Freie Projekte im Freifach Technisches Gestalten an der Sekundarschule
Abstract
Was willst du bauen? Hamsterrad, Katana, Schminkspiegel, Laptopmöbel oder Gartenlampe. Dieser Bericht handelt von der Realisation von eigenen Projektideen im Technischen Gestalten an einer Sekundarschule.
Sachanalyse
Seit August 2021 unterrichte ich an der Sekundarschule Luberzen in Dietikon ZH zwei Doppellektionen Technisches Gestalten mit zwei Klassen, à je acht Schüler*innen. Das Technische Gestalten wird im Kanton Zürich in der 1. Sek nur als Freifach angeboten. Die Schüler*innen besuchen es also komplett freiwillig. Die zwei Klassen, die ich unterrichten kann, sind zusammengewürfelt aus insgesamt sechs ersten Klassen der Stufen A, B und C. Das bedeutet, dass das individuelle Vorwissen grosse Unterschiede aufweist. Deshalb führte ich die Schüler*innen zu Beginn des Schuljahres mit dem Bau eines Smartphone-Halters in die Werkstatt, ihre Maschinen sowie Werkzeuge ein. Sobald dieser fertig gebaut wurde, konnten die Schüler*innen ihren eigenen Projekt- und Designideen nachgehen und ich als Lehrperson war unterstützend beim Design-, Planungs- und Bauprozess dabei.
Begründungsanalyse
Für fast alle Schüler*innen war es das erste Mal, dass sie mit grösseren Maschinen wie Decoupiersägen, Schleifmaschinen oder Akkubohrer arbeiten konnten. Ebenfalls konnten die Schüler*innen bis jetzt kaum Erfahrungen sammeln eigene Projekt- oder Designideen eigenständig umzusetzen. Von mir als Lehrperson verlangte das, dass die Schüler*innen einerseits ausreichend in die technischen und handwerklichen Grundlagen in der Holzverarbeitung eingeführt wurden, andererseits, dass sie eine eigene Idee in ein wirkliches Produkt umsetzen konnten. Dazu gehörte unter Anderem das Skizzieren, das Design, die Materialbestellung und das Bauen der Idee. Die Ziele dieses Freifachs waren, dass die Schüler*innen im Nachhinein die technischen und handwerklichen Tätigkeiten in einer Holzwerkstatt gut anwenden können sowie erste Erfahrungen in der Realisation von eigenen Projektideen sammeln können.
Lernziele
- Du kennst alle Maschinen und Werkzeuge in der Werkstatt und weisst wie man sie richtig bedient und geeignet anwendet.
- Du weisst wie ein Design-, Planungs- und Bauprozess aussehen kann und kannst das für deine eigene Projektidee anwenden.
- Du kannst aus deiner Idee ein Produkt erstellen.
- Du kannst ein Arbeitsjournal und Skizzenheft führen und diese für deinen Prozess zu Nutzen machen.
Beurteilungskriterien für das freie Projekt
- Dein Arbeitsjournal ist vollständig und nachvollziehbar geführt. Es enthält wichtige Gedanken und Skizzen zu deinem eigenen Projekt.
- Du hast deine Idee eigenständig designt und geplant.
- Du hast selbstständig und lösungsorientiert gearbeitet.
- Das Endprodukt ist sorgfältig verarbeitet worden. (Schleifen, Sägen, Bohren, usw.)
Ablauf
Zu Beginn des Schuljahres wurden die Schüler*innen in die Holzwerkstatt mit ihren Maschinen und Werkzeugen eingeführt, um alle auf einen ähnlichen technischen und handwerklichen Stand zu bringen. Dafür habe ich mit allen, mithilfe eines Bauplans mit Schritt-für-Schritt Anleitung, einen Smartphone-Halter gebaut. Der Bauprozess war eher simpel und schnell. Die Schüler*innen mussten dafür sägen, bohren, schleifen und eine Holzverbindung herstellen. Somit kamen sie bereits anfangs mit verschiedenen Maschinen und Werkzeugen in Kontakt.
Sobald der Smartphone-Halter fertig produziert war, wurde der Fokus auf die eigene Projektentwicklung gelegt. Dafür besprachen wir bereits vorhandene Designobjekte und deren Planung. Schlussendlich konnten sie, anhand einer leeren Vorlage (siehe Abbildung unten), ihre eigene Idee skizzieren, planen und die Materialbestellung tätigen. Mit der leeren Vorlage wurde ebenfalls das Arbeitsjournal vorgestellt. Dieses dient den Schüler*innen als Hilfsmittel für die Durchführung des eigenen Projektes. Es kann Gedanken, Skizzen, Notizen und Abmessungen zum Bauprozess enthalten sowie mindestens drei Arbeitsberichte, die während der Projektbearbeitung geschrieben werden sollen. Die Arbeitsberichte umfassen das Beantworten von fünf Fragen. Was habe ich heute gemacht? Was ist mir gelungen? Wo hatte ich Schwierigkeiten? Wie konnte ich diese lösen? Was mache ich das nächste Mal?
Das Freifach Technisches Gestalten ist beim Schreiben dieses Berichts noch nicht abgeschlossen. Es wird noch bis am 12. Januar 2022 andauern. Jedoch haben bereits einige Schüler*innen ihre ersten Projekte realisieren können und beginnen nun mit einer zweiten Idee. Unten sind einige Bilder von bereits fertigen Projekten abgebildet.
Reflexion
Das Unterrichten im Technischen Gestalten im Schulhaus Luberzen in Dietikon ZH ist meine erste Anstellung als Lehrperson. Im Vorfeld hatte ich viel Respekt davor das erste Mal alleine für eine längere Zeit mit einer Schulklasse zu arbeiten. Diese Angst hat sich jedoch schnell gelegt und ich habe momentan das Gefühl, die Position als Lehrperson gut zu überblicken. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Schüler*innen der beiden Klassen sehr begeisterungsfähig, motiviert und interessiert sind. Sie haben sehr gute eigene Ideen und setzen diese ziemlich selbstständig um. Das Raum- und Arbeitsklima ist meistens sehr konzentriert. Ebenfalls unterstützen sich die Schüler*innen gegenseitig, wenn mal was nicht klappt oder vier Hände benötigt werden.
Als im Prozess unterstützende Lehrperson fällt es mir manchmal schwierig mich genügend weit aus dem individuellen Arbeitsprozess der Schüler*innen herauszunehmen. Das hat zur Folge, dass sie in Situationen, in denen sie nicht mehr weiter wissen, mich um Hilfe bitten, anstatt selber eine geeignete Lösung für ihr Problem zu finden oder eine Mitschüler*in um Rat zu fragen. Ebenfalls fällt es mir manchmal schwierig den Überblick zu behalten, wer wie weit im eigenen Prozess ist. Somit gehen manchmal Schüler*innen, die entweder sehr selbstständig arbeiten oder sich weniger trauen zu fragen etwas unter. Beide dieser persönlichen Anliegen möchte ich im weiteren Verlauf dieser Anstellung im Schulhaus Luberzen versuchen zu lösen.