In diesem Unterrichtsthema geht es um die Auseinandersetzung mit dem Raum. Anhand einer persönlich gewählten Kartonschachtel gestalten die SuS nach ihren eigenen Vorstellungen einen Innen- oder Aussenraum. Im Vorfeld dieser Ausführung erarbeiten die Lernenden Tätigkeiten, die ihr Verständnis zur Raumfrage schärfen und hinsichtlich zum Resultat eine Rolle spielen.
SACH- + BEGRÜNDUNGSANALYSE
Das Anliegen bei der Umsetzung zum Thema Raumgebilde ist es, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Umgebung bewusst wahrnehmen und erkennen, dass Raum alles ist, was Länge, Breite und Höhe beinhaltet. Durch die Vertiefung in die Arbeit bei der sie mit der Schachtel einen Innen- oder Aussenraum gestalten, sollten sie eine Diversität in möglichen Umsetzungen erfahren und dabei ihr Interesse vertiefen. Die Lernenden sollen sich bei der Umsetzung persönlich mit der Raumfrage beschäftigen und dabei klären, was für eine Art von Raum sie errichten. Durch die Einführung zu Abwicklungen bei der Herstellung von Buchstaben, erlernen die Schüler/innen eine technische Möglichkeit dreidimensional darzustellen. Das flache Papier wird durch die Faltungen zu einem Objekt. Durch das verschiedenartige Inszenieren und Fotografieren der hergestellten Buchstaben in der Gruppe, kommen die Schüler/innen beim Experiment auf verschiedene Möglichkeiten. Die Buchstaben werden zu modulen Teilen, die verschiedenartig arrangiert werden können. Im Hinblick auf die fotografische Inszenierung des Raumgebildes werden die Schüler/innen befähigt genau zu schauen. Die Schüler/innen sollen in der Lage sein, die eigene Arbeit aus verschiedenen Blickwinkel zu betrachten, fotografisch sowie gedanklich. Mittels Beispielen von Künstler/innen wird ebenfalls eine Erweiterung der Perspektive angestrebt. Andrea Zittel, Rachel Whitread und das Fotografenkollektiv Riverboom arbeiten in ihren Werken auf unterschiedliche Weisen zum Thema Raum.
Andrea Zittel untersucht die menschliche Kultur und erkennt, dass es sich aufgrund von Behausung immer auch um eine Beschränkung,
Einschränkung oder Barriere handelt. Rachel Whitread füllt den Raum an sich aus und gibt diesen als Positiv wieder. (Kartonschachteln in der oben abgebildeten Arbeit)
Das Innenleben, was zuvor mit Gasgemisch gefüllt war, füllt Whitread mit diversem Material.
Das Fotografenkollektiv RIVERBOOM arbeitet in "Mirror and Windows" mit Frauenzimmer der ganzen Welt.
Die Arbeit ist eine dokumentarische; Als Betrachter versucht man sich zu identifizieren und erfährt dabei etwas über eine Kultur aber auch über die jeweilige Person,
aufgrund welcher das Zimmer in dieser Form existiert.
ABLAUF
Zum Start ins Thema „Raumgebilde“ sind Bilder von verschiedenen Räumen auf einem Tisch ausgeteilt. Jede/r Lernende wählt ein Bild aus und erläutert den persönlichen Bezug zum jeweiligen Bild. Diese Übung bildet Grundpfeiler für die weiterführende Arbeit – das Verständnis von Raum eröffnet sich.
Auswahl an Bildmaterial der Einstiegsübung
Was ist Raum?
Um was für ein Raum handelt es sich? menschlicher Eingriff
Fläche - Dimension - Grenze ?
Lebensraum, Hülle, Transportmittel, Selbstverwirklichung?
Die Technik der Abwicklung anhand eines Buchstaben aus Papier, woraufhin jede/r Schüler/in selber einen Buchstaben herstellt. Die Lernenden formieren sich in 3er Gruppen, arrangieren und fotografieren die Papierobjekte. Im Plenum werden die Fotografien besprochen, die fotografischen Erkenntnisse und Konzepte werden schriftlich festgehalten.
Fotografische Inszenierung der Buchstabenabwicklungen
In der nächsten Unterrichtseinheit haben die Schüler/innen ihre persönliche Kartonschachtel mit dabei. Die Lernenden machen auf einem Blatt eine Skizze ihres Vorhabens, dies kann auch in schriftlicher Form gemacht werden. Die Lehrperson weist daraufhin der Fantasie ihren Lauf zu lassen und dass diese Idee während der Umsetzung nochmals mehrfach verändert werden kann. Ohne einen weiteren Input sind die Schüler/innen im nächsten Schritt aufgefordert, der vorhandene Raum der Schachtel aufzubrechen und daraus einen neuen Raum nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Wenn die Schüler/innen begonnen haben zu arbeiten, kommen seitens der Lehrperson Inputs (Einzelperson o. Plenum)
- Schachtel aufbrechen 3D wird 2D – wieviel Karton habe ich zu Verfügung?
- Wiederverwendung von Reststücken
- Möglichkeiten von Formenbau aufzeigen
- Wie kann beispielsweise eine Pflanze dargestellt werden? (weg vom Comic-Baum und -Tanne)
- Nicht mit Dekoration starten
Als Abschluss geht es darum, das gemachte Raumgebilde fotografisch in Szene zu setzen und eine Auswahl von drei Fotografien unterschiedlicher Perspektiven zu treffen. Hierfür bekommen die Schüler/innen grossformatige Papierbögen, Lampen und farbige Papierfolie. Die zu Beginn erarbeiteten fotografischen Möglichkeiten werden nochmals erläutert. Im Plenum werden unterschiedliche Möglichkeiten gemeinsam am Beispiel zweier Raumgebilde von den Schüler/innen durchgespielt. Jede/r Schüler/in nimmt eine Position ein. (Licht, Fotografie, Objektplatzierung etc.)
Fotografische Möglichkeiten
BEURTEILUNG
Die Beurteilung dieser Aufgabe erfolgt über folgende Kriterien, die schon zu Beginn auf dem Arbeitsblatt festgelegt sind:
- In der Arbeit ist ersichtlich, dass der persönlichen Idee eigenständig nachgegangen wurde.
- Eine Vertiefung ins Thema hat stattgefunden und der Gestaltungsprozess ist nachvollziehbar.
- Die eingeführten gestalterischen Techniken wurden in der Raumgliederung sinnvoll und mit Sorgfalt ausgeführt.
- Fotografisch wurden drei unterschiedliche Perspektiven aufgenommen.
Die Schüler/innen haben ihre persönlichen Arbeiten ebenfalls noch selber bewertet. Die genannten Kriterien wurden als Fragen ausformuliert, bei denen sie sich 0-5 Punkte geben konnten. Die meisten schätzten sich sehr ehrlich ein. Da diese Arbeiten teils sehr prozesshaft entstanden sind, habe ich mir zur einzelnen Person im Unterricht zusätzlich Notizen gemacht.
Schülerarbeiten
REFLEXION
Ich habe dieses Projekt an einer FMS- und WMS-Klasse durchgeführt. Als erstes Praktikum war dies eine spannende Erfahrung, da ich das Gelernte jeweils bei der nächsten Klasse anwenden konnte. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb das Projekt mit der WMS-Klasse besser geklappt hat als mit der FMS. Pro Klasse hatte ich im Durchschnitt insgesamt 10 Lektionen zu Verfügung was im Allgemeinen etwas kurz war. Der nötige Aneignungsprozess verkürzte sich enorm oder blieb bei solchen die zusätzlich gefehlt haben fast gänzlich aus. Etwas mehr Zeit pro Klasse hätte das Ganze vereinfacht. Das Abgabedokument, in welches die SuS die Fotografien sowie eine Kurzbeschreibung einzufügen hatten und zusätzlich ein kurzes Gespräch mit den Einzelnen half mir sehr bei der Benotung dieser freien Arbeit. Mit einer Klasse konnte ich die Arbeiten im Plenum besprechen, was ich für mich sowie die Lernenden als positiv empfand. Sie konnten anfänglich nicht viel mit dieser freien Arbeitsform anfangen, da es für sie neu war. Es lohnt sich deshalb, mehr freie Arbeiten in den Unterricht einzufügen.
FOLGEPROJEKTE
Ein mögliches Folgeprojekt könnte eine längere Architekturarbeit sein, bei der sich die SuS nicht nur mit einem Raum auseinandersetzen würden (+unterschiedliche Materialien). Aus den Buchstabenabwicklungen wäre eine zeichnerische / grafische Arbeit anzudenken, woraus Plakate entstehen können.