Abstract
Recycling und der heutige Umgang mit Abfallprodukten war das Thema in diesem Praktikum. In einer theoretischen, wie auch praktischen Auseinandersetzung mit Materialien, sollen die Schüler*innen haptische Erfahrungen machen. Wie verarbeitet man Recycling Materialien und wie kann man selber damit umgehen? Wie kann man es über den eigentlichen Nutzen hinaus in einem gestalterischen Projekt gebrauchen? In Verbindung zum Thema wird unter Anwendung von räumlichen Darstellungsmitteln und einer fiktiven Figur ein eigenes 3D Raummodell entworfen und gebaut.
Sach- und Begründungsanalyse
Lehrplan Kantonsschule Reussbühl (1. Klasse Langzeitgymnasium)
Alles was wir anfassen, alles, was wir sehen, erhält durch Materialien Form. Diese Materialien werden immer um uns sein und wir erleben, wie sie sich von Tag zu Tag weiterentwickeln. Oft erblicken wir die Welt der Materialien, die uns selbstverständlich erscheinen und bemerken doch gar nicht die Vielfalt der Texturen, Oberflächen und Farben. Die Veredlung und Verarbeitung von Rohmaterialien sind wesentliche Kennzeichen der Zivilisation. Die frühesten Werkzeuge entstanden aus Materialien, die entdeckt weiterentwickelt und mit der Zeit verfeinert wurden. Natürlich verändern sich Ideen ständig, so wie unser Leben im Wandel ist. Die Technologie ist schon so weit fortgeschritten, dass es zu Massenproduktionen von Gütern gekommen ist, die die Umwelt zu stark belasten. Hier kommt nun die Bedeutung des Recyclings ins Spiel. Die Aufarbeitung und Wiederverwendung von Werkstoffen für neue Produkte hat in der heutigen Welt einen grossen Stellenwert bekommen. Dieser Prozess sollte schon früh nachvollzogen werden.
Durch das Wiederverwenden der Werkstoffe im Kontext des Bildnerischen Gestaltens, soll erstens ein Bewusstsein der Materialitäten geschaffen werden. Zweitens kommt die Haptik ins Spiel, wo die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes dreidimensionales Modell bauen, die räumliche Auseinandersetzungen ermöglichen. Da wir mit allen möglichen Materialien gearbeitet haben, kann in diesem Projekt vielfältige und wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die in weiteren Projekten wieder angewendet werden können. Um die Arbeit jedoch einzugrenzen, wurde sie in der Grösse von mindestens einer Schuhschachtel und maximum einer Bananenschachtel umgesetzt.
Ablauf
Da die Klasse noch fest an figürlichen Darstellungen behaftet ist, habe ich das Projekt an ihre Arbeitsweise angepasst. Dies erleichterte mir das Stellen von Aufgaben, ohne gross Verwirrung bei ihnen zu stiften. Ausgehend einer fiktiven oder selbst erfundenen Figur, soll in Zweiergruppen ein dreidimensionales Raum Modell gebaut werden, die das Darstellen ihrer Figur erlaubt, ohne sie selbst darin zu zeigen.
Das Praktikum bestand aus folgenden Inhalten:
- Einführung in das Thema Recycling und die Sensibilisierung auf alltägliche Materialien, welche die Schülerinnen und Schüler um oder bei sich haben. (1DL)
- Das experimentelle Arbeiten mit unterschiedlichen Recyclingmaterialien, wobei es darum ging, auf welche Weisen man verschiedene Materialien miteinander verbinden oder voneinander auftrennen kann. (1DL)
- Die Ideenfindung mithilfe eines Steckbriefs, um den Inhalt bzw. das Konzept des 3D Modells festzulegen. Das zu bauende Modell soll auf die Angaben des Steckbriefs, die Skizzen zur Figur, sowie die Skizzen von möglichen Umsetzungen basieren. (1DL)
- Das Bauen und Ausarbeiten des 3D Raum Modells (3DL)
- Die Inszenierung des 3D Raum Modells mit Licht (1DL)
- Die Präsentation (Reflexion und Auswertung der eigenen Arbeit) und die Fremdbewertung der anderen Schülerarbeiten. (1DL)
Impressionen
Beurteilung
Die Beurteilung der Arbeit beinhaltet drei Hauptkriterien. Das erste Kriterium bezieht sich auf die Idee bzw. den Inhalt. Sind die Antworten des Steckbriefs im Modell ersichtlich? Gibt es eine Übereinstimmung? Ist das Konzept der Figur in einem Steckbrief erfasst (wurden Angaben, Zeichnungen zur Figur und zum Raum gemacht)? Kann man anhand des Raumes erkennen um welche Figur es sich handelt? Die Umsetzung bildet das zweite Kriterium. Dort geht es um die Punkte Sorgfalt, Umgang mit dem Material, Einsatz von Farben und die fotografischen Umsetzungen. Das letzte Kriterium ist die Präsentation. Die Gewichtung wurde mit der Punkteverteilung bestimmt. So konnte man für die Idee 10 Punkte erreichen, bei der Umsetzung 15 Punkte und in der Präsentation 5 Punkte. In der Beurteilung habe ich auch die Klasse involviert, indem ich sie bewusst die Arbeiten der anderen bewerten liess und sie sich so erneut aus einem anderen Standpunkt die Arbeiten betrachten mussten.
Reflexion
Im Grossen und Ganzen waren die Resultate zufriedenstellend. Für eine erste Klasse des Langzeitgymnasiums haben die Schüler*innen gut mitgearbeitet und mitgedacht. Ich denke es ist ein guter Einstieg von zweidimensionalen Arbeiten ins Räumliche. Da es eine aufbauende und prozessorientierte Arbeit war, die auch in einem Skizzenheft dokumentiert wurde, war am Ende gut zu erkennen, welche Denkprozesse und Änderungen am Projekt im Laufe der Zeit geschehen sind. Obwohl ich eine noch freiere und abstraktere Darstellung des Räumlichen angestrebt habe, finde ich das Unterrichtsprojekt passend, um darauf weitere Arbeiten aufzubauen und aufzufächern. Da die Klasse mit unterschiedlichsten Materialien gearbeitet hat, könnte man sich fragen, ob es nicht leichter gewesen wäre, sich nur auf ein oder zwei Materialien zu begrenzen (z.B. nur auf Papier und Karton). Somit hätte sich die Arbeitsweise und der Umgang mit dem Material verändert, aber es hätte das Aufräumen und Versorgen der Sachen um einiges erleichtert. Allerdings muss man immer abwägen, um was für eine Klasse es sich handelt (Machen die Kinder gut mit? Sind sie genug eigenständig? Oder überfordert es sie? usw.). Ich finde, dass die grosse Auswahl an Materialien der Klasse geholfen hat, viele wertvolle Erfahrungen zu sammeln.