In sechs Doppel- bzw. Dreierlektionen setzten sich sieben jahrgangsübergreifende SchülerInnen (SuS) der Kantonsschule Glarus, mit dem Thema eines FotoZINEs auseinander. Dabei fiel die Unterrichtsreihe in das Fach „Visuelle Kommunikation“, welches zum berufsfeldbezogenen Unterricht im Berufsfeld „Kommunikation und Information“ im Rahmen der Fachmittelschule gehört. Die Unterrichtsreihe startete mit dem Kennenlernen der drei bedeutendsten Darstellungsformen im Visual Storytelling (Reportage, Essay, Serie). Als Anreiz und Bebilderung der Erklärungen wurden die drei Formen innerhalb des gesamten Praktikums immer wieder anhand von Beispielen in gedruckten Magazinen und Online-Geschichten unterschiedlich aufbereitet und den SuS zugänglich gemacht. Als Hauptaufgabe entwarfen die SuS zum Thema Aufbruch/Umbruch eine eigene Geschichte für das gemeinsame FotoZINE. Dazu entschieden sie sich zunächst für eine der drei Darstellungsformen, fotografierten im Anschluss entsprechend ihre Geschichte und setzen sie im Layout und mit der passenden Typografie gekonnt in Szene. Zum Abschluss hielten sie ihr eigenes FotoZINE in den Händen und haben damit den gesamten Gestaltungsprozess bis zur Produktion durchlaufen.
Inhalt:
Sach- und Begründungsanalyse:
Wie bringe ich Fotografie, Grafik/Layout, und Typografie, für eine in Sachen Kommunikation und Information berufsfeldbezogene Klasse, in einem grossen Abschlussprojekt zusammen? Vor diese Herausforderung stellte mich mein Praktikumslehrer in meinem vierten Praktikum. Mir fiel dazu die Entwicklung eines eigenen FotoZINEs ein.
„Zine“ ist eine Abkürzung von „Fanzine“, und Fanzine bedeutet so etwas wie ein Magazin von Fans für Fans. Dabei werden meistens keine kommerziellen Ziele verfolgt. Genau richtig also für den Unterricht. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, lautet ein altes Gesetz der Kommunikation. Doch ein Bild allein erzählt meist noch keine Geschichte. Die Zusammenstellung aus Wort und Bild ist es, die den Ausschlag gibt, ob eine Story gesehen und gelesen wird – oder eben nicht. Hier wie in Zeitschriften, Zeitungen, Magazinen, Broschüren und Büchern kommt die Kunst des Editorial Design zum Einsatz. Es ist die Kunst der redaktionellen Gestaltung. Im Vordergrund steht dabei immer das Layout des gedruckten Mediums – und dessen Zielgruppe. Beim Editorial Design steht die ansprechende Anordnung von Text, Bild und Weißraum im Fokus. Ein gutes Editorial Design gelingt nur in Absprache mit der Bild- und Textredaktion, den Autoren, dem Fotografen und dem Lektorat. Wo müssen Bildunterschriften sitzen? Welche Länge dürfen Überschriften und Teaser haben? Wo darf ein Textkasten stehen, wo muss er verlängert oder gekürzt werden? Wo sind Bilder zu positionieren? Im Editorial Design geht es immer darum, die Inhalte und Botschaften in eine einheitliche, gestalterische Sprache zu übersetzen und das Druckwerk zu einem gut lesbaren, ansprechenden Ganzen zu machen.
Thema:
AUFBRUCH / UMBRUCH
Das Ende der Fachmittelschule markiert für Jugendliche eine wichtige Phase in Ihrem Leben. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung des Erwachsenwerdens. Aufbruch und Veränderung, gemeinsam Abschied nehmen, Erwachsen werden, loslassen und nach vorne blicken. Ein Abschlussprojekt unterstützt diesen Weg. Ganz bewusst liess ich das Thema weit und offen, die SuS sollten die Gelegenheit nutzen können, etwas zu machen, worauf Sie wirklich Lust haben. «Auf-/Umbruch» ist dabei die Klammer, die alles zusammenhält.
Literatur:
- Ambrose, G. & Harris, P. (2013). Layout: Entwurf, Planung und Anordnung aller Elemente der Seitengestaltung. Stiebner Verlag GmbH.
- Dabner, D. (2006). Das Grafikdesign-Buch: Grundlagen und Übungen.
- Koschembar, F. (2005). Grafik für Nicht-Grafiker: ein Rezeptbuch für den sicheren Umgang mit Gestaltung ; ein Plädoyer für besseres Design.
- Magazine: DieZeit, National Geographic, GEO, Mare, DU
Lernziele und Beurteilungskriterien:
Lernziele:
- Die SuS erhalten einen Einblick in die Magazingestaltung und das Editorial Design. Sie erkennen, dass der Zufall oftmals eine Rolle spielt (unperfekte Perfektion).
- Die SuS können das Text-Bild-Interplay auf ihre eigene Geschichte anwenden und designen ein Layout, welches die bestmögliche Wirkung zu ihrem Thema unterstützt.
- Die SuS entdecken die kreative Vielfalt der Typografie als Gestaltungsmittel und können sie intuitiv als Mittel der Assoziation für ihr Projekt einsetzen.
- Die SuS können offen über ihren Prozess, ihre Ideen und ihre Lösungsansätze sprechen und ihre Entscheidungen produkt- und themenbezogen formulieren.
Beurteilungskriterien:
- Eigenständigkeit der Bild-/Themenidee: Es soll eine treffende Idee zum Thema entstehen, die ausführlich und verständlich dargestellt ist.
- Fotografie: technisch formal: Auflösung, Schärfe; die Stringenz der Dramaturgie von Serie/Essay/Reportage wurde eingehalten.
- Layout: Das Zusammenspiel (Position und Verhältnis) von Text und Bild passt zum Thema. Der Weissraum wurde sinnvoll eingesetzt. Die Seitengestaltung wurde mittels eines Rasters festgelegt.
- Typografie: Schriftart, -grösse und -abstände sorgen für gute Orientierung und Lesbarkeit. Typografie wurde als ausdrucksvolles Gestaltungsmittel eingesetzt.
- Gestaltungsprozess: Präsentation mit Begründung der gewählten Layout-Entscheidungen (Fotografie, Text, Typografie, Layout)
Ablauf:
Wir begannen in einer informellen Runde: Zusammen mit mir untersuchten die SuS Magazine, die ich mitgebracht hatte, sie formulierten Eigenschaften und Wirkung und spekulierten über Gründe für Entscheidungen. Jede/r SchülerIn entschied sich bis zum nächsten Termin für ein Thema, welches ihn/sie interessierte und worüber er/sie eine Bildergeschichte anfertigen wollte. Beim nächsten Mal brachten alle SuS mind. je 15 Fotografien mit, die es zu besprechen galt. Es fand eine erste Bildbesprechung mit Bildauswahl statt: Wieviel Material benötigt die Geschichte, um zu wirken? Was kann lieber weggelassen werden? Was sollte noch einmal neu fotografiert werden? Dazu gab es als Einstieg jeweils Inputs in Form von inspirierenden Videos bzw. ausgedruckten Magazinen, z.B.: Thomas Lekfeldt „A star in the sky“; Mark Power „Leaving home“; Buchgestaltung mit Gerhard Steidl: „How to make a magazin with Steidl“. Nachdem die Bildauswahl getroffen war, wurden erste Gestaltungsideen bzw. -konzepte manuell skizziert. Mit dem Fokus auf das Magazin-Design vertieften wir die gestalterischen Felder wie Layout, Raster, Satzspiegel, Typografie & Leseführung, Informationsebenen, Bildsprache, Formate und Proportionen etc.. In der letzten Phase übertrugen die SuS ihr entwickeltes Layout in das Programm Affinity und druckten ihre Doppelseiten aus. Wir schlossen die Unterrichtsreihe mit einer Kurz-Präsentation von 5 Min. pro SuS ab.
Fertiges FotoZINE:
Reflexion:
Das Arbeiten in einer Kleingruppe von sieben SuS hat mir sehr viel Freude bereitet, da ich gemerkt habe, wie effektiv man dabei ist. Plötzlich kann man das Potenzial der SuS wirklich ausschöpfen und wird jedem Einzelnen gerecht. Da die SuS sich bereits im Abschluss befanden und das Berufsfeld der Kommunikation und Information gewählt hatten, war die Klasse sehr selbstständig und motiviert. Zur zweiten Doppellektion sollten alle SuS je 15 Fotos mitbringen, damit ich Ratschläge geben konnte, was noch fehlt und was neu aufgenommen werden sollte – alle SuS hatten Material dabei! Ich war von der Qualität der meisten Endresultate und der Entschlossenheit der SuS, mit welcher sie ihre Arbeit gestalteten, begeistert. Auch mein Feedback wurde angenommen und in den Prozess mit einbezogen. Die vielen Inputs meinerseits inspirierten die SuS und waren doch teilweise zu lang, sodass die Typografie zu kurz kam. Die freie Wahl des Themas, die Möglichkeit, sich in ein eigenes Projekt zu vertiefen und nicht zuletzt die gestalterische Freiheit führten zu einer hohen Motivation, die sich auch bei mir niederschlug. Hier würde ich gerne weiter unterrichten.