Die Erstklässler der Kantonschule Alpenquai Luzern tauchen ins Thema Tiefsee ein. Auf einer Entdeckungsreise in den Marianengraben beobachtet das Forschungsteam (Klasse U22m) unbekannte Unterwasserwesen, die sich an die extremen Bedingungen der Tiefsee angepasst haben. Die Neuentdeckungen werden nach dem Tauchgang skizziert und mit der Technik des Hochdrucks illustriert. Das Endprodukt ist ein selbst gebundenes «Tiefsee-Lexikon», das die Forschungsergebnisse (Originaldrucke) der Klasse präsentiert. Die Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Tiefsee-Kreaturen sind im «Lexikon» mit einem Steckbrief beschrieben.
Sach-und Bedingungsanalyse
Kantonsschule Alpenquai Luzern, Grundlagenfach BG: U22m (1. Jahr, Langzeitgymnasium), 22 Schülerinnen, 8 Doppellektionen, 25.10.2022 – 20.12.2022
Für die Sachanalyse probierte ich verschiedene Hoch- und Tiefdrucktechniken aus. (Monotypie, Tetra-Pack-Druck, Linoldruck & Verlorener Schnitt) Bei der Unterrichtsplanung wurde klar, dass ich mich aus zeitlichen Gründen auf eine einzige Technik konzentrieren muss. Ich entschied mich für die Technik des Hochdrucks (Linoldruck). Berühmte Künstler wie Pablo Picasso haben bereits mit der Technik des Linolschnitts gearbeitet. Die SUS bearbeiten eine Gummiplatte, da diese einen geringeren Kraftaufwand verlangt als das Linoleum. Die Linoldrucktechnik setzt eine Vereinfachung des Bildmotivs voraus, das Sujet wird auf die wesentlichen Flächen und Linien reduziert. Durch den einfarbigen Druck wird das Motiv weiter abstrahiert. Mit Drucktechniken lässt sich das Bildmotiv beliebig vervielfachen, Serien und Massenproduktionen sind möglich. Die entstandenen Druckergebnisse heften wir mit der japanischen Fadenbindung zusammen.
Das Thema «Expedition Tiefsee» bietet Raum für Fantasie und fördert die Vorstellungskraft. In der Tiefe des Meeres herrschen extreme Druckverhältnisse, es ist dunkel und eiskalt. Die Neugier und die Sehnsucht unbekannten Welten zu ergründen steckt tief im Menschsein. Das Thema ist aktuell: Im Juni 2022 wurde mit einem Tauchroboter 39 neue Arten entdeckt. Trotzdem weiss man heute mehr über den Mond als über die Tiefsee. Was gibt es 11’034 Meter unter dem Meeresspiegel zu entdecken?
Literaturhinweis: Linoldruck. Grundlagen, Techniken und Projekte von Elise Young
Literaturhinweis: Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee von Annika Siems & Wolfgang Dreyer
Medien: Hochdruck, Linoldruck, japanische Fadenbindung Themen: Tiefsee, Expedition, Unterwasser
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziel:
5.1_Anwendungen von Techniken und Werkverfahren: Experimentieren mit Drucktechniken
Ablauf
Themeneinstieg: Die Klasse wird zum Forschungsteam (Vorstellungsrunde) und macht sich startklar für die Expedition in die Tiefe. Film: Wer lebt in den Tiefen des Marianengrabens?
Arbeitsschritt 1: Bildfindung -> Dauer 6 Lektionen
Erfinde eine Tiefsee-Kreaturen. Gib ihr einen Namen und beschreibe sie mit einem Steckbrief. (Aussehen, Grösse, Verhalten, Nahrung, Feinde)
Für die Bildfindung wendeten die SUS verschiedene Strategien und Techniken an, um kreative und eigenständige Wesen zu finden. Die SUS sollen sich von stereotypen Vorstellungen befreien. Die SUS malen zum Beispiel mit einem dicken Pinsel und Touch die Umrisse einer Tiefsee- Kreaturen.
Arbeitsschritt 2: Linoldrucktechnik -> Dauer 8 Lektionen
Schnitze mit dem Linolbesteck das Bildmotiv auf die Druckplatte. Drucke das Tiefseewesen mit der Linoldruck-Technik.
Beim Drucken experimentieren die SUS mit dem Krafteinsatz und der Farbmenge. Eine Handpresse kann als Hilfsmittel eingesetzt werden. In Werkgesprächen werden die drei Beurteilungskriterien diskutiert: Sind die Kreaturen spannend angeordnet? (Anordnung) Wie ist die Oberflächenstruktur (Haut) gestaltet? (Struktur) Wie wirkt der Hintergrund? (Hell-Dunkel-Kontrast)
Arbeitsschritt 3: Tiefsee-Lexikon -> Dauer 2 Lektionen
Hefte das «Tiefsee-Lexikon» mit der japanischen Fadenbindetechnik zusammen.
Das Binden der Originaldrucke erfolgt in Kleingruppen mit der Methode «Vorzeigen- und Nachmachen».
Themenausstieg: Die neusten Forschungsergebnisse werden im «Tiefsee-Lexikon» publiziert. Die Expedition wird ausgewertet und das Forschungsteam verabschiedet sich.
Reflexion
Das Thema «Expedition Tiefsee» hat die SUS begeistert und sie waren beim Erfinden der Kreaturen und beim Drucken mit Elan dabei. Das Unterrichtsprojekt passte sehr gut zu dieser Klassenstufe. Die SUS konnten neben den neu erworbenen Fähigkeiten im Bereich des Hochdrucks auch ihr Wissen über die Tiefsee mit Hilfe von Videos und Büchern erweitern. Viele kannten beispielsweise den tiefsten Punkt der Erde, den Marianengraben, noch nicht.
In der Rolle als Lehrerin fühlte ich mich sehr wohl. Die Beziehung zu den Erstklässlerinnen lief von Anfang an sehr gut. Einzelne SUS waren sehr lebendig und die Klasse musste eng geführt werden. Um das Lernklima zu optimieren, passte ich die Sitzordnung an. Das Reflektieren von gestalterischen Ergebnissen im Klassengespräch fand ich eine Herausforderung. Der Redeanteil der SUS kam zu kurz. Bei der schriftlichen Beurteilung der Arbeiten konnte ich auf einen nützlichen Kriterien-Bogen zurückgreifen.
Die zeitliche Planung der einzelnen Sequenzen ging sehr gut auf. Alle geplanten Arbeitsschritte konnten in den 16 Lektionen durchgeführt werden.
Die Entscheidung sich nur auf eine Drucktechnik festzulegen hat sich bewährt. Ich setzte den Fokus nicht nur auf das Erlernen und Anwenden der Drucktechnik, sondern konzentrierte mich auch auf den Prozess der Bildfindung. Mit dem Endprodukt war ich sehr zufrieden. Es entstand ein Klassenwerk, bei dem Originaldrucke zu einem «Tiefsee-Lektion» zusammengebunden wurden. Alle Druckergebnisse fanden eine Verwendung.
Einige SUS hätten gerne noch länger gedruckt. Der Mehrfarben-Druck oder die Technik des «verlorenen Schnitts» wäre eine mögliche Fortführung dieses Unterrichtsprojekts.