Die SuS lernen im Objektstudium differenzierter wahrzunehmen und Beobachtungen bildnerisch umzusetzen. Es werden Techniken und Hilfsmittel kennengelernt, um ein Objekt unter diversen Gesichtspunkten darzustellen, Stillleben komponiert, und vor allem – genau beobachtet.
Stufe: 4. Klasse (Grundlagenfach) des Kollegium St. Fidelis (Langzeitgymnasium) in Stans, 2019/2020.
Inhalt: Begründungs- und Sachanalyse
Das genaue Beobachten und Darstellen eines Objektes, erfordert Konzentration und genaues Arbeiten. Da das Objektstudium eine gute Grundlage für viele weitere Bereiche des bildnerischen Gestaltens ist, möchte ich das Thema möglichst vielseitig und theoretisch gut gestützt vermitteln.
Ich sehe das Objektstudium als Möglichkeit, sich einen «Wahrnehmungs-Werkzeugkasten» anzulegen. Auf dieser Reise möchte ich die SuS begleiten, ihnen Hilfestellungen bieten, sie aber auch selbstständig erkunden lassen, wie man ein Objekt betrachten kann.
Mit dem kunstgeschichtlichen Hintergrund-Wissen zum Thema Stillleben und diversen technischen Inputs und Übungen, sollen die Schüler*innen für die Hauptaufgabe, das Komponieren und zeichnerische Umsetzen eines Stilllebens mit Objekten und Playmobil-Figuren, gewappnet werden. In dieser Aufgabe soll das Wissen über das perspektivische Zeichnen, das Objektzeichnen im Allgemeinen und das Wissen zum Thema «Oberflächen» angewendet werden.
Mit der Geschichte des Stilllebens (von der Antike, über die Blütezeit im Barock, bis in die zeitgenössische Kunst: Cynthia Greig, Jeniffer Steinkamp, Aidan McNeills, Klaus Pichler…) soll aufgezeigt werden, wie sich seine Bedeutung und Funktion verändert hat. Waren Stillleben im Barock in erster Linie Sinnbilder, die zur Deutung des Lebens beitrugen, interessierten sich die Impressionisten für kunstimmanente Probleme. Im Kubismus wurde das rein abzubildende Objekt immer weiter zurückgedrängt usw. In der zeitgenössischen Kunst änderten sich auch die Medien (Video-Installationen, Stillleben-Plastiken etc.) und die Themen, die z.T. auch politischer wurden.
Lernziele und Beurteilungskriterien
- Einen Gegenstand unter diversen Gesichtspunkten darstellen können
- Einfache Gegenstände perspektivisch richtig darstellen können
- Training der Wahrnehmungsfähigkeit
- Hilfsmittel zum Übertragen eines dreidimensionalen Objektes auf eine zweidimensionale Fläche kennenlernen
- Ein Grundverständnis für die Tonwertumsetzung erlangen
Ablauf
DL1: Einstiegsaufgabe 1: Die SuS zeichneten verschiedene Objekte: Mit der schwachen Hand, ohne aufs Blatt zu schauen etc. (6 Kurzaufgaben). Danach besprachen wir in der Gruppe die gemachten Erfahrungen und anhand dieser, teilte ich die Lernziele mit. Darauf folgte eine Repetition der Grundlagen des perspektivischen Zeichnens.
«nicht aufs Blatt schauen « «mit der schwachen Hand» «mit einem dicken Filzstift» «Eine Linie» «Fläche mit Ölkreide» «nur gerade Linien»
Einstiegsaufgabe 2: Analytisches Zeichnen einer Espresso-Tasse. Anwendung der Theorie, Grundlage für die Hauptaufgabe. Einführung verschiedener Methoden und Hilfsmittel, wie man Proportionen und Richtungen erfassen kann.
DL2: Die SuS gruppierten die Zeichnungen nach eigenen Kriterien. Gemeinsam besprachen wir das weitere Vorgehen, um die Aufgabe fertigstellen zu können.
Feedback ohne Noten, aber mit der Absicht, dass die Rückmeldungen für die Hauptaufgabe nützlich sein könnten.
DL3: Einstiegsaufgabe 3: Eine kleine Auflockerung zum Thema «Oberflächen und Texturen» (ebenfalls ein Unterthema des Objektstudiums). Es werden bunte Frottagen gesammelt und daraus ein Tier collagiertet, von welchem nur eine Beschreibung vorhanden ist. Input zum Thema Tierzeichnungen, die nur auf Forschungsberichten und Skizzen basieren. Begriffe: «Bestiarium», «Kryptozoologie», und «Pseudowissenschaft». Beispiele: Albrecht Dürer, Aloys Zötl…
Caretta carpio Iguana leo
DL4 – DL8:
Kennenlernen verschiedener Möglichkeiten, Objekte zu einem Stillleben zu komponieren: U.a. durch kunstgeschichtliche Inputs, die ich, neben den technischen Inputs, über die Lektionen verteilte.
Die SuS arbeiteten an der Hauptaufgabe. Ich beantwortete Fragen, gab Hilfestellungen und Inputs.
Die letzte Lektion nutzte ich für die Rückgabe und Besprechung der Beurteilungen.
Sucher basteln Hilfsmittel verwenden
Kennenlernen verschiedener Hilfsmittel, um dreidimensionale Objekte auf eine zweidimensionale Fläche zu bringen:
- Die Dürer-Scheibe (Sucher)
- Raster einzeichnen
- Bleistift zum Messen von Distanzen
- Schauen, wie oft die Höhe eines Gegenstandes in der Breite Platz hat
- Die Neigung einer Richtung zu erfassen, indem man den Winkel zu einer horizontalen oder vertikalen Linie schätzt
- …
Reflexion
Die SuS haben ein grundlegendes Verständnis für das Objektstudium erlangt. Das merke ich einerseits an den Unterschieden zwischen den Einstiegsaufgaben und der Hauptaufgabe, andererseits an der Art, wie Hilfsmittel eingesetzt und wie Fragen gestellt wurden.
Die Zeit für die Hauptaufgabe war etwas knapp bemessen. Ich musste sie während des Prozesses anpassen (z.B. den Buntstift-Teil ersetzen, weil es da Übungen gebraucht hätte). Viele SuS erlebten die Einstiegsaufgaben als spannend und hilfreich, die Hauptaufgabe nahmen einige als eher schwierig und zeitlich knapp bemessen wahr. Andererseits wurden sie so auch gestalterisch herausgefordert. Viele konnten mir ein gutes Resultat abgeben und fast alle haben sich sichtlich verbessert.
Ich habe viel mit Inputs gearbeitet (technisch und kunstgeschichtlich). Ich hätte die Klasse mehr einbeziehen können (SuS-Präsentationen, Gruppenarbeiten), als ich es getan habe.
Im Nachhinein hätte ich die Aufgabe mit den Tier-Berichten zugunsten der Hauptaufgabe weggelassen. Sie hat zwar den SuS Spass gemacht, war aber nicht unbedingt relevant für die Lernziele und fürs Thema «Objektstudium».
Ich finde das Thema nach wie vor wichtig, würde es aber für eine weitere Durchführung einige Aspekte weglassen und auch in den theoretischen Teilen die Klasse mehr miteinbeziehen.