Titel und Abstract:
8 Doppellektionen Block zum Thema «Räumliche Darstellung», April-Juni 2024, Olten, Kantonsschule Olten, 1. Klasse, Schwerpunktfach — Bildnerisches Gestalten und Musik
Inhalt
Sachanalyse:
Die Lehrperson gab mir zwei Themen zur Auswahl für mein Praktikum, eines davon war die räumliche Darstellung bzw. die Zentral- und Übereckperspektive, und ich war sofort begeistert von der Möglichkeit, dieses «mühsame» und «langweilige» Thema neu zu denken.
Während der Vorbereitung habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich das Thema ansprechend gestalten könnte, um die Neugier der Schülerinnen und Schüler zu wecken und ihre Perspektive auf die räumliche Darstellung zu erweitern.
Ich habe mich dafür entschieden, die Vielfalt der Perspektiven einzuschränken und mich auf zwei Beobachtungspunkte des räumlichen Zeichnens zu konzentrieren.
Um das Thema umfassend zu behandeln, gliederte ich die 16 Lektionen in drei Phasen: eine Übungs- und Experimentierphase, eine Ausführungssphase und eine Abgabe- und Feedbackphase.
In ersten Phase öffneten wir die Türen zur Möglichkeiten der räumlichen Darstellung. Wir haben analysiert, wie sich jeder Blickpunkt, seine Höhe, seine Verschiebung nach rechts oder nach links auf das Bild auswirkt und wie er die Wahrnehmung des Bildes erheblich verändern kann.
In der zweiten Phase wurde die Theorie in die Praxis umgesetzt. Hier haben wir das Gelernte selbst beobachtet und ausprobiert. Hier wurde das Zeichnen zum Ausdrucksmittel, um darzustellen, was wir wie in der Realität sehen und was wir auf dem Bild zeigen wollen. Wir diskutierten über die Emotionen, die durch die Horizontlinie auf dem gezeichneten Bild ausgelöst werden. Wir untersuchen, wie das, was wir in der Realität sehen und zeichnen, nach unseren Wünschen logisch weiter konstruiert oder verändert werden kann.
In der dritten Phase haben wir die erzielten Ergebnisse zusammengefasst und gegenübergestellt. Dabei diskutierten wir auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Darstellungen, um uns bewusst zu werden, wie unsere zeichnerischen Entscheidungen auf den Betrachter wirken. Und was wir als Kunstschaffende tun können, um zu zeigen, was wir beabsichtigen. Zusammenfassend haben wir auch untersucht, welche Zeichenhilfen und -techniken uns die Darstellung von Objekten erleichtern können.
Bedingungsanalyse:
Für mein zweites Praktikum an der Kantonsschule Olten in Kanton Solothurn wurde mir das Thema Persperkive von der Lehrperson vorgegeben. Die Zielgruppe besteht aus einer engagierten Klasse von 27 Schülerinnen und Schülern im Alter von 14/15 Jahren, die entweder Bildnerisches Gestalten oder Musik als Schwerpunktfach gewählt haben.
Die Klasse hat gerade einen Block zum Thema Farben absolviert und wünscht sich nun einen Themenwechsel vor den Sommerferien. Die Schülerinnen und Schüler dieser Klasse, mit Ausnahme einiger Repetenten, haben sich noch nicht mit Perspektive oder räumlicher Darstellung beschäftigt.
Die künstlerischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler waren eher schwach und einige werden die Schule im Sommer verlassen. Andererseits war die Klasse trotz ihrer Grösse sehr angenehm zu unterrichten. Sie kamen pünktlich, arbeiteten motiviert mit und waren beim Aufräumen gut organisiert.
Die Räumlichkeiten sind mit 4 Tischreihen in 2 Spalten ausgestattet, was den Frontalunterricht und die individuelle Arbeit fördert. Ausserdem stehen moderne Visualizer, eine Wandtafel und ein Beamer zur Verfügung. Die Klasse arbeitet hauptsächlich mit Teams und legt Unterlagen online ab, was die Zusammenarbeit und den Zugang zu Materialien erleichtert.
Begründungsanalyse:
Bei der Perspektive geht es nicht nur um das lineare Zeichnen von Würfeln aus verschiedenen Blickwinkeln. Alles, was wir in der realen Welt um uns herum beobachten, sehen wir in perspektivischer Reduktion. Folglich unterliegt alles, was wir auf einem Blatt Papier realistisch darstellen wollen, den Regeln der Perspektive.
Perspektive (von lateinisch perspicere = hindurchschauen) bezeichnet die Darstellung des Raumes und der in ihm enthaltenen Dinge auf einer Bildfläche, und zwar so, dass die dort unter den gleichen Sehbedingungen erscheinen, unter denen sie im wirklichen Raum von einem fixen Standpunkt (Augpunkt) aus wahrgenommen werden.
Typisch für die Zentral- und Übereckperspektive sind Konvergenz und zeichnerische Verkürzung. Konvergenz bezeichnet die scheinbare Bewegung paralleler Linien auf einen gemeinsamen, im Hintergrund liegenden Fluchtpunkt zu — dies erzeugt in zentralperspektivischen Darstellungen den Eindruck von Räumlichkeit und Tiefe.
Die Aufgabe der geometrischen Perspektive lässt sich anhand der schönen Holzschnitte erläutern, auf denen Albrecht Dürer um das Jahr 1525 das Entstehen eines perspektivischen Bildes dargestellt hat. Durch sie erkennen wir, dass sowohl geometrische Objekte und Stoffe als auch der menschliche Körper den Gesetzen der Perspektive unterliegen.
Die Perspektive ist ein wesentlicher Bestandteil des Studiums der bildenden Kunst.
Lernziele und Beurteilungskriterien:
Lernziele:
Aufgabe 1:
Wähle einen geeigneten Platz im Gang um die “Gebäude”. Vor dir öffnet sich einerseits ein Raum in die Ferne, gleichzeitig erhebt sich ein Motiv, eine architektonische Komposition aus Sockeln.
Zu Beginn untersuchst du die Masse des gesamten «Sockelgebäudes» und stellst es auf dem Blatt dar. Dann beobachte und suche die richtige Position, die senkrechte Linie, die am weitesten vorne ist. Wie gross ist der Abstand nach links und nach rechts von der Linie zu den Rändern der Zeichnung? Dann suchst du die Linien des Sockelgebäudes, die in die Tiefe des Raumes verlaufen. Kontrolliere die Winkel mit Hilfe eines Bleistifts in waagerechter Lage. Die Linien der Schulhausarchitektur selbst können zur Kontrolle genutzt werden! Vergleiche die Winkel der Linien des Raumes mit den Linien der Gebäude und den Linien deiner Zeichnung.)
Die “Gebäude” konstruierst du als frontale oder als Übereck-Ansicht. Beginne mit der Konstruktion der grossen Teile und arbeite dich später zu den kleineren Details vor. Die Fluchtlinien und die Horizontlinie lässt du als Konstruktionselemente in der Zeichnung stehen!
Aufgabe 2:
Mit Hilfe der Horizontlinie, der Fluchtpunkte und der Fluchtlinien baust du die Umgebung des Gebäudes weiter. Du stellst mindestens eine Strasse, einen Teil der angrenzenden Gebäude und eine Strassenlaterne dar. Je nach Lichtquelle schattierst du die Flächen der «Stadt» in drei Beleuchtungsgraden.
Technik: A3 Papier, Bleistift
Hilfsmittel: keine
Zeit: Maximal 3 Doppelstunden, Abgabe am 11.6.
Beurteilungskriterien:
- Raum: Die Linien, die in die Tiefe des Raumes verlaufen, orientieren sich an den Fluchtpunkten. Die Augenhöhe wurde richtig gewählt.
- Zeichnerische Qualität: Sauberkeit, Präzision in der Linienführung und eine ausgewogene Bildkomposition.
- Lichtwirkung: Die Beleuchtung visualisiert eine nachvollziehbare Lichtsituation. Die Seite, die dem Licht am nächsten ist, ist am stärksten beleuchtet, die am weitesten entfernte Seite ist am dunkelsten.
Beurteilungsblatt:
Ablauf
DL 1: Die erste Unterrichtsstunde diente dem Kennenlernen der Klasse und der Einführung in das Thema. Zuerst stellte ich mich kurz vor und bat die Schüler, sich vorzustellen und zu erzählen, warum sie sich für die gestalterische oder musikalische Richtung entschieden haben und was sie in Zukunft machen möchten.
Der Einstieg in das Thema wurde mit dem Kahootspiel gemacht, bei dem die Schüler:innen Fragen zum Thema Perspektive beantworten und analysieren. Als nächstes habe ich eine Komposition aus quadratischen und rechteckigen Objekten auf dem Tisch erstellt und diese mit einem Visualisierungsgerät auf die Tafel projiziert. Ich habe die Kamera des Visualizers mit dem menschlichen Auge verglichen und sie dann nach links, rechts, oben und unten bewegt. So konnte ich visuell erklären, wie sich das Bild verändert, je nachdem, wo die Horizontlinie liegt.
Die Einstiegsaufgabe für die Klasse bestand darin, die vorgestellte Komposition von der Tafel abzuzeichnen. Auf diese Weise analysierten sie, wie dreidimensionale Objekte auf einem zweidimensionalen Blatt aussehen können. Die Aufgabe bestand auch darin, das Messen mit dem Bleistift zu erforschen. Durch die Projektion auf die Tafel konnte dies visuell erklärt werden.
DL 2: Die zweite Doppelstunde war dem Thema Raum gewidmet. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, das Klassenzimmer zu verlassen und ein dreidimensionales, leeres Objekt – einen Würfel, oder besser gesagt, nur seine Seiten – in der realen Welt zu betrachten und zu zeichnen.
Sie skizzierten das im Gang ausgestellte Objekt und wechselten dabei den Blickwinkel von frontal zu schräg und von der Vogel- zur Froschperspektive.
DL 3: In der dritten Unterrichtsstunde beschloss ich, die Aufgabe zu verkomplizieren und baute eine nicht allzu schwierige Komposition aus Sockeln, aber mit mehr als vier Ecken. Die Aufgabe war die gleiche wie in der letzten Lektion, nur das Objekt, das es zu zeichnen galt, hatte sich geändert.
DL 4: In der vierten Lektion haben wir uns damit beschäftigt, wie man die Perspektive in einer Zeichnung für eine weitere Konstruktion nutzen kann. Die Schülerinnen und Schüler hatten 30 Minuten Zeit, einen Teil des Raumes zu finden und in Frontalperspektive darzustellen. Sie mussten die Horizontlinie und die Fluchtlinien in der Zeichnung beibehalten.
Zurück im Klassenzimmer wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, mit den bereits vorhandenen Linien ein imaginäres Labyrinth zwischen den Wänden des Raumes zu zeichnen.
DL 5: Lektion 5 begann mit einer Erläuterung der Hauptaufgabe, die bewertet wurde. Die Aufgabe bestand darin, ein «Gebäude» aus Sockeln in einer Übereck-Perspektive darzustellen. Die Schülerinnen und Schüler erhielten ein Handout mit einer schriftlichen Beschreibung der Aufgaben und der Bewertungskriterien. Sie konnten es lesen und Fragen stellen.
Bevor die Schülerinnen und Schüler mit ihrer eigenen Arbeit begannen, zeigte ich ihnen Schritt für Schritt, wie sie beginnen und vorgehen sollten. Wir wiederholten, wie man die Horizontlinie und die Fluchtpunkte findet und wie man die Masse eines Objekts mit einem Bleistift misst.
DL 6: In der nächsten Dopellektion setzten die Schülerinen und Schüler das beim letzten Mal begonnene Zeichnung nach der Natur fort. Die Aufgabe bestand darin, eine imaginäre Stadt rund um die Sockelgebäude herum zu zeichnen.
DL 7: In der letzten Doppelstunde vor der Abgabe beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit Licht. Ziel war es, eine einfache Beleuchtung mit nur 3 Helligkeitsstufen zu erstellen. Die Schülerinnen und Schüler konnten den Standort der Lichtquelle selbst wählen und mussten die Flächen logisch in weiss, grau und schwarz einteilen.
DL 8: Die letzte Doppelstunde wurde mit einer Diskussion über Arbeiten und Noten abgeschlossen. Zum Abschluss basteln die Schülerinnen und Schüler selbst eine Dürer-Scheibe.
Reflexion
Das zweite Praktikum war eine wertvolle Erfahrung, bei der ich mich sehr wohl gefühlt habe, vor allem weil ich mit dem Zeichnen gearbeitet habe, einem Medium, das ich sehr gut kenne. Obwohl es eine Herausforderung war, die technischen Aspekte der Perspektive in den Unterricht einzubringen, gelang es mir, den Schüler*innen das Thema zu erklären. Ich habe jedoch festgestellt, dass es mir oft zu aufwendig war, jedes Mal neue und spannende Einstiegsübungen zu entwickeln. Auch die Tatsache, dass der Raum nach dem Unterricht wieder aufgeräumt werden muss und es nicht möglich ist, die aufgebauten Kompositionen für den Unterricht bis nächste Woche stehen zu lassen.
Bei der Bewertung der Hauptaufgabe habe ich festgestellt, dass die Kriterien zwar sehr präzise, aber insgesamt zu wenig sind, so dass jedes einzelne Kriterium sehr stark in die Note einfliesst. Ausserdem habe ich vergessen, einen so wichtigen Punkt wie die Messgenauigkeit in die Kriterien aufzunehmen.
Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich schätze den Austausch mit meiner Praktikumslehrperson, der für mich sehr gewinnbringend war. Ich sehe das zweite Praktikum als eine wichtige Lernerfahrung an und freue mich darauf, meine Kompetenzen im Bereich des Unterrichtens weiter zu verbessern.