Eine spielerische Auseinandersetzung mit performativer Kunst und dem Körper als Werkzeug. Wir vertiefen die Wahrnehmung für Rhythmus, den Körper im Raum und die Beziehung zu den Betrachtenden. Performative Arbeiten werden fotografisch festgehalten, im Plenum reflektiert und spielerisch mit Titeln benennt, Postkarten werden verschickt.
Schüler*innen des Schwerpunkt BG im zweiten Obergymnasium der Kantonsschule Menzingen (ZG), setzen sich während eines Monats fünf Lektionen die Woche erstmals, spielerisch mit performativer Kunst und dem Körper als Werkzeug auseinander. Wir vertieften die Wahrnehmung für, Rhythmus, den Körper im Raum, die Beziehung zu den Betrachtenden. Januar 2020.
INHALT: SACH- UND BEGRÜNDUNGSANALYSE
Klassische Kunstrichtungen wie Malerei, Fotografie, Skulpturen und Installationen sind den meisten S. ein Begriff sie haben innere Bilder. Was aber ist performative Kunst wie und wann kam sie auf, wo steht sie heute?
In der Praxis vertiefen sich die S. im Thema Performance. Aufbauend und herantastend werden verschiedene, auflockernde Übungen (Versuchsreihen) initiiert und durchgeführt, um den S. neue und unbekannte Körper,- Raumerfahrungen zu ermöglichen. Wir zeigen Erarbeitetes aus den Versuchsreihen im Aktionsviereck (ein Viereck in der Mitte des Schulzimmers mit Klebeband am Boden markiert). Die S. beschäftigen sich mit der Beziehung von Performer*in und Betrachtenden und der Achtsamkeit für Zeit und Rhythmus während dem Zeigen.
Ängste sich selbst und direkt vor Mitschüler*innen zu zeigen sollen abgebaut werden und durch eine professionelle und genau Betrachtung der Mitschüler*innen im Aktionsviereck ersetzt werden. Früh wird auch der Unterschied von Theater und Performance thematisiert um «Vorspielen» zu vermeiden.
Neben der eigenen körperlichen Erfahrung lernen die S. verschiedene performative Werke kennen und lernen diese mit Hilfe verschiedener Merkmale in Machart oder Inhalt oder Formalität einander gegenübergestellt zu betrachten. Sie kennen Bedingungen einer Performance und beschäftigen sich mit Definitionen der Begriffe Performance, Aktion Kunst, Fluxus und Happening.
Die S. werden sich bewusst wie weit das Feld der Gegenwartskunst abgesteckt ist und sollen auch einen Bezug zur eigenen Lebenswelt machen.
ABLAUF
«Performative Kunst » woran denkt ihr? Begriffsammlung. Es folgt ein Vorstellungspiel im Aktionsviereck. Der Körper wird ins Zentrum gerückt, das Aktionsviereck als Ort der Ergebnissicherung etabliert. Danach beginnt die erste Versuchsreihe in Gruppen mit Ausführen einer «one minute sculpture» nach Anleitungen von Wurm. Danach erarbeiten sie eine eigene «one minute sculpture» die wird im Aktionsviereck gezeigt. Grundgerüst sind Versuchsreihen, dazwischen Kontextualisierungen und Inputs.
- Versuchsreihe I Wurm erstes, spielerisches Eintauchen.
- Kontext: E. Wurm, sein Skulpturenbegriff verglichen mit David von Michelangelo. Unterscheidung vom Theater. M. Abramovic «Rhytm 0». Begriffsklärung Performance, Aktion Kunst, Fluxus und Happening.
- Versuchsreihe II Körper in Landschaften und Architektur einfügen, diese Performances werden vertieft, die Qualität wird in einer zweiten Erarbeitung verbessert und mit einer Lernprozesssteuerung bewertet.
- Kontext: W. Dorner mit «Bodies in Urban Spaces» Video; Biel. 2014 V. Export: Körperlandschaften/ L. Binyuan: „State of the Beijing“/ A. Mendiata: „Grass on Women”
- Die Postkartenaktion: Sujet, die fotografische Dokumentation von Körper in Landschaft/ Architektur. Foto vorne und Werktitel hinten dazu Gruß an eine*n Mitschüler*in. «Titel und Werk» Beziehung wird durch Kontextualisierung vertieft.
- Versuchsreihe III Transformation; Körpererweiterung- Einschränkung mit verschiedenen Materialien.
- Kontext; «LucyandBart» versch. Fotografien, R. Horn, mit «White Body Fan»/ «Finger Gloves»
Versuchsreihe II und III werden fotografisch festgehalten und von den S. und der LP. zwischendurch betrachtet und diskutiert.
BEURTEILUNG
Eine erarbeitete Performance wird in Qualität, Rhythmus, Beziehung zu den Betrachtenden gesteigert. Kriterien sind Gruppenspezifisch. bspw.:
- Der Werktitel ist mitgedacht und inhaltlich verbunden.
- Keine Wiederholung, sondern eine Variante.
- Anfang und Ende wurden bestimmt signalisiert.
- Verbindung zwischen Teilen der Performance klar gestalten.
REFLEXION
Meine Sicht. Eine herausfordernde und aktuelle Thematik. Die S. starteten sehr motiviert aber auch skeptisch. In einer Phase in welcher Körperlichkeit herausfordernd ist wurden sie mit ihrem Körper konfrontiert und brauchten Zeit um einzutauchen. Diese Klasse ist für Schwerpunkt BG formiert und die S. stammen aus 6 verschiedenen Klassen und kennen sich dürftig. Das war spürbar. Mitte Praktikum staunte ich wie schnell sie die Inhalte aufgenommen hatten. Zum Schluss im Transformationsprojekt berührten wir ein neues Feld der performativen Kunst. Einige S. währen lieber bei der Auseinandersetzung geblieben in welcher sie sich schon zurecht fanden. Ich habe mir viele Inhalte vorgenommen und weniger hätte mehr sein können! Das Thema könnte durch die Skulptur eingeführt werden und über ein halbes Jahr mit bspw. Vertiefungen in Dokumentation mit Foto oder Video, einer Installation dieses Materials geführt werden.
Aus Sicht der S. durch Rückmeldefragebogen. Die S. beschrieben das Thema als sehr spannend, aber nicht so ihr Ding! Sie fühlten sich zu arg voran getrieben. Das Schulzimmer für Versuchsreihe II zu verlassen wurde gelobt. Die Postkartenaktion war ein Höhepunkt, ihre Performance und der Inhalt des BG`s wurde teils in Familien besprochen.