Abstract:
„Schicht für Schicht“ ist nicht nur eine Metapher für die physische Anordnung von Kleidung, sondern spiegelt auch die vielfältigen Dimensionen wider, die Mode als Ausdrucksmittel bietet.
Sachanalyse:
Die Lehrperson wies mir das Thema «Mode» für mein Praktikum zu, und ich war sofort begeistert von der Möglichkeit, meine Leidenschaft für dieses Thema mit den Schülerinnen zu teilen. Bei der Vorbereitung überlegte ich mir, wie ich das Thema ansprechend gestalten könnte, um ihre Neugier zu wecken und ihre Perspektive auf Kleidung zu erweitern. Ich entschied mich dafür, die Vielfalt der Mode beizubehalten und den Fokus auf verschiedene Aspekte von Kleidung zu setzen.
Um das Thema umfassend zu behandeln, gliederte ich die 16 Lektionen in drei Phasen: eine Übungs- und Erprobungsphase, eine Ausführungs- und Arbeitsphase sowie eine Abgabe- und Präsentationsphase. In der ersten Phase konzentrierten wir uns auf die Erkundung verschiedener Unterthemen:
In «Mode & Identität» öffneten wir die Türen zu kreativen Möglichkeiten. Wir betrachteten, wie jedes Muster, jede Farbe und jedes Design eine persönliche Geschichte erzählt und wie Kleidung unsere Persönlichkeit ausdrücken kann.
«Mode & Körper» war mehr als nur die äußere Hülle. Hier wurde Kleidung zum Ausdrucksmittel, das den menschlichen Körper umschmeichelte und formte. Wir diskutierten darüber, wie Stoffe und Schnitte die Körperlichkeit kunstvoll betonen und gleichzeitig individuelle Identitäten unterstreichen können.
«Mode & Handwerk» tauchten wir tief in die Schichten von Stoffen, Nähten und Details ein. Wir betrachteten, wie handwerkliche Techniken zu kreativen Werkzeugen werden, um einzigartige Kleidungsstücke zu schaffen. Dabei diskutierten wir auch, wie bewusste Entscheidungen in der Herstellung und beim Konsum von Kleidung einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und ethischeren Modewelt leisten können.
In «Mode & Upcycling» erkundeten wir nachhaltige Lösungen und die kreative Umgestaltung bestehender Materialien. Wir diskutierten, wie Trends die Modebranche prägen und wie wir nicht nur Trends identifizieren, sondern auch aktiv zu ihrer Gestaltung beitragen können, insbesondere im Kontext von Upcycling.
Nach dieser Erkundungsphase hatten die Schülerinnen die Möglichkeit, sich in der Arbeitsphase eigenständig mit einem Kleidungsstück auseinanderzusetzen. Ihr Auftrag war es, das Kleidungsstück neu zu interpretieren und dabei Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Dieses Projekt «Schicht für Schicht» erforderte eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem gewählten Kleidungsstück und ermöglichte den Schülerinnen, ihre kreative Seite zu entfalten.
Jeder dieser Blöcke wurde in einer Doppellektion behandelt, die sowohl praktische Übungen als auch Diskussionen umfassten und den Kleiderschrank der Schülerinnen einbezogen.
Bedingungsanalyse:
Für mein zweites Praktikum an der Kantonsschule Graubünden in Chur wurde mir das Thema Mode von der Lehrperson vorgegeben. Die Zielgruppe besteht aus einer engagierten Klasse von Schülerinnen und Schülern im Alter von 17/18 Jahren, die im kommenden Sommer die Matura abschließen werden. Die Klasse, 6G genannt, hat kürzlich einen Block zum Thema Künstliche Intelligenz absolviert und besitzt bereits ein solides Fundament an theoretischem Wissen, das sie während ihres schulischen Werdegangs erworben haben.
In Bezug auf ihre künstlerischen Fähigkeiten haben die Schülerinnen und Schüler bereits Erfahrungen im Malen und Zeichnen gesammelt. Sie sind sprachlich sehr gut ausdrucksstark, was den Unterrichtsaustausch bereichert. Die Klasse zeigt eine hohe Motivation und eine ruhige Atmosphäre während des Unterrichts. Die Beteiligung aller Schülerinnen und Schüler ist ausgeglichen, was zu einer positiven Lernumgebung beiträgt.
Die Räumlichkeiten sind mit Gruppentischen in 4er-Blöcken ausgestattet, was den interaktiven Austausch fördert. Zudem stehen moderne Lehrmittel wie eine Wandtafel, ein Beamer und Tablets zur Verfügung. Die Klasse arbeitet hauptsächlich mit Teams und legt Unterlagen online ab, was die Zusammenarbeit und den Zugang zu Materialien erleichtert.
Begründungsanalyse:
Mode ist nicht nur Kleidung, sondern auch eine faszinierende Reise der Selbstentdeckung, Kreativität und kulturellen Einflüsse. Durch die Beschäftigung mit Mode können Schüler*innen tiefgreifende Erkenntnisse über Identität, persönlichen Ausdruck und den Zeitgeist gewinnen. Mode dient als visuelle Sprache, um Persönlichkeit zu betonen und Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen oder Trends auszudrücken.
Im Lernprozess können sich Schüler*innen mit verschiedenen Aspekten der Mode auseinandersetzen, von der kulturellen Bedeutung bis zur individuellen Selbstwahrnehmung. Sie entdecken ihre ästhetischen Präferenzen und erfahren, wie Mode auf soziale Normen und Trends reagiert.
Ein weiterer Lehrpunkt ist die Dimension der Modeindustrie, bei dem Schüler*innen die Produktion, Vermarktung und den Verkauf von Kleidung erkunden. Dabei können sie Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen und Einblicke in eine bedeutende Wirtschaftsbranche gewinnen.
Schließlich lernen Schüler*innen, dass Mode nicht nur die äußere Erscheinung beeinflusst, sondern auch das Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden. Sie verstehen, wie Design und Funktionalität zusammenkommen, um ein positives Erlebnis für den Träger zu schaffen.
Insgesamt bietet die Vielschichtigkeit der Mode eine reiche Quelle für Lernende, um ihre kreativen und kulturellen Fähigkeiten zu entwickeln und ihre eigene Identität zu stärken.
Lernziele und Beurteilungskriterien:
Hauptziel
Den Schülerinnen und Schülern ein umfassendes Verständnis für die Vielfältigkeit und Komplexität der Mode zu vermitteln. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Verstehen der Nachhaltigkeit im Kontext der Mode, inklusive des Einflusses unseres Konsums, der Identität und der Produktionsprozesse. Durch dieses erweiterte Verständnis sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Selbstwahrnehmung schärfen und erkennen, wie Mode als Medium sowohl individuellen Ausdruck als auch gesellschaftliche Dynamiken beeinflusst.
- SuS verstehen, wie Mode die Wahrnehmung des eigenen Körpers beeinflussen kann.
- SuS können die Entwicklung der Mode im Laufe der Zeit verstehen und mit bedeutenden soziokulturellen Veränderungen in Verbindung setzen.
- SuS sind in der Lage, historische Modestile und -bewegungen zu analysieren und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft zu diskutieren.
- SuS sind in der Lage, ihre individuelle Identität durch visuelle Medien (Zeichnungen, Collagen) auszudrücken.
- SuS können die ökologischen Auswirkungen der Modeindustrie verstehen und sich bewusst werden, wie ihre Entscheidungen beim Kleidungskauf diese beeinflussen.
- SuS lernen Möglichkeiten für nachhaltiges Modeverhalten kennen und reflektieren.
- SuS sind in der Lage, eigene Kleidungsstücke kreativ zu interpretieren und diese Interpretationen in ihren eigenen gestalterischen Arbeiten umzusetzen.
- SuS können eigenständige gestalterische Projekte planen, umzusetzen und präsentieren.
- SuS können ihre gestalterischen Entscheidungen und die zugrunde liegenden Konzepte klar und überzeugend kommunizieren.
Ablauf
DL 1: Mode & Identität
Die erste Doppellektion des Praktikums konzentrierte sich auf das Unterthema Mode & Identität. Vorab wurden die Schüler*innen gebeten, ein eigenes Kleidungsstück mitzubringen, das als Einstieg für die Vorstellungsrunde dienen sollte. Ich begann die Lektion mit einem Überblick über die 8 geplanten Doppellektionen und erläuterte den Zeitplan, den wir einhalten wollten.
Als gemeinsamen Einstieg sammelten die Schüler*innen Begriffe, die ihnen zum Thema Mode einfielen. Anschließend folgte ein Input zu Mode und Identität, wobei sowohl geschichtliche Hintergründe als auch verschiedene Aspekte von Kleidung genauer betrachtet wurden.
Nach diesem Input füllten die Schülerinnen einen Fragebogen zu ihrer eigenen Identität und ihren eigenen Kleidungsstücken aus. In der Gruppe wurden dann die ausgefüllten Fragebögen diskutiert, um zu erörtern, wie die eigenen Kleidungsstücke mit der Identität der Schülerinnen zusammenhängen.
DL 2: Mode & Körper
In der zweiten Doppellektion lag der Fokus auf dem Thema Körper und Mode. Die Schülerinnen nahmen an einer Übung namens «Speed Drawing» teil, bei der sie in Gruppen schnelle Skizzen von Körperpositionen erstellten. Dabei stand eine Schülerin in einer gewählten Position für 3 Minuten Modell, während die anderen die Position ohne den Stift abzusetzen skizzierten. Diese Übung sollte ein Gespür für den Körper als Symbol des Trägers oder der Trägerin vermitteln und einen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Wir diskutierten, wie Mode nicht nur Schutz bietet, sondern auch schmückt und ausdrückt. Gemeinsam betrachteten wir Werke verschiedener Künstlerinnen zum Thema Körper, Haut und Verhüllung und lernten die innovativen Ansätze renommierter Designerinnen kennen. Als Beispiel wurde die Arbeit von Martin Margiela in den 80er Jahren betrachtet, der die Modeszene durch Avantgarde-Bewegungen und die Dekonstruktion von Kleidung prägte.
Die Schüler*innen wurden dann in Gruppen eingeteilt und erhielten die Aufgabe, aus mitgebrachten Materialien wie Jeanshosen, Strumpfhosen, Schnittmusterbögen und gebrauchten Hemden ein neues ungewöhnliches Kleidungsstück zu kreieren. Dabei sollten sie Nähte lösen, schneiden, binden, reißen und falten, um den Körper zu verformen und zu entfremden. Das entstandene Design wurde fotografiert, benannt und Skizzen und Notizen wurden für die Präsentation vorbereitet.
Abschließend präsentierten die Gruppen ihre Kreationen im Plenum und diskutierten, wie sich die Silhouetten und das Körpergefühl durch die Veränderungen veränderten.
DL 3: Mode & Handwerk
In der dritten Doppellektion stand das Thema Mode und Handwerk im Fokus. Zunächst gab ich einen Theorieinput, in dem wir über die Bedeutung von Handwerkstraditionen in der Mode sprachen, von Haute Couture bis zum Schneiderinnenhandwerk. Wir diskutierten auch Prêt-à-Porter und verschiedene Modestilrichtungen sowie die Geschichte des Handwerks in der Mode. Ein weiterer wichtiger Aspekt waren die Arbeitsbedingungen und die Frage der Nachhaltigkeit, wobei wir den Unterschied zwischen Slow Fashion und Fast Fashion beleuchteten.
Anschließend führten wir eine Kurzübung anhand eines Fragebogens durch, bei der die Schüler*innen eigene Kleidungsstücke mitbrachten und deren Herkunft kurz besprachen. Dies sollte dazu dienen, ein Bewusstsein für die persönliche Beziehung zu Kleidung zu schaffen. Nach der Übung folgte eine kurze Diskussion im Plenum, in der die Erkenntnisse ausgetauscht wurden.
Als Hausaufgabe erhielten die Schüler*innen die Aufgabe, ein eigenes Kleidungsstück auszuwählen, um damit für den Selbständigen Auftrag „Schicht für Schicht“ ein Moodboard zu erstellen, das als Ausgangspunkt gelten soll.
In der zweiten Lektion besuchten wir das Label Mood von Ladina Bundi, das für eine Kleinproduktion und lokale Herstellung bekannt ist. Dort hatten wir die Gelegenheit, Fragen zu stellen und einen Einblick in den Herstellungsprozess zu erhalten. Als Hausaufgabe sollten die SuS einmal all ihre Kleidungsstücke zählen.
DL 4: Mode & Upcycling
In der vierten Doppellektion begannen wir mit einer kurzen Wiederholung des Besuchs bei Mood. Anschließend wurden die Schüler*innen gebeten, die Anzahl ihrer eigenen Kleidungsstücke auf die Wandtafel zu schreiben, was oft überraschende oder schockierende Erkenntnisse brachte.
Danach hielt ich einen Input zum Thema Upcycling und Trends sowie zu den Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umweltverschmutzung. Wir diskutierten die Unterschiede zwischen Slow Fashion und Fast Fashion, betrachteten Modebewegungen und Beispiele für Upcycling, wie etwa das Werk von Vivienne Westwood. Außerdem sprachen wir über Prognosen und die Zukunft der Mode.
In einer abschließenden Übung erhielten die Schüler*innen ein Foto eines Kleidungsstücks mit einem spezifischen Problem. Gemeinsam erarbeiteten sie Ideen und Lösungsansätze, wie das Kleidungsstück repariert, umgestaltet oder anders genutzt werden könnte. Dabei wurden Möglichkeiten wie Upcycling, Recycling, Neuinterpretation und Umnutzung diskutiert.
Zum Abschluss präsentierten die Gruppen ihre Ergebnisse der Klasse und diskutierten über die kreativen Lösungsansätze für die spezifischen Probleme der Kleidungsstücke.
Als Auftrag für die nächste Lektion wurden die Schüler*innen gebeten, ein Kleidungsstück für den selbständigen Auftrag mitzubringen.
DL 5: Selbständiger Auftrag Phase 1 & 2
In der fünften Doppellektion hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, eigenständig an der ersten und zweiten Phase ihres selbständigen Auftrags «Schicht für Schicht» zu arbeiten. Dabei konnten sie Ideen entwickeln und Recherchen zu ihrer Neuinterpretationsausrichtung durchführen. Anschließend widmeten sie sich der Ausarbeitung ihrer Konzepte und der praktischen Umsetzung.
DL 6: Selbständiger Auftrag Phase 3
An diesem Tag arbeiteten die Schülerinnen an den Entwürfen für ihre Neuinterpretationen. Die Konzepte wurden fertiggestellt, und einige begannen bereits mit der Erstellung ihrer Moodboards. Während dieser selbstständigen Arbeitsphase fanden immer wieder individuelle Einzelgespräche mit den Schülerinnen statt.
DL 7: Selbständiger Auftrag Phase 3
In der vorletzten Doppellektion wurde weiterhin intensiv an den individuellen Moodboards gearbeitet. Zwischendurch wurden im Plenum Unklarheiten geklärt, individuelle Coachings durchgeführt und nochmals wiederholt, welche Elemente auf das Moodboard gehören und welche auf den Entwurf.
DL 8: Selbständiger Auftrag Phase 3 / Abschluss und Abgabe
Zu Beginn gab ich den Schülerinnen eine kurze Einführung über verschiedene Präsentationsmöglichkeiten, um ihnen Inspiration zu geben. In der letzten Lektion hatten die Schülerinnen Zeit, alle Phasen vom Entwurf bis zum Moodboard abzuschließen und sich auch zu überlegen, wie sie die Audiodatei am besten präsentieren können. Diese Aufgabe sollten sie dann als Hausaufgabe rechtzeitig fertigstellen.
Reflexion
Das zweite Praktikum war eine wertvolle Erfahrung, bei der ich mich wohlgefühlt habe, besonders weil ich das Thema Mode sehr erfolgreich vermitteln konnte. Obwohl es herausfordernd war, die Vielfältigkeit der Mode in den Unterricht einzubringen, habe ich es geschafft, die Schüler*innen für das Thema zu begeistern. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich oft zu wenig Zeit für die einzelnen Phasen eingeplant habe, was dazu führte, dass ich zusätzliche Hausaufgaben geben musste.
Für mich persönlich bedeutete dies einen Mehraufwand bei der Erstellung der theoretischen Inhalte und der Unterteilung von Entwurf und Moodboard. Ich habe erkannt, dass präzisere Aufgabenstellungen und klare Kriterien für die Schüler*innen hilfreich sind, um den Sinn der Inhalte besser nachvollziehen zu können. Bei der Bewertung der Moodboards habe ich festgestellt, dass die Kriterien etwas schwammig waren, weshalb ich diese für zukünftige Praktika noch genauer definieren werde.
Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit den Endergebnissen und habe große Freude an dem Austausch mit meiner Praxislehrperson, von der ich viel profitieren konnte. Ich sehe das zweite Praktikum als eine wichtige Lernerfahrung und freue mich darauf, meine Unterrichtsfähigkeiten weiter zu verbessern.