In sieben Doppellektionen setzten sich 20 ErstklässlerInnnen der Kantonsschule Ausserschwyz(Kurzzeitgymnasium), Pfäffikon, mit dem klassischen Thema der Zentralperspektive auseinander. Die Unterrichtsreihe startete mit dem Kennenlernen von verschiedenen Raumkonzepten anhand von Beispielen aus Kinderzeichnungen und historisch bedeutsamen Gemälden, der Bedeutung des Betracherstandpunktes und den Tricks der „alten Meister“. Anhand der Erfindung eines eigenen Charakters entstand als Hauptaufgabe ein Innenraum in Zentralperspektive, der diesen Charakter spiegeln sollte.
Inhalt:
Sach- und Begründungsanalyse:
Mit der Problematik der Übertragung eines dreidimensionalen Raumes auf eine zweidimensionale Fläche und der damit verbundenen Suche nach einer geeigneten Perspektive beschäftigen sich Künstler seit jeher. Auch die SuS erkennen im Jugendalter zunehmend, dass hier eine methodisch bildnerische Lösung verlangt wird, denn sie wollen zeichnen lernen, um Dinge so darzustellen, wie sie diese „in Wirklichkeit“ sehen. Die Beschäftigung mit dem Raum beinhaltet sowohl das genaue Hinschauen, das Darstellen von Räumen, wie auch das Visualisieren von inneren Bildern. Die damit verbundene Wahrnehmung ist grundlegend für das gestalterische Arbeiten. Mensch und Raum sind unumgänglich miteinander verbunden.
Thema:
MY ROOM IS MY CASTLE
Sag mir, wer du bist und ich sage dir, wie du wohnst. Was auf unsere Kleidung zutrifft, passt auch in Bezug auf unsere eigenen vier Wände. Ist man akkurat oder tiefenentspannt? Ist man detailverliebt oder verrückt und ausgeflippt? Das alles spiegelt den eigenen Charakter, zeigt, wer du bist und wie du durchs Leben gehst.
Im Rahmen des Unterrichts des ästhetischen Gestaltens ergibt sich hier zusätzlich die Möglichkeit, dass die SuS mit sich selbst und der eigenen Person in Kontakt treten müssen. Im Kontext der finalen Aufgabenstellung findet eine Rolleninszenierung statt, in welcher die SuS eigene Lebensentwürfe, in Bezug auf ihren Lebensraum, reflektieren und in andere Rollen schlüpfen können. Diese Rollenspiele können den Jugendlichen bei der Bildung der Ich-Identität helfen.
Literatur:
- Böhm, A., Thomas, K., Dieck, M., Glas, A., Seydel, F., Sowa, H. & Burkhardt, S. (2012b). Kunst.
- Wyss, B. (1984). Kinder können das: vom Raum zur Fläche.
- Kunst + Unterricht, (2008), 325/326: Raum als Darstellungsproblem auf der Fläche.
Lernziele und Beurteilungskriterien:
Lernziele:
- Die SuS kennen die Grundprinzipien der Zentralperspektive.
- Die SuS können einen Innenraum mit den Mitteln der Zentralperspektive zeichnen.
- Die SuS können Gegenstände in den Innenraum zentralperspektivisch und proportional richtig, einzeichnen.
Beurteilungskriterien:
- Eigenständigkeit der Bildidee
- Zentralperspektive
- Sorgfalt
Ablauf:
Während der ersten Phase der Unterrichtsreihe hatten die SuS die Möglichkeit, unterschiedliche Zugangsweisen zur räumlichen Darstellung kennenzulernen. Durch kleine praktische Übungen wurden sie darauf sensibilisiert, die Perspektive nicht nur als ein Konstrukt auf dem Zeichenpapier wahrzunehmen, sondern einen direkten, körperlichen Zugang zu erlangen. Unter Anderem kamen dabei eine Übung zum „Betrachterstandpunkt“, eine Übung zum „Pausen durch Fensterglas“ und das Handhaben der „Dürer-Scheibe“ zum Einsatz.
Jede Doppellektion startete mit einem kurzen Rückblick auf die vorangegangene Doppellektion. Durch das Vorzeichnen über den „digitalen Visualizer“ konnten die SuS sich Tipps und Tricks der LP abschauen und diese für ihre eigenen Zeichnungen verwenden. Werkbesprechungen und Arbeitsreflexionen fanden jeweils im Plenum statt und förderten die Selbstkompetenz und das eigenständige Erklären der SuS.
Abgaben der SuS:
Reflexion:
Aufgrund der genauen Vorgaben meiner Praktikalehrperson, habe ich mich bei der Aufgabenstellung für einen relativ klassischen Zugang entschieden und mit den SuS den Entwurf eines Zimmers gezeichnet. Der Auftrag entspricht den Fähigkeiten der Lernenden und ermöglicht einen guten Bezug zu ihrer aktuellen Lebenssituation. Er ist spannend und ermöglicht sehr individuelle Bildlösungen, wie die Abgaben der SuS bestätigen. Die Arbeiten der SuS überzeugen in ihrer Qualität und die grosse Bandbreite an Noten zeugt von einer gelungenen Aufgabenstellung. Mein am Ende dieser Unterrichtsreihe ausgeteilter Feedback-Bogen hat gezeigt, dass die SuS weder über- noch unterfordert waren und zudem viel Freude am Projekt hatten. Es wäre spannend, in einem weiteren Projekt zur Zentralperspektive auszuprobieren, ob ein anderer Zugang zu dieser Methode gleichwirksam wäre. Wie wäre es z.B. mit der 2-Punkt-Perspektive zu starten? Ist dies eventuell sogar einfacher für die SuS?