Um die Übereckperspektive konstruieren zu lernen, entwerfen die SuS anhand von drei Schlüsslbildern einen Schauplatz für eine Filmszene oder ein Computerspiel, einen fiktiven Raum, in welchem sich ein wichtiges Objekt befindet, und sehen so hinter die Kulissen von Film und Games.
BEGRÜNDUNGS- UND SACHANALYSE
Zur Zeit werden in der Gameindustrie grossartige gestalterische Werke geschaffen. Für die dreidimensionalen, virtuellen Welten werden genauso wie für Film Storyboards, Voransichten erstellt (Concept Art). Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema erhalten die SuS einen Blick hinter die Kulissen dessen, was sie tagtäglich konsumieren, und lernen genauer hinzuschauen. Sie verstehen besser, womit sie zu tun haben, z.B. wenn ihr Blick durch die Kameraführung gelenkt wird oder wie viel Arbeit eigentlich hinter der Produktion eines Filmes oder Games steckt. Die Fünfzehnjährigen sollen zudem den Unterschied zwischen abzeichnen und konstruieren verstehen und für das Entwerfen einer eigenen, imaginären Welt nutzen lernen. Gemäss Lehrplan: Darstellung von dreidimensionalen Räumen und Objekten nach direkter Anschauung und nach eigener Vorstellung (Phantasieräume, innere Bilder, Visionen).
Zur Vorbereitung musste ich mir zuerst einmal wieder die Zentral-, Übereck- und Dreipunktperspektive vergegenwärtigen, wie auch die Konstruktion von Licht und Schatten. Ich habe verschieden gute Tutorials auf Youtube angesehen (bei diesem Thema muss man wirklich aufpassen!), eine Bildersammlung zum Begriff Übereckperspektive zusammengestellt, Bücher und Websites zu Storyboard und Game Design gesammelt. Dann habe ich Konstruktionen gezeichnet, mit Touche, Ecoline und Gouache experimentiert und Papiere für die Umsetzung verglichen.
ABLAUF
Zuerst machte ich eine Einführung zu Zentral- und Übereckperspektive am Beamer. Dann repetierten wir die Zentralperspektive, indem wir im Raum abzeichneten. Die Resultate schauten wir gemeinsam im Plenum an. Dann führte ich ihnen live am Presenter vor, wie man eine Übereckperspektive konstruiert. Infolge konstruierten sie selber eine, und wer fertig war, konnte sich eine Ecke / ein Objekt im Raum suchen, um Konstruktion und Abzeichnen zu vergleichen. Hier konnten sie auch Licht und Schatten beobachten und eine erste Umsetzung mit Pinsel und Touche machen. Auch dies zeigte ich live an einem Tisch vor. Dann gings an die Hauptaufgabe. Ich zeigte Bilder aus Storyboards, stellte die Begriffe wie Einstellungsgrössen vor. Sie skizzierten darauf drei Einstellungen (Totale, Halbtotale, Detail), eine davon durfte zentralperspektivisch sein: Es entstand eine Annäherung and ein Objekt aus verschiedenen Winkeln. Den Raum und eine Handlung konnten sie frei erfinden und mit Text Anweisungen zur Situation ergänzen. Die zeichnerische Umsetzung erfolgte mit Touche (wasserfest) auf ein festes Multimedia-Papier und wurde mit Gouache koloriert. Zum Abschluss der Arbeit erhielten sie einen Selbstbewertungsbogen, welchen ich bei der Notengebung zum Vergleich ansehen konnte. In der letzten Doppelstunde gab ich jeder/m SchülerIn ein persönliches, mündliches Feedback.
KRITERIEN• korrekte Konstruktion der Perspektive
• Gezielter Einsatz von Licht und Schatten
• lasierende Malweise und Farbstimmung in der erfundenen Welt
• Ideenreichtum für die Welt und Handlung, die darin geschehen könnte anhand der drei Schlüsselbilder und Textelemente
REFLEXION
Insgesamt kam das Projekt gut an, grundsätzlich ist es aber wichtig, die Hauptaufgabe gleich zu Beginn vorzustellen. Trockene Perspektiveübungen sind nicht sehr motivierend und die SuS haben zu wenig Zeit, sich auf die Hauptaufgabe einzustellen. Ideen sollen gären können und sinnstiftend wirken für die Vorübungen.
Es war mein zweites Praktikum und ich konnte mich neben dem Fachlichen nun auch mehr auf das Soziale konzentrieren. Ich wurde mir meiner Rolle als Lehrperson in der Gruppe richtig bewusst.
Auch sind mir verschiedene Varianten zum Transfer und zur Ergebnissicherung aufgefallen – ab wann helfe ich bei einer Konstruktion nicht mehr, sondern lasse mir die Lösung von den SuS selbst erklären, wann ist es günstiger, im Plenum Klarheit zu schaffen als im Einzelgespräch und was bewirke ich mit dem Feedback bei der Notenrückgabe. Die Selbstbewertung der SuS war interessant und gab Anhaltspunkte für die Rückmeldung. Mündlich würde ich diese eher nicht mehr machen, da man für einen konstruktiven Dialog mehr als 5 Minuten pro Schüler bräuchte. Schriftlich geht es etwas länger bei der Vorbereitung, jedoch können es die SuS in Ruhe lesen und bei Fragen auf einen zukommen. Der Fokus kann während des Unterrichts auch mehr bei der Klasse bleiben.