Hoppla, immer wieder passieren kleine Missgeschicke in unserem Leben. Sie sind Teil unseres Alltags und geschehen meistens dann, wenn wir gerade besonders beschäftigt, unkonzentriert oder in Eile sind. Manchmal sind sie unnötig, nervig oder sogar peinlich. Aber oft bringen sie uns zum Lachen und verschönern damit unseren Tag.
Kantonsschule Willisau, 2. Klasse, Langzeitgymnasium, 2022/23
Inhalt
Schon seit vielen Jahren besitze ich ein kleines Kartonmodell, welches eine Szene in einem Wohnzimmer zeigt. Es diente mir als Ausgangslage für dieses 3D-Projekt und brachte mich auch auf die Idee, alltägliche Missgeschicke als thematischer Inhalt damit zu verknüpfen.
Die SuS erhielten die Aufgabe eine Szene mit Karton nachzubauen, welche ein alltägliches Missgeschick darstellt. Das Malheur sollte sich in einem Innen- oder Aussenraum abspielen und eine Aktion in Bewegung zeigen. Die ausgewählte Szene wurde ausschliesslich mit Karton nachgebaut und mithilfe einer selbst gebauten Kartonbox umrahmt. Durch das Grundieren des Kartons mit weisser Acrylfarbe und die Benutzung von Eddings und Fineliner für Musterungen und Details, konnten die SuS zusätzliche Akzente setzen und Räumlichkeit schaffen.
Für die Realisierung dieses Projekts entschied ich mich dazu, die SuS in Zweierteams arbeiten zu lassen. Zum einen wollte ich, dass sie neue Erfahrungen im Bereich der Zusammenarbeit und des Austausches sammeln konnten, zum anderen war es aufgrund ihres Alters eine Frage der Zeit und der Machbarkeit.
Lernziele und Beurteilungskriterien
- Umgang mit Karton, Cutter, Schere, Heiss- und Weissleim kennenlernen
- Übersetzung vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale
- Bewegung, Räumlichkeit und Tiefe darstellen
- Verständlichkeit und Komplexität der Szene
- Originalität der Idee
- Konzentriertes und gemeinsames Arbeiten im Team
- Gestalterischer Prozess: Ideenfindung und Vielfalt der Skizzen
Ablauf
Als Einstieg ins Projekt wählte ich eine 3D-Übung, welche mir ermöglichte die Klasse ein wenig näher kennenzulernen und eine erste Annäherung ans Thema zuliess. Die SuS erhielten von mir die Aufgabe eine eigene Namensfigur aus Karton und Papier zu gestalten zum Thema, Mensch, Tier oder Pflanze. Danach zeigte ich ihnen mein mitgebrachtes Kartonmodell. Anhand diesem, konnte die Klasse schon ein wenig erahnen, um was es sich bei der Hauptaufgabe handeln könnte. Danach händigte ich den SuS das Aufgabenblatt aus und liess sie beim gemeinsamen Brainstorming und Mindmapping erste Ideen austauschen.
In der Nächsten Unterrichtseinheit starteten wir mit einem Input über die 2D-Visualisierung eines 3D-Modells. Als Übung dazu sollte jede*r eine Skizze eines Alltagsgegenstands machen. In einem zweiten Schritt sollte dann dieser gezeichnete Bauplan in ein Kartonmodell umgesetzt werden. Als alle ihre eigene Skizze fertig hatten, gab ich der Klasse eine kurze Einführung zur Benutzung des Materials (Karton, Cutter, etc.). Danach konnten die SuS ihre gezeichnete Skizze ins 3D-Modell umsetzen.
Als Nächstes schauten wir die Arbeitsschritte und die Bewertungskriterien der Aufgabe zusammen an. Ich hielt es hier schon für wichtig ihnen von Anfang an mitzuteilen, wie ich bei der Benotung dieser Teamarbeit vorgehen werde: im Normalfall gibt es eine Schlussnote pro Team, wenn es jedoch innerhalb des Teams grössere Unterschiede der erbrachten Leistung oder des Arbeitsaufwands gibt, dann gibt es zwei individuelle Noten.
Danach gab ich nochmals einen Input über das Entwerfen und den Mehrwert einer Skizze. Die SuS konnten dannn mit den ersten Entwürfen ihres Kartonmodells in den Zweierteams starten. Hier lösten wir es so, dass jedes Team gemeinsam und gleichzeitig in einem Skizzenbuch arbeitete.
In einem nächsten Schritt befassten wir uns mit der Darstellung von Figuren in Bewegung (z.B. nach hinten oder nach vorne fallen) und ich zeigte der Klasse kleine Tipps & Tricks wie dies am besten gelingen kann. Danach konnten die Teams mit der Umsetzung ihrer Kartonbox starten. Ich stand ihnen während den selbstständigen Arbeitsphasen unterstützend zur Seite, gab individuelle Feedbacks oder half bei Unklarheiten bezüglich der Technik. Vor allem die Zwischenbesprechungen, welche wir in der 5. und 6. Doppellektion jeweils zu dritt in einem Nebenraum hatten, erwiesen sich aus meiner Sicht als sehr hilfreich und ermöglichten mir, noch einen tieferen Einblick in ihre Arbeit und Vorgehensweise zu erhalten.
Zum Schluss unseres Projekts präsentierten alle Teams ihr entstandenes Modell im Rahmen einer kleinen Vernissage im Klassenzimmer. Dabei sollte sich jedes Team nochmals Gedanken zu bestimmten Fragen machen und ihre Überlegungen dazu während der Präsentation dem Publikum erläutern. Die Fragen welche sie versuchen sollten während ihrer Präsentation zu beantworten waren folgende:
- Wieso haben wir dieses Missgeschick dargestellt? Persönlicher Bezug, Inspiration aus Büchern, Filmen,…
- Was fanden wir schwierig?
- Was ist uns am besten gelungen? Was würden wir noch ergänzen oder verbessern?
- Wie war die Teamarbeit? Unterschiede zur Einzelarbeit? Würden wir gerne nochmals im Team arbeiten?
Das Ziel dieser Vernissage war, die Selbstreflexion der SuS anzukurbeln, die entstandenen Werke wertzuschätzen und Raum für die Betrachtung aller entstandenen Arbeiten zu lassen.
Reflexion
Dieses Projekt habe ich als sehr abwechslungsreich und positiv empfunden. Am spannendsten und lehrreichsten war für mich die Erfahrung, die SuS in Teams arbeiten zu lassen. Es war schön zu sehen, wie viel Freude es den SuS bereitet hat im Team zu arbeiten und wie gut dies bei allen funktioniert hat. Auch hatte ich das Gefühl, dass sie sich so gegenseitig gepusht haben und bewusst oder auch unbewusst vieles voneinander lernen konnten. Als ich die Klasse zum Schluss gefragt habe, wie sie die Teamarbeit empfunden haben, konnten mir alle zurückmelden, dass sie diese Art der Zusammenarbeit sehr geschätzt haben und dass sie gerne öfters so arbeiten würden.
Als grösste Herausforderung habe ich das Zeitmanagement empfunden. Mit Karton, Cutter, Leim, etc. zur arbeiten bedeutet auch, dass man viel Zeit fürs Aufräumen einberechnen muss und diese Zeit fehlte dann leider auch den SuS für die eigene Arbeit. Auch spielt hier das Alter des SuS schon eine grosse Rolle, denn jüngere SuS sind einfach noch nicht so schnell im Umgang mit diesen Materialien. Schlussendlich musste ich mein Praktikum um eine 9. Doppellektion verlängern, weil andernfalls die mehrheit der Klasse nicht rechtzeitig mit der Kartonbox fertig geworden wäre.