Digitale Kommunikation und Illusionen der Bewegung
Abstract
Dreissig Jahre nachdem das erste GIF entstanden ist, versenden wir so viele GIFs wie nie zuvor. Doch warum sind GIFs ein wichtiger Teil unserer digitaler Kommunikation geworden? Was können sie vermitteln, was eine einfache Textnachricht nicht kann?
Das folgend beschriebene Praktikum wurde an der Kantonschule Zürcher Oberland in Wetzikon ZH mit 13 Schüler*innen im 1. Jahr des Langzeitgymnasiums durchgeführt.
Sachanalyse
In diesem Praktikum will ich mit den Schüler*innen GIFs anschauen, analysieren und schlussendlich selber ein GIF erstellen. Das Ziel ist es – nach Inputs und Übungen zu Bewegten Bilder und Animation – mithilfe eines analogen Daumenkinos ein eigenes digitales GIF zu erstellen. Inhaltlich soll das GIF eine Situation, ein Gefühl zeigen, das wie zum Beispiel Emojis als erweiterte Kommunikationsweise verwendet werden kann. Sie können unter anderem Zustimmung, Abneigung, Gefühle wie Freude, Spass, Wut, Hass, Resignation oder Ungeduld ausdrücken.
Begründungsanalyse
Im Netz kommunizieren wir des Öfteren mit Bildern anstatt mit Sätzen und Wörtern. Auf dem Smartphone können mit einem Klick, anstatt einer Tastatur mit Buchstaben, Emojis oder GIFs angezeigt werden, um diese in Chats zu versenden. Das ist praktisch! So können Gefühle und Stimmungen, ohne sie in komplexen Sätzen beschreiben zu müssen, sehr schnell mitgeteilt werden.
Für Personen im jungen Teenageralter ist diese Thematik sehr aktuell. Sie kommen täglich mit Formen der visuellen Kommunikation in Kontakt. In diesem Praktikum wollte ich gemeinsam mit den Schüler*innen herausfinden, wie wir heutzutage in der digitalen Welt miteinander kommunizieren, um schlussendlich ein eigenes GIF, das ein bestimmtes, selbstgewähltes Gefühl ausdrücken soll, zu erstellen.
Lernziele
- Du hast einen Einblick in die digitale Kommunikation der Chats, Sozialen Medien und andere Formaten erhalten und kannst Emojis und GIFs analysieren.
- Du kennst dich mit der Film- und Animationsgeschichte aus.
- Du hast verstanden, wie Bewegte Bilder funktionieren.
- Du kannst ein eigenes Daumenkino animieren.
- Du kannst mithilfe deines Smartphones ein GIF aus einem Daumenkino erstellen.
- Du hast gelernt, eine kurze und prägnante Geschichte zu erfinden und diese visuell in einem Daumenkino zu animieren.
Beurteilungskriterien
Prozess
- Deine Schlüsselbilder geben einen guten Eindruck, was man im Daumenkino bzw. im GIF sehen wird
- Die drei bis fünf Sätze beschreiben deine kurze Geschichte klar
- Du hast viel experimentiert und ausprobiert
Daumenkino & GIF
- Dein Daumenkino bzw. GIF erzählt eine kurze, aber eigenständige Geschichte
- Dein Daumenkino bzw. GIF macht dein gewähltes Gefühl oder Stimmung klar ersichtlich
- Die animierten Bewegungen deines Daumenkinos bzw. deines GIFs wirken flüssig
- Du hast dein Daumenkino präzise mit deinem Smartphone fotografiert und in ein GIF umgewandelt
Ablauf
Im Zentrum der ersten zwei Doppellektionen dieses Praktikums standen einerseits die Annäherung an die digitale Kommunikation der Jetztzeit, andererseits die technische und geschichtliche Auseinandersetzung mit dem Bewegten Bild (Film und Animation). Diese beiden Themenfelder wurden mithilfe von verschiedenen Inputs und praktischen Übungen erarbeitet. Folgend sind einige dieser Inputs und Übungen kurz beschrieben.
Um die digitale Kommunikation besser zu verstehen, haben die Schüler*innen bekannte und weniger bekannte GIFs analysiert und gemeinsam besprochen.
Nach einer Einführung in das Bewegte Bild und die Animationsgeschichte anhand von kurzen Szenen aus Animationsfilmen begannen die Schüler*innen selber kurze Animationen zu zeichnen. Es entstanden dabei Thaumatrope und Phenakistiskope.
In der dritten Doppellektion wurde die Hauptaufgabe gemeinsam besprochen und die Schüler*innen haben mithilfe von Schlüsselbildern und einem kurzen Text ihre kurze Geschichte für ihr GIF entworfen.
Während der vierten, fünften und sechsten Doppellektion haben die Schüler*innen ihre Daumenkinos angefertigt.
In der siebten und letzten Doppellektion digitalisierten die Schüler*innen ihr Daumenkino mit ihrem Smartphone und erstellten so ihr GIF. Abgeschlossen wurde das Praktikum mit Kino und Popcorn.
Reflexion
Das Praktikum «GIF around the World» sehe ich als gelungen an. Durch eine sehr genaue Auseinandersetzung mit den inhaltlichen und medialen Themen, fühlte ich mich während der ganzen Zeit sehr wohl mit den Schüler*innen zu arbeiten.
Die Schüler*innen der Kantonsschule Zürcher Oberland waren sehr begeisterungsfähig, motiviert, interessiert und selbstständig (manchmal auch ein wenig frech und energetisch). Das hat eine sehr gutes Raum- und Arbeitsklima geschaffen und hat schlussendlich zu sehr spannenden GIFs geführt. Die Inputs und Übungen vor der Hauptaufgabe konnten die Schüler*innen sehr gut aufnehmen und konnten so mit viel Vorwissen in die Hauptaufgabe starten und diese erfolgreich abschliessen. Die einzige Schwierigkeit, die sich ergeben hat, war das Digitalisieren der Daumenkinos. Da alle Schüler*innen andere Smartphones hatten, funktionierte es bei einigen besser als bei den anderen. Durch besseres Austesten meinerseits hätte dies verhindert werden können.
Als Folgeprojekt könnte ich mir sehr gut vorstellen weitere Szenen für die GIFs zu zeichnen oder den GIFs eine Tonspur zu verleihen. Ebenfalls würde mich interessieren, die Kommunikation in Chats oder Sozialen Medien mit den Schüler*innen vertiefter zu behandeln und daraus z. B. eine Performance zu machen.