Abstract
Kollegium St. Fidelis, Stans | 1. UG | 2021
Aus Holzlatten und -leisten planen und realisieren die Lernenden ein Ordnungssystem oder eine Aufbewahrung für einen Gegenstand oder eine Sammlung von Gegenständen. Das Material ist vorgegeben, die Umsetzung erfolgt individuell. Es entstehen vielfältige Produkte mittels «Kreativität als Lösungsstrategie».
Sach- und Begründungsanalyse
Was aus meinem Alltag soll wie sinnvoll geordnet und aufbewahrt werden? Die Aufgabenstellung schafft einen Gegenwartsbezug. Die Lernenden entwickeln ein eigenes Design nach selbstgewählter Funktion. Was gefällt mir? Und was nützt mir? Der Unterricht schärft das Bewusstsein für den nachhaltigen Rohstoff Holz und das Ökosystem Wald, stellt gestalterische und technische Problemstellungen und vertieft den fachgerechten und effizienten Umgang mit Material, Maschinen und Werkzeug.
Über einen spielerischen Zugang vertiefen die Schüler ihr Wissen zu Wald und Holz. Form, Farbe und Haptik geben wichtige Hinweise zur korrekten Bestimmung heimischer Laub- und Nadelhölzer. Der erste Versuch eine Holzverbindung herzustellen, macht den Werkstoff greifbar und erfahrbar. Die Schüler experimentieren mit dem Material, testen unterschiedliche Techniken und tasten sich an Maschinen und Werkzeug heran. Es ist ein Lernen von und miteinander.
Ich biete den Schülern eine Vielzahl an gestalterischen und technischen Möglichkeiten. Mit diversem Anschauungsmaterial sorge ich für Klarheit und Inspiration. Die entsprechende Vorgehensweise bestimmen die Schüler nach individuellen Gestaltungskriterien. Den fachgerechten und effizienten Umgang mit Material, Werkzeug und Maschinen fördere ich mit spezifischen Inputs. Die Schüler messen, skizzieren, sägen, verbinden, leimen, spannen, bohren, schrauben, bedienen, füllen, schleifen, ölen, wachsen und pflegen. Sie entwickeln Experimentierfreudigkeit und Risikobereitschaft. Ihr Arbeitsprozess dokumentieren und reflektieren die Schüler in ihrem Arbeitsjournal und schaffen sich damit eine Hilfe für die selbstständige Weiterarbeit.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Diese Unterrichtseinheit wurde mit neun Schülern des 1. Untergymnasiums im Technischen Gestalten am Kollegium St. Fidelis in Stans Kanton Nidwalden durchgeführt.
Zielsetzung: Die Lernenden
» entwickeln ein eigenes Design nach selbstgewählter Funktion,
» erproben unterschiedliche Holzverbindungstechniken,
» vertiefen den fachgerechten Umgang mit Material, Werkzeug und Maschinen.
Kompetenzen / Lernziele: Die Lernenden
» bestimmen mit Hilfe von Lernkarten und Nachschlagewerken verschiedene einheimische Laub- und Nadelhölzer,
» erweitern ihr Wissen über das Ökosystem Wald und den nachhaltigen Rohstoff daraus,
» erproben verschiedene Holzverbindungen,
» führen eine Produktanalyse zu Form, Material, Funktionalität und Bedienbarkeit durch,
» nutzen ihren Bauplan für die dreidimensionale Umsetzung,
» ergründen und entfalten eigene kreative Möglichkeiten,
» entwickeln Experimentierfreudigkeit und Risikobereitschaft, lösen intensiv und ausdauernd gestalterische Problemstellungen und reflektieren sie,
» können aufeinander eingehen, sich gegenseitig inspirieren und unterstützend aufeinander wirken,
» verstehen eigene und fremde gestalterische Lösungen und beurteilen sie kritisch.
Beurteilungskriterien:
» Design und Funktionalität: Die Form entspricht der Aufbewahrung oder Ordnung des Gegenstandes / der Sammlung und ist funktional.
» Raffinesse: Die Gestaltungselemente stehen in einem sinnvollen und nachvollziehbaren Zusammenhang.
» handwerkliche Qualität: Die Arbeit ist überlegt und sorgfältig umgesetzt.
Aufbau
» In Dreiergruppen durchlaufen die Schüler drei Stationen zu unterschiedlichen Themenfeldern der Holzkunde. Mit Lernkarten und Nachschlagewerken bestimmen sie einheimische Laub- und Nadelhölzer. Mit präzisen Handgriffen erproben sie klassische Holzverbindungen. Mit digitalen und analogen Lernspielen erweitern sie ihr Wissen zu Wald und Holz. Im Anschluss gilt es die Hauptaufgabe zu besprechen: Was aus meinem Alltag soll wie sinnvoll geordnet und aufbewahrt werden?
» Die Schüler präsentieren der Klasse ihre Ideen und nutzen ihre Skizzen für die Produktanalyse. Sie definieren Form und Abmessung ihres Produkts, treffen eine Auswahl geeigneter Schnitthölzer und prüfen verschiedene Holzverbindungen auf ihre Tauglichkeit.
» Die Schüler optimieren ihren Entwurf in Bezug auf die Flächengestaltung. Was macht mein Produkt eigen und besonders? Im Anschluss nutzen sie ihren finalen Bauplan für die dreidimensionale Umsetzung. Die Schüler machen sich mit der Bedienung unterschiedlicher Maschinen vertraut und üben den Gebrauch von entsprechendem Handwerkzeug. Experimente sind erwünscht.
» Um allfälligen Schwierigkeiten, Unklarheiten und Unsicherheiten vorzubeugen und selbstständiges Arbeiten zu fördern, sammle ich die gemachten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse der vorgängigen Veranstaltung zu Beginn des Unterrichts. Ich wiederhole spezifische Arbeitsschritte, kläre zu treffende Vorbereitungen und vertiefe den fachgerechten und effizienten Umgang mit Material, Werkzeug und Maschinen. Gegen Ende des Nachmittags lassen die Schüler die Lektionen Revue passieren und notieren wichtige Gedanken und Einsichten in ihrem Arbeitsjournal. Was habe ich heute erreicht? Welchen Schwierigkeiten bin ich begegnet? Welche Lösungen habe ich gefunden? Wie mache ich weiter? Kann ich meinen Zeitplan einhalten oder muss ich mein Vorhaben anpassen?
» Zum Schluss der Unterrichtseinheit werden die entstandenen Produkte an einer internen Präsentation entsprechend gewürdigt. Die Schüler reflektieren die eigene Arbeit und analysieren das Schaffen ihrer Mitschüler.
Reflexion
Mein viertes und damit letztes Praktikum dieser Ausbildung hat mir in mehrfacher Hinsicht viel Freude bereitet. Schon in der Vorbereitung machten sich die Lehren vorgängiger Praktika bemerkbar. Mit zunehmender Sicherheit konnte ich vor die Klasse treten und fand grossen Gefallen am Unterricht in den Werkstätten.
Die Stufe hat mir sehr entsprochen. Die Schüler waren interessiert an Material und Handwerk. Der Unterricht mit einer Halbklasse ermöglichte mir eine intensivere Begleitung. Die Schüler packte der Ehrgeiz, sie waren fokussiert und traten unvoreingenommen an die Aufgabe heran.
Ich war gewillt, den Schülern viel Freiraum zu gewähren und einen breiten Zugang in die Thematik zu ermöglichen. Um Holz spürbar und das Handwerk greifbar zu machen, habe ich für den Unterricht diverses Anschauungsmaterial gesammelt oder hergestellt. Die Muster verschiedener Holzverbindungen wurden von den Schülern rege genutzt. Sollte ich dieses Unterrichtsprojekt ein weiteres Mal durchführen, werde ich mit mehr Zeit zusätzliche Themenfelder erschliessen wollen: Wichtig erscheint es mir, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Zusammenhänge bei Kauf und Nutzung von Holzprodukten zu thematisieren und die Herstellung und die sachgerechte Entsorgung von Holzwerkstoffen zu klären.
Zudem werde ich die Auswahl an technischen Möglichkeiten stärker eingrenzen und den Aspekt der Produktgestaltung vereinfachen oder verdeutlichen müssen. Ich hatte den Eindruck, dass die Schüler dieser Altersstufe auf die Frage des Designs noch keine bis wenige Antworten wissen. Ich habe den Wissensstand der Schüler leicht überschätzt. Dies erforderte eine intensivere Auseinandersetzung mit der Produktentwicklung und -gestaltung im Unterricht, was zu einer zeitlichen Verschiebung der Planung führte. Dadurch war die Besprechung der entstandenen Produkte am letzten gemeinsamen Nachmittag für einige der Schüler eine Zwischenpräsentation. Die Werke wurden im regulären Unterricht bei meinem Praxislehrer zu Ende geführt. Die Zusammenarbeit mit Martin Brun schätzte ich sehr. Mit unermüdlichem Engagement stand er mir in meinem letzten Praktikum stets zur Seite.