Die SuS erlernen in acht Doppellektionen Grundkenntnisse der visuellen Programmiersprache ‚Pure Data‘ und wenden diese anschliessend in einem Installations- Videoprojekt an. Gearbeitet wird in Gruppen von zwei bis maximal vier Personen.
BEDINGUNGS- UND SACHANALYSE
‚Pure Data‘ ist eine visuelle Programmiersprache welche mehrheitlich in der Videokunst sowie im Sounddesign gebraucht wird. Videos können interaktiv auf einen Sound reagieren und ein Software-Synthesizer ist je nach Komplexität schnell erarbeitet. Die Visualisierung von den einzelnen Elementen entgegen der textbasierten Programmierung kann das Grundverständnis eines Sachverhaltes wie ein Video Player zudem fördern.
‚Pure Data‘ ist als Open Source frei verfügbar. Das Programm wird also in einem Kollektiv von unterschiedlichen Personen stets weiterentwickelt. Jede und Jeder kann dabei mitarbeiten und seine Ideen in dem öffentlichen Quelltext (Open Source) anbringen und somit das Programm ändern.
Mit dieser Intention von kollektiver Ideenentwicklung wollte ich die dritte Schwerpunktklasse der Kantonsschule Stadelhofen in Zürich motivieren, Vorstellungen und Ideen für ein Projekt einerseits möglichst frei von technischen Einschränkungen zu erdenken und anderseits in einem Kollektiv oder einer Gruppe als gegenseitige Inspirationsquelle zu bündeln.
Gleichzeitig wollte ich mit diesem Projekt die SuS dazu bringen, ihre Kreativität auf unterschiedlichen Ebenen anzuwenden. Die Frage kam schnell, was denn dieses ‹Pure Data› mit bildnerischer Gestaltung zu tun hätte.
Vernetztes, kreativ lösungsorientiertes sowie kollektives Denken ist im Leben essentiell und gerade der Umgang mit einer Programmiersprache kann in der kreativen Ideenentwicklung sehr hilfreich sein. Es muss sich dabei nicht ausschliesslich um die gestalterische Umsetzung handeln. Ich sehe aber in der Gestaltung ein grosses Potential eines digitalen Umgangs mit der Materie, falls erwünscht und falls es Sinn macht; würde jedoch die blosse Anwendung von digitalen Mitteln im Unterricht hinterfragen.
ABLAUF
‚Pure Data‘ verlangt gewisse Grundkenntnisse. Ein geschriebenes Programm heisst in ‚Pure Data‘ ‚Patch‘ und kann erst mal ganz schön verwirren.
Die Einführung in das Thema hatte ich mit eigenen Beispielen aus der praktischen Anwendung von ‚Pure Data‘ gemacht. Somit konnten sich die SuS möglichst früh ein Bild davon machen, was daraus entstehen könnte und wozu ‚Pure Data‘ genutzt werden kann. Anschliessend erstellten die SuS selber erste Patches indem sie beispielsweise einen einfachen Video Player nachbauten. Dabei lernten sie die unterschiedlichen Objekte kennen. Hilfe zur Selbsthilfe war dabei ein zentrales Stichwort. Ich zeigte den SuS diverse Möglichkeiten, wie sie zu einer Lösung eines Problems gelangen oder wo sie die Fähigkeiten der unterschiedlichen Objekte nochmals einsehen konnten.
Ebenfalls war gegenseitige Hilfestellung unter den SuS gefragt. Probleme kommen beim Programmieren sehr oft vor und meistens ist die Lösung beziehungsweise der Fehler nicht im Kern sondern bei einer fehlenden Ziffer oder falschen Verbindung.
Die SuS machten sehr schnell Fortschritte beim Erlernen der Grundkenntnisse und so ging ich nach den ersten vier bis fünf Doppellektionen in die Umsetzung vom Projekt. Dafür machte ich eine kleine Einführung in Raumwahrnehmung und Installationskunst.
Anschliessend waren die Gruppen selbstständig und mit stetigem Support von mir am arbeiten. Zu Beginn von jeder Lektion machte ich eine kleine Repetition der wichtigsten Elemente und klärte im Plenum gestellte Fragen.
BEURTEILUNG
Die Beurteilung war einerseits eine Teilnote in der Hälfte des Projektes für das Arbeitsjournal sowie eine Schlussnote.
Die Beurteilung des Arbeitsjournals stellt sich wie folgt zusammen:
– Vollständigkeit
– Form
– Metakognition
– Eigennutzen
Die Beurteilungskriterien für die Schlussnote des Projektes sehen folgendermassen aus:
Prozess
– Auffassung und Umsetzung Inputs – Entwicklung
– Eigeninitiative
– Interesse und Neugier
Beteiligung
– Mündliche Beteiligung bei Besprechungen im Plenum
– Aktives Arbeiten
– Beteiligung in der Gruppe
Endprodukt
– Bildauswahl
– Bildsprache
– Umgang/Einsatz Pure Data – Umgang/Einsatz Raum
– Gesamteindruck
– Präsentation
Aus einem einfachen Durchschnitt der drei Teilnoten ensteht eine Gesamtnote.
Dazu habe ich allen SuS individuelle Ergänzungen auf das Blatt geschrieben.
REFLEXION
Bei einer kleinen Evaluation am Schluss des Projektes konnten die SuS etwas positives und etwas negatives aufschreiben. Oft kam die Rückmeldung, dass es zu Informatiklastig gewesen sei.
Ich denke nach wie vor, dass ein solches Projekt in ein BG-Unterricht integriert werden kann jedoch bezweifle ich die Umsetzung dessen in einem zeitlich so eng gehaltenen Rahmen eines Praktikums von acht Doppellektionen. Ein solches Thema müsste viel mehr partiell eingesetzt werden können. Vielleicht kurz zu Beginn eines Semesters als Erlernen einer neuen Technik mit Beispielen aus der Welt der programmierten Kunst, zur Aufzeichnung von Möglichkeiten und um den Horizont vom Verständnis von Kunst zu erweitern.
Wenn einzelne SuS ein freies Video- oder Soundprojekt machen wollen, kennen sie die Möglichkeiten von ‚Pure Data‘ und können darauf zurückgreifen und damit experimentieren. Ich war mir bewusst, dass die Einführung in eine solch abstrakte Materie sehr Informatiklastig würde. Eine schnellere Anwendung von einzelnen Übungen hätte dabei sicher geholfen. Das wiederum verlangt eine grössere Zeitspanne für ein solches Projekt, dass man mehr Zwischenphasen einbauen kann ohne Computer.