Die Studierenden des Vorkurs Luzern stellen in der Zeit von Januar bis März 2020 im Fokussierungsmodul „Kunst“ ihre Bewerbungsmappen für die einzelnen Studiengänge zusammen. Dabei stehen die individuellen Bedürfnisse und Prozesse der Studierenden im Zentrum. Zusammen mit den anderen Dozierenden begleite ich die Studierenden bei dieser Erarbeitung und biete dabei Inputs, Skills und Arbeitsgespräche an.
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Die Studierenden sollen ein Portfolio ihrer künstlerischen Arbeit zusammenstellen können, welches den Anforderungen der Aufnahmeverfahren der jeweiligen Studiengänge gerecht wird. Dabei sollen sie sich mit verschiedenen Methoden der künstlerischen Forschung auseinandersetzen, aktuelle Tendenzen sowie Positionen im Kunst-Diskurs kennenlernen, um sie für ihr Portfolio zu verwenden und die kompositorischen sowie inhaltlichen Mittel ihrer Arbeit hinterfragen.
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Sach-und Begründungsanalyse
Durch meine eigene Vorkurs Erfahrung, die ca. fünf Jahre zurückliegt, ist mir die Situation der Studierenden bekannt. Zu meiner Vorstellung gebe ich den Studierenden (24 Studierende im Alter von 18 bis 34 Jahren) mit der Präsentation meiner eigenen Mappe einen Einblick, wie meine Mappe damals ausgesehen hat und an welchem Punkt meiner künstlerischen Arbeit ich heute stehe. So soll den Studierenden ein persönlicher Einblick bei der wo sie zum aktuellen Zeitpunkt in ihrem Prozess stehen. Auch wird darauf eingegangen, dass ein Portfolio am Anfang einer künstlerischen Laufbahn nicht unbedingt einen perfekten Eindruck machen muss. Ein Portfolio befindet sich in stetiger Veränderung und ist nicht wie ein Werbekatalog anzusehen. Um dies zu verdeutlichen, präsentiere ich als Beispiel neben meinem aktuellen, sauber gestalteten Portfolio als Gegensatz die Publikation von Kristof Kintera: „the idea of doing a shoe-box“ Museum Tinguely, 2008
Für die Erstellung eines Portfolios, biete ich von Januar bis März während drei ganzen Tagen Skills an. Diese sollen den Studierenden unterschiedliche Herangehensweisen in der künstlerischen Forschung aufzeigen und sie zur Reflexion anregen. In den Skills werden Inputs und Übungen angeboten, welche die Studierenden individuell und ihrem aktuellen Interesse entsprechend einsetzen. Aus den Skills soll jeweils eine künstlerische Arbeit entstehen, welche für die Bewerbungsmappe verwendet werden kann.
Mit den Studierenden führe ich jeweils individuelle Mappengespräche. Hier versuche ich, einen Zusammenhang zwischen den Skills, meinen persönlichen Erfahrungen und dem was von den Hochschulen zur Aufnahme in die jeweiligen Studiengänge gefragt ist, zu schaffen.
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Ablauf
Neben meiner persönlichen Präsentation zum Modulstart, den Arbeitsrundgängen und Präsentationen der Studierenden sowie den Mappengesprächen, bilden drei Skill-Angebote einen grossen Teil meiner Praktikumsarbeit.
Zu jedem Skill gebe ich zu Beginn einen ungefähr viertelstündigen Input, begleite die Studierenden den ganzen Tag und bespreche mehrmals die entstandenen Arbeiten im Plenum.
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Skill I Künstlerische Forschung – Recherche und Verknüpfungen
Ziel dieses Skills ist es, den Studierenden den Begriff der künstlerischen Forschung näher zu bringen sowie aufzuzeigen, dass diese auf einer individuellen Herangehensweise beruht.
Die mitgebrachten Objekte werden in einer künstlerischen Forschung dokumentiert, welche in einem Brainstorming oder auf einer Postkarte festgehalten wird.
Diese Übung soll den Studierenden helfen, in einer individuellen Methodik einen Output zu generieren. So sollen Verknüpfungen in der künstlerischen Forschung auf verschiedenen inhaltlichen Ebenen entstehen.
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Skill II Komposition Bild und Abstrahierungsverfahren
Als Vorbereitung des Anschauungsprozesses der Abstraktion wird zuerst auf grundlegende Regeln der Bildkomposition eingegangen. Untersucht werden diese anhand aktueller künstlerischer Positionen.
Aus dem mitgebrachten Original entsteht eine abstrahierte Kopie, welche nach bildkompositorischen Mitteln verändert und reflektiert wird. Die gestalterische Weiterführung soll das verwendete Original z.B. im Portfolio ergänzen und zu einer Auseinandersetzung mit den wesentlichen Elementen auf dem Original führen, sowie eine Reflexion auf der formalen Ebene aufzeigen.
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Skill III Materialtransfer – Resonanz – Arbeiten im Ausstellungsraum
Zum Erleben der installativen Praxis, werden verschiedene Objekte einander gegenübergestellt oder kombiniert. Häufig geschieht dies durch einen Materialtransfer. Anhand dieser Methode werden die Studierenden zu einer installativen Praxis angeregt.
Aus dem mitgebrachten Original ist dadurch eine installative Raumsituation entstanden. Diese Situation kann einerseits als Skizze für das Portfolio fotografisch festgehalten werden, andererseits zu einer Ausführung in einem grösseren Masstab anregen.
Der Transfer in andere Techniken und Materialien soll dazu ermutigen, Neues auszuprobieren und die eigene Arbeit anderen Einflüssen auszusetzen.
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Ziele&Kriterien
Im Fokussierungsmodul Kunst sollen u.a. folgende Ziele bearbeitet werden:
*Ein adäquates und Adressat*innen gerechtes Portfolio erstellen
*Sich mit verschiedenen Varianten von Portfolios und Mappen auseinandersetzen
*Die Künstlerische Arbeit in kompositorischen Mitteln hinterfragen und abstrahieren (Skill II)
*Die Künstlerische Arbeit mit Materialtransfers weiterentwickeln (Skill III)
*Sich mit Hilfe der angebotenen Inputs, Skills und Arbeitsgespräche prozesshaft mit dem Erstellen eines Porfolios auseinandersetzen
*Bei den Arbeitspräsentationen diese Prozesse und Resultate aufzuzeigen
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Die Arbeiten einer Studentin bei der ersten Besprechung.
Die Arbeit der Studentin bei der letzten Besprechung.
Reflexion
Die Studierenden in ihren individuellen Prozessen mittels Arbeitsgesprächen und Skills zu unterstützen war eine eindrückliche Erfahrung. Ausgehend von meiner eigenen Vorkurs Erfahrung, war die Rolle des Dozierenden zunächst eine neuartige Herausforderung. Als ich die Studierenden und ihre Bedürfnisse besser kennen lernte, habe ich mich schnell in meine Rolle eingelebt womit eine gute Arbeitsdynamik entstand.
Es war interessant, meinen aktuellen Wissensstand in der Kunst an den Anforderungen, welches dieses Modul stellte, reflektieren zu können. Besonders erfreulich war es, während der Abschlusspräsentationen einige Reflexionen aus den Inputs und Skills in den Arbeiten der Studierenden zu sehen. Das Miterleben der individuellen Entwicklung auf der künstlerischen Ebene bzw. der persönlichen Haltung als Ziel dieses Moduls war für mich äusserst spannend und berührend.
Die Studierenden bei der Erstellung ihres Adressat*innen gerechten Portfolios zu unterstützen und dabei Aspekte meiner eigenen künstlerischen Praxis mit auf ihren Weg zu geben, hat mich zufrieden und auch etwas stolz gemacht.