Wenn Saisongemüse neu erfunden wird
Wir versetzten uns in die Rolle eines Gemüsezüchters und erfanden eigene, neue Gemüsekreationen, in dem zwei bestehende Gemüsesorten miteinander gekreuzt wurden. Die neuen Kreuzungen wurden danach «in echt gezüchtet» um dem «Markt» vorgestellt zu werden. Dazu wurde das neu erfundene Gemüse als 3D-Objekt mit Zeitung und Klebeband nachgebaut und anschliessend bemalt.
LERNZIELE
- Charakteristische Merkmale bei Gemüse (Strukturen, Formen und Farben) erkennen und differenzieren können
- Ausgehend von zwei bestehenden Gemüsesorten eine neue Gemüsekreuzung erfinden
- Förderung der Kreativität und des Erfinderreichtums: Verschiedene Kreuzungsvarianten durch unterschiedliche Gewichtung von charakteristischen Merkmalen zeichnen können (Vertiefung und Stärkung von zeichnerischen Fähigkeiten)
- Den Begriff Plastizität verstehen und anwenden
- Transfer von 2D zu 3D: Die skizzierte Gemüsekreuzung mit Zeitung und Klebeband in 3D nachbauen können (Ausbildung von Materialsensibilität, Materialerlebnis (Erfahrungen machen etwas zu formen, mit den Händen entstehen zu lassen), handwerkliche
- Geschicklichkeit fördern (Umgang mit Werkstoffen), Schulung der räumlichen Wahrnehmung
- Das entstandene Objekt bemalen können: Lernen, Farbnuancen zu erkennen und Farben differenziert zu mischen (Förderung der Mal-Skills/Maltechnik, Förderung des genauen Hinsehens)
- Eine Ausstellungs-Installation kreieren und unterschied. Wirkungen durch versch. Platzierungen feststellen können (Förderung des reflektierten Denkens)
- Die Funktion der Farben bei Gemüse verstehen können
BEGRÜNDUNGS- UND SACHANALYSE
Wo kommt das Gemüse her, das in den Supermärkten zu kaufen ist? Was wächst zurzeit bei uns in der Schweiz? Welche Rolle spielt heutzutage die Gemüse-Züchtung und die Gentechnik?
Dieses Projekt bewegte sich inhaltlich um Themen wie Züchtung, Gentechnik, Genmanipulation, Saisongemüse, Ernährung und Nachhaltigkeit. Diese Begriffe bilden heutzutage hochaktuelle Themenbereiche, haben eine gesellschaftspolitische Komponente und weisen einen starken Bezug zu unserem Lebensraum und Alltag auf. Durch dieses Projekt kann in einer spielerischen Weise auf diese Themen aufmerksam gemacht und vertiefter darauf eingegangen werden. Das Fach BG macht somit eine Querverbindung zum Fach Biologie, was ich persönlich als Mehrwert und besonderen Vorteil des Fachs Bildnerisches Gestaltens sehe.
VORGEHEN
Inhaltlich drehte sich das Praktikumsprojekts primär um Züchtung und Gentechnik und sekundär um Saisongemüse, Ernährung und Nachhaltigkeit. In Form von Inputs und Hausaufgaben wurden diese Themen in den Unterricht integriert. Da die SuS erst in der 1. Gymiklasse waren und somit im Biologie-Unterricht noch nicht weit fortgeschritten waren, mussten die zum Teil komplexen Inhalte stark heruntergebrochen und vereinfacht werden. Der Fokus lag auf folgender Frage: Was ist der Unterschied zwischen Gentechnik und Züchtung? Diese zwei Begriffe wurden an Hand von Beispielen visualisiert erklärt (Gentechnik: Beispiel der Flavr-Savr-Tomate / Züchtung: Kalettes – eine Mischung aus Rosenkohl und Federkohl, Orange Karotte)
Nach einer vertieften, zeichnerischen Auseinandersetzung mit charakteristischen Merkmalen von verschiedenen Saisongemüse lag die erste Aufgabe darin, sich für zwei Gemüsesorten zu entscheiden und daraus 3 mögliche Kreuzungsvarianten zu kreieren. Den SuS wurden 4 verschiedene Varianten vorgestellt, wie eine Kreuzung zwischen zwei Gemüsen wie Knollensellerie und Gurke aussehen könnte. Hier schauten wir auf die charakteristischen Merkmale dieser zwei Gemüse und bildeten je nach Gewichtung dieser Merkmale ein neues, fiktives Gemüse. Gab es eine Verschmelzung der Form, Struktur oder Farbe der beiden Ursprungs-Gemüse? Oder überwog zum Beispiel das Form-Merkmal der Gurke? Es waren somit viele verschiedene Kombinationen möglich. Die SuS mussten zeichnerisch 3 verschiedene Kreuzungsvarianten entwickeln und die ihnen spannendste erscheinende Skizze für die Weiterarbeit auswählen und farblich ausarbeiten. In einem nächsten Zwischenschritt wurde an Hand der Skizzen Kleinmodelle mit Plastilin gebaut: erster Transfer von 2D zu 3D. Zudem wurde der neuen Gemüsekreation einen Namen verliehen.
Danach ging der Modellbau los: Die Hauptaufgabe lag darin, die entwickelte Skizze in ein dreidimensionales Objekt zu transferieren. Die neuen Gemüsekreuzungen wurden also in ihrer eigenen Art und Weise «gezüchtet». Die Skizze der Gemüsekreuzung und das entstandene Plastilinobjekt dienten als Hilfe für die Umsetzung zum Grossmodell, welches im Anschluss bemalt wurde.
REFLEXION UND AUSWERTUNG
Das Praktikumsprojekt erlebte ich im Gesamten als sehr positiv. Die Leistungen der SuS waren sehr zufriedenstellend, es sind sehr interessante und eigenständige Objekte entstanden. Aus den Feedback-Fragebögen las ich heraus, dass dieses Projekt dem Grossteil der SuS gefallen hat, weil sie viel über Gemüse gelernt haben, es von einer anderen Seite kennengelernt haben, es eine Abwechslung zum bisherigen Unterricht und das Projekt vielfältig und mit vielen Freiheiten gestaltet war.
Spannend war, dass immer, wenn inhaltliche Inputs wie beispielsweise zur Züchtung, Gentechnik oder Funktion der Farben im Unterricht vorkamen, im Schulzimmer die höchste Aufmerksamkeit herrschte. Diese Aufmerksamkeit verbinde ich mit einem starken Interesse für gesundheitliche bzw. gesellschaftspolitische Themen, die einen hohen Bezug zum Weltgeschehen, unserem Lebensraum und zum Alltag aufweisen. Ich kann mir gut vorstellen, dieses Projekt bei einer erneuten Durchführung in einer Projektwoche anzubieten, die interdisziplinär mit dem Fachbereich der Biologie gekoppelt ist. So könnte man durch das Expertenwissen der Biologielehrer vertiefter auf inhaltliche Themen zu sprechen kommen.
ENDPRODUKTE
DISPLAY
Ausstellungssituation im Schulgebäude: Die entstandenen Objekte wurden dem «Markt» vorgestellt. 🙂