Was sind Tonwerte? Was ist Kontrast? Wie lassen sich Tonwerte zeichnen?
In der Projektwoche üben sich die SuS im Umgang mit verschiedenen (bereits bekannten und neuen) Zeichenmaterialien und Techniken (Schraffieren) zur Wiedergabe verschiedener Texturen und Strukturen in Tonwerten
Inhalt
a. Sachanalyse
Lernziele aus dem Lehrplan 21:
Materialien und Werkzeuge:
Die SuS können weiche und harte Bleistifte, wasserfeste Kreiden, […] und Kohle erproben und einsetzen.
Prozesse und Produkte:
Die SuS können regelmässig und unregelmässig schraffieren […]
Die SuS können parallel, kreuz und quer schraffieren und ihren Duktus zeichnerisch und malerisch variieren (z.B. Pinselführung, Druckstärke, Geste).
Bildnerische Grundelemente:
Die SuS können Anordnungen von Punkten und Linien gezielt für eine lineare, flächige und räumliche Wirkung einsetzen.
Die SuS können Anordnungen von Punkten und Linien gezielt für eine lineare, flächige und räumliche Wirkung einsetzen
Die SuS können mithilfe von Strukturen eine differenzierte Oberflächenwirkung im Bild und am Objekt erzeugen und gezielt einsetzen (z.B. glänzend, schuppig, gerillt, zerknittert)
Auseinandersetzung mit dem Lehrplan:
Auf dem Niveau B bin ich bisher zwei Ausprägungen begegnet: Entweder sind die SuS zeichnerisch sehr begabt, oder sie haben Mühe, Aufträge zu verstehen bzw. anzunehmen und zu abstrahieren. Oft zeigen Zweitere auch einen eher unbeholfenen Umgang mit den Zeichenmedien.
Das Praktikum wurde daher so aufgegleist, das vor allem eine Auseinandersetzung mit dem (Zeichen-)Material stattfindet. Dabei wurden den SuS ebenfalls verschiedene Möglichkeiten der inhaltlichen Vertiefung und Auseinandersetzung geboten für jene, denen das Abstrahieren und die Materialien keine Mühe bereiteten.
So haben wir uns auf inhaltlicher Ebene mit hartem und weichem Licht, mit verschiedenen Oberflächenbeschaffenheiten, mit der Technik der Frottage (mit möglichen weiterführenden Beispielen von Max Ernst) auseinandergesetzt, wie auch unsere Augen geschult mit einem Besuch im Zoo.
b. Bedingungsanalyse:
Das Praktikum wurde mit einer ersten Klasse Sekundarstufe B (18 SuS) durchgeführt.
Fachlich:
Die SuS arbeiten gerade an einem Selbstportrait, bei dem sie Tonwerte durch Schrift (Wörter die auf sie zutreffen) generieren. Sie unterscheiden zwischen Weiss/Grau/Schwarz. Arbeitsmaterial ist ein Fineliner.
Die SuS sind tendenziell eher langsam unterwegs im Verständnis. Beispiele sollten sehr präzise sein, nicht zu viele Zusatzinformationen, sondern den Fokus auf dem Wesentlichen.
Personal / Sozial:
Die Hälfte der Klasse arbeitet ruhig. Die andere Hälfte ist laut und unkonzentriert. Gewisse Kombinationen sind unproduktiv, vor allem im Aussenraum.
Die SuS brauchen eine lange Anlaufzeit, bis sie konzentriert arbeiten. Daher sind Pausen weniger als Fixpunkt zu betrachten, sondern da zu setzen, wenn die Konzentration nachlässt.
c. Begründungsanalysen
Gegenwartsbedeutung:
Der Inhalt knüpft an ein Thema an, mit dem sich die SuS gerade auseinandersetzen und vertieft das aktuelle Thema.
Zukunftsbedeutung:
Die SuS schulen ihre Feinmotorik und erweitern die Palette der ihnen zu Verfügung stehenden Werkzeuge.
Die SuS kennen den richtigen Umgang mit Zeichenmaterial und die Auseinandersetzung mit der Umgebung.
Exemplarische Bedeutung:
Das Wissen um Tonwerte vereinfacht es den SuS grundsätzlich, Objekte und Situationen schneller zu erfassen und umzusetzen.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Die SuS beherrschen den Umgang mit den verschiedenen Medien und Techniken:
- Die SuS wenden je nach Zeichenmedium die richtige Druckstärke an.
- Die SuS können zwischen Druckstärke und Schraffur differenzieren.
Die SuS können zeichnerisch wiedergeben, was sie beobachten:
- Die SuS können Tonwerte über Schraffuren generieren.
- Die SuS suchen die Auseinandersetzung mit der ihnen vorliegenden Textur.
- Die SuS wenden zur Erstellung von Texturen die richtige Schraffur an.
Ablauf
Das Programm war so aufgebaut, dass sich die SuS das vermittelte Wissen über Übungen in Tranchen aneignen und am Ende der Woche das kumulierte Wissen zur Anwendung bringen konnten. Zu jedem Tag gab es am Anfang eine kurze Übung, die die SuS abholen sollte und sie auf den kommenden Input vorbereiten sollte.
Montag: Tonwertverlauf und Druck (üben)
Die Klasse arbeitet im normalen BG-Unterricht gerade an einem Selbstportrait, bei welchem sie über die Schrift dunkle und helle Flächen erzeugen (sie unterscheiden zwischen Hell, Grau und Dunkel). Das war der Anknüpfungspunkt, um in das Thema Tonwerte einzusteigen.
Als Einstieg ins Thema präsentierte ich den SuS Gläser mit Wasser, zu denen in Verschiedenen Mengenverhältnissen Gouachefarbe hinzugefügt wurde. Es sollte den SuS die Mischverhältnisse der Tonwerte veranschaulichen (100%, 0% und Zwischenwerte).
Mit Kohle, Neocolor und Bleistift, haben die SuS Tonwertverläufe erzeugt. Für die meisten war dies der erste Kontakt mit Kohle als Zeichenmedium. Die Anforderung dieser Übung war, mit leichtem Druck den Tonwertverlauf entstehen zu lassen, was den SuS Geduld und Feingefühl abverlangte.
Dienstag: Schraffuren und Kontraste (üben)
Am Dienstagmorgen haben wir angeschaut, wie man Tonwerte durch Schraffuren erzeugen kann und was für Schraffuren es gibt.
Beispiele für Schraffuren Beispiel Paralellschraffur Beispiel Kreuzschraffur
Am Nachmittag folgte eine erste Übung hin zum Räumlichen. Anhand einer Aubergine haben wir uns den Einfluss von weichen, bzw. hartem Licht veranschaulicht und gleich versucht, am konkreten Beispiel auszuprobieren.
Mittwoch: Frottage (sammeln und anwenden)
Um ein Repertoire an Texturen aufzubauen, haben die SuS Frottagen gesammelt. Auch hier mussten sie die Druckstärke kontrollieren
Beispiele für Frottagen Ausblick zu Max Ernst, was sich aus Frottagen entwickeln lässt.
Nachdem das Gesammelte besprochen wurde und eine Auswahl getroffen wurde, haben die SuS die Frottagen zeichnerisch umgesetzt, mit den passenden Schraffuren und entsprechendem Druck.
Donnerstag: Zoobesuch (sammeln)
Da die bisherige Woche den SuS einiges an Konzentration und Geduld abverlangte, wurde das Programm vom Donnerstag angepasst. Statt direkt vor Ort verschiedene Tierfelle und Gefieder zu zeichnen, hatten die SuS die Aufgabe, möglichst viele Gefieder und Felle fotografisch und in guter Qualität festzuhalten.
Freitag: Anwenden und Differenzieren des Geübten (anwenden)
Die SuS haben zu Beginn wiederum eine Auswahl ihrer Fotografien getroffen und die Tiere recherchiert. Sie haben sich für ein Foto entschieden, welches sie mit Bleistift zeichneten. Ziel war, auf möglichst alles in dieser Woche Geübte zugreifen zu können und es anzuwenden.
Reflexion
Besonderheiten: siehe Bedingungsanalyse
Gelungen:
- Die Rhythmisierung und der Aufbau von Inputphasen, Arbeitsphasen und individueller Betreuung, denke ich, ist mir gelungen.
- Ich konnte jeweils gut auf die Arbeitsleistung des Vortages eingehen und das Programm von Tag zu Tag anpassen.
- Auch die Vermittlung von Tonwerten, denke ich, ist gut gelungen, da den SuS das Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten präsentiert wurde und vor allem im individuellen Austausch genau hingeschaut wurde.
- Der Stufe angepasst, gab es am Vortag jeweils eine Vorschau und kurze Übungen, damit sich die SuS auf den Folgetag einstimmen konnten und bereits eine Vorstellung hatten, was sie erwartet bzw. was von ihnen verlangt wird.
- Einige SuS waren sehr schnell mit ihren Resultaten zufrieden. Einige waren nur denkfaul, andere gaben sich durch Unsicherheiten schnell zufrieden. Im individuellen Austausch konnten sie sich jeweils selbst aufzeigen, wo noch Verbesserungspotential vorhanden ist.
Verbsserungsfähig:
- Herunterbrechen und «gemeinsames Üben» (vormachen, mitmachen, nachmachen)
- Wie in der Bedingungsanalyse geklärt, brauchen SuS auf dieser Stufe relativ lange, um sich ein Thema anzueignen. Sie sind sich zudem auch sehr unsicher und es fällt ihnen schwer auszuprobieren (Sie wollen keine Fehler machen und greifen auf alte Muster zurück, sprich lineares Darstellen). Bei dem Thema Tonwerte, was für die SuS in diesem Alter doch eher abstrakt ist, wäre es von Vorteil gewesen, die Beispiele mehr vorzumachen und gemeinsam durchzuexerzieren. Dies hätte den SuS die Unsicherheit genommen und die Anforderungen klarer gemacht.
- Das Programm war zeitlich sehr ehrgeizig und «anstrengend» für die Stufe. Man hätte es noch mehr herunterbrechen können und gewisse Aspekte weglassen können (zB nur mit Druck arbeiten oder nur Schraffuren). Einigen SuS fiel es Ende der Woche schwer, zwischen Druck und Schraffur zu differenzieren, bzw. beides anzuwenden. Man könnte sich auf einen Aspekt konzentrieren.
- Am Anfang der Woche beharrte ich nicht sonderlich auf Qualität, da sich die SuS die Techniken und Materialien zuerst aneignen mussten. Daran hatten sich die SuS schnell gewöhnt, sodass sie sich auch im späteren Teil der Woche mit geringer Qualität schnell zufrieden gegeben haben (Im Sinne von Aufgaben abarbeiten, statt qualitativem Arbeiten).
Potential:
Ziel des Praktikum war es, dass sich die SuS einen Grundstein legen konnten im Umgang und der Anwendung des Zeichenmaterials, mit welchem sie in ihrer Schulzeit zu tun haben werden. Auch wenn sie nach der Projektwoche teils noch nicht alles verinnerlicht oder genug geübt haben, so haben sie nun einen Anknüpfungspunkt zum Thema und Material.
mögliche Folgeprojekte:
Tonwerte mit Aquarell, Frottage, Weiterentwicklungen zum Thema Tiere