Abstract:
Sprachwelten
In diesem Workshop öffnet sich die faszinierende Welt der Sprache. Jeder Mensch drückt sich auf einzigartige Weise aus, und genau das macht Sprachwelten so besonders.
Worte, Bilder, Gesten und Mimik dienen dazu, neue Welten zu erschaffen und Gefühle auszudrücken. Inspiriert durch die aktuelle Ausstellung «Wie Sprache die Welt erfindet» im Kunstmuseum Chur, erkunden die Teilnehmer*innen die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und setzen ihre individuellen Werke am Ende zu einem großen gemeinsamen Bildgespräch zusammen. So wird die Vielfalt und Schönheit der Sprachwelten erkundet.
Freies Praktikum im Kunstmuseum Chur in Zusammenarbeit mit dem Schulheim Chur: Workshop-Projektwoche für Kinder verschiedener Altersstufen mit körperlicher und psychischer Beeinträchtigung. Das Thema der Woche lautet «Sprachwelten» und knüpft an die aktuelle Ausstellung «Wie Sprache die Welt erfindet» an.
Sachanalyse:
Im Kunstmuseum Chur hatten die Kinder aus dem Schulheim Chur die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Workshops ihren eigenen zu wählen. Inspiriert von der Ausstellung «Wie Sprache die Welt erfindet», faszinierte mich besonders die Vielfalt und die unterschiedlichen Formen der Sprache – von verbalen Ausdrücken bis hin zu Bildern, Gesten und Mimik, die Gefühle und Gedanken auf einzigartige Weise vermitteln können. Das Thema durfte ich eigenständig wählen, inspiriert von der Sprache und ihrer vielfältigen Gestalt.
Ausgehend von der Ausstellung wurde täglich ein Kunstwerk aus der Gruppenausstellung „Wie Sprache die Welt erfindet“ als Ausgangspunkt gewählt. Jedes dieser Werke diente als kreative Anregung, um die vielfältigen Aspekte der Sprachwelten zu erforschen. Die SuS konnten sich intensiv mit den Ausdrucksformen der Künstler*innen auseinandersetzen – sei es durch Farben und Formen, die Interpretation von Emotionen oder die visuelle Sprache selbst.
Im Kunstvermittlungsatelier des Museums wurden die Ideen und Inspirationen der SuS lebendig. Mit einer Vielzahl von Materialien und einer flexiblen Raumgestaltung konnten sie ihre eigenen Sprachwelten gestalten. Regelmäßige Pausen waren eingebaut, um die Konzentration zu fördern und den kreativen Prozess zu unterstützen.
Durch die intensive Betreuung und Anleitung entwickelten die SuS ihre Fähigkeiten weiter und führten ihre Werke im Laufe der Woche zu einem gemeinsamen Bildgespräch zusammen. Der Workshop bot eine tiefgehende Erfahrung, die nicht nur die Kreativität förderte, sondern auch die Kraft der Sprache in Kunst und Ausdruck eindrucksvoll verdeutlichte.
Bedingungsanalyse:
Die Teilnehmergruppe besteht aus Kindern / Jugendlichen verschiedener Klassen (9-15 Jahre), die unterschiedliche Wissensstände und Fähigkeiten mitbringen. Diese Diversität erfordert eine flexible und anpassungsfähige Workshopgestaltung, um jede*r SuS gerecht zu werden. Darüber hinaus sind die SuS mit verschiedenen körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen konfrontiert, was eine weitere Anpassung der Methoden und Materialien erfordert. Auch die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit der SuS variiert stark, sodass die Aktivitäten entsprechend strukturiert werden müssen, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Die Schüler*innen sind überwiegend aufgestellt und motiviert, wobei die Mehrheit von ihnen selbständig arbeiten kann. Dies ermöglicht eine dynamische und engagierte Workshop-Atmosphäre, in der die SuS eigenständig kreative Prozesse erleben und gestalten können. Dennoch ist eine angemessene Betreuung und Unterstützung durch Fachpersonal unerlässlich, um individuelle Bedürfnisse zu erkennen und zu fördern.
Aufgrund der variierenden Konzentrations- und Aufmerksamkeitslevel der SuS sind mehrere kurze Pausen erforderlich. Diese Pausen helfen, die SuS zu rekalibrieren und ihre Aufnahmefähigkeit wiederherzustellen, was zu einer effektiveren Teilnahme am Workshop führt.
Der Workshop findet im Kunstvermittlungsatelier des Kunstmuseums Chur statt, das einen großen Raum bietet. Die flexible Tischanordnung und die vorhandenen Malwände ermöglichen es, den Raum den Bedürfnissen der SuS entsprechend anzupassen. Das Atelier ist mit einer Vielzahl von Materialien ausgestattet, die den kreativen Prozess unterstützen und vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten bieten.
Diese Bedingungen schaffen gemeinsam einen Rahmen, in dem die SuS ihre Sprachwelten entdecken und künstlerisch zum Ausdruck bringen können. Die individuelle Betreuung und die flexible Raumgestaltung tragen dazu bei, dass alle Kinder / Jugendliche – unabhängig von ihren unterschiedlichen Voraussetzungen – aktiv und kreativ am Workshop teilnehmen können.
Begründungsanalyse:
Der Workshop bietet eine bedeutungsvolle und sinnvolle Lernerfahrung, die eng mit ihrer Lebenswelt verbunden ist. Durch die kreative Erkundung von Sprachwelten werden die SuS ermutigt, ihre individuellen Ausdrucksformen zu entdecken und damit zu experimentieren.
Der Workshop integriert verschiedene Inhalte und Lernprozesse, die direkt auf die Bedürfnisse und Interessen der Schüler*innen abgestimmt sind. Durch die Vielfalt der sprachlichen Ausdrucksformen, einschließlich Gestik, Mimik, Bilder und gesprochene Worte, wird eine inklusive Lernumgebung geschaffen, in der alle Kinder gleichermaßen teilnehmen können.
Die Inhalte des Workshops sind eng mit den persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen der Schüler*innen verbunden, was den Lernprozess authentisch und relevant macht. Indem die SuS ihre eigenen Geschichten und Ideen durch verschiedene Ausdrucksformen teilen, werden sie dazu ermutigt, ihre kreativen Fähigkeiten zu entfalten und ihre individuellen Stärken zu entdecken.
Darüber hinaus fördert der Workshop wichtige soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit, Empathie und Kommunikation, indem er den Schüler*innen die Möglichkeit bietet, in einer Gruppe zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Durch das gemeinsame Erleben und Gestalten von Sprachwelten werden die SuS dazu ermutigt, sich selbstbewusst auszudrücken und ihre einzigartigen Persönlichkeiten zum Ausdruck zu bringen.
Insgesamt bietet der Workshop eine anregende und bereichernde Lernerfahrung, die die sprachlichen Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler*innen auf vielfältige Weise fördert und sie dazu ermutigt, sich kreativ und selbstbewusst auszudrücken.
Lernziele:
Hauptziel
Das Hauptziel des Workshops ist es, eine inklusive und kreative Lernumgebung zu schaffen, in der die Schüler*innen ihre sprachlichen Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten auf vielfältige Weise erkunden und entwickeln können.
Der Workshop zielt darauf ab, den Kindern zu ermöglichen, ihre individuellen Ausdrucksformen zu entdecken, zu experimentieren und zu stärken, unabhängig von ihren Beeinträchtigungen. Durch die Erkundung von Sprachwelten in verschiedenen Formen sollen die SuS ihre kreative Stimme / Sprache finden und wichtige soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit und Kommunikation fördern.
Lernziele SuS
- Die Schüler*innen können, ihre individuellen Ausdrucksformen Sprache entdecken und damit experimentieren
- Die Schüler*innen lernen ihre eigene Ideen und Botschaften in Bilder und Worte zu fassen
- Die Schüler*innen entdecken, wie sie ihre kreativen Ausdrucksmöglichkeiten durch verschiedene Arten wie zB. mündliche Erzählung, Schreiben und Bildgestaltung verbessern können, um Geschichten zu kommunizieren und ihre kreative Ausdrucksweise zu fördern
- Die Schüler*innen können, in einer Gruppe zusammenzuarbeiten und ihre Gedanken und Ideen mit anderen teilen, um ihre sozialen Fähigkeiten wie Teamarbeit, Kommunikation und Ausdrucksweise zu stärken
- Die Schüler*innen lernen die Vielfalt der Sprache und ihre Formen kennen
Ablauf
Tag 1:
Am ersten Tag unseres Workshops starteten wir im Atelier des Schulheims, da das Kunstmuseum Chur am Montag noch geschlossen war. Dieser Einstieg bot eine perfekte Gelegenheit, die gemischte Gruppe von Schüler*innen kennenzulernen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig vorzustellen. Zur Auflockerung gestalteten wir gemeinsam Eiscreme und Kuchen aus Gips und Moltofil unter dem fantasievollen Namen «Confiserie Aurora».
Nachdem die Kinder ihre kreativen Kreationen vollendet hatten, bemalten sie diese mit großer Begeisterung. Während dieser Aktivität sprachen wir über die verschiedenen Süßigkeiten, die sie erschaffen hatten, und zogen dabei einen Bogen zum Kunstmuseum und dem Thema Sprache.
Ich erklärte den Kindern, dass unsere Woche unter dem Motto «Sprachwelten“ stehen würde. Dabei würden wir uns täglich von einem Kunstwerk inspirieren lassen, um die vielfältigen Ausdrucksformen der Sprache zu entdecken. Die Kinder erfuhren, dass sie durch Worte, Bilder, Gesten und Mimik ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken könnten. Diese Einführung weckte die Vorfreude auf die kommenden Tage und bot einen spannenden Ausblick auf die kreative Reise, die vor uns lag.
Tag 2:
Am Dienstag starteten wir den Workshop im Atelier des Kunstmuseums Chur. Nach dem Ablegen der Sachen machten wir eine Vorstellungsrunde, bei der sich die Schüler*innen anhand der am Vortag erstellten Bilder aus der Sammlung vorstellten. Ich wiederholte kurz das Thema des Workshops und gab eine Einführung in die Ausstellung.
Wir begannen mit der Besichtigung des Kunstwerks «Nous, prêles d’hi er» von Maude Léonard-Contant. Die Kinder erkundeten das Werk und wir diskutierten, was sie sahen und welche Geschichten und Bedeutungen die verschiedenen Buchstaben und Figuren darstellten.
Nach einer kurzen Pause gestalteten die Kinder im Atelier ihre eigene Sprachlandschaft aus schnelltrocknendem Ton. Jeder formte Buchstaben und Figuren, um eine individuelle Geschichte zu erzählen. Am Ende verbanden wir alle Kreationen zu einer großen gemeinsamen Geschichte.
Zum Abschluss präsentierten die Kinder ihre Sprachlandschaft und erzählten von ihren Kreationen. Danach räumten wir gemeinsam auf und schlossen den Tag mit einer Reflexion ab, bei der die Kinder ein Wort wählten, das ihren Tag beschrieb.
Tag 3:
Am Mittwoch starteten wir im Foyer des Kunstmuseums Chur. Die Kinder legten ihre Anfangsbuchstaben mit Glace-Stängeli zum Einstieg. Der Tag stand unter dem Motto «Buchstaben und ihre Formen».
Beim Ausstellungsbesuch lernten wir die Dichter Pierre Garnier und Seiichi Niikuni kennen, die durch «räumliche Poesie» eine neue Sprache erschufen, indem sie französische und japanische Zeichen kombinierten. Die Kinder erfuhren, wie diese Dichter durch ihre Gedichte kommunizierten und Kunstwerke schufen.
Im Atelier sammelten wir Eindrücke und diskutierten die Formen und Bilder, die wir gesehen hatten. Danach machten die Kinder sich mit Stempeln vertraut und erstellten eigene Designs.
Nach einer kurzen Pause gestalteten wir gemeinsam ein Leporello. Jedes Kind erhielt ein Wort und die dazugehörigen Buchstaben, um kreative Formen zu gestalten. Das Leporello wurde reihum weitergegeben, sodass jede*r einen Beitrag leisten konnte.
Zum Abschluss hängten wir die Leporellos auf und betrachteten die Werke gemeinsam. Die Kinder teilten ihre Gedanken und wählten ihre Lieblingsform oder ihr Lieblingsleporello aus, bevor wir den Tag mit einer kurzen Reflexion beendeten.
Tag 4:
Am Donnerstag starteten wir wieder im Foyer des Kunstmuseums Chur. Die Kinder legten ihre Dinge ab und wir begrüssten uns anhand von Buchstaben-Geräuschen wie «Sss» und «Mmmm», teilweise mit dazu passenden Bewegungen.
Im Ausstellungsbesuch lernten wir den Dadaismus kennen, eine Kunstbewegung, die während des Ersten Weltkriegs entstand. Die Kinder hörten von Hugo Ball, der Gedichte wie «Karawane» vortrug, die nur aus Lauten bestanden, und von Marcel Janco, der Kunstwerke schuf, die Sprache und Bilder kombinierten. Wir diskutierten, wie die Dadaisten Kunst und Sprache neu interpretierten, um die Menschen zum Nachdenken zu bringen.
Im Atelier las ich ein Dada-Gedicht vor, und die Kinder zeichneten auf Postkarten, was sie hörten, indem sie die Klänge in Farben und Formen umsetzten.
Nach einer kurzen Pause gestalteten die Kinder ihre eigenen Dada-Postkarten. Sie arbeiteten frei mit Collage-Materialien, klebten, zeichneten und schnitten, um ihre kreativen Ideen umzusetzen. Zum Schluss schauten wir uns die Postkarten gemeinsam an, und die Kinder präsentierten ihre Arbeiten, indem sie passende Geräusche dazu erfanden.
Der Tag endete mit dem Aufräumen und einem kreativen Abschluss, bei dem die Kinder eine Karte aus dem Kartenset Gemischte Gefühle auswählen konnten und anhand dieser ihre Gefühle zum Workshoptag reflektierten.
Tag 5:
Den letzten Workshoptag starteten wir im Atelier mit dem Ablegen der Sachen. Nach der Begrüßung wählten die Kinder eine Farbe aus einer Pantone-Farbkarte und erkundeten, wie sie diese Vielfalt nutzen können, um ihre eigene Sprache zur Farbwahl zu reflektieren.
In der Besprechung blickten wir auf die Woche zurück und besprachen die verschiedenen Aktivitäten und Werke, die wir im Museum geschaffen und gesehen haben haben.
Anschließend machten wir eine Lockerungsübung, bei der wir gemeinsam ein riesiges Wandgemälde mit Stiften und dem Lied „Wenn Worte meine Sprache wären“ malten. Dabei konnten die SuS sich frei ausdrücken und Farben, Formen und die gemeinsame Sprache miteinander verschmelzen lassen.
Danach gestalteten die Kinder eigene Puzzle-Teile mit Wasserfarben, die sie mit ihrer persönlichen Sprachwelt füllten. Nach der Pause im Museumscafé unternahmen wir einen letzten Ausstellungsrundgang und suchten nach besonderen Geräuschen, die wir in der Ausstellung entdecken konnten.
Zum Abschluss setzten wir die Puzzle-Teile zusammen und besprachen, was jedes Kind durch seine Gestaltung ausdrücken wollte. Wir bewunderten das große, gemeinsame Kunstwerk und reflektierten, welche Vielfalt an Sprache und Ausdruckskraft wir gemeinsam geschaffen hatten. Der Tag endete mit dem Aufräumen und einem Abschluss, bei dem wir uns mit dem „Kartenset Gemischte Gefühle“ verabschiedeten.
Reflexion
Die Workshop-Woche war äußerst gewinnbringend und hat eine wunderbare Dynamik innerhalb der Gruppe geschaffen. Besonders beeindruckend war, wie die Schüler*innen trotz ihrer verschiedenen Altersgruppen und dem vorherigen Unbekanntsein sich gegenseitig unterstützten. Diese positive Interaktion förderte nicht nur den Zusammenhalt, sondern ermöglichte auch einen intensiven Austausch von Ideen und Erfahrungen. Die Atmosphäre im Workshop war von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung geprägt, was dazu beitrug, dass die Schüler*innen ihre kreativen Fähigkeiten weiterentwickeln konnten.
Die Vielfalt der Gruppe, bestehend aus SuS unterschiedlichen Alters und mit Beeinträchtigungen, war eine besondere Bereicherung. Die Schülerinnen haben gezeigt, dass kreative Arbeit und gegenseitige Unterstützung keine Barrieren kennen. Die verschiedenen Aktivitäten, wie das Gestalten von Leporellos, das Erschaffen von Dada-Postkarten und das gemeinsame Arbeiten an einem großen Puzzle-Bild, haben die Kreativität und das Verständnis für unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen gefördert. Besonders bemerkenswert war die Offenheit und Bereitschaft aller Teilnehmer*innen, sich auf neue und ungewohnte Aufgaben einzulassen.
Die Erfahrung mit den Kindern im außerschulischen Kontext war unglaublich bereichernd. Die positive Energie und die Kreativität der Schüler*innen haben gezeigt, wie viel Potential in solchen Workshops steckt. Die lockere, unterstützende Atmosphäre hat dazu beigetragen, dass die Schüler*innen ihre Hemmungen abgelegt und ihre Fähigkeiten frei entfaltet haben
Ich kann mir gut vorstellen, auch weiterhin im außerschulischen Bereich in der Vermittlung zu arbeiten. Die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche in einem freien, kreativen Umfeld zu fördern, ist äußerst erfüllend. Die gemischte Gruppe und die Einbindung von Kindern mit Beeinträchtigungen haben gezeigt, wie wertvoll und inspirierend Inklusion im kreativen Bereich sein kann. Es war eine tolle Erfahrung, die meine Sichtweise auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erweitert hat und die ich gerne in zukünftigen Projekten weiterführen möchte.