Abstract – Einfarbiger Linoldruck 2020
Unheimlich gruselig. Wahnsinnig romantisch. Action pur. Die SchülerInnen einer 2. Klasse des Langzeitgymnasiums in Zug setzten sich in einem achtwöchigen Projekt mit einem Film und seinem Genre auseinander. Sie entwickelten davon ausgehend Collagen mit Filmstils und entschieden sich für ein vereinfachtes Bildmotiv für einen A5 Linoldruck.
Inhalt
Sachanalyse
Mit Linoldruck habe ich zuvor noch nie gearbeitet. Deshalb begann meine Recherche auch mit vielen organisatorischen, inhaltlichen und gestalterischen Fragen. Welches Papier ist für das Projekt geeignet? Wie gross sollen die Linolplatten sein? Womit lässt es sich am besten Drucken? Wie bleibt ein Drucktisch übersichtlich und wie können die SuS am besten den zur Verfügung stehenden Platz nutzen? Usw.
Ich entschied mich für einfaches Kopierpapier, weil die SchülerInnen (SuS) zum ersten Mal mit der Technik Linoldruck arbeiten. Es ging darum, sie möglichst viel ausprobieren zu lassen und deshalb eignete sich Kopierpapier aus Kostengründen am besten. Ich probierte mit verschieden grossen Platten aus: kleine Quadrate (ca. 8cm x 8cm), A5 Linolplatten, längliche Formate… Die Schule arbeitet mit wasserlöslicher Farbe, dies vereinfacht das Putzen der Tische, Platten, allenfalls der Kleidung. Ich probierte verschiedene Techniken beim Drucken aus (Handabrieb, kleine Walze, Löffel, Blatt auf die Platte oder Platte aufs Blatt).
SuS am Vorzeichnen und Schneiden ihrer kleinen Platten. SuS am Drucken ihrer A5 Linolplatten.
Begründungsanalyse (Gegenwartsbedeutung)
Die SuS werden täglich mit enorm viel Bildmaterial überflutet. Den Linoldruck sehe ich hier als eine gute Methode der Entschleunigung, denn der Prozess ist langsam und sehr handwerklich geprägt. Die Technik begeistert die SuS, weil sie rasch zu interessanten Resultaten kommen und die Wirkung des Mediums Druck ganz anders ist, als sie es sich zum Beispiel von der Zeichnung gewohnt sind. Es sind dabei ausserdem sehr viele Entdeckungen und Experimente möglich. Die SuS finden eine Menge beim Machen heraus: Zum Beispiel, dass es Unterschiede gibt, wenn man mehr oder weniger Druck gibt, statt mit einer Walze mit einem Löffel druckt und so weiter.
Analoge Druckverfahren wie der Linoldruck führen aber auch öfters zu kleinen Weltuntergängen: Man rutscht mit dem Linolbesteck aus, schneidet eine ungewollte Linie ins Linol (oder verletzt den Zeigefinger). Schnell passiert ein Denkfehler und man schneidet weg, was hätte stehenbleiben sollen. Das rückt ins Bewusstsein, dass nicht alles mit Ctrl-Z gelöscht werden kann oder mit einem Radiergummi. Auch mit viel Konzentration und genauem Überlegen passieren Fehler im Druckprozess. Solche Frustrationsmomente haben viel Potenzial, denn sie bieten ein gutes Lernfeld für überfachliche Kompetenzen.
3. Lernziele
Die SuS…
– akzeptieren Fehler als Teil des Prozesses und nutzen sie produktiv
– verstehen das Prinzip Positiv/Negativ und erkennen untersch. Qualitäten- denken in Flächen und benutzen die Schneidaufsätze richtig
-dokumentieren Schwierigkeiten beim Schneiden/Drucken
– machen mind. 3 saubere Drucke
-experimentieren mit der Druckplatte und verbessern ihr Motiv
(Die Lernziele sind aus meinen Feinplanungen entnommen und zusammengefasst.)
Beurteilungskriterien
Teil 1
Vollständigkeit, saubere Heftführung, Qualität der Überlegungen, Vielfältigkeit der Arbeitsproben.
(je 4P)
Teil 2
Vollständigkeit/Qualität der Überlegungen, Qualität der Drucke, Qualität des Motivs, Intensität der Auseinandersetzung (je 4P)
Ablauf
Methodischer Aufbau
Die SuS schickten mir eine Liste von Filmen, die sie begeistern und beschäftigen. Daraus wählte ich drei aus verschiedenen Genres aus und erstellte Bildmaterial aus Filmstils der Trailer. Zum Einstieg zeigte ich die Trailer und wir diskutierten über Filmstimmungen. Davon ausgehend leitete ich über zum Thema Linoldruck. Die SuS collagierten Varianten aus Filmstils, um zu Bildideen für Linoldrucke zu gelangen. Diese waren noch sehr komplex und deshalb mussten sie sich für ein vereinfachtes Motiv entscheiden, dass sie dann Positiv und Negativ mit zwei kleinen Linolplatten umsetzten. Im Prozess zeigte ich ihnen verschiedene Künstler, die mit Linoldruck arbeiteten und regte sie an, flächiger zu denken und verschiedene Schneidaufsätze zu benutzen. Sie hielten ihren Prozess in ihren Heftern fest und wir haben immer wieder Zwischenschritte besprochen. Die Vorübungen und das Heft gaben sie für eine erste Note ab. Danach machten sie sich mit den gewonnenen Erkenntnissen an die A5 Linolplatte. Am Ende gaben sie saubere Drucke und Druckexperimente, sowie nochmals das Heft ab.
SchülerInnen Arbeiten
Collagen Collage Collagen Positiv Negativ, kleine Platten A5 Linolplatte Druck A5 Linolplatte
Bezüge zu Künstlerinnen und Künstlern
einfarbiger Linoldruck (stilisiert)
Abstrakter Linoldruck (1966)
Collage
Reflexion
Mir wurde bewusst, wie wichtig es besonders bei jüngeren SuS ist, sich kurz und klar auszudrücken, sowie grössere Aufgaben auf kleinere Einheiten (Zwischenschritte) herunterzubrechen. Auch die Rhythmisierung im Unterricht ist sehr wichtig: Was kommt nach was? Wie leite ich über zum nächsten Schritt?
Auf diese beiden Punkte habe ich besonders geachtet und sie im Verlaufe des Praktikums stark verbessern können. Ich nehme dabei auch mit, wie wichtig der bewusste Einsatz von Verben ist. Sage ich z.B.: «Danach starten wir mit…» Hören die SuS oft nur das Verb «starten» und beginnen, ihr Material zu holen.
Was mir noch nicht gelungen ist, ist ein selbstbewusstes, sicheres Auftreten vor der Klasse und eine dementsprechend starke Stimme. Das Ganze war noch etwas zaghaft. Ich möchte auch lockerer werden und mehr auf die SuS eingehen können, also den Fokus mehr auf sie richten. Potenzial sehe ich darin, inhaltlich mehr in die Tiefe zu kommen. Aus den Feedbacks der SuS kann ich entnehmen, dass sie mich als sehr nett und hilfsbereit empfunden haben, sie von meinem Wissen profitierten, ich aber durchaus etwas strenger sein darf.
Ich konnte von meiner Praxislehrperson einige Tipps mitnehmen. Besonders zum strukturierten Aufräumen (Ämtlikarten) und auch wie beurteilt werden kann. Das hat mir für den Start in die Praxis sehr geholfen.
Ein mögliches Folgeprojekt wäre z.B. experimentelles Drucken. Da stelle ich mir auch Gruppenarbeiten vor, wo die SuS ihre Platten zerteilen und neu zusammensetzen und dann drucken, vielleicht auch auf grösseren Papierformaten, sodass ihre Drucke zu Tapeten werden. Diese neue Dimension würde den Horizont öffnen. Ich merkte jedoch in der 8DL, dass die SuS langsam genug vom Drucken haben. Sie sind es sich noch nicht gewohnt, lange an etwas zu bleiben. Deshalb hätte ich wahrscheinlich mit einem ganz anderen Projekt weitergemacht und wäre später zum Linoldruck (vielleicht mehrfarbig) zurückgekommen. Ein ganz anderes Projekt wäre zum Beispiel, die kurze malerische Arbeit (Pizza malen) aufzugreifen mit einem anderen inhaltlichen Thema oder das Collagieren zu vertiefen (kam laut der SuS in diesem Projekt zu kurz, weil es nicht Hauptthema war).