Einführung und Studie
Für das Unterrichtsprojekt sind verschiedene Aspekte relevant. So sollen sich die Jugendlichen einerseits mit dem eigenen Körper an sich (Hülle, Wahrnehmung, Bewegung) auseinandersetzen, aber auch wie der menschliche Körper in der Kunst und Gesellschaft dargestellt und stereotypisiert wird. In einem ersten Teil erhalten sie die Hilfestellung der Proportionslehre. Die Schülerinnen lernen, wie man einen menschlichen Körper zeichnerisch aufbaut und machen dazu Beobachtungs- und Zeichenübungen.
Schule, Stufe, Klasse: FMZ Luzern, Schulhaus Krienbach, 6003 Luzern
BM 2. Jahr, normales Fach, reine Mädchenklasse, 15 – 17Jahre, 8 Schülerinnen
Kurzübung 1: Bilden Sie Zweiergruppen. Eine Person ist das Modell und die andere die Zeichnerin (reine Mädchenklasse). Ziel ist es, die ganze Person ohne gross auf das Blatt zu schauen auf das A3-Blatt zu bringen. Die Pose ist frei wählbar. Die Zeichnerin stellt sich nun vor, mit der Spitze des Stiftes das gesehene zu berühren, als ob sie direkt auf der Form zeichnen würde und zeichnet so das Modell ab. “Tasten“ Sie langsam mit dem Stift die markantesten Formen Ihres Gegenübers ab. Zeichnen Sie nur dann, wenn ihr Blick nicht auf das Papier gerichtet ist. Zeichnen Sie langsam und möglichst ohne den Stift abzusetzen.
Kurzübung 2: Bilden Sie Zweiergruppen. Eine Person ist das Modell und die andere die Zeichnerin. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Linien den Körperumriss des Gegenübers auf das A3-Blatt zu zeichnen. Beobachten Sie genau und ziehen Sie dann mit genauem Blick auf das Blatt gerichtet die Form. Zeichnen Sie langsam und möglichst ohne Absetzen.
Kurzübung 3: Bilden Sie Zweiergruppen. Jemand von Ihnen posiert etwas schräg zur Zeichnerin stehend. Das Modell Klebt sich die Körperachsen mit Malerabdeckband auf den Körper (nur vorne). Die Zeichnerin hingegen setzt sich mit genügend Abstand zum Modell damit die ganze Person auf das A3-Blatt passt.
Zeichnerin: Beginnen Sie mit einer senkrechten Linie, die die Gesamtgrösse des Modells anzeigen soll. Messen Sie nun den Kopf des Modells (Bleistift) und übertragen Sie das Mass auf das Papier. Das Modell soll durch Skelettieren und Aussenlinien schnell auf das Blatt übertragen werden. Hin und wieder mit dem Bleistift überprüfen, ob die gesetzten Grössenordnungen stimmen und die neue Körperteile abmessen. Der Körper wird nun mit waagrechten Linien in 8 gleich grosse Teile (8x die Grösse des Kopfes als Standardsmass eines Sektors) geteilt.
Wie messe ich? Die zeichnende Person ist fix installiert und fokussiert das Modell. Der Arm wird beim Messen mit Bleistift immer gestreckt und es bleibt derselbe Arm. Schauen Sie ihr Modell an und kneifen Sie ein Auge zu (beim selben Auge bleiben). Mit dem Finger wird das Mass, zum Beispiel die Grösse des Kopfes-Kopfende bis Kinn, auf das Bleistift übertragen und vom Bleistift dann „eins zu eins“ auf das Blatt.
Material: Bleistift, Radiergummi, Zeichenunterlage, Klebestreifen um das Blatt auf der Unterlage zu befestigen.
Hauptaufgabe / selbstständiges Arbeiten
Die starren Regeln und Ideale sollen in einem nächsten Schritt kritisch hinterfragt und der eigene Körper neu gedacht oder mit anderen Augen betrachtet werden. Die Schülerinnen kreieren über das vermittelte Wissen im Bereich Caracter Design und Illustration und anhand verschiedener Techniken ihre eigene Figur. Entstehen soll eine illustrative Arbeit, in der sich die Schülerinnen in einer alltäglichen Situation mit einem für sie typischen Bewegungsablauf in min. drei Posen zeigen.
Hauptaufgabe:
Überlege dir einen Bewegungsablauf der typisch für dich ist und du mit mindestens drei Posen darstellen kannst. Der Bewegungsablauf darf in Zusammenhang mit deinem Hobby, einer täglichen Routine in der Küche, Bad oder sportlichen Aktivitäten sein. Er darf aber auch Gefühlszustände darstellen. Wichtig ist, dass die Bewegung dynamisch ist. Das heisst, dass der ganze Körper sich in allen Posen interessant genug darstellen lässt. Körper und Gegenstände können auch eine Symbiose bilden.
Um eine Bewegung genau zu beobachten, braucht man ab und zu eine Vorlage. Frage jemanden aus der Klasse die dir kurz Modell steht, damit du eine Pose skizzenhaft festhalten kannst. Eine andere Möglichkeit ist, du inszenierst deinen Bewegungsablauf und haltest diesen fotografisch oder anhand eines Videos mit deinem Handy fest.
Wähle 1 Pose aus und gehe einen Schritt weiter, indem du dich von den Idealen der Proportionsstudie löst und dich illustrierst. Das heisst, reduziere deinen Körper auf eher einfache reduzierte geometrische Flächen. Hebe typische Merkmale deiner Person hervor, indem du sie grösser zeigst oder mit einer bestimmten Technik darstellst. Zeige deine Bewegung überspitzt. Es muss nicht „realistisch“ sein. Halte deine Ideen und Versuche in deinem Skizzenbuch fest. Experimentiere mit den verschiedenen bereitgestellten Techniken. Entscheide dich für zwei Techniken die du kombinieren und mit denen du deinen Charakter kreieren und bearbeiten möchtest (Acryll, Tusche, Collage, Zeichnung, Stempel, …). Sobald du deinen Charakter entworfen hast, bespreche ihn mit der Lehrperson. Halte deine Ideen und Experimente in deinem Skizzenbuch fest.
Entscheide dich nun, wie du die Bewegungsabläufe anhand deines Charakters /deiner Figur darstellen möchtest. Du kannst deine Bewegungen auf einem einzigen Blatt/Format, z.B. A3 oder A2 darstellen (Poster). Du kannst aber auch einzelne Blätter verwenden oder eine Art Comic zeichnen. Vorgabe ist nicht kleiner als A4. Bringe deinen Charakter nun mit deinen Bewegungen zusammen. Skizziere deine Komposition zuerst schnell in dein Skizzenbuch und bespreche sie mit der Lehrperson, bevor du mit der definitiven Arbeit beginnst.
Atelierbesuch bei der «grossen Pause»
Die beiden IllustratorInnen Claudio Naef und Line Rime thematisieren in ihren Arbeiten oft den sexualisierten menschlichen Körper. Mit der Klasse besuchten wir die beiden im Atelier «grosse Pause». Sie präsentierten uns ihre Arbeiten und sprachen über ihren Alltag, die Schwierigkeiten und Herausforderungen in ihrem Beruf als IllustratorIn. Für die Schülerinnen war das ein direkter und gemäss ihrem Feedback ein überaus interessanter Einblick in die Arbeitswelt zwei junger kreativ arbeitender Menschen.