Abstract
Im Herbstsemester 2019 drufte ich ein Praktikum am Montanainstitut (Zugerberg) in einer 7. Schulstufe mit 8 SuS absolvieren. Das zu behandelnde Thema war die Einführung in die Farbenlehre durch das Malen mit Acrylfarben, wobei der Inhalt (das Entwickeln und Malen von Symbolen) an die Malerei von Aborigines angelehnt war.
Inhalt
a) Inspiriert von der Malerei der Aborigines, welche im gleichen Zeitraum im Kunsthaus Zug gezeigt wurde, sollte also durch dieses Projekt das Malen mit und Mischen von Acrylfarben vermittelt werden. Der Hauptauftrag bestand darin, auf einem grösseren Stück Leinwand am Boden zu malen. Als Motiv diente eine persönliche reale oder geträumte Erinnerung, welche anhand von Symbolen dargestellt werden sollte.
Symbole haben in der Kultur vieler Völker eine sehr tiefe Bedeutung. Auch heute wird die Symbolsprache durch Emojis immer aktueller. Die Deutung von Symbolen und die Erkenntnis, dass es Symbole mit internationaler aber auch solche mit regionaler oder fachlicher Einschränkung gibt, waren für dieses Projekt sehr wichtig, da dadurch spürbar gemacht wurde, dass Wertvorstellungen, Interpretationen und Normen sehr von der Kultur abhängig sind.
Das aussuchen einer persönlichen Erinnerung (oder eines persönlichen Interessensfeldes) hat dazu beigetragen, das Malen als mehr als eine gestalterische Technik zu verstehen. Es ging dabei darum, durch das Malen der eigenen Identität auf die Spur zu kommen.
Ähnlich wie eine Reise, hat uns daher auch dieses Projekt durch unterschiedliche geographische Räume geführt, und so wie jede Reise mit dem Nach-Hause-Kommen endet, hat auch dieses Abenteuer bei jedem Schüler/ jeder Schülerin in einer Auseinandersetzung mit sich selbst gemündet.
b) Die Malerei der Aborigines hat mit individueller sowie ethnischer/kultureller Identität zu tun. Junge Menschen in der Adoleszenz sind in einer Phase der Hinterfragung und der Suche nach der eigenen Identität, daher war dies ein sehr relevantes Thema für die SuS. So ging es im Projekt darum, sich selbst bewusster wahrzunehmen, das künstlerische Schaffen im Allgemeinen zu reflektieren und als Werkzeug zur Selbstvermittlung einzusetzen.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Bei der Beurteilung stand der Prozess im Fokus. Das Experimentieren mit Symbolen und die Findung einer funktionierenden Bildkomposition für den Hauptauftrag waren dabei zentral. Die Endnote wurde aus den Beobachtungen der LP (40%) und einem Portfoliogespräch (60%), wo die SuS über ihr Prozess reflektiert haben, zusammengesetzt. (Für die konkreten Kriterien, siehe Bild unten).
Ablauf
Zuerst wurde das Projekt durch drei einführende Einheiten aufgebaut. In der ersten Einheit haben Übungen zum Verdünnen und zum experimentellen Mischen von Farben stattgefunden. In der zweiten Einheit ging es um Sekundärfarben und die bewusste Erzeugung von Kontrasten und in der dritten Einheit haben die SuS das Malen auf kleineren Leinwandstücken ausprobiert und andere Instrumente zum Anbringen von Farbe kennengelernt (grössere und kleinere Holzstäbe und Spachtel zum gleichmässigen Verstreichen dünner Farbschichten). Während dieser Zeit haben uns die Aborigines begleitet. Zur Aktivierung der SuS wurden zu Beginn der Stunde kurze Videos oder Bilder über das Leben der Aborigines gezeigt, zudem gab es dazu eine Hausaufgabe (Fragen zu zwei ausgesuchten Texten über die Kultur und Malerei der Aborigines) und einen Ausstellungsbesuch ins Kunsthaus Zug. Dort haben sehr gute Gespräche stattgefunden über die kulturellen Unterschiede und Lebensziele zwischen «uns» und den Aborigines.
Ab da haben wir uns von den Aborigines abgewandt, und uns dem Hauptauftrag, das Malen einer gelebten oder geträumten Erinnerung zugewendet. Dabei wurde in zwei Räumen parallel gearbeitet – dem Prozess- und dem Produktionsraum. Nachdem die SuS sich ein Thema ausgesucht haben, wurden die Symbole vertieft. Dabei ist die Symbolsprache der Aborigines nochmals vorgekommen, diese wurde aber durch allerlei Symbolsysteme ergänzt (afrikanische & nordamerikanische Symbole, Alchemie-Symbolik und Sternkonstellationen etc). Während den restlichen (drei) Einheiten hatten die SuS Zeit mit gezielter Unterstützung von Seiten der LP an der eigenen Leinwand zu arbeiten.
Reflexion
Dieses Praktikum war eine wunderbare Erfahrung!
Es hat sehr gut getan, mit den SuS zusammenarbeiten zu dürfen und die Freiheit zu nutzen, Neues auszuprobieren und Experimente zu machen. Ein solches (gelungenes) Experiment, war der “Farb-Müll” – ein ca. 3m x 1.2m langes, dickes Papierstreifen, auf dem die SuS am Ende der Stunde überschüssige Farbe nach Lust und Laune anbringen und dabei neue Techniken ausprobieren/erfinden und unterschiedlichste Farb-/Kontrastwirkungen beobachten konnten (siehe Abbild unten).
Das Malen am Boden hat gut funktioniert, die Liege-/Sitzgelegenheit um die Leinwand herum hätte im Laufe des Projektes durch Matratzen und Pölster ausgebaut werden können.
Mit vier von acht SuS konnte ich mich weder auf Deutsch noch Englisch verständigen, da sie Japanisch, Chinesich und Thai geredet haben. Da war es spannend zu sehen, wie die Malerei tatsächlich auch eine Form der Kommunikation sein kann, die Kulturen trotz Sprachunterschieden überbrückt.
Schliesslich werden mir die Gespräche mit den SuS ganz besonders in Erinnerung bleiben. Denn sie waren sehr eindrücklich und überraschend gut reflektiert. Gerne hätte ich in einem weiterführenden Projekt diese Innenwelten der SuS durch Performance Art und einer Reihe kurzzeitiger Eingriffe im Raum ausserhalb (Wald, Wanderwege auf dem Zugerberg, ev. Seilbahn, etc), welche filmisch oder fotographisch dokumentiert hätten werden können, aufleben lassen.