Um das 200jährige Bestehen der Kunstgesellschaft Luzern zu feiern, findet 2019 im Kunstmuseum Luzern eine grosse Einzelausstellung mit Werken von William Turner statt. Vor 200 Jahren bereist Turner die Schweiz sechsmal und hält vor allem auch Luzern und die Umgebung in Aquarellen fest. Die Schülerinnen und Schüler (nachfolgend SuS genannt) begehen den konzipierten Rundgang durch die Ausstellung und beobachten, beschreiben, befragen und besprechen seine Malereien.
Die Museumspädagogik weist mehrere Unterschiede zum Schulunterricht auf:
- Den zu vermittelnden Inhalt bezieht sich immer auf die aktuelle Ausstellung
- Man führt unterschiedliche Alterststufen (Kindergarten, Primarschule, Sekundarschule, Berufsschule, Gymnasium)
- Die Klasse sieht man nur einmal
- Die Lehrperson aus der jeweiligen Schule ist mitanwesend, die Klasse befindet sich nicht im alltäglichen Schulumfeld
- Es gibt keine Möglichkeit ein längeres Projekt zu starten, die Zeit ist beschränkt
- Die Zeichnungen, welche während dem Rundgang entstehen, werden nicht bewertet
«Wow, ist das ein grosses Bild!»
Im Rundgang für Schulen geht es darum Wissen zu vermitteln, am besten so spannend und abwechslungsreich wie möglich, dass die SuS am Ende der Tour sagen: «Oh nein, ist es schon fertig?» und das Museum während einer zukünftigen Ausstellung erneut besuchen. Im Zentrum der Vermittlung stehen die Themen und Inhalte sowie Intentionen der Malereien von William Turner. Es gilt diese mit Aspekten aus seiner Biografie, Anekdoten zu historischen Ereignissen, Hintergründe der Weltgeschichte, aktuellen Abbildungen von Landschaften und Naturkatastrophen, Einblicke in Technik und Malweise, zu verknüpfen, so dass ein greif- und spürbares Ganzes von Turner entsteht. Während dem Rundgang begleitet die SuS ein Blatt Papier und ein Bleistift, auf welchem sie immer wieder aufgefordert werden, zu zeichnen. Die Zeichnung begibt sich sozusagen auf die Reise durch die Ausstellung wo sie Bezug zu einzelnen Werken nimmt. Sie ist aufbauend geplant und wächst bis ans Ende des Rundganges. Neben dem Zeichnen geht es aber auch darum das Auge der SuS zu schärfen, sie zu lernen genau zu beobachten und ihre Imagination anzuregen indem sie mit geschlossenen Augen durch fremde Augen sehen. Ebenso wichtig ist es den SuS während den Führungen das Gefühl zu geben, wie sie den Werken gegenüber neugierig und offen begegnen können, so dass den Interpretationen, Antworten und Diskussionen aller genügend Raum ermöglicht wird. Die Hemmschwelle über Kunst zu sprechen soll so niedrig wie möglich sein. Während dem Rundgang wechselt sich frontales Vortragen und Diskutieren im Plenum mit Übungen in Zweier- oder dreiergruppen und kurzen Statements von SuS ab.
«Ich spüre den Sturm.»
«Wie lange malte Turner an einem Bild?»
Der Ablauf eines Rundganges ist meistens gleich. Zuerst werden die Vorbereitungen im Museum getroffen, das Zeichnungsmaterial und je nach Uhrzeit auch die Kopfhörer bereitgestellt. Nach der Begrüssung und dem Erklären der Regeln im Museum beginnt der Rundgang. Die Reihenfolge der Räume ist entsprechend der konzipierten Führung anders als die meisten Museumsbesucher die Ausstellung begehen. Der Einstieg findet im Raum mit dem Thema «Reisen» statt, welcher sich gut eignet die SuS abzuholen und ihr Interesse am Thema aufzugreifen. Dann geht es weiter zum «Vierwaldstättersee», zur «Rigi», zum «Meer» und zu den «Felsen». Der Abschluss findet im grössten Raum der Ausstellung statt, bei dem Thema «Erhaben». Die Zeichnung wird hier mit einem prunkvollen Rahmen umrandet, mit einem Namenstäfelchen versehen und der Lehrperson abgegeben. In der Nähe des Einganges wird das Material verräumt, Fragen beantwortet, Feedback gegeben und die Klasse verabschiedet.
«Mir gefällt es wenn es regnet»
Ich schätze die Arbeit als Kunstvermittlerin in einem Museum sehr, vor allem auch die Freude und Dankbarkeit der SuS zu spüren. Es ist eine Herausforderung sich bei jedem Rundgang auf eine neue Klasse und eine andere Altersstufe einzustellen. Genau das macht die Vermittlung im Museum aber auch sehr spannend. Die Jubiläumsausstellung im Kunstmuseum Luzern ist zu jeder Zeit sehr gut besucht was gewisse Besonderheiten mit sich bringt: volle Räume mit wenig Platz und teilweise wenig Sicht, erhöhte Lautstärke der Besucher, das Tragen eines Mikrofons bzw. die SuS tragen einen Kopfhörer (bewirkt meiner Meinung nach eine gewisse Distanz zu den SuS, was leider nicht toll ist), Parallelführungen und das Vermeiden von Kreuzungen. Es wird aus diesen Gründen vorausgesetzt, dass man während einem Rundgang auch improvisieren kann oder kurzfristig die geplante Führung etwas abändert. Jede Führung wurde durch die Vermittlungsleiterin begleitet und das Feedback am Ende jedes Durchganges ist immer sehr lern- und hilfreich. Ich merke wie ich mit jedem Rundgang entspannter wurde und meine Vermittlung verbessern konnte.
«Ging Turner auch zur Schule?»
«Schau mal Frau Schranz, das bin ich auf der Rigi.»