See the unseen ist ein Projekt, wo sich die SuS malerisch mit dem Thema Selbstportät auseinandersetzen. Die SuS sollen ihr Bewusstsein schärfen, was ästhetische und authentische Bilder sind. Mittels übertragener Form und Farbigkeit wird eine Bildwelt erstellt, welche Facetten der Persönlichkeit widerspiegeln. Ein Selbstporträt entsteht, wo es nicht um das Äusserliche geht, sondern das Innere visualisiert wird.
Inhalt – Das Smartphone ist heutzutage eines der wichtigsten Kommunikationsmittel. Mit Fotos auf Instagram oder Snapchat wird aufgezeigt wie man Aussieht, wo man ist und was man tut und fordert damit gleichzeitig eine Antwort vom Betrachter. Von der Generation Selfie ausgehend, wird bei dem Projekt die inszenierte Darstellung auf sozialen Netzwerken thematisiert. Es geht nicht darum zu belehren, sondern die SuS darauf zu sensibilisieren, dass das äussere Erscheinungsbild nur ein Teil eines Menschen ist. Sie lernen, sich selber zu reflektieren und persönliche Facetten visuell zu übersetzen, indem sie eine innere Bildwelt erstellen und sich somit beschreiben können – ohne sich dabei figurativ abzubilden. Dadurch sollen sie vom schnellen Charakter des Selfies und dem Erzeugen einer Scheinwahrheit wegkommen und sich den Überlegungen hinter einem Bild hingeben. Inspiriert von malerischen Umsetzungen der Selbstporträts von Künstlerinnen wie Miriam Cahn, Cecily Brown, Maria Lassnig und weiteren Künstler/innen wird die Acrylmalerei das zentrale Medium, da sie sehr vielseitig einsetzbar ist, aber dennoch einen bewussten Aufbau braucht. Die SuS arbeiten bei dem Projekt sehr prozesshaft, indem sie sich inhaltlich mit Facetten ihrer eigenen Persönlichkeit beschäftigen und gleichzeitig technisch viel Neues lernen, was Acrylmalerei, Duktus, Farbmischung und Bildaufbau betrifft. Die Hauptlernziele waren:
- Selbstständigkeit in der Arbeitsorganisation (Zeitmanagement, Überlegungen)
- prozesshaft Arbeiten (von der Skizze zum Produkt)
- Umgang mit dem Medium Acryl (Farbmischung, Duktus, Bildaufbau)
- Selbstreflexion stärken
Maria Lassnig Cecily Brown Miriam Cahn
Ablauf – Die erste Doppelstunde führt die SuS mit einer kleinen Bildausstellung Selfie, Selbstporträt und Porträt ins Thema ein. Mit anschliessenden, kurzen Übungen zur Definition der Begriffe wird von der Oberfläche in die Tiefe des Projekts geführt. Ab der 2ten Doppellektion lernen die SuS den Umgang mit der Acrylfarbe kennen, indem sie vom zeichnerischen zum flächenaufbauenden Malen übergehen. Sie haben als Hausaufgabe ein Moodboard mit persönlich bedeutsamen Fotografien zusammengestellt, aus dem sie dann eine für sie harmonische Farbauswahl bestimmen und sie anschliessend nachmischen. Als nächstes wird der Duktus thematisiert. Durch einen Rundgang in einer schuleigenen Ausstellung von Malereien werden Begriffe wie pastos, deckend, malerisch, etc. erfahren und erklärt. Zurück im Schulzimmer steht den SuS eine Bildauswahl von verschiedenen Künstler zur Verfügung und sie suchen ihren persönlichen Favoriten unter den verschiedenen Duktus aus. Die folgende Aufgabe besteht darin, einen Ausschnitt von ihrem Moodboard mit dem ausgewählten Duktus zu übernehmen. Mit diesen Vorübungen gewappnet, erhalten die SuS das Aufgabenblatt und machen sich in der zweiten Hälfte vom Praktikum daran, ihr Selbstporträt zu erstellen: eine durchdacht aufgebaute Bildwelt mit Sujets von ihrem Moodboard, die sie im gewählten Duktus malen und ebenso die Farbharmonie darin einfliessen lassen. Während dem Prozess haben die SuS viele persönliche Entscheidungen getroffen, welche im Hauptbild miteinfliessen und dadurch einige persönliche Facetten beinhalten. Das wird durch den letzten Schritt ersichtlich, wo sie ein Pop-art Foto von sich mit thermochromer Farbe auf eine DIN A6 Kopie vom Hauptbild übertragen. Durch Berührung verschwindet die Farbe auf der Oberfläche und gibt den Blick auf das Innere, bzw. das Hauptbild frei.
Anhand viel Anschauungsmaterial, dem Vorzeigen der einzelnen Übungen und anschliessenden Bildbesprechungen, haben die SuS schnell eigenständig und sehr prozesshaft arbeiten können. Zudem ist der Unterricht so konzipiert, dass die SuS in Kleingruppen (die je nach Übungen neu durchmischt waren) gearbeitet haben, um sich untereinander zu beraten und zu unterstützen.
Beurteilung – Da das prozesshafte Arbeiten einen Hauptteil der Arbeit ausmacht, zählen Prozess und Endprodukt zu je 50%. Die Kriterien haben wir nach der Bekanntgabe der Hauptarbeit zusammen besprochen und in jeder Stunde lege ich ein illustriertes Bild auf, um die SuS an die einzelnen Kriterien zu erinnern. Das Benotungsblatt gestaltet sich so, dass ich Stichwortartig die Kriterien ausformuliert habe, um jeweils Zutreffendes zu unterstreichen und somit für die/den SuS transparent zu halten. Es gibt zusätzlich zwei Bonuspunkte zu holen, wenn sehr intensiv gearbeitet worden ist. Die Note selbst ergibt sich aus einer mathematischen Formel, die ich von meiner Praktikumslehrperson übernommen habe.
Zusätzlich habe ich ein Reflexionsbogen erstellt, wo die SuS ihr Engagement während dem Prozess selber einstufen können. Diesen habe ich nicht in die Bewertung mit einbezogen, aber meine Benotung vom Prozess am Schluss mit ihrer jeweiligen Selbsteinschätzung verglichen.
Reflexion – Es handelte sich hierbei um mein zweites Praktikum und meine persönlichen Ziele, eine intensive Sachanalyse zu machen und ein Projekt nahe am Geschehen der Jugendlichen aufzugleisen, habe ich beide erfüllen können. Das Projekt ist anspruchsvoll und beinhaltet viele verschiedene Aspekte bezüglich Theorie, Technik und Kreativität. Die SuS haben mit viel Engagement gearbeitet und es sind dabei tolle Arbeiten entstanden. Das Praktikum hat mir grossen Spass bereitet und ich habe dabei sehr viel lernen dürfen, vor allem was mein Auftreten vor der Klasse betrifft und dass ich aufpassen muss, nicht zu viel in ein Projekt hineinzupacken, damit die SuS genügend Zeit für das Arbeiten haben.
Im Zusammenhang mit der Farbmodulation könnte das Projekt noch stärker vertieft werden, indem es z.B. auf die Lichtwirkung, Kontrastbildung und Farbwirkung eingeht, um den Hauptbildern mehr Tiefenwirkung zu verleihen. Als Folgeprojekt könnte ich mir auch gut vorstellen, diese Thematik nach dem zweidimensionalen expressiven Darstellen ins dreidimensionale Performen überzuleiten.
Sachanalyse
Bildergalerie: Auswahl einiger Endprodukte mit jeweiligem Duktusbeispiel
Bildergalerie: Eindrücke aus dem Unterricht
1 DL: Ausschnitt von der Ausstellungssituation 1 DL: Einführung ins Thema 1DL: Übung Porträt zeichnen 1DL: Selfie und Selbstporträt 2 DL: Flächen sehen 2 DL: Porträt abmalen im Spiegel 2 DL: Porträt abmalen 2 DL: Bildbesprechung 3 DL: Farben zuordnen 3 DL: Farbauswahl 3 DL: Farben mischen 3 DL: Farbkartenrezept 4 DL: Duktus kennenlernen 4 DL: Duktus erfahren 4 DL: Duktusvorbild suchen 4 DL: Duktus üben 4 DL: Duktusanalyse und Testversuch
Bildergalerie: Eindrücke in den Bildaufbau / Skizzenphase
Farbkarte von R.P Skizzen von R.P Moodboard und Farbwahl von L.M Skizzen von L.M Moodboard und Farbkarte von A.B Skizzen und Notizen von A.B Moodboard und Farbkarte von F.A Skizzen und Notizen von F.A