Fast Food, Food Waste, fleischlose Ernährung, Essstörungen. Das sind alles Unterthemen zum Thema Ernährung, die die S*S in ihrem Alltag beschäftigen. Nach Übungen zu verschiedenen Stop-Motion-Techniken setzen sich die S*S im Gruppenprojekt mit einem von diesen gewählten Unterthemen auseinander und stellen sich Fragen der eigenen Zugänglichkeit des gewählten Themas und einer dem Thema gerecht werdenden bildlichen Darstellung als Stop Motion Film.
Sach- und Begründungsanalyse
Ernährung betrifft uns alle. So einseitig das Thema auf den ersten Blick tönen mag, so vielseitig wird es, wenn wir einmal anfangen, darüber zu diskutieren. Deshalb bestand eine frühe Aufgabe darin, dass die neue Schwerpunktklasse der Atelierschule Zürich eigene Gedanken und Zugänge zum Thema Ernährung austauscht. Die S*S waren 16 Jahre alt. Nach der Aufzählung der persönlichen Lieblingsmahlzeiten wurden bald auch gesellschaftliche Phänomene wie Fast Food, Food Waste, fleischlose Ernährung und Essstörungen diskutiert. Die Schüler*innen entschieden sich dann für ein Unterthema, das sie in einem Stop Motion Film behandeln möchten. Ab der Zuteilung der Unterthemen wurde klar, wie differenziert diese in einem abbildenden Medium behandelt werden müssen. Während bei Themen wie Fast Food, von denen eine ganze Gesellschaft betroffen ist, humorvolle Werbespots möglich sind, stellen sich beim Thema Essstörung, von dem einzelne Menschen betroffen sind, Fragen der eigenen Zugänglichkeit: Inwiefern kann ein sensibles Thema aus einer Aussenperspektive in abbildenden Medien Betroffenen gerecht werden? Wie kann ich selbst einen Zugang zum Thema finden? Wie kann ich Gefühle in einem Stop Motion Film darstellen, um eine gewisse Stimmung zu erzeugen?
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziele: Die S*S diskutieren ein selbst gewähltes Unterthema zum Thema Ernährung und machen einen Aspekt der Diskussion in einem Stop Motion Film sichtbar. Die S*S wählen eine zu ihrem Thema entsprechende, adäquate Dramaturgie. Die S*S erarbeiten den Stop Motion Film in einer Kleingruppe.
Beurteilungskriterien:
- Inhaltliche Relevanz: Die SuS haben einen Aspekt aus ihrem Unterthema ausgewählt und diesen im Stop Motion Film durch vorgängige Diskussionen und Recherchen ausreichend reflektiert.
- Umsetzung: Der Film hat eine bewusst gewählte, schlüssige Dramaturgie mit Anfang, Hauptteil und Abschluss.
- Gruppe: Die Gruppe geht auf Ideen der einzelnen Mitglieder ein und bespricht sie. Alle Gruppenmitglieder arbeiten am gemeinsamen Film mit.
Ablauf
Das Praktikum war in Dreierlektionen aufgeteilt. Der grobe Ablauf war folgendermassen geplant: In den ersten zwei Tagen gab ich Inputs zu Techniken wie Legetechnik, Claymation, Zeichentrick, und Einbezug des Aussenraums mit passenden Referenzen und Übungen zum Ausprobieren. In den darauffolgenden vier Dreierlektionen hatten die SuS Zeit, um am Gruppenprojekt zu arbeiten und in der letzten Lektion schauten wir gemeinsam die entstandenen Stop Motion Filme an und besprachen den Inhalt jeweils gleich im Anschluss im Plenum als Feedback.
Während meinen Inputs und den Vorübungen waren die S*S mehr oder weniger an ähnlichen Fragestellungen dran. Nach jedem meiner Inputs hatten die S*S anschliessend die Möglichkeit, die soeben vorgestellte Technik selbst auszuprobieren. Bei Legetechnik brachten sie durch Stop Motion eine Legofigur zum Bewegen, bei der Claymation Technik experimentierten sie mit dem nicht austrocknenden Plastilin und beim Einbezug des Aussenraums erhielten die S*S die Aufgabe, nach draussen zu gehen und einen Ort mit der Stop-Motion Technik miteinzubeziehen (empfohlene Referenz: Kirsten Lepore – Bottle). Wir arbeiteten mit der kostenlosen Stop-Motion-Studio-App.
Nach diesen Vorübungen hatten die S*S Zeit, sich in der Gruppe zu treffen und über das Thema zu diskutieren. Ich habe den S*S eine grobe Storyboard-Wegleitung gemacht, die sie bei der Ideenfindung unterstützen soll. Die Gruppen bekamen den Auftrag, nach der Besprechung des Storyboards ihre Ideen im Plenum mit der Klasse zu diskutieren. So konnetn sie von ihren gegenseitigen Inputs profitieren und bekamen einen Einblick, wie andere Gruppen das Projekt angingen.
Ab diesem Zeitpunkt unterstützte ich die Gruppen individuell, da jede Gruppe einen anderen Schwerpunkt setzte und somit eine andere Herangehensweise hatte. Individuelle Gespräche in der Gruppe waren nun wichtig, sei es als Feedback oder als Gedankenstütze bei offenen Fragen. Schnellere Gruppen bekamen die Aufgabe, sich als weitere inhaltliche Ebene einen Titel zu überlegen und einen Vorspann zu gestalten.
Am letzten Tag richtete ich eine Kinosituation ein mit Popcorn und wir schauten die entstandenen Filme. Ich forderte die S*S auf, sich darauf zu achten, wo sie den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkt im Film erkennen konnten und dies gleich anschliessend der Gruppe mitzuteilen. So entstanden nach jedem Film kurze Diskussionen über die ausgewählten Aspekte zum Thema Ernährung.
Reflexion
Bei der Ideenfindung bemerkte ich, dass einige S*S die Diskussion über das Thema weggelassen haben und voreilig begonnen haben zu kneten. Deshalb kam mir die Idee für die Storyboard-Wegleitung. Es sollte den S*S viel Freiheit lassen aber trotzdem eine Reflexion des ausgewählten Themas fördern, damit der Film eine inhaltliche Relevanz bekommt. Ich denke, die Storyboard-Wegleitung war eine Unterstützung, um von Beginn an bewusste Entscheidungen zu treffen.
Eine Gruppe hatte Mühe, sich auf das Thema Ernährung einzulassen. Als ich dann fragte, welches Thema sie gerne behandeln würden, ist ihnen auch nichts eingefallen. Deshalb denke ich, dass ein Rahmenthema trotzdem wichtig war, um den S*S einen Anhaltspunkt zu geben.
Ich sah Potenzial in den Plenums-Besprechungen in der Klasse. Es gab einzelne S*S und Gruppenkonstellationen, die mit einer sehr reflektierten Herangehensweise ihr Thema behandelten. Das war spürbar in den Besprechungen im Plenum und andere S*S, die weniger fokussiert arbeiteten, konnten von deren Rückmeldungen und Gedanken sowie auch Umgang mit dem eigenen Projekt profitieren.