Aus einem Haufen von bunt zusammengetragenen, nicht mehr gebrauchten Textilien wurden Stoffstücke herausgepickt, gefärbt, gebleicht, spielerisch miteinander kombiniert und zu einer textilen Collage vernäht. Nun lädt jedes entstandene Kissen in seiner ganz eigenständigen Art zum Sitzen ein, sinnlich und weich erzählt es seine Geschichte.
Anliegen
Die hölzerne Forum-Treppe in den Räumlichkeiten des Master Kunst ist hart und macht das lange Sitzen während den Theorietagen ziemlich unbequem. Um das Forum wieder kuschelig zu gestalten und das Sitzen wieder komfortabler zu machen, werden mit den Studierenden grossformatige Kissen gestaltet und genäht.
Textilien erzählen eine Geschichte und wecken Erinnerungen
Ausgangslage am ersten Workshoptag ist ein Stoffhaufen bestehend aus zusammengetragenen und nicht mehr gebrauchten Textilien: ausgemisteten Kleidungsstücken, betagten Textilien aus dem eigenen Haushalt (Bad- und Küchentücher), ausgeleierten T-Shirts, Secondhandteilen (Offcut, Brocki) und schlummernden Juwelen aus der Stoffkiste.
In der Textilwerkstatt der Hochschule Design und Kunst Luzern erzählen wir uns gegenseitig die Geschichten dieser Textilien. Woher kommen sie? Welche Erinnerungen stecken dahinter? Weshalb möchte man sie nicht mehr?
Da ist ein riesiges gelbes Badetuch, das der Besitzerin viel zu gross ist und zu viel Platz wegnimmt in der WG. Und dort ist ein roter Pullover, der vor Jahren gekauft wurde, als die Besitzerin mit dem EX-Freund unterwegs war, das Wetter unerwartet kalt wurde und es zu regnen begann.
Alle diese Erinnerungen und Geschichten lassen wir in unser textiles Wirken hineinfliessen und verweben.
Bleichen, Färben, Auseinanderschneiden, neu Zusammensetzen
Um die Textilwerstatt zu erkunden bekommen die Teilnehmenden am ersten Workshoptag eine Einführung in textilverändernde Techniken wie des Bleichens mit Javel und des Färbens mit Batikfarbe. Einige der Stoffe werden aus dem Haufen herausgepickt und verändert. Diese Experimente werden später in die Kissen eingearbeitet.
Textile Collage und Fertigung der Kissenbezüge
Nach einer Auffrischung an der Nähmaschine beginnen die Teilnehmenden an den darauf folgenden Workshoptagen individuell mit einer textilen Collage. Ziel ist es, die Fläche der Kissenoberseite (Schaumstoffmatte) mit den Stoffresten patchworkartig zu gestalten. Zuerst werden die einzelnen Stoffe miteinander kombiniert und flächig auf dem Tisch ausgelegt. Dann werden die Stoffstücke nach und nach patchworkartig aneinandergenäht, bis ein gemäldeartiger, neuer Stoff entsteht. Schlussendlich wird die Oberseite anhand eines speziell konzipierten Schnittmusters mit einer elastischen Unterseite zusammengenäht. Elastischer Stoff wird gebraucht, dass der Bezug etwas dehnbar ist und sich die Schaumstoffmatte gut beziehen lässt. Am einen Ende des Bezugs werden Druckknöpfe angebracht, damit sich die Kissenbezüge in Zukunft auch waschen lassen.
Reflexion
Der Kissenworkshop war eine sehr positive Erfahrung – sowohl für mich wie auch für die Teilnehmenden. Es hat mir grossen Spass gemacht, mit so interessierten und motivierten Menschen in der Textilwerkstatt zusammenzuarbeiten. Natürlich brauchte es aber manchmal auch Geduld, vor allem in der unterstützenden Funktion an der Nähmaschine.
Etwas mit den Händen zu tun, sowie nicht gross darüber reflektieren zu müssen, weshalb man etwas macht, das hat uns allen besonders gut gefallen.
Ein für mich sehr schönes Feedback war, dass einige Studierende durch meinen Workshop für ihre eigene künstlerische Praxis inspiriert wurden, einige Techniken und Inhalte übernommen, weitergedacht und in ihrer ganz eigenen Art weiterentwickelt haben.
Der zeitliche Aspekt habe ich etwas unterschätzt, wir brauchten für alles länger als gedacht, denn an der textilen Collage könnte man stundenlang verweilen.
Trotz der Fülle des Stoffhaufens ist man limitiert in den gestalterischen Möglichkeiten, dies und die vielen gemusterten Stoffe machen es teilweise schwierig, eine harmonische Fläche zu gestalten.
Es hat sich ausserdem gezeigt, dass der Gedanke von einer kollaborativ gestalteten Fläche und Kissen in der Vorstellung zwar schön klingt, es aber wegen den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Stoff- und Farbliebhaber*innen besser war, wenn jede Person ihr eigenes Werk gestaltete. So sind auch die entstandenen Kissen je ganz individuelle Unikate – was sie zusammenhält ist die gleiche Grösse, sowie die geometrische Art wie die Stoffe aneinandergenäht wurden.
Ich denke, es ist mir in diesem Workshop gelungen, verschiedene Disziplinen miteinander zu vernüpfen: StudioLab, künstlerische, vermittelnde, arbeitende und studierende Praxis.