Praktikum 1
«Les Métamorphoses d’Ovide en Stop Motion»
Lycée Jean-Piaget Neuenburg, Alexandre Studer
31. Januar 2022 – 7. März 2022
1. Klasse Kurzzeitgymnasium, 4 Wochenlektionen
Abstract
Wie kann man einen griechischen Mythos in eine Stop-Motion-Animation umsetzen?
Dies ist die Herausforderung dieses Projekts. Jede.r Schüler.in muss eine der vielen Metamorphosen von Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) auswählen. Die ausgewählte Geschichte soll als Inspiration für eine kurze Animation von maximal 1 Minute dienen. Verwendet werden unter anderem die App Stop Motion Studio und Spielknete.
Sachanalyse
Begründungsanalyse
Einerseits wurde das Thema « Metamorphose » in der Kunst bereits vielfach umgesetzt und eignet sich ideal für das Medium Stop-Motion. Die Stop-Motion-Studio App ist leicht zugänglich und beliebt bei den Schülerinnen und Schüler, die damit selbstständig auf ihren Smartphones arbeiten können (auch auf iPads möglich). Animation lässt sich ziemlich intuitiv erlernen (learning by doing) und ermöglicht es, mit verschiedenen Werkzeugen wie Bildfrequenz, Bildausschnitten, Licht und verschiedenen Materialien zu spielen. Bewegung und Ton verleihen jeder noch so abstrakten Form Leben. Mit wenig kann viel gesagt werden.
Andererseits wird unsere Gesellschaft von Mythen sehr geprägt. Mythen der Antike tragen Metaphern, (moralische) Botschaften und wecken die Imagination. In der Werbung sowie in Filmen werden Mythen oft übernommen, interpretiert und beeinflussen uns daher im Alltag. Das Projekt soll eine Verbindung zwischen diesen Mythen und dem Alltag der S*S aufbauen. Der Ansatz ist daher persönlich: Wenn derselbe Mythos zweimal ausgewählt wird, soll er von dem einen oder anderen Schüler völlig unterschiedlich interpretiert werden.
Das Projekt ist vielschichtig: Die S*S können eine persönliche Geschichte erzählen, die in die Mythologie eingebunden ist, und sich gleichzeitig mit 3D-Modellierung und bewegten Bildern vertraut machen.
Lernziele und Beurteilungskriterien
1. Der Schwerpunkt liegt auf der Metamorphose: In einer «Einstiegsübung» erstellen sie eine Mini-Animation, die die Verwandlung eines Objekts in ein anderes zeigt. Sie lernen das Konzept der Metamorphose und die Möglichkeiten von Stop Motion kennen.
2. Die Schülerinnen und Schüler wählen eine Metamorphose von Ovid aus. Sie erarbeiten eine thematische Recherche und werden mit der Funktionen von Mindmap und Storyboard vertraut gemacht. Die Interpretation des gewählten Mythos ist treffend und die Geschichte hält sich an den dramaturgischen Aufbau.
3. Aufgrund ihres Storyboards gestalten die S*S das Setting (die Kulisse) ihrer Animation und ihre Figuren. Sie lernen, den Übergang von einem 2D-Konzept zu 3D zu schaffen. Die vorgegebene Technik ist Spielknete. Mischtechniken sind möglich.
4. Die S*S lernen, die App Stop Motion Studio zu beherrschen und in welchen Bedingungen sie sie einsetzen müssen: Das Handy wird mit einer selbstgebauten Stütze oder einem Stativ gehalten, konstante Lichtsituationen, konstanter Bildausschnitt.
5. Die S*S produzieren individuell eine Animation von 20 bis 60 Sekunden Länge. (Bildfrequenz: frei). Format: Querformat (Landscape).
6. Das fertige Video vermittelt die Idee des Storyboards; der Mythos ist erkennbar (er kann gekürzt, parodiert, angepasst, verändert usw. werden).
7. Die Technik ist sorgfältig und das Video hat eine einheitliche Form.
(Die S*S fügen dem Video Töne hinzu: Selbst aufgenommene Geräusche oder Musik. Sie wurden aufgrund der hohen Anforderungen des Projekts nicht für den Soundtrack bewertet.)
Ablauf
Das Projekt wurde mit einer Einführung in die Animation angefangen, gefolgt von einer Diskussion mit den S*S über die Metamorphosen von Ovid, die sie bereits im Französisch Unterricht studiert hatten. Eine Einstiegsübung, um zum ersten Mal mit der App vertraut zu werden, wurde bereits in der zweiten Stunde gegeben. Die Recherchephase (Mindmap und Storyboard) dauerte drei Doppellektionen (eine DL mehr als geplant). Die Sportwoche Ende Februar erlaubte es einigen, zu Hause zu arbeiten. Da die Zeit aber dennoch knapp war, wurde das Praktikum um zwei DL verlängert, um mehr Zeit für die Durchführung der Projekte zu haben. Es war notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler zuerst ihre » Welten» mit Kulisse und Figuren gestalten, bevor sie mit der Animation beginnen konnten. Da jedes Projekt anders war, musste sich jeder Schüler/jede Schülerin seine/ihre eigene Strategie überlegen. Ich schaute oft bei jedem vorbei, um mögliche Probleme zu erkennen/antizipieren. In der letzten Doppellektion wurden alle Filmen auf dem grossen Bildschirm geschaut und eine Diskussion (Analyse) wurde mit den S*S geführt.
Reflexion
Die Schülerinnen und Schüler waren aufmerksam und nahmen meine Bemerkungen ernst. Ich konnte Verbesserungen beobachten, die manchmal eindrücklich waren. Die S*S waren schnell fasziniert von der App und motiviert.
In Bezug auf die Struktur und das Klassenmanagement könnte das Projekt noch verbessert werden. Ich habe in den ersten drei Lektionen viele allgemeine Inputs gemacht, danach aber nur noch wenige. Ich habe festgestellt, dass die Informationen von den Schülern besser verstanden werden, wenn sie über die Lektionen verteilt werden. Obwohl die individuelle Unterstützung erfolgreich war, hätte ich Zeit sparen können, indem ich direkt mit der Klasse kommuniziert hätte oder mehr Gruppenübungen durchführen, um ihre Selbstständigkeit und Produktivität zu fördern. Die S*S waren anfangs langsam und blieben zu lange beim Storyboard stehen. Als Lösung sollte entweder mehr Zeitraum zur Verfügung stehen oder die Aufgabenstellung vereinfacht werden (freieres Thema oder experimentelles Projekt).
Eine weitere Schwierigkeit war der digitale Aspekt des Projekts. Eine Betreuung der Projekte erforderte, dass die Schülerinnen und Schüler mir während des Projekts ihre Videos per E-Maill schickten, aber ich erhielt nicht immer die Aufgaben. Ich erlaubte ihnen, zu Hause zu arbeiten, was mich manchmal daran hinderte, Feedback zu geben. Trotz der Herausforderungen fand ich die Ergebnisse spannend und unterschiedlich. Die Abschlussdiskussion ermöglichte den S*S einen kritischen Blick auf ihre Projekte.