Ein Siebdruck-Projekt
ABSTRACT
Dieses Projekt bewegt sich im zweidimensionalen Bereich des Siebdruckes, wobei einfache Methoden ohne Fotobearbeitung, Beschichtung, Belichtung, Druckgeräte oder spezielle Siebdruckfarben angewendet werden. Zu Beginn beschäftigten sich die SuS (5. Klasse Langzeitgymnasium, nur 11 SuS) einzeln und gemeinsam mit dem Begriff Landschaft. Das Betrachten von Bildmaterial, einfache Zeichenübungen draussen, Recherche, Notizen und Diskussionen in Gruppen sollte ihnen die Bedeutung des Begriffes früher, heute und in Zukunft näher bringen. Die Aufgabe bestand darin vier Landschaftsfotos in den Unterricht mitzubringen und diese im Verlauf des Projektes sowohl inhaltlich als auch optisch mit der Technik des Siebdruckes zu verändern. Dazu war es wichtig, dass sich jede/r SuS überlegte, was denn Landschaft für sie/ihn bedeutet und dies in einem kurzen Text erläutert. Mit von Hand geschnittenen Schablonen, selber bespannten Sieben und Gouachefarbe wurden die «Veränderungen» über die auf A4 Papier ausgedruckten Landschaftsfotos siebgedruckt.
SACH- & BEGRÜNDUNGSANALYSE
Das BG-Projekt Raum und Zeit der Landschaft behandelt zwei Teilbereiche. Einerseits einen inhaltlichen, der sich stark mit dem allgemeinen und dem individuellen Landschaftsbegriff auseinandersetzt und dessen Veränderung über die Zeit thematisiert. Andererseits einen technischen, wo es darum geht die eigenen Ideen grafisch zu vereinfachen, damit sowohl das Schneiden der Schablonen von Hand als auch das Drucken mit den selber Gemischen Siebdruckfarben (Gouache und Siebruckpaste) möglich ist. Das Ziel dieser Unterrichtseinheit war es, die Klasse auf ihre Abschlussarbeit im Grundlagenfach BG vorzubereiten. Die Fähigkeit etwas Gelerntes selbständig zu vertiefen, das eigene Verständnis zu erweitern und konkret zu definieren, daraus eine Idee zu entwickeln und diese effizient umzusetzen sind wichtige Bestandteile dieser Abschlussarbeit und durchaus hilfreich auch in anderen Bereichen des Lebens.
Lernziele / Kompetenzerwerb
gegenwärtig (für dieses Projekt):
– Landschaftsbegriff gestalterisch und begrifflich erfassen und erweitern (Entwicklung früher und heute, individuelles Verständnis definieren / begründen)
– Lernen was es optisch und inhaltlich bedeutet, Landschaft zu verändern
– Austausch in Gruppen nutzen, Vergleiche ziehen und Gelerntes auf eigene Ideen anwenden
– Ideen Skizzenhaft festhalten
– Neue Technik des Siebdruckes kennenlernen und anwenden können
– Transfer Tonwertzeichnung auf Volltongrafik machen
– Motorische Fähigkeiten des Druckprozesses üben und verfeinern
– Mut zum Experiment entwickeln und Technik ausschöpfen (Farbe / Form / Überdruck / Ebenen)
– Möglichst viel produzieren / serielle Produktion (Fehldrucke)
– Sorgfältigen und sparsamen Umgang mit Material verinnerlichen
– Zum Schluss entstandene Arbeit für sich reflektieren und in Worte fassen
Im Vorjahr beschäftigte sich die Klasse in einem anderen Projekt mit dem Schablonendruck auf Textilien. Die Technik des Schablonen Schneidens und Entwerfens von grafisch vereinfachten Formen war für die SuS also nicht komplett neu. Trotzdem war es für sie nicht immer ganz einfach ihre komplexen Ideen von der Handskizze auf die Druckschablone zu übertragen. Gerade deshalb war es wichtig die mit Hilfe spezifischer Bildinputs auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen.
– Schichtung in Landschaftsbildern (Vorher-, Mittel- und Hintergrund)
– Tiefe erzeugen über Farbintensität, Kontrast und Schärfe/Unschärfe (Veränderung von vorne nach hinten)
– Möglichkeiten Siebdrucktechnik:
1_mehrere Schichten übereinander drucken
2_mit Farbmischung und Transparenz spielen / Motive drehen, verschieben, repetieren, spiegeln
3_seriell verschiedene Varianten desselben Motivs herstellen
Mit individuellen Gesprächen und Zeit zum Austausch untereinander sollten die in den Lernzielen beschriebenen Fähigkeiten gefördert werden. Was die Materialwahl angeht sind mit diesem Projekt klare Richtlinien gesetzt (Siebdruck). Dafür sind die SuS völlig frei darin ihren Landschaftsbegriff individuell zu definieren, zu formen und auszuarbeiten. In einem kurzen Text sollen die SuS erläutern, was Landschaft für sie bedeutet, wie sie es in ihren Drucken umgesetzt haben und warum. Das Format ist aus Platz- und Materialgründen auf A4 beschränkt.
ABLAUF
Das ganze Projekt ist gegliedert in drei Teile.
1. Teil (2 DL): Inputs und Studien
– Erster Bildinput Thema Landschaft als Einstieg (Bedeutung, Assoziationen, Ästhetik)
– Erste Übung: draussen Landschaft zeichnen (Kombination von Gesehenem und Erfundenem)
– Optisches Verständnis für Vorder- / Mittel- / Hintergrund entwickeln
– Inhaltliches Verständnis erarbeiten (was bedeutet Landschaft / wie kann man sie auf-/ab-/um-/zurückbauen -> in Zeichnung ausprobieren)
– Gruppenarbeit zur Begriffsentwicklung in verschiedenen Epochen (siehe unten)
– Regelmässige Rückblicke auf bereits Besprochenes (Bilder und Begriffe an WT oder Beamer als Erinnerungsstütze für SuS)
– Bildinput Thema Landschaftsfoto und Siebdruck (wie lassen sich die beiden ästhetischen Mittel kombinieren?)
– Ansehen der Zeichnungen von 1. DL (Übergang Strichzeichnung zu Volltongrafik thematisieren)
– Hausaufgabe: vier Landschaftsfotos in nächste Stunde mitbringen (aus dem Internet und eigene / 2 Landschaften die SuS ansprechen / 2 die abstossen)
Bildinput Landschaft (Bedeutung, Assoziationen, Ästhetik) – woher stammen die Aufnahmen?
Zeichenübung: wie kann man Landschaft auf-/ab-/um-/zurückbauen
Gruppenarbeit: Begriffsentwicklung von Landschaft
Jede Gruppe erhält einige Begriffserklärungen und Bilder
Diese müssen an WT den jeweiligen Epochen zugeordnet werden
Gemeinsames Besprechen / Verschieben / Thematisieren
Bildinput Landschaftsfoto und Siebdruck – Kombination von zwei verschiedenen ästhetischen Mitteln
2. Teil (1-2 DL): Siebdrucktechnik kennenlernen
– Vorzeigen: Siebdruckablauf / Farbmischung / Überdruck
– Holzrahmen selber mit Siebstoff bespannen (Zweiergruppen)
– Rückblick auf vorangehende Inputs und Erkenntnisse (Begriffe / Bilder an Beamer und WT)
– Lernziele / Bewertungskriterien: gemeinsam durchgehen, Fragen klären
– Erste Notizen zu eigenem Landschaftsverständnis
– Ideen skizzieren (mitgebrachte Landschaftsfotos verändern), Schablonen schneiden beginnen
– Gleichzeitig: einzelne SuS üben abwechselnd den Ablauf des Druckens (1 Druckstation)
Fragen als Hilfestellung für Definition des eigenen Landschaftsverständnisses
3. Teil (4 – 7 DL): Ideen entwickeln und ausarbeiten
– Kurzes Erinnern an vorangehende Inputs (flächiges Drucken / Volltongrafik / Überlagerungen / Bedeutung Landschaftsveränderung)
– Schablonen fertig schneiden
– Individuelles Arbeiten an eigenen Drucken
– Farben selber mischen: Siebdruckpaste (1/3 bis 1/2 der Gesamtmenge) und Gouachefarbe
– Jede/r SuS hat seinen/ ihren Arbeitsplatz zum Drucken
– Zwischendurch zusammenkommen und Zwischenergebnisse ansehen / besprechen
– Offene Fragen gemeinsam klären / SuS sich gegenseitig erklären / Erkenntnisse, Schwierigkeiten, Eindrücke teilen
– Ziel zum Abschluss:
1_zwei von vier Landschaftsfotos mehrmals bedrucken (verschiedene Varianten mit Farben / Überlagerungen / Formen)
2_einen Druck aussuchen
3_kurzen Text schreiben (Begründung / Erklärung persönliches Landschaftsverständnis / Erkenntnisse)
Einblicke in Arbeitsprozess
Auswahl entstandener Drucke
Materialliste:
– hochwertiges Papier (eher dicker und saugfähig)
– durchsichtige Druckerfolien für Schablonen
– Schneidmesser / Scheren
– Leuchtpulte für Zeichnen der Schablonen: z.B. DÖRR LED Light Panel
– Siebgewebe für Papier- oder Stoffdruck: Auswahl an Material auf www.siebdruckland.de
– Holzrahmen: selber bauen / Leinwandrahmen verwenden (oft an Schulen vorhanden)
– Tacker / Klammern
– Zeitungspapier / Klebband / Sudelpapier für Testdrucke
– leere Behälter (gut verschliessbar) um Farbe aufzubewahren
– genug Löffel
– Karton / Zeitung / Stoff zum Abdecken der Tische
– Schürzen
– Farbe: normale Gouachefarben (nicht zu flüssig) gemischt mit Siebdruckpaste (z.B. bei SERILITH bestellen: Lascaux Siebdruckpaste)
– Wischlappen / Putzschwämme / Bürsten
– ev. SERICO Reiniger für Wasserfarben (falls Siebe nicht sauber werden)
– Trocknung-Gestelle für feuchte Drucke
– Föhn / Verlängerungskabel
BEURTEILUNG
Die Beurteilung der Arbeit ist aus drei Teilnoten zusammengesetzt. Der erste Teil bezieht sich auf die ausgewählten Landschaftsfotos und die dazu entworfenen Schablonen, der zweite Teil auf den Prozess des Druckens und der dritte Teil auf die Auswahl eines Druckes und die schriftliche Reflexion dazu. Von diesen drei Teilnoten wird die letzte am höchsten gewichtet. Die Bewertungskriterien wurden zu Beginn des Projektes mitgeteilt und gemeinsam geklärt. Während des gesamten Projektes stand vor allem das Experimentieren mit verschiedenen Techniken / Farben / Formen / Ebenen im Vordergrund, sowie die Entwicklung eines individuellen Landschaftsverständnisses.
Für die Benotung gab es für jede/n SuS eine detaillierte schriftliche Rückmeldung zu den einzelnen Arbeiten.
REFLEXION
Es war spannend mit der Klasse zusammenzuarbeiten, auch wenn es nicht immer einfach war. Die Technik des Siebdruckens war nicht nur für die SuS, sondern auch für mich neu. Deshalb war es sehr wichtig alle Aufgaben und Materialtests zuvor selber durchzuführen um auf spätere Unklarheiten reagieren zu können. Vor allem beim Siebdrucken lohnt es sich alle Möglichkeiten abzuklären. Eigentlich gäbe es eine Technik des Schablonen herstellen die mit Sericut Fotofilm und Nitroverdünner/Filmlöser funktioniert. Da dies jedoch ziemlich kostspielig ist, konnte ich diese Variante nicht für den Unterricht einsetzen.
Das Thema Landschaft ist relativ komplex. Da ich mir selber zwischenzeitig über dessen Bedeutung nicht ganz im Klaren war, steckte ich die Klasse mit meiner Verunsicherung an. Sie hatten Mühe den Einstieg ins Projekt zu finden. Der Übergang von ihren gezeichneten Ideen zur Schablone in Volltongrafik fiel vielen SuS schwer, die Kombination von Fotografie und Druckästhetik wollte nicht so recht gelingen und die Klasse blieb lange im Entwurfsprozess hängen anstatt bald mit dem Drucken zu beginnen. Es wäre von meiner Seite hilfreich gewesen mehr kurze Übungen zur Technik des Druckens durchzuführen und gezielter auf die Anforderungen des Projektes einzugehen. Weniger ist manchmal mehr.
Auf Grund der Startschwierigkeiten verlängerte sich die ganze Planung von 8 DL auf 11 DL. Den Rückmeldungen der Klasse zufolge fanden sie das Projekt spannend, jedoch etwas zu langwierig. Sie hätten sich mehr Zeit zum tatsächlichen Drucken gewünscht.
Weiterführende Projekte könnten beispielsweise sein die entstandenen Drucke einzuscannen und digital weiter zu bearbeiten (Collageprojekt). Ökologisch betrachtet wäre es ausserdem besser gewesen die SuS Landschaftsfotos aus Magazinen mitbringen zu lassen anstatt digitale Bilder auszudrucken. Dadurch wären neue ästhetische Aspekte ins Spiel gekommen.