In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Luzern besuchte die Klasse vom Zentrum für Brückenangebote die Ausstellung von Rinus Van de Velde. Angelehnt an die bunten Kartonkulissen und Kohlezeichnungen erarbeiteten die SuS zurück im Schulzimmer in einer Partnerarbeit ein eigenes Projekt. Ausgangslage waren Lieblingsorte der SuS, die als Kartonkulisse mit dem jeweiligen Lieblingsort der/des Partner*in verschmolz.
Inhalt
Ausstellung von Rinus Van de Velde, I’d rather stay at home, …, im Kunstmuseum Luzern, vom 02.03 – 20.06.2021.
Rinus Van de Veldes Kartonlandschaften dienen als Kulissen für seine beiden gezeigten fiktiven Filme aber stehen gleichzeitig als eigenständige narrative Skulpturen in der Ausstellung. An den Wänden hangen Kohle- und Farbstiftzeichnungen, die wiederum unter anderem Szenen aus dem Film zeigen und mit einem Satz unterlegt sind, der einen Inhalt in das Bild transportiert. Auch Keramikobjekte sind als solche und als Fotografie inszeniert und greifen Szenerien von Zeichnungen auf oder umgekehrt. Durch diese Verschachtelungen wird der Ausstellungsbesuch zur Detektivarbeit, in der Spuren nachgegangen wird, um die Geschichte zusammenzufügen, die Rinus Van de Velde erzählen möchte. Diese wird aus den fiktiven, rätselhaften Filmen nämlich nicht ersichtlich. Die Filme spielen mit unserer Wahrnehmung, denn obwohl die meisten Requisiten aus Karton sind, entsteht durch die Geräusche die Illusion, es mit realen Gegebenheiten zu tun zu haben. Mit der Klasse vom Zentrum für Brückenangebote haben wir uns intensiv mit den Kartonkulissen und den Kohlezeichnungen auseinandergesetzt. Die Klasse hat in der Schule keinen BG-Unterricht. Ein Schwerpunkt des Unterrichts liegt darin, Deutsch zu lernen. Die SuS sind zwischen 17 und 26 Jahre alt, kommen aus neun verschiedenen Nationen und haben verschiedene schulische und berufliche Vorbildungen. Die Voraussetzungen sind somit sehr divers. In einem ersten Besuch erfahre ich, dass auch die Berührung zu Kunst sehr unterschiedlich ist: Nur wenige SuS waren bereits in einem zeitgenössischen Kunstmuseum.
Lernziele
Das eine Grobziel bestanden darin, dass die SuS sich durch Rezeption und einer eigenen künstlerischen Arbeit an die zeitgenössischen Kunstwerke von Rinus Van de Velde annähern. Das zweite war, dass diese Annäherung daran geknüpft war, mündlich und schriftlich die deutsche Sprache zu brauchen. Eine Bewertung durch Noten fand nicht statt, ich gab den SuS nach der Präsentation ein kurzes Feedback, das auf die Stärken vom Projekt fokussiert war.
Feinziele: Die SuS bauen nach der Auseinandersetzung mit der Ausstellung I rather stay at home, … mit dem Material Karton und Acrylfarbe einen Fantasieort. Die SuS arbeiten in Partnerarbeit und kommunizieren zusammen über das Projekt in deutscher Sprache. Die SuS denken sich in ihrer Zweiergruppe eine Geschichte aus, die an diesem Ort handeln könnte, schreiben sie auf und lesen sie am Schluss vor.
Ablauf
In einem ersten Museumbesuch gehen wir ausgehend von den Kartonkulissen unter anderem der Frage nach, was Kunst alles sein kann und was es heisst, Künstler*in zu sein. Die SuS erhalten am Schluss den Auftrag, mir ihre Lieblingsorte zu senden, die ich für das nächste Mal ausgedruckt mitbringe. Zurück im Klassenzimmer verbinden die SuS ihren Lieblingsort mit dem Lieblingsort eines/einer Mitlernenden. Dafür skizzieren sie in kurzer Zeit ihren Lieblingsort ab fotografischer Vorlage, nach gestoppter Zeit tauschen sie die Vorlage und bauen den neuen Ort in die begonnene Skizze ein. Wir machten 3 Rundgänge mit Partner*innen-Wechsel, die gestoppte Zeit betrug zuerst 2 Minuten, dann 1, dann 30 Sekunden. So sollten die SuS immer mehr von Details loslassen können und entschiedener die wichtigsten Linien skizzieren.
Danach bauten die SuS in einer Partnerarbeit aus Karton einen der skizzierten Fantasieorte nach. Nebst der Annäherung an Rinus Van de Veldes künstlerische Arbeit ist der kommunikative Austausch zwischen den Partner*innen Ziel. Nach einem zweiten Museumsbesuch, dessen Fokus auf den Kohlezeichnungen und Inhalten lag, überlegten sich die SuS eine Geschichte, die an ihrem Ort handeln könnte. Als Hilfe für die Ideenfindung legte ich drei Becher bereit, in denen eine Sammlung aus Adjektiven, Gegenständen und Protagonist*innen waren von der sie sich bedienen konnten. Sie schrieben die Geschichte als Deutschaufsatz auf, liessen diesen von mir oder der Klassenlehrerin gegenlesen und lasen ihn in einer Schlusspräsentation vor. Schnellere SuS inszenierten ihre Kartonkulisse mit Baulampen, fotografierten sie ab oder drehten sogar einen kurzen Film im Stil von Rinus Van de Velde.
Reflexion
Ich fand es sehr bereichernd, in Zusammenarbeit mit einer Klasse und dem Kunstmuseum ein Projekt zu erarbeiten. Durch das, dass ich in einem anderen Setting als einem Gymnasium unterrichtete, war ich nicht sicher, inwiefern die SuS auf ein Kunstprojekt eingehen. Ich habe aber gespürt, gesehen und gehört, dass die SuS während des Projektes eine grosse Motivation entwickelt hatten und auch während des Arbeitens ab und zu über Kunst oder den Kunstmarkt gesprochen wurde. Das Projekt hätte bestimmt viel mehr Potential, wenn mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Einige SuS konnten ihre Kartonkulisse noch inszenieren und abfotografieren und jemand drehte sogar einen kurzen Film. In einem weiteren Schritt hätten die Fotografien oder Ausschnitte davon mit Kohle abgezeichnet werden können und ein Satz daruntergesetzt. Die Führung durch eine Ausstellung war für mich neu. Sie war vielleicht deshalb sehr frontal von mir geleitet und ich hätte mehr interaktive Möglichkeiten nutzen können, damit die SuS die Werke selber entdecken können und ich sie ihnen nicht erkläre.