IN DER SCHWEBE
GEDANKENBILDER BEI TAG UND BEI NACHT
In der Geschichte der Malerei ist die Entwicklung und Anwendung von Zufallsverfahren exem-plarisch für den Ausdruck des Innenlebens.
Die Lernenden erprobten und reflektierten verschiedene (Zufalls-)Verfahren als mögliche Darstellungs- und Ausdrucksformen in der Malerei und kombinierten sie mit anderen Bildelementen, um dadurch persönliche, traumhaft anmutende Bilder aus ihrer Gedankenwelt entstehen zu lassen.
INHALT: SACH-UND BEGRÜNDUNGSANALYSE
Die Klasse setzte sich aus 17 Lernenden mit unterschiedlichen Voraussetzungen zwischen 19-24 Jahren zusammen. Die Lernenden hatten bereits Erfahrung aus der Berufswelt.
Die Berufsmatura dauert ein Jahr, d.h. die Klasse lernt sich nur kurz kennen und die Unterrichts-inhalte bewegen sich von Beginn an auf den Jahresabschluss hin. Die Klasse war sehr ruhig und interessiert, die Lernenden hatten einen wertschätzenden Umgang miteinander.
Mit dem Themenfeld der Malerei hatten die Lernenden nach eigenen Angaben bislang eher wenig Kontakt. Im Unterricht wurden vor allem zeichnerische Projekte umgesetzt, wobei unter anderem
die Beobachtung von Licht und Form eine Rolle spielten.
Im Vorfeld erhielten die Lernenden eine vielseitige Einführung zum Thema «Farbe», welche eine theoretische Vertiefungen über die Materie sowie praktische Annährungen wie z.B. Farben-beobachten und nachmischen beinhaltete.
Neben der Darstellung von Licht, Farbe und Form ist die Art und Weise wie ein Bild entsteht, wesentlich für die Malerei. Die unterschiedlichen Formen der Bildfindung können in der Kunstgeschichte ergründet, nachempfunden und verständlich gemacht werden. Nach jahrelanger Anwendung, der beobachtenden Malerei und der Auslotung unterschiedlicher Farbaufträge, war die Entwicklung und Hinwendung zu Zufallsverfahren bemerkenswert.
Durch theoretische Einblicke und Recherchen sowie erste Erprobungen erhielten die Lernenden eine Basis von Eindrücken und Wissen, welches sie zu einer eigenständigen und persönlichen Entwicklung eines Verfahrens führen sollte.
Diese eigenständige Anwendung und Verfahren sind für die Arbeit zeitgenössischer Künstler nach wie von Bedeutung.
LERNZIELE UND BEURTEILUNGSKRITERIEN
- Es ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem oder mehreren Zufallsverfahren/ Anwendungsmöglichkeiten der Malerei sichtbar.
- Die Wahl eines oder mehrerer Zufallsverfahren unterstützt die Wirkung des Bildes.
- Der Prozess ist sichtbar (und kann begründet werden.) Kurzes schriftliches dokumentarisches Festhalten, was im Prozess geschehen ist ev. mit Foto.
- In der Auswahl der Bilder ist ein sichtbarer Zusammenhang erkennbar.
ABLAUF
Zu Beginn jeder Unterrichtseinheit wurde eine praktische Einstiegsübungen durchgeführt, welche das Kernthema der anschliessenden Unterrichtslektionen vorstellbar machte. Die Inhalte wurden
in einer Problemstellung reflektiert und theoretisch untermauert und schliesslich in einem längeren Zeitabschnitt selbstständig umgesetzt.
Es wurden Aspekte ermittelt, die allgemein zur Spannung in einem Bild beitragen. Dazu wurden die 8 Kontrasttypen betrachtet und in Übungen angewandt. Auch wenn es hauptsächlich um die Anwendung der Zufallsverfahren ging, sollte dieses Grundwissen während den darauffolgenden Unterrichtstagen miteinfliessen und die Lernenden unterstützen.
In den darauffolgenden Unterrichtseinheiten wurde die Entstehung der Zufallsverfahren im Surrealismus ergründet und durch Recherche und Übungen praktisch nachempfunden.
Die Erfindung der Zufallsverfahren im Surrealismus hängt mit dem wachsenden Interesse für das Unterbewusstsein zusammen, welches sich durch ein intuitives Vorgehen äussert.
Damit die Lernenden zu einer eigenständigen Anwendung dieser Verfahren gelangten, welche eben-so Ausdruck für ihre Innenwelt sein sollten, suchten die Lernenden anhand eines Fragekataloges nach Themen, die sie beschäftigten. Parallel dazu sollten die Lernenden bei der Anwendung und Erprobung der Verfahren, Möglichkeiten entwickeln, um ein traumartiges Gedankenbild entstehen zu lassen. Es wurden immer wieder Beispiele analysiert und vorgezeigt, wie diese Verfahren angewendet und kombiniert werden könnten.
Die Lernenden erhielten durch KünstlerInnen Interviews Einblick in die Arbeitsweise zeitgenössischer MalerInnen.
REFLEXION
Bei der Unterrichtsplanung setzte ich grossen Wert auf einen sinnvollen, schrittweisen Aufbau.
Die praktischen und theoretischen Einführungen sollten die Fähigkeiten und Kenntnisse der Lernenden miteinbeziehen und erweitern, sie zur eigenen Recherche anregen und zu einer vertieften eigenständigen Umset-zung führen.
Die Auswertung ergab, dass die Lernenden den Unterricht als motivierend nachvollziehbar empfanden.
Viele der Lernenden empfanden jedoch die Umsetzung der Aufgabe als anspruchsvoll.
Wohl aus mehreren Gründen: Die Kriterien zur Auswertung wurden nicht ganz von Anfang an formu-liert, da ich fälschlicherweise annahm, es sei sinnvoll, die Lernenden nicht in ihrem Prozess zu hem-men. Wie der Name schon sagt, sind Zufallsverfahren nicht von Anfang an planbar, sondern müssen innerhalb des Prozesses weitergeführt und entwickelt werden. Dies braucht Zeit und fortlaufende Unterstützung.
Hilfreich dazu waren erklärende Beispiele und Übungen, die fortlaufend aufgenommen und ergänzt wurden.
Wie unterschiedlich die Vorstellung darüber, was eine persönliche Umsetzung» eines Gedankenbildes und dem Ausdruck des Innenlebens durch das Malverfahren sein kann, zeigte sich schliesslich in der Vielfalt der Arbeiten.