Abstract
In dieser Unterrichtseinheit von acht Doppellektionen entwerfen die Schülerinnen und Schüler (SuS) einer ersten Klasse eines Kurzzeitgymnasiums ein Filmplakat zu einem selbstgewähltem Film und drucken es mittels Linolschnitt.
Sach- und Begründungsanalyse
Ein Filmplakat sollte auf den ersten Augenblick Interesse für einen Film wecken; es soll informieren, einladen und damit letztlich dazu beitragen, dass Leute einen Film schauen gehen. Einen Film auf ein einziges Bild zu reduzieren ist keine einfache Aufgabe. Heutzutage unterliegt die Darstellung von Filmplakate vielen Auflagen (Produzenten, Marketingregeln sowie sogar Arbeitsverträgen mit Schauspieler*innen). Daher hat sich eine beliebte Marktnische der sogenannten alternativen Filmplakaten entwickelt, in denen die Darstellung wieder im Vordergrund steht. Diese Plakate sind oft Minimalplakate: reduziert in Farben und auf möglichst wenige Elemente. Um dies Umzusetzen eignet sich die Technik des Linolschnitts, da aufgrund der Materialität eine Flächigkeit sowie eine Form- und Farbreduktion vorgegeben wird.
Von meinen drei Unterrichtsvorschlägen suchte der Praxislehrer dieses Thema „Linoldruck von Filmplakaten“ aus. Die Klasse ist im ersten Jahr der Kantonsschule Enge und bestand aus 10 SuS (Halbklassenunterricht aufgrund Räumlichkeiten). Die Klasse hat bisher viel gezeichnet, aber sich noch nicht mit Fragestellungen rund um Komposition beschäftigt, und hatte noch keine Druckerfahrungen. Ich unterrichtete acht Doppellektionen. Benutzt wurden das Klassenzimmer sowie der Druckraum, welcher eine Druckpresse enthält.
Gezeigt wurden unter anderem diese Referenzbücher bei der Einführung in den Linolschnitt:
Emch, Peter et al. Selbst : Xylon Schweiz seit 1944. Zürich: Xylondruck, 2014.
Gutsche, Claas, and Anna Wesle. Claas Gutsche : Risse Im Beton : Cracks in Concrete. Freiburg im Breisgau: Modo Verlag, 2016.
His, Andreas. Bahnhöfe, Restaurants, Fabriken, Märkte : Linolschnitte aus dem Unterrichtsfach “Gedächtniszeichnen.” Basel: Schule für Gestaltung, 1988.
Moreau, Clément, and Jürgen-Wolfgang Goette. Nacht über Deutschland : 107 Linolschnitte aus den Jahren 1937-1938. Lübeck: EMG, 2009.
Streuli, Christine, and Stephan Kunz. Christine Streuli – Fusion Food. Aarau: Aargauer Kunsthaus, 2008.
Williamson, Caspar. Low-Tech Print : Contemporary Hand-Made Printing. London: Laurence King, 2013.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziele:
- Die SuS wissen wie ein Filminhalt in Form eine Plakates dargestellt werden kann.
- Die SuS sind sensibilisiert für unterschiedliche Wirkungen von Farben und Flächen.
- Die SuS erlernen Begriffe im Zusammenhang mit Komposition.
- Die SuS lernen, ein Plakat mit kritischem Blick zu betrachten, selbstständig zu analysieren und Feedbacks formulieren, zu der eigenen Arbeit wie auch zu anderen.
- Die SuS experimentieren, und mache verschiedene Skizzen, um möglichst viele Kompositionen zu produzieren und kritisch betrachten können: Was funktioniert? Was nicht?
- Die SuS können die Drucktechnik des Linolschnitts anwenden
- Die SuS wissen, wie mittels Linoldruck ein Plakat in mehreren Farben hergestellt werden kann.
Beurteilungskriterien:
• Arbeitsprozess – Experimentieren, Variationsbreite: Es wurde mit verschiedenen Kompositionen experimentiert und mehrere Tests im Druckprozess durchgeführt, bevor man zum Endergebnis kam.
• Inhalt – Inhaltsnähe und Originalität (Begründung): Das Plakat passt zum gewählten Filmgenre und zur Handlung; die Idee ist originell (kein bereits erstelltes Plakat kopiert), die Handlung wird nicht „buchstäblich“ auf dem Plakat wiedergegeben. Die SuS begründeten dies auf dem Beurteilungsbogen schriftlich.
• Form – Komposition, Bildqualität: Die verschiedenen Aspekte der Komposition wurden berücksichtigt und
auf das Plakat angewendet; jede kompositorische Wahl ist überlegt und begründet.
• Umsetzung – Technische Qualität der Arbeit: Das Schnitzen wurde sorgfältig ausgeführt, der Druck hat saubere Linien und satte Farben.
Diese Kriterien wurden auf einem Arbeitsblatt vor der Entwurfphase den SuS ausgeteilt und mit ihnen diskutiert.
Ablauf
Das Ziel des Unterrichts wurde in der ersten Doppellektion (DL) unterbreitet: Selber ein Filmplakat entwerfen und mittels Linolschnitt drucken. Dazu wurde in der ersten DL das Thema Filmplakat aufgerollt: Was macht ein gutes Filmplakat aus? Welche Rolle spielt die Komposition? Nach einem Input begann die erste Übung zum Thema Flächenreduktion. Dazu brauchten die SuS das mitgebrachte Plakat ihres Lieblingsfilmes.
In der zweiten DL wurde der Linolschnitt eingeführt, die SuS machten auf kleinen Linolplatten erste Schnitz- und Druckerfahrungen. Dazu zeigte ihnen dazu zunächst Beispieldrucke verschiedener Kunstschaffenden bevor ich vorzeigte wie das Werkzeug gehandhabt wird und wie sich Positiv- und Negativdruck unterscheiden.
Die dritte und vierte DL diente dem Plakatentwurf. Als Hausaufgabe mussten sie einen Film aussuchen, den sie gut kennen. In der dritten Doppellektion stellte ich ihnen verschiedene Methoden vor, wie sie zu einem Entwurf gelangen könnten, überliess es aber ihnen, welchen Weg sie machen wollten. Sie skizzierten, kamen aber nicht sehr gut vorwärts. In der vierten Doppellektion wurde mithilfe des Kopierers die Skizzen vervielfacht, einzelne Elemente wurde vergrössert und verkleinert, und durch Collagieren und weiteres skizzieren, sowie mit dem Einsatz von Farben entstanden die fertigen Entwürfe.
In den darauffolgenden fünften & sechsten DL wurden die Entwürfe auf Linolplatten übertragen und unter mit viel Muskelkraft geschnitzt. In den siebten und ersten Hälfte der achten DL wurden durch unterschiedliche Druckverfahren (Handabzug, Löffel, Druckwalze und -presse) die Plakate gedruckt. Die letzte Lektion wurde noch für eine Abschlussrunde und Feedback genutzt.
Reflexion
Bei einem künftigen Linolschnitt-Projekt würde ich mit Softcut- statt Linolplatten arbeiten. Dies würde den Arbeitsprozess der SuS deutlich erleichtern.
In der Entwurfsphase war es schwierig für einige SuS, sich vom bekannten Filmplakat zu distanzieren. Trotz meinen wiederholten Erklärungen, sowie den klaren Vorgaben in den Lernzielen, gab es ein paar SuS welche schlussendlich ein bereits vorhandenes Filmplakat kopierten. Künftig werde ich den Beginn der Entwurfsphase anders gestalten, mit mehr schriftlichen Vorgaben, um sich vertiefter mit dem Inhalt des Filmes auseinandersetzen. Generell würde ich mehr Zeit für die Entwurfsphase einplanen: dies ist von grundlegender Wichtigkeit. SuS sind sich meistens eine experimentelle Arbeitsweise nicht gewohnt, und können oft den Wert einer Vielfalt von Entwürfen nicht schätzen. Dies war mir nicht bewusst. Beim nächsten Praktikum möchte ich darauf mein Augenmerk richten. Auch mehr Zeit um experimentell zu Drucken wäre erwünschenswert. Es war mein erstes Praktikum, und ich habe sehr viel gelernt im Umgang mit den SuS, und bezüglich meiner Rolle als Lehrperson.