Sach- & Begründungsanalyse
Das Praktikum widmete sich der Arbeit am Bild – eine ständige Suche nach Verhältnisse, Dialoge, Durchblicke. Langatmige, malerische Prozesse an einem Bild erlebe ich schwerfällig. Der Respekt vor dem «missglückten» Bild hemmt mich, weil es einen Rückgängig-Knopf nicht gibt. Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie sich 2D-Gestaltungen spontan und immer frisch entwickeln können, stiess ich auf Kopier- und Collagetechniken. Inspiriert von der Hinter-Glas-Malerei sollte ein malerisches Projekt auf übereinandergelegten Kopierfolien entstehen. Ähnlich dem Ebenen-Prinzip im Photoshop setzen die Schüler*innen die Elemente auf Folien in eine Ordnung und Reihenfolge zueinander. Die Schüler*innen sollten in unterschiedlichen Abstraktionsgraden arbeiten. Durch das Verschneiden, Übereinanderlegen, Kopieren / Scannen generieren die Schüler*innen collageartige, unvoreingenommene Kompositionen aus den gemalten Bildteilen.
Die Farben der Natur erscheinen besonders vielfältig, mal rein oder trüb. Das Stillleben ist ein klassisches Motiv der Malerei. Neben seiner bestechenden farbigen Vielfalt weist das Gemüse eine Vielzahl an Formen und Strukturen auf. Durch die jeweilige Art des Wachsens bildet es verschiedenste Elemente – ausgehend von der Vielfalt und Differenziertheit erschien mir eine Übersetzung in die Malerei fruchtbar. Farbbeobachtungen, Farbcodes sowie das Nachmischen von Farbe assoziierte ich mit den Mengenverhältnissen in Rezepten. Im Projekt sollte ein malerisches Klassenkochbuch ausgehend von regionalem und saisonalem Gemüse entstehen.
Was wächst hier? Das Projekt näherte sich an die Welt der regionalen und saisonalen Gemüse an. Erste malerische Gehversuche sollten, ohne die Schüler*innen einzuschüchtern, möglich sein. Die Gestaltung eines Bildes entsteht durch Bruchstücke, flexibel angeordnet und verdichtet. Es rückte die Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung, dem Kochen und den Zutaten ins Zentrum. Die Schüler*innen sollten prozessorientiert arbeiten, die Mittel und Verfahren des farbigen Gestaltens experimentell erproben und anwenden (Lehrplanbezug).Die erste Klasse im Kurzzeitgymnasium setzte sich aus 22 Schüler*innen mit einer breiten Spanne an Fachkenntnissen zusammen. Der Fokus auf die Farbe und Malerei war mit der begleitenden Lehrperson ausgehandelt.
Ablauf
Vorgesehen war die Heranführung und Umsetzung des Projektes in 8 Doppellektionen. Aufgrund der Schulschliessungen im März 2020 wurde es nach vier Nachmittagen abgebrochen.
Die erarbeiteten Elemente aus den ersten drei Doppellektionen waren die Referenzen für die Hauptaufgabe. Am ersten Nachmittag arbeiteten die Schüler*innen in Dreiergruppen, darauffolgend in Einzelarbeit.
Für die Hauptaufgabe waren 5 Doppellektionen vorgesehen. Bildmaterial stellte ich optional zur Verfügung. Referenz- und Inspirationsbilder, beispielsweise zum Farbauftrag, hingen jeweils an der Tafel. Mir war es ein Anliegen, Qualitäten an den Arbeiten der Schüler*innen zu besprechen. Es ist umso mehr zu bedauern, dass die Schulschliessungen gleich nach der Entstehung der ersten malerischen Elemente – vor der Möglichkeit, sie zu besprechen – veranlasst wurden. Für die Hauptaufgabe waren 5 Doppellektionen vorgesehen. Referenz- und Inspirationsbilder, beispielsweise zum Farbauftrag, hingen jeweils an der Tafel. Mir war es ein Anliegen, Qualitäten an den Arbeiten der Schüler*innen zu besprechen. Es ist umso mehr zu bedauern, dass die Schulschliessungen gleich nach der Entstehung der ersten malerischen Elemente – vor der Möglichkeit, sie zu besprechen – veranlasst wurden.
Die Schüler*innen arrangierten ihr Gemüse auf Glasplatten. Diese kopierten Strukturen sind ein Teil der Ausgangslage für das Schlussprojekt (Hilfestellung / Inspiration).
Die Schüler*innen suchen, beobachten in ihrem Gemüse nach verschiedensten Farbtönen und mischen diese präzise nach. Haben sie eine Farbe getroffen, mischen sie eine grössere Menge an und setzen die Farbe auf ein DIN A6. Die Farbkarten dienen später als Referenz.
Rezept-Zutaten-Kopie Rezept-Zutaten-Kopie Rezept-Zutaten-Kopie Rezept-Zutaten-Kopie
Ihre mitgebrachten Zutaten arrangieren die Schüler*innen auf einer Glasplatte. Die Kopie der Formen und Strukturen bildet im Folgeprojekt die Ausgangslage.
Einstieg in die Hauptaufgabe:
Setzen Sie Ihr mitgebrachtes Rezept in eine vielschichtige Malerei um. Ihre Farbbeobachtungen und Rezeptkopien dienen als Ausgangslage für die Umsetzung. Ausgehend davon gestalten Sie verschiedene Einzelteile, welche Sie im Prozess neben-, hinter-, vor- oder übereinanderlegen. Sie malen mit Acrylfarbe auf transparente Kopierfolien. Die Einzelteile gestalten Sie in unterschiedlichen Realitätsgraden und durch verschiedene Farbaufträge: Ist die Zutat realitätsnah abgebildet oder reduziert dargestellt, mit wenigen Details gemalt? Ist die Farbe dick und undurchlässig oder dünn, transparent (lasierend) aufgetragen? Was schimmert von untenliegenden Folien hindurch?
Beginnen Sie mit einem Element in Schwarz-Weiss, bevor Sie sich an die Farben heranwagen. Beziehen Sie mindestens 5, maximal 8 Zutaten in Ihr Rezeptbild mit ein. Mit Ihren malerischen Einzelteilen und Ihrem Rezept in geschriebener Form gestalten Sie eine Rezept-Doppelseite (zwei nebeneinanderliegende A4-Seiten, Hochformat). Die Rezeptbilder werden zu einem Klassenkochbuch zusammengefügt.
erste malerische Elemente der Schüler*innen erste malerische Elemente der Schüler*innen mehrere Folien übereinander gelegt
Beurteilung
Eine Selbsteinschätzung war vorgesehen. Als Kriterien galten:
_ Farbauftrag
Wurden unterschiedliche Qualitäten (trocken, deckend, lasierend, …) eingesetzt?
_ Farbdifferenzierung
Wurde die Farbe (der persönlichen Farbbeobachtungskarten) exakt beobachtet und nachgemischt? Ist eine Verwandtschaft zu erkennen?
_ Anordnung
Sind die einzelnen Teile spannungsvoll zueinander gesetzt? Entstehen Schwerpunkte im Bild? Ist das Rezept gut lesbar ins Bild eingebaut?
Reflexion und Weiterführung
Da die Anforderungen und Möglichkeiten seitens der Schule und Hochschule nach den Schulschliessungen lange Zeit unklar waren, die begleitende Lehrperson selbst vor grossen neuen Herausforderungen stand und sich die Koordination zu diesem Zeitpunkt als schwierig herausstellte, übernahm die Lehrperson wieder den Unterricht. Das Projekt hätte z. B. durch Farbbeobachtungen und malerischen Skizzen der Zutaten eines Rezeptes zuhause weitergeführt werden können. Die Schüler*innen hätten mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, auf Papier gearbeitet. Die Einzelteile hätten wiederum fotografiert oder gescannt werden können; man hätte im Photoshop (oder einem anderen digitalen Bildbearbeitungsprogramm) das Prinzip der Ebenen, Transparenz, Skalierungen und Anordnungen erprobt. Das Sinnliche (sehen, entschlüsseln, mischen, setzen von Farbe, erproben von Farbaufträgen) hätte durch neue Zielsetzungen ersetzt werden müssen.
Zu Beginn des Praktikums überschätzte ich die Vorkenntnisse der Schüler*innen. Ein Teil der Klasse benötigte enge Führung; erzieherische Aspekte spielten eine Rolle. Für einige Schüler*innen schien die Schulwoche bereits abgeschlossen zu sein, als der Unterricht freitags um 15:05 Uhr begann. Um mehr Erfahrungen in Bezug auf die Klassenführung zu machen, hätte ich sie sehr gerne länger begleitet. Bereits in kurzer Zeit entstanden meiner Meinung nach erste spannende malerische Elemente. Das Arbeiten auf Folie erscheint mir vielversprechend. Bei Gelegenheit werde ich die Technik in einem neuen Kontext wieder aufgreifen.
Die fehlende Unterrichtspraxis wurde durch ein zweiwöchiges Rezept-Tauschprojekt mit einer Gruppe interessierter Personen kompensiert. Alle zwei Tage erhielten die Teilnehmer*innen einen zeichnerischen Auftrag und sendeten ihre Version innerhalb von 48 Stunden an ihre immer neu zugeloste Gruppe. Zu Zeiten, wo das Essen seinen sozialen Charakter verliert, war mir neben dem gestalterischen auch der soziale Aspekt wichtig: Im Austausch mit eigens visualisierten Rezepten überraschte man Bekannte und Fremde – sonderbar schöne Arten sich zu begegnen.
ein filmreifes Rezept ein filmreifes Rezept ein Rezept als Statistik ein Rezept als Infografik eine Messer-Choreografie eine Sparschäler-Choreografie wie der «Gluscht» es will