Abstract
In diesem Projekt kreierten die SuS der 2. Klasse am Gymnasium Obwalden ein Musik-Fanzine zu einer Selbstgewählten Musik-Subkultur und Playlist mit dem Gelplatten-Druck. Die Planung des Projektes unterteilte sich in zwei Phasen: dem Vertraut werden mit der Technik und auf das Fanzine hinarbeiten mit dem Fokus auf Komposition der Doppelseiten.
Ursprünglich war geplant, dass die SuS sowohl ihre eigene Gelplatte herstellen als auch ihr Fanzine selbst binden. Da dies mein erstes Praktikum war und ich das allgemeine Drucktempo überschätzt hatte, bereitete ich im Vorhinein alle Druckplatten vor und kopierte für sie ihre Fanzines für den letzten Präsentationstag.
Aufgabe: Wähle oder erfinde eine Musik-Subkultur und erstelle dazu eine Playlist mit mindestens 5 Liedern. Kreiere ein Musik-Fanzine zu deiner Subkultur mit der Technik des Gel-Drucks. Analysiere dafür deine Musik-Subkultur auf ihre visuellen und akustischen Merkmale und übertrage diese ins Bildliche. Versuche, eine spannende Seitenabfolge herzustellen.
Voranalysen
Ein Fanzine ist ein tolles Format um sich einem Thema zu widmen, das man mag und interessant findet. Um ein Fanzine herzustellen, braucht man kein teures Equipment. Mit einfachsten Mitteln kann eine Sammlung an Gedanken und Versuchen zu einem Thema zusammengetragen und vervielfältigt werden.
Einen Kontrast dazu bringt die Monotypie. Unsere gewählte Technik ist der Druck mit Gelplatte. Mit dieser Technik kann sowohl sorgfältig geplant als auch impulsiv gehandelt werden. So eignet sich die Technik speziell gut für ein vielfältiges und subjektives Thema wie die Musik.
Der Geldruck bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die zu vielfältigen und eigenständigen Drucken führen kann. Man kann malen, schablonieren, layern und, für mich am spannendsten, Transferdrucke herstellen. Diese Technik ist speziell spannend für alle Experimentierfreudigen.
Die SuS haben bereits erste Druckerfahrungen gemacht. Zuvor hatten sie Linolstempel gefertigt.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Für mich ganz wichtig waren die Auseinandersetzung mit der gewählten Musik und die Experimentierfreudigkeit mit der Technik. Weitere Ziele waren das Kennenlernen des Fanzines als gestalterisches und dokumentarisches Format und ein vergrössertes Verständnis zu Komposition und Seitenabfolge. Ganz wichtig war mir, dass sich die SuS in den Vorgaben möglichst frei fühlten und Selbstvertrauen in ihre gestalterischen Entscheidungen entwickeln konnten – vom ständigen nachfragen, was alles erlaubt ist, zum einfach machen und ausprobieren.
Die Bewertungskriterien:
- 8 Seiten, Name und Name der Subkultur auf Titelblatt
- Tiefe der Auseinandersetzung mit der Musik
- Tiefe der Auseinandersetzung mit der Technik
- Originalität der Ausführung des Fanzine
- + Die Sus durften ein weiteres, eigenes Kriterium hinzufügen oder eines der oberen Kriterien verdoppeln.
Ablauf
Allgemein: Zu Beginn der Lektionen zeigte ich immer den Zeitplan, so dass hoffentlich zu jedem Zeitpunkt eine Übersicht über die verbleibende Zeit und Themen pro Tag existierte.
Tag 1 – Einführung ins Thema
Kennenlernen: Wir starteten mit einer Vorstellungsrunde. Ähnlich wie beim Fernsehformat «1,2 oder 3» stellte ich den SuS über den Beamer fragen über mich, für dessen Antwort sie sich im Raum während einem kurzen akustischen Timer zu der jeweiligen Farbe stellen mussten. Ich hatte zuerst sorge, ob sie das zu kindisch finden würden, doch sie hatten erstaunlich Spass dabei. Im Anschluss machten wir das ganze nochmal, doch dieses Mal mit Fragen zu den SuS.
Übung gemeinsames Mini-Zine: Als kleinen Einstieg ins Thema machten wir zuerst ein Mini-Zine. Zuerst wurde ein A3 Papier zu einem Zine gefaltet. Dann schrieb jede*r SuS einen Begriff, also das Thema des Fanzines auf die Titelseite und zeichnete die erste Zeichnung. Das Zine wurde so lange weitergegeben, bis es voll war. Zum Schluss haben wir alle Zines ausgelegt, betrachtet und besprochen, wie vielseitig ein Thema von verschiedenen Personen wahrgenommen werden kann.
Input zu Fazine: Nach der ersten Übung legte ich eine Sammlung an mitgebrachten Fanzines aus. Anhand von denen und mit Ausdrucken von Fanzines aus der Fanzine-Geschichte erklärte ich die Herkunft, die Wichtigkeit von Musik in der Szene und den Nutzen von Fanzines und wir besprachen noch kurz den Aufbau dieses Formats und die Wirkung von nebeneinander liegenden Seiten.
Einführung ins Arbeitszine: Zum Abschluss dieses Inputs präsentierte und verteilte ich ihnen das kleine «Arbeits-Zine» mit Hilfestellungen zur Musik-Zine-Herstellung. Wir gingen die Seiten kurz durch, das Zine würde aber erst die Folgende Woche richtig gebraucht werden.
Übung zu Musik zeichnen: Zum Abschluss suchte sich jede*r ein Lied aus, das schon in die Richtung der eigenen Musik-Subkultur gehen könnte, aus. Mit Edding zeichneten sie dann frei auf grossen Papierbögen zur Musik. Auch das schauten wir am Ende wieder gemeinsam an und wir diskutierten noch darüber, was diese Zeichnungen uns über die Musik erzählen. War die Musik schnell oder langsam, welche Instrumente sehen wir, etc.
Und zack war der erste Tag auch schon vorbei.
Tag 2 – Einführung in den Geldruck
Welcome & Input: Zu Anfang begrüsste ich die SuS und bat sie, maximal zu viert an den Tischen zu sitzen, weil wir an diesem Tag mit dem Drucken begannen.
Im Input fasste ich kurz zusammen, was wir am ersten Tag zum Thema Fanzine gelernt und besprochen haben. Dann fuhr ich fort mit einem Input zur Monotypie und dem Geldruck. Die SuS konnten die lustigen Gelplatten währenddessen anfassen und sich an das Gefühl gewöhnen. Ich erklärte ihnen, so kurz wie möglich, etwas über die lange Geschichte der Monotypie und über die Möglichkeiten des Geldrucks anhand von Beispielen.
Zum Schluss entschieden wir uns noch demokratisch für eines meiner Musik-Subkultur Beispiele, welche ich dann für alle Einführungen verwenden würde. Sie hatten die Wahl zwischen Teenage-Pop-Punk, was ich in ihrem Alter gerne gehört hatte, und einer erfundenen Subkultur mit eher elektronisch-magischer Musik, die ich Magic Electronica nannte. Mir war zwar relativ klar, dass sie sich eher für die elektronische Musik interessieren würden, aber heimlich auch Teenage-Pop-Punk hatte ich schon gehofft. Im Vorhinein habe ich mir zu beiden Themen überlegt, wie ich anhand dieser Beispiele die verschiedenen Aspekte der Technik als auch den bildnerischen Umgang mit Musik aufzeigen kann.
Einführung in die Technik: Dann verschob sich die Gruppe zum Arbeitstisch, wo ich zuerst erklärte, welche Materialien benötigt werden und dass die Materialien auch im Arbeits-Zine zu finden sind.
Dann erklärte ich mein geplantes Vorgehen anhand einer Skizze, die ich nun als Druck versuchen wollte, umzusetzen.
Vor diesem Moment habe ich tagelang an der Technik gefeilt, um möglichst auf jedes Problem vorbereitet zu sein. Doch mit etwas habe ich nicht gerechtet – DIE ACRYLFARBEN AN DER SCHULE SIND ABSOLUT UNGEEIGNET FÜR DIESE TECHNIK! Ich bin ja so ein verwöhntes Kind mit qualitativ nicht furchtbaren Farben. Mit denen hatte alles wunderbar-einwandfrei funktioniert. Ich hatte gar nicht überlegt, dass andere Farben eventuell gar nicht auf der Gelplatte funktionieren.
Das fand ich absolut furchtbar und das hat mich auch sehr unsicher gemacht. Ich habe ihnen die Situation erklärt und versucht die Situation so zu drehen, dass wir nun alle gemeinsam einen Weg finden, mit diesen Farben umzugehen. Während also die Sus mit ihren ersten Druckversuchen starteten, blieb ich zurück um mit allen Möglichkeiten vor Ort eine Lösung zu finden. Für diesen Tag ohne Erfolg.
So habe ich mir nach der langen Vorbereitungszeit auch für diese Woche viel Arbeit gemacht, um die Farben aus der Schule zum funktionieren zu bringen. Nur im Notfall hätte ich teure Acrylfarben gekauft, mit denen ich aber sicher gewesen wäre, dass es funktioniert.
Kein Retarder, kein Pülverchen hat es geschafft, die Schulfarben verarbeitungstauglich zu machen. Erst am letzten Tag hatte ich in einem Traum (kein Witz) die Eingabe, dass ich Acrylic-Pour-Medium ausprobieren soll. Und siehe da, das war das einzige war relativ gut funktioniert hatte.
Tag 3 – Re-Einführung in den Geldruck
Als Einstieg machten wir die Kiki / Bouba Übung. Diese Übung geht davon aus, dass wir Menschen Lauten und Klängen verschiedene Formen zuteilen – Lautsymbolik. Alle zeichneten eine schnelle Form zu den Vorgelesenen Worten «Kiki» und » Bouba». Danach legten wir alle am Boden aus und verglichen sie. Tatsächlich waren die meisten Kiki-Zeichnungen eher spitz und eckig und die meisten Bouba-Zeichnungen eher rund. Mit dieser Übung erhoffte ich mir, das Vertrauen der Sus in ihr Können, Klänge darzustellen zu stärken und ihnen zu zeigen, dass sie schon ganz natürlich ein Gefühl dafür haben. Und auch war mir wichtig, dass sie erkennen, dass auch die Zeichnungen, die anders waren als die Erwarteten weder richtig noch falsch den Klang wiedergeben, sondern eben einfach ein persönliches Empfinden ist.
Danach gab ich die zweite, gefürchtete Einführung in den Geldruck. Ich war ziemlich nervös ob es dieses Mal funktionierte. Und juhuuu, das tat es. Hail Acrylic Pour Medium!!
Ich demonstrierte das Malen auf Gelplatte, das verwenden von Papierschablonen und Texturobjekten und den Transferdruck mit ausgedruckten Mustern.
Ich zeigte noch eine kleine Skizze vom «Druckkreislauf» wie ich ihn mir für diese Arbeit vorstellte. Weil man mit dem Geldruck normalerweise eher zügig arbeitet, ist der erste Schritt, sich einen ungefähren Plan oder eine Idee für den Druck zu machen. So ist es auch einfacher, einen Überblick über die verschiedenen Abläufe der Druckschichten zu haben. Danach druckt man. Und dann schaut man sich den Druck an, reflektiert Farbkonsistemz (weil sie sich die selber mit dem Medium anmischen mussten), Reihenfolge, und was auch immer für den eigenen Druck wichtig war und begann dann wieder mit einem Druckplan.
Danach durften die SuS selbst drucken. Ich merkte, dass ihnen das Umdenken vom arbeiten mit der schlechten Farbkonsistenz vom letzten Mal zu einer geschmeidigen Farbe nun etwas schwer viel. Aber alles in allem gab es eine positive Entwicklung in den Drucken.
Zum Schluss legten wir die entstandenen Drucke aus und sahen uns die Fortschritte an.
Tag 4 – mit Geldruck experimentieren
Nach dem täglichen Welcome-Input unterteilte ich das, was ich Ihnen zum Drucken mitteilen wollte in einen obligatorischen und einen Freiwilligen Input. Im Obligatorischen habe ich nochmal Dimge vorgezeigt, die mir das letzte Mal aufgefallen sind, beispielsweise die Menge der Farbe auf der Druckplatte, wann nutzt man viel oder wenig Druck, solche Basics. Im Freiwilligen hatten die Sus die Möglichkeit, mit mir nochmals die verschiedenen Techniken anzuschauen und gemeinsam den Druckprozess durchzugehen.
Danach war mir wichtig, dass die Sus genug Zeit hatten, um weiter mit der Technik zu experimentieren, so dass sie ab dem 5. Tag mit Fokus auf Komposition der Doppelseiten und Vollendung des Fanzines arbeiten können.
Die Sus bekamen noch den Auftrag, sich bis zur 5. Veranstaltung einen Bewertungsschwerpunkt zu überlegen.
Tag 5 – Fokus auf Komposition
Zuerst haben wir geschaut, wer schon wie viele Drucke hat. Das viel sehr unterschiedlich aus. Einige hatten schon 10, andere erst einen. Dann haben wir noch kurz über unser Zeitmanagement gesprochen und ungefähr geklärt, wie viel pro tag noch gedruckt werden muss, um die 8 Seiten für das Fanzine zu erreichen.
Danach gab es eine Einführung ins Thema Komposition. Mit einer Art Ratespiel sind wir verschiedene Bilder aus Kunst, Film, Werbung und Alltagsdesign durchgegangen, um zu lernen, verschiedene Bildelemente zu erkennen. Da dies eine aller erste Begegnung mit dem Begriff Komposition war, beschränkten wir uns auf Linien und Richtungen, Bildelemente, Fokus und Kontrast.
Nach dieser Übung stellten alle SuS ein Beispiel für eine Doppelseite aus ihren Drucken bereit, und einige erklärten uns, wieso diese Seiten gut zusammen funktionieren.
Dieser erste Teil nahm schon fast eine Lektion ein. Für den Rest der kurzen Zeit arbeiteten sie an ihrem Fanzine weiter.
Tag 6 / Tag 7– Fokus auf Komposition
An diesen Tagen wurde hauptsächlich selbstständig weiter gedruckt. Zu Beginn hatte ich immer einen Help Desk eingerichtet, an dem ich eine Weile sass. Nur wenige hatten aber zu Beginn schon fragen.
Im Rest der Zeit habe ich versucht, einen Überblick über die Arbeiten zu erhalten, zu unterstützen wo es gebraucht wurde und Anreize zu geben, wie Drucke, Kompositionen oder Kleinigkeiten noch wirksamer ausgearbeitet werden könnten.
Das Ziel war es, dass alle ihre 8 Seiten für das Fanzine angeschrieben und in der richtigen Seitenabfolge nummeriert abgeben können. Beinahe alle haben das geschafft. Die, die es nicht geschafft haben, waren entweder krank an diesem Tag oder haben vergessen, alle Seiten anzuschreiben und sie nicht am abgemachten Ort hingelegt.
Tag 8 – Präsentationen und Selbstbewertung
Aus den beim letzten Mal abgegebenen Drucken habe ich den Sus ihr Fanzine kopiert. Der ursprüngliche Plan war mal gewesen, dass sie dies selbst tun. Leider war meine Planung etwas eng. Deshalb habe ich dies für sie getan.
Nach dem Start-Input, in dem ich den Ablauf des Tages erklärte, hatten die Sus einige Minuten Zeit, um sich für mindestens einen Song zu entscheiden, welcher ihr Zine gut repräsentiert und diesen aufzuschreiben. Dann haben alle ihr Fanzine, ihre Musikauswahl und übrige Drucke ausgelegt.
Anstelle eines klassischen Präsentationsformates wollte ich etwas machen, wo sie sowohl die anderen Fanzines genau betrachten, als sich auch mit den Bewertungskriterien auseinander setzen müssen.
Die Sus wurden in Gruppen aufgeteilt, denen je ein Bewertungsrpunkt zugeteilt war. Zuest mussten sie sich alleine die Zines anschauen, wenn sie möchten auch die Musik dazu hören, und sich ein Zine aussuchen, welches diesen Bewertungspunkt gut erfüllt. Danach trafen sie sich in den Gruppen und zeigten sich ihre Auswahlen. Das Ziel war es, dass sie erkennen, wie viel Überlegungen für das bewerten von Kriterien gemacht werden müssen, wie verschieden Werke sein können, die den gleichen Punkt gut erfüllen und was überhaupt alles gemacht werden kann, um einen Punkt, zum Beispiel eine spannende Komposition, zu erfüllen.
Danach entschieden sie sich gemeinsam für eines ihrer Beispiele und Präsentierten dieses der Klasse.
In der zweiten Lektion hatten sie dann noch Zeit, ihre Selbstbewertung durchzuführen und eine Feedback-Umfrage zu meinem Praktikum zu machen.
Ihre Selbstbewertung habe ich dann für das Feedbackgespräch an einem anderen Tag genutzt, um vor allem bei den sich unterscheidenden Punkten genauer zu erklären, wieso ich da von ihrer Selbsteinschätzung abweiche. Das Feedback gespräch verlief ziemlich gut. Es war mir aber unangenehm, denen, die nicht so eine gute Note haben diese zu geben. Auch beim bewerten viel es mir schwer, streng zu sein. Vor allem, weil ich die Sus nicht kenne, und es mir doch irgendwie wichtig ist, die persönliche Entwicklung zu beachten. Umso schöner war es dann natürlich, die sehr positiven Feedbacks zu geben.
Reflexion
Alles in allem verlief das Praktikum nicht schlecht. Ich habe aber viele Dinge gelernt, die ich in Zukunft anders ausprobieren will. Das Projekt war auch fast zu gross für 8 Doppellektionen. Ich habe darum, nach Änderung der ersten Version der Planung, versucht, meine Inputs zu reduzieren und gewisse Teile ganz weggelassen. Das fand ich zwar auch schade, weil es ja so viel zu all diesen Themen die im Projekt zusammen kommen zu erzählen gibt. Ich glaube aber auch, dass das einfacher wird, wenn man eine Klasse über längere Zeit begleiten kann und Inhalte aufeinander aufbauen kann. Für zukünftige Praktika werde ich versuchen, von Anfang an mein Geschwafel zu verringern und andere Möglichkeiten der Wissensaneignung auszuprobieren. Ebenfalls habe ich unterschätzt, wie viel Zeit Sus brauchen, um eine neue Technik zu lernen. Auch das plane ich von jetzt an anders ein.