Als Marketinginstrument beeinflussen Logos uns als Konsument*innen. Nach Übungen in der Typografie und in der grafischen Reduktion setzen die SuS im Projekt «Persönliches Logo» dem Manipulationsinstrument ihre Persönlichkeit entgegen: Wie sieht ein Logo aus, das unsere eigene Persönlichkeit widerspiegelt?
Sach- und Begründungsanalyse
Logos sind einfach zu merken, sind grafisch sehr reduziert und haben oft einen kreativen Umgang in der Kombination von Schrift und Bild. Ein Logo will unsere Aufmerksamkeit gewinnen und wiedererkannt werden, denn wir sollen zu Produkten der einen vertrauten Marke greifen. Der Prozess vom Entdecken eines Logos bis zu dessen Wiedererkennung passiert oft schleichend und unbewusst in unserem Alltag. Wir gehen in Einkaufsstrassen an Logos vorbei, halten Produkte mit Logos in den Händen und seit Social Media drängen sich die Logos als personifizierte Werbeplatzierungen in unseren Feed. Während die 3. Klasse vom Gymnasium Alpenquai durch Übungen in Typografie und grafischer Reduktion entdeckt, welche Merkmale ein Logo zu einem wiedererkennbaren und doch einzigartigen Symbol machen, diskutieren wir über die Beeinflussung von Logos im eigenen Alltag. Später kreieren die Schüler*innen ihr eigenes Logo. Der Inhalt des Logos soll die eigene Persönlichkeit sein, es basiert auf eigenen Interessen und Charakterzügen. Hier möchte ich an das Interesse der Schüler*innen anknüpfen. Statt dass sie das Logo für ein Produkt designen, heben sie ihre eignen Stärken hervor und setzen dieses nicht nur visuell um, sondern machen sozusagen ein werbendes Symbol daraus. Keine leichte Aufgabe, vor allem in diesem Alter, aber meines Erachtens eine wichtige und empowernde Auseinandersetzung mit sich selber.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziel aus dem Lehrplan Alpenquai: Schrift als visuelles Zeichensystem begreifen.
Eigene Lernziele: Grafische Reduktion von fotografischer Vorlage. Förderung eines bewussten Prozesses durch das Gestalten eines Logos mit Begründung der gewählten Logoeigenschaften. Sensibilisierung der Beeinflussung von Logos durch Werbung in Gruppendiskussionen.
Beurteilungskriterien:
- Reduktion: Das Bild ist soweit reduziert, dass es losgelöst von der fotografischen Vorlage ist und mit einer Schrift kombiniert werden konnte.
- Inhalt: Die Wahl der Farbe, der Schrift und des Bildes können anhand eigener Persönlichkeitsmerkmale begründet werden.
- Umsetzung: Handwerkliche Qualität der gewählten Technik.
- Prozess: Aus den Entwürfen geht eine breite Recherche mit verschiedenen Varianten und Kombinationen von Schrift und Bild hervor.
Ablauf
Der grobe Ablauf der insgesamt acht Doppellektionen war folgendermassen geplant: In den ersten drei Doppellektionen war Zeit für Übungen zur Typografie und zur grafischen Reduktion, in den nächsten vier Doppellektionen hatten die SuS Zeit, um am eigenen Projekt zu arbeiten und die letzte Doppellektion war für Reflexion und Feedback reserviert. Vor beinahe jeder Doppellektion machte ich einen zum jeweiligen Inhalt passenden Input. Die entstandenen Logos druckte ich für die SuS auf Sticker (von A4 zu A6).
Mit Anagrammen aus ihrem eigenen Namen starteten wir in das Logodesign-Projekt. Die Schüler*innen hatten die Möglichkeit, ihre Anagramme mit Feder und Tinte in verschiedenen Schriften auszuprobieren und ihre erfundenen Namen im Stil von mir mitgebrachten Schriftlogos zu gestalten. In Kleingruppen diskutierten sie über die Beeinflussung von Logos in ihrem Alltag, im anschliessenden Plenum war auch Social Media ein Thema.
Für die grafische Reduktion brachten die SuS ein Bild mit persönlichem Bezug mit, das sie dann auch für das eigene Logo brauchen konnten. Ich zeigte im Input die Handhabung der Reduktion von Logos anhand zweier Unternehmen. Danach reduzierten die SuS ihr Foto mithilfe von Transparentpapier und Eddingstiften. Während der «Projektzeit» machte ich einen weiteren Input über die grafische Reduktion, da viele SuS Mühe hatten, von der Vorlage (insbesondere den exakten Umrissen) wegzukommen.
Am letzten Tag fand die Präsentation der eigenen Logos in coronakonformen Kleingruppen statt. Zuerst konnten sich die SuS ein Slogan ausdenken für ihr Logo, mit dem sie dieses ihrer Gruppe zeigten. Die anderen in der Gruppe nannten dann jeweils eine Eigenschaft des Logos und wie diese auf sie wirkt («Die Schrift in deinem Logo ist verschnörkelt, das wirkt fröhlich auf mich»). So sprechen sie zum einen über Bilder und weiter dient diese Übung gleich als Feedback für den oder die jeweilige Designer*in des Logos.
Reflexion
Allgemein funktionierten klare Aufgaben besser als offene. Viele hatten Mühe, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen im eigenen Projekt. In den Rückmeldungen an mich konnte ich lesen, dass einige SuS Mühe hatten mit der «künstlerischen Freiheit». Beim Slogan hingegen entstanden sehr humorvolle, mutige und freche Begleitsätze zu den Logos. Ich betonte im Voraus, dass diese humorvoll und frech sein dürfen und diese nicht bewertet werden und ich denke, dass sie da deshalb freier waren. Der Widerspruch von Bewertungskriterien und der künstlerischen Freiheit ist gross und kann hemmend sein.
Persönliche Logos haben das Potential, über die eigenen Stärken nachzudenken und diese abstrahiert zu visualisieren. Ein mögliches Folgeprojekt wäre die Digitalisierung der entstandenen Logos.