Genimals
Cecile Schneider Anatomie, Fabelwesen, Genmanipulation, Gentechnik, Mythologie, Natur, Realität & Phantasie, Tiere 3D, Metamorphose, modellieren, Papier & Klebband, Tierstudium
Von Genmanipulation und Fabelwesen
ABSTRACT
Dieses Projekt bewegt sich im Rahmen des Beobachtens und Erfindens im dreidimensionalen Bereich (Ton, Papier, Klebband). Zu Beginn studierten und erfuhren die Schüler (1. Klasse Langzeitgymnasium, Halbklasse nur Jungs) Tiere auf zeichnerische (Bleistift auf Papier, ohne Radiergummi) und dreidimensionale Art (mit Ton). Dies geschah anhand unterschiedlicher ausgestopfter Säugetiere. Es ging nicht in erster Linie darum sie naturalistisch abbilden zu können, sondern vielmehr darum ihre Form und ihren Charakter zu erschliessen (z.B. geduckte, massige Haltung eines Bären / schmale, flinke Gestalt eines Wiesels / stolze, aufgerichtete Position eines Adlers). Solche Assoziationen wurden später mit Papier und Klebband zu neu kombinierten Mischwesen mit eigenem Charakter geformt. Ein Steckbrief mit zusätzlichen Informationen sollte den Wesen Leben einhauchen.
SACH- & BEGRÜNDUNGSANALYSE
Das BG-Projekt Genimals dreht sich rund um das Fabelwesen, wobei Themen wie Anatomie von Tieren, Bewegung, Haltung, Ausdruck, Charakteristik, Übertreibung, Mythologie, Symbolik, Genmanipulation und Mutation miteinbezogen werden. Das Ziel dieser Unterrichtseinheit war es, die jungen Schüler in ihrer noch sehr phantasievollen Lebenswelt anzusprechen und gleichzeitig mit neuen Herausforderungen wie dem genauen Beobachten und Interpretieren aus der Reserve zu locken. Die flexible Kombination von Realität und Phantasie und der bewusste Einsatz der eigenen Vorstellungskraft sind wichtige Fähigkeiten in allen Bereichen des Lebens, nicht nur im Bildnerischen Gestalten.
Lernziele / Kompetenzerwerb
gegenwärtig (für dieses Projekt):
– Form, Charakter und Haltung von Tieren erschliessen, zweidimensional und dreidimenstional darstellen
– Bekannte Tierformen kombinieren, so dass neue Wesen entstehen
– Dem entstandenen Wesen einen phantasievollen und doch nachvollziehbaren Hintergrund geben
zukünftig:
– Über gezielte Beobachtung Erkenntnisse gewinnen
– Eigene Phantasie anregen und Ideen umsetzen
– Eigene und fremde Arbeiten vergleichen und inhaltlich darüber reden
– Aktuelle Themen in die Ideenfindung miteinbeziehen
– Sich selber und andere einschätzen lernen
Die Klasse war bei der Durchführung des Projekts in einem Alter wo das selbständige Arbeiten und Vorantreiben eines Projektes noch etwas schwierig umzusetzen ist. Gerade deshalb war es wichtig den Schülern einen klaren Rahmen und genaue Aufgabenstellungen zu geben. Mit individuellen Gesprächen und viel Zeit zum Austausch untereinander sollten die in den Lernzielen beschriebenen Fähigkeiten gefördert werden. Diskussionen weckten die Teilnahme und das Interesse der Klasse am Thema.
Da die Schüler in vorangehenden Projekten vorwiegend gezeichnet und gemalt hatten, war es für sie eine Herausforderung nun dreidimensional zu arbeiten. Der Übergang von 2D zu 3D ist etwas das trainiert werden muss und dabei hilft, die eigene Umwelt differenzierter wahrzunehmen. Dieses Projekt soll diese Fähigkeit anregen und schulen. Gerade deshalb ist es auch wichtig mit gezielten Inputs gewisse Erkenntnisse gemeinsam herzuleiten (siehe Ablauf). Was die Materialwahl angeht sind mit diesem Projekt klare Richtlinien gesetzt (Ton, Papier, Klebband). Dafür ist der Phantasie was Form, Grösse und Charakter angeht keine Grenzen gesetzt.
Die Klasse führte regelmässig ein Arbeitsheft in dem Erkenntnisse und Ideen schriftlich und zeichnerisch festgehalten wurden. Um jedoch nicht nur den eigenen Prozess zu sehen wurden die Arbeiten der Klasse immer wieder im Plenum angeschaut und diskutiert. Am Schluss des Projektes bewerteten die Schüler sowohl ihre eigene Arbeit als auch die der anderen mit einer Note und kurzen Begründung. Das Reflektiert der eigenen Arbeit auch im Vergleich mit anderen ist eine wichtige Kompetenz die im Rahmen des Bildnerischen Gestaltens gut geübt werden kann.
ABLAUF
Das ganze Projekt ist gegliedert in drei Teile.
1. Teil (2 DL): Inputs und Studien
– Input Thema Tierstudien (Charakter, Form, Rückenlinie, Haltung erkennen und benennen)
– Input Thema Gendefekte / Monster / Mythologie -> soll auch als Inspiration dienen
– Diskussionen zu diesen Themen anregen, gemeinsam Ideen sammeln
– Übungsphase und Studien mit Ton, 3D Skizzen von ausgestopften Tieren, stetiger Wechsel der Objekte (alle 5-10 Minuten)
– Auf Details aufmerksam werden, lernen genau hinzuschauen
– Geht nicht um naturgetreuen Naturalismus, sondern um Formen, Volumen, Charaktere, Haltung, Statur, …
– Gemeinsames Besprechen der Ergebnisse (Fokus Charakter, Form, Haltung und Assoziationen dazu) -> Sensibilisieren fürs Thema
– Nochmaliges ausprobieren, Umsetzen des Besprochenen
– Notieren von Gelerntem im Arbeitsheft
– Vorhandene ausgestopfte Tiere: Feldhase, Fuchs, Äffchen, Wiesel, Maus
Säugetiere: alle gleich aufgebaut (Gelenke, Gliedmassen, Körperaufteilung)
Rückenlinien erraten (sehr unterschiedliche Körperhaltungen)
Haltung, Statur und Mimik (tierisch / menschlich)
Fabelwesen / Monster / verrückte Tiere / Genmanipulation / Mutationen / Photomanipulation
2. Teil (3 DL): Ideen sammeln und umsetzen
– Filminput Verrückteste Tiere der Welt -> soll als Auflockerung und Inspiration dienen
– Input Thema Umgang mit dem Material, wie kann ich natürliche Formen, Anatomie, Bewegung, Volumen umsetzen
– Erstes Ausprobieren mit Papier & Klebband, herausfinden wie Material funktioniert (drehen, zerknüllen, zerreissen, falten, schichten, …)
– Kurze schnelle Übungen des Verformens, Verfremdens, Experimentierte
– Betrachten der Figuren im Plenum, nochmaliger Fokus auf Assoziationen
– Weiteres Ausprobieren mit Papier und Klebband
– Konkrete Ideen sammeln zur Umsetzung für eigenes Mischwesen, Entscheidungen treffen, fertigstellen
– Input Thema Steckbrief, was soll alles drin sein
– Betrachten der fertigen Tierwesen im Plenum / Gruppe
– Charakter / Form / Haltung / Funktion / Fähigkeit / Lebensweise -> Assoziationen der anderen, was ist gut, was könnte man ändern
– gegenseitige Rückmeldung, soll als Inspiration dienen
– Notieren und fertigstellen des Steckbriefs
– Einzelbesprechungen laufen parallel zur individuellen Arbeit
Auswahl Tonstudien der ausgestopften Tiere
Fertige Genimals aus Papier und Klebband
Auswahl Steckbriefe und Arbeitsbuch-Einträge
3. Teil (1 DL): Eigen- und Fremdbewertung
– Aufteilung in vier Dreiergruppen
– Jede Gruppe bewertet jeweils drei andere Arbeiten (Genimal aus Papier und Klebband zusammen mit dem Steckbrief)
– Ausfüllen eines Fragebogens (Note und Begründung)
– Danach Bewertung der einen Arbeit (ebenfalls Fragebogen für Note und Begründung)
BEURTEILUNG
Die Beurteilung der Arbeit ist aus zwei Teilnoten zusammengesetzt, dem Genimal gemeinsam mit dem Steckbrief und dem Arbeitsbucheintrag. Die Bewertungskriterien wurden zu Beginn des Projektes mitgeteilt und gemeinsam geklärt. Bei den Fabelwesen stehen Charakter, Fähigkeiten, Anatomie, Lebendigkeit, und Umgang mit dem Material im Zentrum. Für den Steckbrief gab es Leitfragen anhand derer die Fabelwesen umschrieben werden sollten. Beim Arbeitsbuch standen vor allem die individuelle Gestaltung als Masstab im Zentrum.
Für die Benotung gab es ein Notenblatt mit detaillierten Angaben zur Arbeit und einer schriftlichen Rückmeldung für jeden Schüler. Die Selbst- und Fremdbewertung sollte in diesem Projekt lediglich eine Übung sein und floss nicht in die definitive Bewertung der Lehrperson mit ein.
REFLEXION
Es war sehr inspirierend mit der Klasse an diesem Projekt zu arbeiten. Die Schüler hatten viele gute Ideen, machten bei Diskussionen im Plenum mit und liessen sich bereitwillig auf neue Materialien und Techniken ein. Im Grossen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Laut Rückmeldung fanden die Schüler das Projekt spannend und es enstanden dementsprechend auch viele tolle Mischwesen.
Das Gegenseitige Bewerten war für die Schüler neu, aber sie nahmen die Aufgabe sehr ernst und gaben sich Mühe fair zu reflektieren. Gerade mit einer Halbklasse (12 Schüler) ist ein häufiges Reflektieren und Besprechen der Arbeiten einfach und fruchtbar.
Es war spannend zu sehen, wie die Schüler von den Beobachtungen mit Ton auf die Umsetzungen mit Papier und Klebband übergingen. Einige fanden diesen Wechsel schrecklich, da das Papier weniger flexibel ist als der Ton. Andere meinten es sei super, weil man die Einzelteile viel besser befestigen kann. Ich habe den Wechsel eingeplant, weil ich es wichtig finde, verschiedene Materialien kennenzulernen und den Umgang damit zu üben.
Mein Anspruch an das Projekt war, dass trotz einer ideenreichen Umsetzung des Fabelwesens gewisse anatomische Aspekte enhalten sein sollten. Die Schüler sollten sich überlegen, was die Wesen für einen Charakter haben, wie sie sich bewegen und wie sie aufgebaut sind. Sie sollten ein Volumen aufbauen, das nicht mechanisch sondern organisch wirkt. Dies fiel den Schülern zu Beginn sehr schwer (es entstanden viele tischähnliche Wesen mit geraden Beinen und flachem Rücken mit wenig Dynamik). Obwohl ich als Einstieg ins Projekt mit den Schülern Rückenlinie und Einzelteile von Tieren behandelte, machten sie die Verbindung zu ihren Mischwesen nicht. Es ist wohl wichtig, diese Aspekte noch präziser zu definieren und in Bezug auf die Mischwesen darauf einzugehen.
Weiterführende Projekte könnten beispielsweise sein die Genimals zu bemalen oder mit anderen Materialien zu bekleiden. Ausserdem könnte es spannend sein sie fotografisch entweder im Schulhaus, draussen oder in selbst gebauten Lebenswelten zu inszenieren.