Ein Versuch Schüler*innen einer 5. Gymnasialklasse mithilfe verschiedener Experimente an das Thema der Farbenlehre heranzuführen. Um ein individuelles Bewusstsein zu schaffen, durften die Schüler*innen relativ selbstständig ihren eigenen Interessen nachgehen. Es entstanden kunterbunte Installationen.
Inhaltliche Analyse:
Formale-bildnerische Aspekte und Fachbegriffe, die an diesem Thema bearbeitet werden können?
- Sieben versch. Kontraste nach Itten
- Das Material Farbe: Vom Figurativem bis zum abstrakt expressionistischem Umgang mit dem Material Farbe.
- Licht und Projektion als künstlerische Ausdrucksform – Raum-Installation
Technik in der das Ergebnis ausgeführt wird:
- Experimente mit Farbpigmenten und Bindemittel
- Experimente mit Bildträgern und Grundierungen
- Experimente mit Licht und Projektion in Kombination mit der Malerei.
Die im Prozess entstandenen Skizzen/ Arbeiten wurden kurz am Schluss der Unterrichtseinheit im Plenum besprochen. Ausserdem erstellten die Schülerinnen eine kleine Dokumentation von ihrer Arbeit und wandten dabei, die erlernten Begriffe an.
- Gemeinsam werden Alltägliche Interessen (Politisch, Gesellschaftlich uvm.) herauskristallisiert. Gesprächsrunde mit Schüler*innen ganz am Anfang der Unterrichtseinheit.
- Was ist Farbe im Alltag? (Kollektives Brainstorming)
- Physikalisches Grundwissen: Lichtspektrum, Reflexion und Absorption, Farbkonstanz.
- Historischen Farbordnungen (Newton, Goethe, Runge, Itten, Küppers)
- Menschliche physiologische Rezeption von Farbe: Trichromaten sehen 1Mio. versch. Farbtöne/Farbenblindheit/Tetrachromatinnen sehen 100 Mio. Farben.
- Sprachliche oder Individuelle (psychologische) Wahrnehmung von Farbe
- Künstlerische Taktiken im Umgang mit der Farbe. Stetiges nennen von Beispielen aus der Kunstgeschichte.
- Pigmente/Bindemittel und Ihre Geschichte
Lernziele:
- Grundkenntnisse der Farbenlehre – Geschichtliche (auch kunstgeschichtlich), Physikalische, Psychologische
- Gesellschaftliche Relevanz des künstlerischen Prozesses
- Eigenes Ziel formulieren können.
- Erkenntnisse: Die eigene Arbeit wird differenziert und kritisch nachvollzogen.
- Die Gegebenheiten vom Arbeitsmaterial anerkennen und sich damit zurechtfinden.
Kriterien:
- Die eigene künstlerische Arbeit kann mit Hilfe der erlernten Begriffen (Farbkontraste, Farbauffassung) beschrieben werden.
- Inwiefern lässt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz, im Bezug auf die Eigene Arbeit, nachvollziehbar beantworten.
- Jede*r setzt sich ein eigenes Ziel im Bezug auf die selbständige Arbeit. Und gibt dazu ein Fazit ab.
- Erkenntnisse: Die eigene Arbeit wird differenziert und kritisch nachvollzogen.
Ablauf:
In den ersten drei Lektionen führten wir ein kollektives Brainstorming über Farbe und ihre Wirkung in der Gesellschaft durch. Danach zeigte ich anhand einigen Beispielen physikalische Grundlagen über Farbe auf.
Nach einer theoretischen Einführung über histor. Farbsysteme und die subtraktive Farbmischung, durften die Schüler*innen mit einer hellen und einer dunklen Farbe des Farbkreises eine Schwarz-Weiss Fotografie nach Wahl abmalen. Sie hatten somit die Möglichkeit die Schwarz-Weiss-Nuancen in zwei Farben zu übersetzen. Umfang: Eine Doppellektion.
Innerhalb von drei Lektionen konnten die Schüler*innen mit verschiedenen Pigmenten und Bindemittel experimentieren. Sie sollten dokumentieren wie sich Pigmente in unterschiedlichen Gegebenheiten verhalten. Alle bekamen verschiedene Pigmente, Handschuhe, Leinöl, Acryl, und Terpentinersatz zur Verfügung. So stellten alle ihre eigene Farbe her. Daraus entstanden auch individuelle, beiläufige Malereien. Am Schluss haben wir unsere Ergebnisse im Plenum ausgewertet und von meiner Seite gab es noch, ein Paar Geschichten zu historischen Pigmenten.
Die Hausaufgabe war: Bringt unterschiedliche Malgründe mit. Von Karton über Holz, Stoff oder Plastik, sei alles erlaubt. Damit wir beim nächsten mal grundieren und unsere eigenen Projekte starten können. Nach dem Grundieren, gab es einen Input meinerseits über Farbkontraste und Farbauffassungen. Anhand einiger Beispiele aus dem Alltag und der Kunstgeschichte wurde die Theorie veranschaulicht.
Beim nächsten Treffen waren die Malgründe trocken und alle durften ihren eigenen Ideen nachgehen. Zum Schluss der Malphase gestaltete ich einen kurzen Input über die Additive Farbmischung.
Schlussendlich sollte das gemalte Bild mit einer Projektion kombiniert werden. Die meisten Schülerinnen entwickelten erst, nach der Beendigung der Malerei eine Idee für die Kombination. Zwei Schüler aber, malten die Kulisse für ihre Projektion von Super Mario, der nach Pilzen sucht. Selbständig wandten sie ihre Skills im Adobe After Effects an. Die anderen Schülerinnen entschieden sich dann aus Zeitgründen, YouTube-Videos zu projizieren.
Die Schüler*innen formten 2er/3er Gruppen wegen begrenzten Anzahl Beamer. Schon während der Malphase konnten sie sich zusammenschliessen und über Möglichkeiten der Installation nachdenken. Sie durften sich im ganzen Schulhaus verteilen und dunkle Ecken mit Licht und Farbe füllen.
Reflexion
So viele verschiedene Experimente brachten auch sehr viele Ergebnisse mit sich. Jede*r einzelne Schüler*in konnte sich auf unterschiedliche Weise austoben und unter dem Schlagwort Farbenlehre seinen/ihren Horizont erweitern. Auch der Weg zur Installation wurde ganz unterschiedlich bestritten. In diesem Projekt konnten alle theoretischen Aspekte der Farbenlehre abgedeckt werden. Leider waren meine Theorieinputs aber etwas trocken und zu frontal. Ich hätte sie vielleicht mit praktischen Übungen besser vermitteln können. Die Schattenseite meines vollen Programmes bekamen alle zu spüren, was mir sehr leid tut und ich bedaure. Mir war nicht bewusst wie knapp die Zeit sein wird. Gegen Ende, vor allem bei der Projektionsphase war die Zeit sehr knapp und die Schüler*innen waren gestresst. Für die Zukunft nehme ich mir vor möglichst viel Zeit für individuelle Experimente zu lassen und theoretische Inputs in diesen Experimenten einzuschliessen. Zum Beispiel könnten die Schüler*innen selber auf die Suche nach Farbkontraste und Farbauffassungen gehen und sich so das Thema zu Eigen machen. Die Experimente mit den Pigmenten waren zwar eine Besonderheit und hatten den Schüler*innen Freude bereitet, aber für die kurze Zeit waren sie vielleicht zu viel Sahne auf dem Kuchen.