Abstract
Wie stark beeinflusst das Cover die Auswahl eines Buches?
Nachdem wir gemeinsam verschiedene Buchcovers analysiert und die kompositorischen Aspekte besprochen hatten, mussten die SuS, ausgehend von der Handlung, ein ansprechendes Cover für ein Buch ihrer Wahl komponieren. Nachdem sie mit verschiedenen Kompositionen experimentiert hatten, mussten sie sich für eine entscheiden und diese dann mit der Linoldrucktechnik herstellen.
Sach- und Begründungsanalyse
Mein Ziel in diesem Praktikum war es, den SuS (1. Klasse Kurzzeitgymnasium, 17 SuS, Liceo Cantonale di Bellinzona) die Aspekte der Komposition durch die Analyse von Buchcovers bewusst zu machen. Bei der Gestaltung eines Covers wird nichts dem Zufall überlassen: jedes Element – Farben, Sujet, Proportionen, Atmosphäre, usw. – muss reflektiert und begründet werden. Mir war es wichtig, dass die SuS erst einmal lernen, Covers mit einem kritischen Auge zu betrachten und verstehen, was hinter der Komposition eines Covers steckt. Ich habe damit begonnen, ihnen Beispielen von Covers zu zeigen, die mir dabei halfen, Begriffe im Zusammenhang mit der Komposition zu erklären. Die Beispiele wurden dann auch im Klassenzimmer aufgehängt, damit sie von den SuS während des Kurses beobachtet werden konnten (z.B. zur Inspiration). Nachdem sie die Prinzipien der Komposition verstanden hatten, hatten sie die Aufgabe, ein Buch auszuwählen und dann mit der Gestaltung des Covers zu beginnen: Das Ziel war, dass sie vom Text ausgingen, nach Stichworten suchten und daraus eine Mindmap entwickelten. Wichtig war es, dass die SuS die Prinzipien der Komposition verstanden hatten, damit sie sich selbständig damit auseinandersetzen, eine eigene Idee erstellen und umsetzen konnten.
Von der Technik her hatte ich vor, ihnen dem Linoldruck näherbringen. Es ist eine Technik, welche sie noch nicht verwendet hatten und zum Thema der Covers und der Komposition passte: Da sie die verschiedenen Farben unterteilen mussten, zwang sie diese Technik dazu, die Komposition als eine Kombination von Elementen zu betrachten, die in verschiedene Ebenen unterteilt sind. Da sie weder die Fähigkeiten noch die Zeit hatten, komplexe oder sehr detaillierte Formen zu erstellen, mussten sie die Elemente auch grafisch zeichnen und die Formen vereinfachen.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziele:
- Sensibilisierung der SuS für das Thema (Covergestaltung).
- Erlernen von Begriffen im Zusammenhang mit Komposition.
- Lernen, ein Cover mit kritischem Blick zu betrachten und selbstständig zu analysieren.
- Das Konzept von “Mindmap” kennenlernen und es für die Covergestaltung nutzen.
- Textinhalte kritisch analysieren: erkennen, was in der Geschichte wichtig ist und was nicht.
- Die eigenen Eindrücke und Ideen formulieren (Skizzenbuch, Gespräche).
- Viele Skizzen im Skizzenbuch anfertigen; experimentieren, so viele Kompositionen wie möglich zu produzieren und Komposition verstehen; die Skizzen mit kritischem Auge betrachten: Was funktioniert? Was nicht?
- Fähigkeit zur Entscheidung entwickeln (Auswahl der Endversion für
den Druck). - Drucktechnik des Linoldrucks kennenlernen und anwenden können: Die verschiedenen Linoleum-Schnitzwerkzeuge ausprobieren, ein Gefühl für das Material bekommen; das Linolschnittverfahren anwenden, die Technik üben; Erfahrungen mit dem Druckverfahren machen, viele Versuche und Experimente machen, um die Drucktechnik zu verbessern.
- Covers kritisch betrachten; Feedbacks formulieren (eigene Arbeit und Arbeit von anderen).
Beurteilungskriterien:
- Vorbereitungsübungen, Reflexionen im Skizzenbuch: Die Vorbereitungsübungen und Reflexionen der ersten beiden Lektionen wurden sorgfältig im persönlichen Skizzenbuch dokumentiert.
- Experimentieren, kreativer Prozess: Es wurde mit verschiedenen Kompositionen experimentiert (Brainstorming-Ideen-Übung) und mehrere Tests im Druckprozess durchgeführt, bevor man zum Endergebnis kam.
- Genauigkeit und Originalität: Das Cover passt zum gewählten Literaturgenre und zur Handlung; die Idee ist originell (kein bereits erstelltes Cover kopiert), die Handlung wird nicht «buchstäblich» auf dem Cover wiedergegeben.
- Komposition: Die verschiedenen Aspekte der Komposition wurden berücksichtigt und auf das Cover angewendet; jede kompositorische Wahl ist überlegt und begründet.
Die SuS haben ein Aufgabenblatt bekommen, auf das sie kurz erklären konnten, welches Buch und literarische Genre ausgewählt hatten. Weiter mussten sie ihre Entscheide bezüglich der Darstellung und der Komposition (statisch oder dynamisch? Ruhig oder unruhig? Symmetrisch oder asymmetrisch? usw.) erläutern und wie diese in Verbindung mit der Geschichte standen.
Ablauf
In der ersten Doppellektion habe ich das Thema mit einer PowerPoint-Präsentation vorgestellt. Ich habe Beispiele von Buchcovers gezeigt, um über wichtige Elemente der Komposition zu sprechen: Atmosphäre, Farben, Vordergrund und Hintergrund, usw. Wir haben die verschiedenen Beispiele zusammen besprochen. Um über Farben zu sprechen, habe ich beispielsweise der Klasse die folgenden Fragen gestellt: Wieso hat der/die Künstler/in diese Farben benutzt? Was will er/sie hervorrufen? Warum sind diese Farben für einen Thriller passend, aber nicht für einen romantischen Roman?
Nach der Präsentation konnten die SuS auf ihrem Handy eine Recherche machen, um nach einem Cover zu suchen, das sie attraktiv fanden. Sie haben dann aufgrund der folgenden Fragen das Cover analysiert: Welche Farben werden verwendet? Welche sind die Hauptelemente? Wie ist die „Auge-Reise”? Wo stehe ich als Zuschauer? usw. In der zweiten DL habe ich ihnen den Linoldruck vorgestellt, über die Geschichte der Technik gesprochen und Beispiele sowie die Materialien mit einer PowerPoint-Präsentation gezeigt. Nach meinem Input haben die SuS ein Linolstück und verschiedene Werkzeuge erhalten und konnten diese ausprobieren.
Ab der dritten DL haben wir mit der tatsächlichen Projektarbeit begonnen. Bevor ich die SuS arbeiten liess, habe ich eine Präsentation gemacht, um ihnen die Arbeitsweise zu zeigen. Nach der Auswahl des Buches, für das sie das Cover gestalten wollten, haben sich die SuS einige Stichworte aus der Handlung ausgesucht und daraus eine Mindmap erstellt. Nachdem sie mehrere Skizzen und Ideen gesammelt hatten, haben sie dann ca. 5 Versionen des Covers skizziert und sich dann für eine entschieden, die mit dem Linolschnitt hergestellt werden sollte. Während der Stunde habe ich mit allen SuS einzeln gesprochen, um ihre Ideen zu besprechen.
In der vierten DL haben sie die Zeichnung dann in die Farbschichten aufgeteilt und jede Ebene auf ein Linoleumstück transponiert (vor Beginn habe ich einen Input gemacht, um den Ablauf zu zeigen). Während der vierten und fünften DL haben sie geschnitzt, und während der sechsten und siebten DL haben sie gedruckt: Die Arbeitsstationen wurden vor Beginn des Unterrichts aufgebaut. Den Druckvorgang habe ich ihnen in kleinen Gruppen erklärt und nach der Erklärung konnten sie unter meiner Aufsicht selbständig fortfahren.
In der achten DL habe ich die fertigen Drucke auf einem Tisch aufgestellt und den SuS Fragen gestellt, die sie beim Betrachten der Covers beantworten mussten. Meine Fragen betrafen Aspekte der Komposition und wurden mit der Absicht gestellt, dass die SuS herausfinden konnten, ob alle ihr Cover so interpretierten, wie sie es beabsichtigten. Schliesslich haben wir Einzelgespräche geführt (Notengebung) und die SuS haben den Bewertungsbogen zu meinen Lektionen ausgefüllt.
Reflexion
Im Allgemeinen bin ich mit der Zusammenarbeit mit den SuS, der Organisation sowie der Durchführung des Unterrichts zufrieden. Allerdings wurde mir im Laufe des Praktikums klar, dass ich eine anspruchsvolle Technik gewählt habe und dass das Projekt insgesamt eine grosse Herausforderung für die SuS dargestellt hat. Ich habe viel Zeit für den theoretischen Teil und für die Vorbereitungsübungen verwendet: Für mich war es nämlich wichtig, dass die SuS zum einen die Aspekte, die mit der Komposition zusammenhängen, gut verstanden hatten. Zum anderen zielte ich darauf, dass sie die Wichtigkeit des Ideenfindungsprozesses verstanden und sich für diese Phase Zeit nahmen. Trotz der Wichtigkeit dieser Arbeitsschritte, haben wir vielleicht zu viel Zeit dafür investiert, so dass für die eigentliche Umsetzung des Projekts nur 3 Doppellektionen blieben. Das werde ich für das nächste Praktikum im Hinterkopf behalten, auch weil ich von den meisten SuS im Bewertungsbogen diesbezüglich bemängelt wurde. Auf die Frage «Was fandst du besonders negativ?» antworteten fast alle, dass ihnen die Zeiteinteilung nicht gefallen hat, weil der Theorieteil zu lang war. Mir ist auch aufgefallen, dass die Zeit, die die SuS für die Gestaltung ihres Covers hatten, zu kurz war, zumal der Linoldruck für sie eine neue Technik war und sie mit dem Schnitzen einige Schwierigkeiten hatten. Viele von ihnen hatten auch Mühe damit, die Formen zu vereinfachen und das Potenzial der Technik zu nutzen.
Was stattdessen gelungen ist, ist die persönliche Beziehung zu den einzelnen SuS, die es als «besonders positiv» empfanden, dass ich immer erreichbar war, ruhig und bereit, bei Schwierigkeiten praktische Ratschläge zu geben.
Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich die SuS nicht nur mehr mit dem Druck experimentieren lassen, sondern auch das Thema Typografie eingeführt: Sie hätten ihr Cover einscannen und mit Hilfe von Photoshop (Einführung in das Programm anbei) den Titel hinzufügen und mit Schrift und Layout experimentieren können.