzung plus eine zusätzliche Farbe, die zum Konzept passt
-kein Hand-lettering, nur Computer-generierte Schriften
-Die ausgedruckten Schriften sollen analog weiterbearbeitet werden und es soll nicht am Computer gestaltet werden.
Reflexion
Der Aufbau des Projekts zu erarbeiten, war für mich eine Herausforderung. Es sollten experimentelle Übungen und Theorieinputs, sowie eine sorgfältig eingeführte Hauptaufgabe mit eigener Recherche und Umsetzung darin Platz finden. Gerne wäre ich mit den SuS noch weiter in die Tiefe gegangen, wenn es beispielsweise um kritische Fragen zu Typografie in der Werbung und Konsumverhalten ging. Ich spürte hier ein grosses Interesse.
Eine Schwierigkeit war für mich, die SuS für das analoge Arbeiten zu begeistern. Ich musste immer wieder darauf hinweisen, dass der Computer nicht für die Gestaltung der Aufgabe genutzt werden soll, sondern bloss um Schriften zu generieren, die dann anschliessend analog weiterbearbeitet werden. Damit stiess ich oft auf Widerstand und Unverständniss. Hier hätte ich die Aufgabenstellung und die Spielregeln dazu von Anfang an klarer kommunizieren sollen.
Die SuS arbeiteten konzentriert und engagiert an ihren Entwürfen und konnten, trotz Zeitdruck, ihre Entwürfe finalisieren. Die anschliessende Benotung erfolgte nach den kommunizierten Bewertungskriterien unter Einbezug von Skizzen und Entwürfen und den finalen Umsetzungen der SuS, was sehr gut funktionierte.