Abstract – In dieser Unterrichtseinheit schulen die Schülerinnen und Schüler ihr abstraktes Denkvermögen und formen dreidimensionale Tierplastiken aus Metall.
Sach- und Begründungsanalyse – In Vorbereitung auf mein zweites Praktikum habe ich sämtliche im Unterricht erteilten Aufträge eigens durchgeführt, um die Risiken zu kennen, mögliche Schwierigkeiten zu erahnen, Problemlösungen zu finden und Erfahrungen im Umgang mit Material und Werkzeug zu sammeln. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse konnte ich die einzuplanenden Lektionen besser abschätzen.
Bei meiner Hospitation habe ich die SuS der 4. Schwerpunktfachklasse gebeten, in den Wochen vor meinem Praktikum Kühe (Vieh) und andere Tiere zu skizzieren. Durch ein regelmässiges Tierstudium lernen sie Form und Eigenheiten der Tiere besser kennen und entwickeln ihre Beobachtungsgabe weiter.
Als Einstiegsaufgabe formen die SuS eine Kuh aus geschwärztem Draht und orientieren sich dabei an ihren Naturstudien. Zu deren erfolgreichen Bewältigung legen die SuS realistischen, akkurates und regeltreues Arbeiten beiseite; reduzieren und vereinfachen, experimentieren und verwerfen. Dieses gestalterische Problem erfordert von den Lernenden Mut zum Verzicht, denn die Abstraktion ist das Weglassen, das Vereinfachen, die Reduktion auf das Wesentliche.
Für die Hauptaufgabe entscheiden sich die SuS für ein Tier, das sie in einer abstrakten Umsetzung realisieren wollen. Dazu recherchieren sie nach typischen Merkmalen und Besonderheiten ihres Wahltiers und entwerfen Varianten einer dreidimensionalen Umsetzung. Die Planung zwingt sie, mögliche Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen und Problemlösestrategien zu entwickeln.
In der Metallwerkstatt erweitern die SuS ihre handwerklichen Kompetenzen in der Materialbearbeitung und lernen, gestalterische und technische Probleme selbstständig zu lösen.
Lernziele und Beurteilungskriterien – Diese Unterrichtseinheit wurde mit einer 4. Schwerpunkfachklasse an der Kantonsschule Alpenquai Luzern durchgeführt.
Lehrplan Langzeitgymnasium: Bildnerisches Gestalten, Kantonsschule Alpenquai Luzern
» Bildnerische Kompetenz in Theorie und Praxis erweitern (Grobziel)
» Plastisches Gestalten in verschiedenen Materialien wie Holz, Metall und Beton (Lerninhalt)
Richtziele: Die Schülerinnen und Schüler
» kennen Grundlagen der bildnerischen und räumlichen Gestaltung,
» kennen Grundlagen der Bildsprache. (Grundkenntnisse)
» können differenziert wahrnehmen und beobachten,
» gehen differenziert mit Linie, Farbe, Form und Raum um. (Grundfertigkeiten)
» ergründen und entfalten eigene kreative Möglichkeiten,
» verstehen eigene und fremde gestalterische Lösungen und beurteilen sie kritisch. (Grundhaltungen)
Grobziele: Die Schülerinnen und Schüler
» beweisen Mut zur Reduktion und Vereinfachung,
» schulen ihr abstraktes Denkvermögen,
» vertiefen den Umgang mit Material und Werkzeug,
» lösen technische und gestalterische Probleme selbstständig,
» entwickeln einen kritischen Blick und nehmen Stellung zu ihrer Arbeit,
» reflektieren die eigene Arbeit und analysieren das Schaffen anderer.
Beurteilungskriterien:
» Idee und Wirkung (Eigenständigkeit und Gesamtbild)
» Volumen (Dreidimensionalität) und Bewegung (Dynamik)
» Raffiniertheit der Abstraktion
» handwerkliche Qualität
Aufbau – Die Unterrichtsplanung ist für vier Halbtage konzipiert.
Lektionen 1-4: Die SuS bringen ihre Viehskizzen mit in den Unterricht und formen eine dreidimensionale, abstrakte Umsetzung aus Wickeldraht; die Drahtkuh.
Inspiriert durch einen kunstgeschichtlichen Input zur Bildhauerei und Abstraktion mittels Skulpturen und Plastiken von Constantin Brancusi und Richard Serra, recherchieren und skizzieren die SuS in Vorbereitung auf die Hauptaufgabe die abstrahierte Gestalt ihres Wahltiers; die Tierplastik.
Lektionen 5-12: Nach einer sprachlich und handwerklich präzisen Einführung in Material und Werkzeug führen die SuS in der Metallwerkstatt ihren Entwurf plastisch aus. Sie experimentieren mit dem Material und testen verschiedene Bearbeitungs- und Verbindungsmöglichkeiten. Die SuS werden mit gestalterischen und verarbeitungstechnischen Problemstellungen konfrontiert und erhalten die Zeit und individuelle Unterstützung, verschiedene Lösungswege auszuprobieren.
Lektionen 13-16: Die SuS verpassen ihrer Tierplastik den letzten Schliff. Wer die Arbeit frühzeitig beendet, erhält den weiterführenden Auftrag, im Schulgebäude und auf dem Schulareal nach natürlichen oder konstruierten Podesten zu suchen und sie der Inszenierung der Tierplastik dienlich zu machen.
Abschliessend präsentieren die Lernenden ihre Werke, teilen Erfahrungsberichte und analysieren das Schaffen ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen kritisch.
Reflexion – Meine akribische Unterrichtsvorbereitung gibt mir Struktur, Selbstvertrauen und Gelassenheit. Aufgrund der Maskenpflicht im Schulunterricht fehlte jedoch das unmittelbare Feedback der Lernenden. Haben die SuS verstanden? Findet mein Unterricht Gefallen? Sind die SuS motiviert? Das Wegfallen der Mimik war anfangs sehr irritierend. Durch die rege Teilnahme am Theorieunterricht und die engagierte und selbstständige Arbeit in der Werkstatt legte sich meine Unsicherheit rasch.
Der Unterricht in der Metallwerkstatt war intensiv, herausfordernd und zufriedenstellend. Für ein lernförderliches Arbeitsklima war ich gewillt, den Überblick zu wahren und niemanden zu vernachlässigen. Die präzise Einführung in Material und Werkzeug und die vorgängige Vertiefung meiner Kompetenzen in der Metallbearbeitung waren Bedingung für zielführende Hilfestellungen und individuelle Förderung.
Die Zusammenarbeit mit meinem Praxislehrer Duri Paulin schätze ich sehr. Er war sehr bemüht, wohlwollend und kompetent. Aus seiner langjährigen Erfahrung schöpfte er in den konstruktiven Nachbesprechungen, sodass ich meine Planung fortlaufend präzisieren und verbessern konnte.
Werde ich diese Unterrichtseinheit ein weiteres Mal durchführen, erhöhe ich die Anzahl Lektionen deutlich: Ausbau des Tierstudiums (Lernen ab dem Original; Besuch im Zoo), mehr Vorlaufzeit (Übungen im Umgang mit Metall; Bearbeitung und Verbindung), Weiterführung des Projekts (Theorie zur Sockelproblematik, Planung und Herstellung eines Sockels).