Freies Praktikum in einem IDA-Modul in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Baden
In meinem freien Praktikum war ich Teil des IDA-Moduls «Performative Audiowalks». Das Ziel des Moduls war, dass die Studierenden einen Audiowalk entwickeln, welcher sich auf die Stadt Baden und dessen historische Bäderkultur bezug nimmt. Die Audiowalks wurden über drei Monate entwickelt und am Schluss im historischen Museum Baden der Öffentlichkeit verfügbar gemacht. Die Studierenden hatten ein vollgepacktes Programm mit technischen und theoretischen Inputs, angeleitet von Eva-Maria Würth und Mirko Winkel, weiteren eingeladenen Gastdozierenden und mir.
Der Hauptteil meines Praktikums bestand aus zwei von mir konzipierten Inputs, sowie Werkgesprächen mit den Studierenden. Daneben war ich noch Teil von zahlreichen Planungsgesprächen, sowie am Anfang und Abschluss des Moduls.
Die Studierende kamen -wie bei IDA-Modulen üblich- aus unterschiedlichen Studiengängen, und dementsprechend gross war auch die Bandbreite an Arbeitsweisen sowie Erfahrungen im Planen und Erstellen von eigenen Projekten. Die Einzelbesprechungen mit den Studierenden waren dadurch eine neue Herausvorderung, aber auch besonders spannend. Zu Beginn und gegen Schluss des Moduls besprach ich mit den Studierenden ihre Projekte, ich lernte dabei viel von meiner Mentorin, wie in Gesprächen Knackpunkte auseinandergeschält werden können, und wie man Studierenden helfen kann, sich selber zu helfen, mit kleinen Fragen wie: was würdest du sagen, liegt im Kern deiner Untersuchung? Was für eine Relevanz hat es? Was sind deine nächsten Schritte?
Input 1. Umgang mit Archivmaterial in künstlerischer Arbeit
Mein erster Input führte die Studierende in die Arbeit mit Sammlungsbeständen und Archivmaterial ein. Wie kann ein künstlerischer Prozess mit historischem Material aussehen? Das Ziel war, dass die Studierenden einen Einblick haben, in den Umgang mit Objekten aus einem historischen Museum, dass sie wissen, wie sie ein Objekt in seinen historischen und zeitgenössischen Kontext einordnen und beurteilen können, und dass sie erste Ideen für Bezüge zu ihrer eigenen künstlerischen Arbeit sammeln können.
Dazu zeigte ich ihnen Beispiele verschiedener Künstler:innen, welche in ihre künstlerischen Praxis mit Archivmaterial arbeiten, oder dies thematisieren. Wir schauten einen Film, den ich in Zusammenarbeit mit den Archivistinnen des Landesarchiv Örebro gemacht habe. Nach der Besprechung bekamen wir eine Führung durch das Objektarchiv des historischen Museums in Baden. Die Sammlung des historischen Museums ist riesig, daher gab ich den Studierenden vor der Führung ein Begleitblatt mit. Es standen darauf mögliche Fragen, die sie zuvor selber abwandelten, damit sie gezielt nach Aspekten fragen/ suchen, die sie interessieren, damit sie eventuell schon erste Anknüpfpunkte für ihr Projekt erstellen könnte. Dadurch waren sie aktiver bei der Führung dabei, und stellten auch mehr Fragen, als sonst wahrscheinlich der Fall gewesen wäre. Die Studierenden hatten anschliessend Zeit, in Einzelarbeit durch die Sammlung zu streifen, bevor wir uns für eine Schlussbesprechung trafen. Da stellte jede Schüler:in ein Objekt oder einen Aspekt der Sammlung vor, den sie in Bezug auf ihre Arbeit besonders interessant fanden. Dies wurde dann als Hausaufgabe auf dem Miro-Board, der Sammlungsplatz des Moduls, festgehalten.
Input 2. Spaziergangswissenschaften von Lucius Burckhardt
Audiowalks spielen oft mit Raumwahrnehmung. Wie bewege ich mich durch diesen Ort, was sehe ich, höre ich, schmecke ich? Welche Rolle spielen historische und kulturelle Hintergründe? In diesem Zusammenhang stellte ich den Studierenden die Spaziergangswissenschaft -Promenadologie- von Lucius Burckhardt vor. Das Ziel dieses Inputs war, dass sie nach diesem Nachmittag seine Lehren in einem gesellschaftlich Kontext einordnen konnten, am eigenen Leib erfahren haben, und selber Übungen in dessem Sinne entwerfen können. Ausserdem sollten sie auch kritisch Stellung zur Promenadologie nehmen können und reflektieren, was es für sie und ihre Praxis bedeutet – nehmen sie nun ihre Umwelt anders wahr, und was haben die Übungen bei Ihnen ausgelöst.
Für mich als Praktikantin war der Nachmittag ein Experiment; statt trockene Theorie eine gleichzeitige Anwendung der Spaziergangswissenschaft. Das Auftragsblatt ist wie eine Art Quiz dargestellt. Die Studierende haben dabei eine grossen Handlungsspielraum und können grösstenteils selber steuern, wie offen oder geschlossen die Arbeitsauftäge erledigt werden. Die verschiedene Aufgaben haben alle das Ziel, die Wahrnehmung der Landschaft zu steuern, vertiefen, und hinterfragen. Wie gestalten wir unsere Welt, wer beschliesst das, wie wirkt sich die gebaut Welt auf uns? Was ist Landschaft, und ist sie schön? Unterschiedliche Zugänge (hören, laufen, zeichnen, imaginieren, reden), erlauben es, sich auf diverse Weisen mit den Fragen zu beschäftigen und somit ho entlich neuen Antworten zu stossen. Die Studierenden entwerfen aus ihren Entdeckungen selber eine Übungen/ Auftag/ Performance/ etc, zu zweit oder alleine.
Der grosse Handlungsspielraum sollte die Studierenden motivieren, sich möglichst aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihnen so viele Freiheiten überlassen konnte. Kann Theorie so vermittelt werden? Würden sie die Aufträge selbständig ausführen? Wir hatten eine Besprechung am Anfang sowie am Ende des Inputs, dazwischen waren die Studierenden alleine oder zu zweit mit dem Auftragsblatt in der Stadt Baden unterwegs. In der Schlussbesprechung bekam ich von den Studierenden sehr gute Rückmeldungen. Alle hatten das Auftragsblatt gefolgt, nicht alle Übungen wurden gemacht, aber sie fanden es super, die Freiheit zu haben, auszuwählen was ihnen passt. Ich nehme mir diese Rückmeldung zu Herzen – man soll den Schüler:innen Eigenverantwortung zutrauen und verschiedene Wahlmöglichkeiten anbieten.