Abstract: Das Projekt Sprache und Bild fand in einer dritten Klasse der Kantonsschule Zofingen statt. Die SuS haben, angelehnt an die Idee der Ästhetischen Forschung, eigene Projekte durchgeführt. Dabei war Sprache und Bild das Ausgangsthema – während die SuS sich an entsprechenden Inputs orientieren konnten, war ein Zusammenhang mit dem Individuellen Projekt nicht vorgegeben.
Inhalt
Die Ästhetische Forschung von Helga K. Jansen ist eine Unterrichtsform, in welcher SuS eigenen Interessen zu einem übergeordneten Thema nachgehen, diese erforschen und draus ein gestalterisches Projekt entwickeln. Dabei besteht das Konzept aus der Verbindung von einem individuellen Interesse mit Alltag, Wissenschaft, Ästhetischer Praxis und Kunst, sowie im weiteren Raum das Umfeld der SuS; Schule, privates Umfeld, etc.
Dieses Unterrichtsprojekt war sehr stark am Konzept von Jansen orientiert, übernimmt ihre Idee aber mit einigen Änderungen: das Thema Sprache und Bild ist eine Ästhetische Praxis und nicht ein Überthema, wie es von Jansen vorgeschlagen wird.
Der Unterrichtsinhalt des achtwöchigen Praktikums bestand somit aus zwei Aspekten: das Projekt der Ästhetischen Forschung, in welchem die SuS selbständig an ihren Projekten arbeiteten, und zum anderen das Thema Sprache und Bild. Da die Projekte der SuS auf individuellen Interessen basierten, sind die Resultate entsprechend vielfältig. Der Unterricht selbst war so strukturiert, dass die SuS die meiste Zeit eigenständig an ihren Projekten arbeiten konnten (auch ausserhalb des Schulzimmers) und in Gesprächen unterstützt wurden. Das Thema Sprache und Bild wurde im Gegensatz dazu in der Klasse behandelt: durch Theorieinputs, Übungen oder Gruppendiskussionen. Die Verbindung zur Ästhetische Forschung war für die SuS in ihren Projekten nicht vorgegeben – zugleicht wurden unterschiedliche Zwischenschritte oder Begriffe anhand von Beispielen und Übungen zu diesem Thema besprochen und erprobt.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Übergeordnete Lernziele
Theorie: Die SuS setzen sich mit künstlerischer Forschung auseinander und erkennen, wie diese sich von herkömmlichen Forschungsbegriff unterscheidet. Die SuS kennen zum Thema Sprache und Kunst exemplarische Beispiele aus Konzeptkunst (Kosuth, Bochner, etc.) und anderen Feldern (Jenny Holzer, Roni Horn, etc.). Die SuS üben sich darin, Kunst(-werke) zu betrachten und darüber zu diskutieren.
Eigene Interessen: Die SuS erarbeiten sich einen eigenen Interessensfokus und formulieren einen entsprechenden Forschungsschwerpunkt. Dazu finden sie eigene Zugänge und Ausdrucksweisen und können ihre Entscheidungen reflektieren und verbalisieren.
Selbständiges Arbeiten: Die SuS arbeiten selbständig an ihrem Projekt. Unterstützung soll durch Inputs, Besprechungen mit der Praktikantin und Austausch unter den SuS stattfinden; die SuS sollen jedoch gestalterische und methodische Entscheidungen zu ihrem eigenen Projekt möglichst selbständig treffen und umsetzen.
Ablauf
Nach einer Einführung in das Thema Sprache und Bild, erhielten die SuS einen Überblick darüber, was die Idee der Ästhetischen Forschung ist. Der Ablauf der Projekte, welche die SuS individuell durchführten, orientierte sich mehrheitlich am Vorschlag von Helga K. Jansen:
- Thema/ Frage finden
- Forschen und Sammeln
- Material aufbereiten
- Präsentieren
- Reflektieren
Aufgrund der zeitlichen Einschränkung war es keine Vorgabe für die SuS, ihr Projekt in den 8 Wochen abzuschliessen. Vielmehr lag der Schwerpunkt auf dem Prozess, der Dokumentation und Reflexion. Auch wurden die Kurzpräsentationen, welche als Abschluss des Projekts geplant waren, auf Wunsch der SuS gestrichen: dies wurde mit der Klasse vereinbart, da fast alle SuS zumindest zeitweise in Quarantäne waren und die verbliebene Zeit dazu nutzen wollten, noch weiter an ihren Projekten arbeiten zu können.
Abgesehen von der ersten Lektion war der jeweils Ablauf so, dass die SuS nach einem Theorieinput, bzw. einer entsprechenden Übung (vgl. Arbeitsblätter) die verbliebene Zeit für ihre Projekte nutzen konnten. Damit die SuS ausreichend Feedback zu ihren individuellen Projekten erhielten, fand ein Austausch unter den SuS in an Überthemen orientierten Kleingruppen statt (z.B. Projekte, welche sich mit Sport, Politik, inneren Prozessen, etc. beschäftigen), sowie regelmässige Einzelgespräche mit der Praktikantin.
Die Inputs zum Thema Sprache und Bild behandelten Grundlagen zum Thema Semiologie und Sprachwissenschaft, Beispiele unterschiedlicher Künstler*innen und Arbeiten, sowie Beispiele aus Konzeptkunst, welche vorwiegend Sprache als Gestaltungsmittel nutzen.
Beispiele Dokumentationen
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rechts: Entwurf eines Briefes mit einem Konzept für das Kunsthaus Aarau
(Projekt zum Thema Erinnerung und Farbe)
Bilder und Texte: Für alle abgebildeten Arbeiten, Ausschnitten aus Dokumenationen und Reflexionstexten wurde die Erlaubnis der entsprechenden SuS eingeholt.
Reflexion
Zu Beginn des Projekts gab es bei einigen SuS Unsicherheiten und Unklarheiten. Das Konzept der Ästhetischen Forschung ist für SuS, welche es sich nicht gewohnt sind, keine klaren Vorgaben zu haben, herausfordernd und anstrengend. Zugleich ist es aber auch wertvoll, wenn sie durch die Arbeit an eigenen Interessen zu einer persönlichen, authentischen Auseinandersetzung gelangen. Im Verlauf der ersten 2-3 Doppellektionen ist es allen SuS gelungen, einen eigenen Forschungsschwerpunkt zu finden und sich dazu ein entsprechendes Vorgehen zu überlegen. Während zwar einige dabei (oder auch im weiteren Verlauf des Projekts) mehr Unterstützung brauchten als andere, so war schlussendlich doch bei allen eine individuelle Auseinandersetzung vorhanden.
Die Klasse war eine 3te Klasse und hatte bereits viel Vorwissen, wenn es um gestalterisches Handwerk geht, aber eher wenig Erfahrung im Betrachten von Kunst oder freien Projekten. Dass viele Grundlagen bereits vorhanden waren, hat es den SuS während dem Projekt erleichtert, in Bezug auf ihre Projekte mit gestalterischen Mitteln zu experimentieren.
Unterstützung erhielten die SuS vor allem durch Gespräche; mit der Praktikantin oder in den Austauschgruppen der SuS. Diese Gespräche waren sehr wertvoll, zugleich auch sehr zeitaufwändig. Die Situation mit Corona hatte zur Folge, dass immer einige SuS abwesend waren und entsprechend Gespräche am nächsten Tag online nachgeholt wurden – und auch so war die Zeit oft zu kurz, um alle Arbeiten ausführlich besprechen zu können. Die sinnvollste Lösung wäre, ein solches Projekt über einen längeren Zeitraum auszudehnen: dann könnten längere Gespräche zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden und die SuS hätten mehr Zeit, selbst unterschiedliche Vorgehen auszuprobieren, dabei auch mal zu scheitern und daraus Konsequenzen zu ziehen.
Auch aus anderen Gründen wäre ein längerer Zeitraum sinnvoller gewesen. Die meisten SuS hätten gerne noch länger an ihren Projekten gearbeitet, oder diese noch abgeschlossen. Dass die Präsentationen der Projekte nicht mehr stattfinden konnte, ist schade. Gerade bei persönlichen Projekten erfordern solchen Präsentationen zwar viel Mut – zugleich war es aber auch eindrucksvoll, wie sich (fast) alle SuS schlussendlich sehr intensiv und authentisch auf ihre Themen eingelassen haben. Präsentationen oder auch eine Form von Ausstellung wären eine Möglichkeit, dies zu würdigen. Auch werden an den vielfältigen Projekten unterschiedliche (künstlerische) Strategien und Herangehensweisen sichtbar, was wiederum ein sehr interessanter Ausgangspunkt für weitere Gespräche und Diskussionen wäre.