Die künstlerische Selbstdarstellung ist für viele KünstlerInnen ein Selbstfindungs- und Selbstbefragungsprozess, der sowohl die Selbstinszenierung als auch die Selbstverleugnung beinhaltet. Es ist eine Suche nach einem sogenannten Globalporträt, beziehungsweise eine Suche nach dem Kern des Ichs in der Vielfältigkeit oder im Anderen.
SACH- UND BEGRÜNDUNGSANALYSE
Das Unterrichtsprojekt fordert die SuS (auf Stufe Sekunda) auf, ihr photographisches Selbstporträt im A3 Format mit selbst ausgewähltem Bildmaterial, anhand der Collage-Technik, auf neuartige Weise darzustellen. Der Prozess sollte eine formale und inhaltliche Auseinandersetzung oder eine Konfrontation mit der eigenen Person und einer reichen Bilderwelt darstellen. Wichtig ist dabei, dass trotz der Verfremdung, die Identität jedes Einzelnen am Schluss noch erhalten bleibt. Das Ziel der Arbeit ist eine möglichst ausdrucksvolle, intensive, aber auch eine irritierende und neukomponierte Darstellung des Selbstportäts beziehungsweise eine Gestaltung eines personalisierten Globalporträts.
ABLAUF
Die SuS erhalten zu Beginn eine theoretische Einführung über Selbstdarstellungen in der Kunst: Welche relevanten Beispiele gibt es in der Kunstgeschichte? Mit welchen künstlerischen Methoden stellen sich heute KünstlerInnen dar und was sind ihre Intentionen? Was ist überhaupt ein Globalporträt? Anschliessend wird erklärt, inwiefern sich die Collage als Methode für eine Verfremdung eignet. Die SuS erhalten als Einstieg eine erste kleine Übung. Bei dieser Aufgabe müssen sie ihr Selbstporträt mit Schere und Leim dekonstruieren und rekonstruieren. Im Plenum werden die Resultate angeschaut: Ist die Transformation gelungen? Was gibt es für Verbesserungsansätze? Als nächster Schritt geht es darum, das Selbstporträt mit ihrem mitgebrachten Bildmaterial auf ungewohnte Weise zu gestalten. Die SuS erhalten nochmals einen kleinen Input: Welche Kriterien wurden bereits umgesetzt, welche noch nicht? Die Sinnhaftigkeit der Arbeit wird nochmals verdeutlicht und allfällige Probleme werden gemeinsam thematisiert. Der Prozess setzt sich fort, indem die Zwischenresultate von den SuS individuell dokumentiert werden. Dies wird auch Teil der Schlussbeurteilung sein. Zuletzt werden alle Schlussresultate im Plenum besprochen und die SuS sollten imstande sein, sowohl über ihre eigene Arbeit, als auch über die der Anderen zu reflektieren.
BEURTEILUNG UND REFLEXION
Kriterien:
Schichtung/Verdichtung
Vernetzung/Komposition der Bildfragmente
Prozess/Entwicklung/Zwischenresultate
Verfremdung und Lesbarkeit der Identität
Inhaltliche Auseinandersetzung
Ausdruckskraft/Intensität
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Selbstsezierung und der geforderten freien Herangehensweise, ist es den SuS gelungen, individuelle und konkrete Formulierungen herauszuarbeiten. Eigenwillige Suche, Risiko- und Experimentierfreudigkeit, prozessorientiertes Arbeiten und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der eigenen Person sowie die Fähigkeit der Selbstreflexion, sind die Hauptanforderungen des Projekts. Gleichzeitig stimuliert es das Potential der eigenen Kreativität. Dieses Vorgehen war für die SuS neu und deshalb auch anspruchsvoll, was positiv zu werten ist. Als mögliches Folgeprojekt könnten die SuS mit einem grösseren Format oder sogar mit dem ganzen Körper als Ausgangslage arbeiten. Und die Collage könnte mit zusätzlichen Techniken, wie zum Beispiel Zeichnung oder Malerei kombiniert werden.