Freies Praktikum im Kindergarten
In Anlehnung an die Ausstellung Marion Baruch’s «Innenausseninnen» beschäftigen sich die Kinder mit verschiedenen Innen- und Aussenräumen, sowie mit der Umgestaltung und Wiederverwendung von gebrauchten Textilien.
Ziel ist es durch die Betrachtung und Gestaltung unterschiedlicher (Lebens-)Räume, Perspektiven und Ansichten zu eröffnen, sowie eigene Ideen zu entwickeln, die sich schliesslich auf die Umgestaltung und Wiederverwendung gebrauchter Textilien erstrecken.
(Das Praktikum wurde durch die Schulschliessung im März unterbrochen und bei der Wiedereröffnung weitergeführt. Der geplante Museumsbesuch konnte aufgrund der Vorschriften nicht unternommen werden)
- Inhalt: Sach-und Begründungsanalyse
Kindergartenklasse in Ebikon, 21 Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren,
8 Mädchen, 13 Jungen
15 fremdsprachig
Die Kinder unterscheiden sich in ihren Niveaus, differenzierende Unterrichtsformen sind wichtig
zuletzt behandeltes Thema: «Farben und Formen»
Das Thema bewegte sich vor allem in den Bereichen des Anfangsunterrichtes Mathematik, sowie Sprache und Gestaltung. (Im Kindergarten wird meist fächerübergreifend an Themen gearbeitet.)
Marion Baruch behängt in ihrer Ausstellung leere Museumsräume mit Stoffabschnitte aus der Textilindustrie. Die fragilen Gebilde ziehen sich teilweise wie Gänge oder auch Verbindungen durch den Raum. Die Künstlerin nutzt die Ästhetik dieser Stoffabschnitte, um auf das unsinnige Wegwerfen und Neu- Produzieren in der Textilindustrie aufmerksam zu machen. Die Umgestaltung von Leerräumen, Aussen- und Innenräumen sind Inhalte, die die Künstlerin in der Ausstellung immer wieder aufgreift.
Durch den Einblick in die Lebenswelt der Tiere unter der Erde und den Museumsbesuch lernen die Kindergartenkinder neue Welten und Lebensräume kennen und werden sich darüber bewusst, dass die Welt je nach Perspektive, die sie einnehmen, unterschiedlich aussehen kann.
Zudem wird im Sinne der Ausstellung, das Wegwerfen (von Kleidern) und das ständige neu-Produzieren überdacht. Das Einnehmen einer anderen Perspektive bedeutet hier umzudenken und Handlungsmuster aus unserer Alltagswelt zu hinterfragen. So entsteht aus alten Kleidungsstücken Neues.
- Lernziele und Beurteilungskriterien
Die Kinder betrachten andere Lebenswelten (in der Natur) und empfinden diese durch das Nachbauen im Raum, Durchschreiten und Konstruieren mit Karton gestalterisch nach.
Sie entwickeln Strategien und erlernen Techniken, die sie zum Ausdruck ihrer Phantasie und Ideen weiterführen (schneiden, reissen, knöpfen…).
Die Kinder nutzen Denk- und Arbeitsweisen, wie sie in der Kunst zur Anwendung kommen (z.B. Umgestalten, Variieren, Kombinieren, Verfremden).
Sie entdecken durch die Gestaltung im Raum und die Verwendung der erlernten Techniken Ideen, wie gebrauchte Textilien neu verwendet werden können.
- Ablauf
Als Einstieg in die Unterrichtsreihe wird den Kindern die Geschichte «im Traum kann ich fliegen/Evelyne Hasler» erzählt. Sie handelt von Tieren, die zuerst unter der Erde und schliesslich über der Erde leben (Engerling, Raupe..). Durch die Erzählung erhalten die Kinder eine Vorstellung anderer Lebenswelten. Sie werden dazu angeregt, diese zu betrachten, nachzuempfinden und zu gestalten.
Die Gänge und Räume der Tiere wurden mit Tüchern, Seilen und Röhren im Raum nachgebaut, sowie aus Karton und mit Holzklötzen gebildet.
Während der Umsetzung erwerben die Kinder Begriffe und Kenntnisse, die für die Weiterführung des Themas von Nutzen sind.
Zudem werden die Kinder in einem Atelier zum Thema Löcher, in die verschiedenen Techniken eingeführt: Anhand eines bestimmten Materialangebotes (Ton, Holz, Blech, Stoff, Karton…) und verschiedener Werkzeuge (Aalen, Schere, Bohrer, Locher..) werden den Kindern einzelne Arbeitsschritte zum Herstellen (und Verbinden) von Löchern vorgezeigt. Als Einstieg werden Experimente mit Löchern und Licht gemacht.
Das Angebot im Atelier steht den Kindern über einen Zeitraum von 4 Wochen zur freien Verfügung. Die daraus entstehenden Produkte sollten möglichst von den Kindern selbst entwickelt und bestimmt werden.
Durch den Einblick in die Ausstellung «Innenausseninnen» geschieht der Transfer zur Kunst. Die Kunst wird hier als ein Ort verstanden, in dem Gewohnheiten der Menschen aufgegriffen, dargestellt, hinterfragt und schliesslich umgedacht werden. Die Künstlerin hängt die Stoffabschnitte aus der Modeindustrie in die Museumsräume, um durch die Ästhetik dieser Objekte auf das unachtsame Wegwerfen aufmerksam zu machen.
Mit den Kindern werden Ideen gesucht, wie und was aus gebrauchten Kleidern alles gemacht werden kann. Durch verschiedene Spiele und Einstiege, wie bspw. Kleiderstücke tauschen, Kinder und Gegenstände unter Tüchern verstecken, sowie Löcher in Stoffen durchschreiten und Wege nachgehen, wird die Phantasie der Kinder angeregt. Sie bringen gebrauchte Kleider und Stoffe von sich zuhause mit in den Kindergarten. Die bisher vertieften Fähigkeiten werden dazu angewandt und vertieft. Zudem werden Ideen aus der Ausstellung aufgegriffen, in denen Stoffe zur Verhüllung dienten oder an die bestehenden Kleider angeknöpft wurden.
- Reflexion
Anhand der Geschichten liessen sich die Kinder für das Thema der Innen- und Aussenräume begeistern. In der Pause gruben sie weiter Löcher und Gänge in die Erde mit der Absicht, die Tiere und ihre Gänge und Höhlen in der Erde zu entdecken.
Bei der Entwicklung und Weitergestaltung der Textilien beriefen sich die meisten Kinder auf Bekanntes. Sie wollten sich als Fantasy-Figuren verkleiden oder bildeten bspw. «Gravatten» nach.
Wie bereits angenommen, war es dringend notwendig, dass die Kinder Einführungen in unterschiedliche Handlungsschritte erhielten (Stoffe schneiden, reissen, messen, knöpfen, weben, nähen), die für die Weiterentwicklung und Umgestaltung wichtig waren. Der Erwerb dieser Kenntnisse brauchte viel Zeit (noch viel mehr als angenommen) und musste während der Unterrichtsreihe kontinuierlich aufgebaut und weitergeführt werden Diese Kenntnisse waren Teil und Voraussetzung zur Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen.
Durch die zwischenzeitliche Schulschliessung wurde der aufbauende («Wissens-«) Aufbau etwas erschwert.
Die Gruppengrösse von 21 Kindern und der begrenzte Raum bedurften zudem vieler organisatorischer Überlegungen und (Um-)Planungen. Ein zusätzliches Raumangebot hätte zusätzlich neue Ideen, Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet.