ABSTRACT
Inspiriert von der Arbeit des portugiesischen Streetartkünstlers Artur Bordalo, welcher seit 2012 mehr als 62 Tonnen Abfall zu überdimensionalen Wandgemälden verarbeitet hat, erarbeiten die SuS eine eigene Interpretation einer 3D Collage aus Abfall.
Sach- und Begründungsanalyse
Die SuS beschäftigen sich in der vorangegangen Unterrichtseinheit mit Trauminseln und deren Farbkompositionen. Da der Unterricht an einem Donnerstag Abend von 16-17:30 stattfand, waren die SuS müde vom Tag und der Woche. Diesen Tatbestand wollte ich in der Unterrichtsplanung berücksichtigen. Mir war es deshalb wichtig, dass die SuS sich während des Arbeitens immer wieder bewegen und sie sich von ihren Arbeitsplätzen erheben mussten. Darum empfand ich die Idee der Verarbeitung von Müll und das durchsuchen dessen im Arbeitsprozess als geeignete Methode um die SuS immer wieder von ihrem Arbeitstisch wegzulocken.
Im Unterricht betrachten und analysieren wir Arbeiten aus Müll von den Künstler*innen Bordalo II (Portugal, 1988) und Kari Prestgaard und Astor Andersen aus Norwegen. Sie sollten als Inspiration für die eigene Arbeit dienen.
Der Film “Let’s talk Trash” mit dem Streetartkünstler Bordalo II, zeigt die Brisanz des Themas Umweltverschmutzung und die damit verbundene Abfallproduktion bildhaft und konsumentennah auf. Bordalo II weist mit seiner Kunst auf die rasante Zerstörung von Tier und Umwelt hin, indem er Bilder der Opfer kreiert, aus dem Material das sie tötet. Sein Umgang mit Graffiti und Kunst am Bau ist ein gutes Exempel, um die Jugendlichen für die heutige Abfallverursachung zu sensibilisieren und diese Thematik zu thematisieren, zu diskutieren und zu reflektieren.
LERNZIELE & BEURTEILUNGSKRITERIEN
Folgende Punkte untersuchte und erarbeite ich mit den SuS in dieser Unterrichtseinheit:
Aktivierung Tastsinn, Plastische Formerfassung und dessen Wiedergabe, Form und Struktur umschreiben können, Reflexion über Konsumverhalten und der Umgang mit Wegwerfmaterialien, Farbanalyse eines Bildes, Erarbeitung Farbpalette, Farbflächen Einteilung, Plastische Collage
ABLAUF
1. Doppellektion – Fühlendes Sehen / Modellieren
In der ersten Doppellektion stellte ich mich kurz vor und liess die SuS auf A5 Papiere etwas über sich Zeichnen. Thema: Hobby, Lieblingsessen etc. Mit dieser Zeichnung stellten sich die SuS ebenfalls kurz vor.
Als Einstieg die folgenden 8 Wochen Unterricht mit den SuS entschied mich, eine Übung durchzuführen, die ich nun fühlendes Sehen nenne, denn es gibt keinen offiziellen Begriff für diese Methode. Dabei werden Gegenstände mit verbundenen Augen ertastet, beschrieben und erraten. Die aktuelle Arbeit der SuS, eine Zeichnung von einem Traumstrand, diente mir als Ausgangslage, um mit dem Unterricht zu starten. Nachdem ich den SuS eine Augenbinde verteilt hatte, bat ich sie, meinen Instruktionen zu folgen und den Gegenstand, den ich während der Instruktion vor sie auf den Tisch legen würde, vorerst nicht anzufassen. So begleitete ich die SuS auf eine imaginäre Reise an den Strand, den die SuS gezeichnet hatten. Während dem imaginären Spaziergang am Strand trafen die SuS im tropisch warmen Sand auf einen Gegenstand, der überhaupt nicht in das Idyll passte. Es war der Gegenstand, den ich vor ihnen auf den Tisch gelegt hatte und den sie nun ertasten durften. Bei den Gegenständen handelte es sich um Plastikabfall, den ich vor einigen Jahren an diversen Stränden in Mexiko gesammelt hatte. Die SuS mussten erraten, woraus der Gegenstand bestand und worum es sich handelte und ihre Vermutung ihren Tischnachbar:innen erläutern. Im nächsten Schritt durften die SuS den Gegenstand betrachten und in dem darauffolgenden mussten sie ihn mit verbunden Augen aus Knetmasse nachbauen. Anschliessend tauschten wir uns im Plenum über die gemachte Erfahrung aus.
Diskussion: Was finden wir am Strand? Reflexion zu Konsum. Was konsumieren wir?
Als Abschluss der ersten Doppellektion, zeigte ich den SuS einen kurzen Ausschnitt aus dem Film Bordalo II, in welchem die Arbeitsweise und – Haltung Bordalos veranschaulicht wird.
2. Doppellektion – Farbpalette aus Abfall
Der Unterricht begann mit einer Besammlung am Tisch auf welchem Abfall in etlichen Farben ausgelegt war. Wir starteten mit einem kurzen Rückblick zum Film den wir in der Vorwoche geschaut hatten. Was blieb in Erinnerung? Was war spannend? Im Anschluss wählten die SuS ein Unterwassertier aus mit welchem sie arbeiten möchten. Ich hatte ihnen eine Auswahl ausgedruckt. Aus diesem Bild galt es nun aus dem bereitgestellten Abfall eine Farbpalette zu bestimmen.
3. Doppellektion – Arbeit mit Kohle – und Transparentpapier
In nächsten Schritt sollten die SuS ihr Bild Abpausen und mit Hilfe von Kohlepapier auf ein Hintergrundpapier ihrer Wahl übertragen. Dann galt des das Transparentpapier mit Farbstiften zu Kolorieren und ich grobe Farbflächen zu unterteilen. Dies als Vorbereitung für die Arbeit mit dem Abfall.
4. Doppellektion – Sammeln des Abfalls
Im nächsten Schritt erarbeiteten die Sus eine erste Farbschicht des Tieres. Dabei mussten sie darauf achten, dass die unterste Schicht flach ausgearbeitet wird und erst in einem weiteren Schritt und mit weiteren Farben das Dreidimensionale aufgebaut wird. Die Hausaufgabe in dieser Lektion war, dass sie für die nächste Stunde eigenen Abfall mitbringen mussten, welcher farblich in ihr Bild passte.
5. und 6. Doppellektion – Beginn und Erarbeitung des Gemeinschaftsbildes Makrele
Die Idee war es ein kooperatives Bild im Grossformat anzufertigen um einen Wechsel in der Sozialform in den Unterricht zu integrieren und sich im Grossformat zu erproben. Ich teilte die SuS in Arbeitsgruppen ein, in welchen sie gemeinsam die grosse Makrele nachzeichneten und mit Müll umsetzten, welche per Hellraumprojektor an die hintere Schulzimmerwand projiziert wurde.
7. Doppellektion – Gemeinschaftsbild und Einzelarbeit
Weiterarbeit an der Einzelarbeit und am Gemeinschaftsbild
8. Doppellektion – Ausstellung und Reflexion
In der letzten Stunde schlossen wir die Einzel- und Gemeinschaftsarbeiten an und sichteten die Ergebnisse. Leider reichte die Zeit nur noch für eine kurze Feedbackrunde zu den entstandenen Arbeiten und zum Unterricht.
Reflexion
Ich denke, dass ich die SuS mit der Einstiegsübung “Fühlendes Sehen” packen und ihr Interesse wecken konnte. Denn meine Befürchtung, dass die SuS eventuell nicht zu begeistern sein könnten, weil sie müde vom Tag sind, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, die SuS waren immer interessiert und arbeiteten sehr gut mit. Auf meine Rückfrage wie das Arbeiten mit dem Material Müll empfunden wurde, kamen diverse Rückmeldungen unter anderem auch, dass das Anfassen von Müll als eklig empfunden wurde. Nichtsdestotrotz erarbeiten alle SuS eine eigene Version ihres Tieres und arbeiteten fleissig am Gemeinschaftsbild mit. Leider konnte das Gemeinschaftsbild aus zeitlichen Gründen nicht fertiggestellt werden. Was ich künftig unbedingt in der jeder Unterrichtsstunde formulieren muss, sind die Ziele der jeweiligen Einheit. Die Arbeit mit dieser Klasse und meiner Praktikumsbetreuerin hat mir grosse Freude bereitet und ich konnte wertvolle Erfahrungen sammeln in den Bereichen Planung, Vermittlung und Konzeption einer Unterrichtseinheit.