Dieses Unterrichtsprojekt beschäftigt sich mit Keramik und Objektdesign. Anhand von verschiedenen Techniken erhalten die SuS eine Einführung in die Tonbearbeitung und stellen kleine Gefässe her. Dabei lernen sie das Material Ton mit ihren Eigenschaften kennen und erhalten die Möglichkeit, mit Engobe an der Oberflächengestaltung zu experimentieren. Für die Herstellung der Keramikstücke machen sie sich Gedanken zum Design allgemein, der Form und Funktionalität und durchlaufen den ganzen Prozess vom Entwurf bis zum fertigen Produkt.
SACH- UND BEGRÜNDUNGSANALYSE
Ton ist Erde. Mit Holz und Stein zusammen ist es eines der ältesten Materialien, das Menschen zu bearbeiten begonnen haben und aus dem sie Werkzeuge und Objekte formten.
Gefässe, Becher und Schalen etc. sind Gegenstände, die die SuS täglich benutzen. Sie verstehen ihre Funktion unmittelbar und kennen bereits verschiedenen Materialien, aus denen Ess- und Trinkgefässe hergestellt werden. Sie haben Vorlieben an Formen.
Mehrheitlich wird Alltagsgeschirr aus billiger Industrieherstellung gekauft. Das Arbeiten mit Ton und eigenständige Herstellen von Keramikobjekten kann die Wertschätzung gegenüber dem Handwerk nachhaltig fördern.
Im Entwerfen, Herstellen und Begutachten von Gegenständen aus Ton lassen sich gestalterische Problemstellungen zwischen Material, Funktion, Konstruktion und ästhetisch-formalen Kriterien thematisieren. Das Thema „Räumliches Gestalten“ (in diesem Fall mit Ton) fördert handwerkliches Geschick und Wissen, sowie die Auseinandersetzung mit Form und Design. Das Arbeiten mit Ton ermöglicht die Umsetzung von einem zweidimensionalen Plan (Entwürfe im Skizzenbuch) in ein dreidimensionales Objekt. Ausserdem erachte ich das Arbeiten und Gestalten mit den Händen im Zeitalter der Digitalisierung als etwas sehr Wichtiges. Die haptische Begegnung mit diesem Material bringt eine andere Erfahrung als über den Bildschirm
WAS IST TON? Ton ist eine Verwitterungsprodukt feldspathaltiger Urgesteine (Granit, Gneis, Quarz, Glimmer). Durch Wasser, Kälte, Hitze, Druck und Bewegung wird Gestein zerlegt: zu Felsbrocken, Steine, Kies, Sand und schliesslich zu Ton. Tonteilchen sind so fein wie Staub. Die staubfeinen Tonpartikel werden leicht vom Wasser aufgenommen und weggeschwemmt. Auf ihrer Reise vermischen sie sich mit anderen Stoffen, z. B. Eisenoxyd oder Kalk. Dadurch wird der ursprünglich weisse Ton gelb, rot, braun etc. Verunreinigt sich der Ton unterwegs mit Sand und Kies, nennt man ihn Lehm.
Es gibt verschiedene Arten von Brennkeramik: Töpferton, Steingut, Steinzeug, Porzellan. Je höher die Brenntemperatur, desto stärker ist auch die Verglasung der Scherben.
TÖPFERTON
Der Töpferton ist rotbraun und hat einen hohen Eisenoxydanteil, der die rote Farbe bewirkt. Ohne Glasur ist er porös und wasserdurchlässig. Rohbrand: 960° C
Glattbrand: 980° C-1080° C
STEINGUT
Steingutton ist offenporig und ist ohne rissfrei sitzende Glasur nicht wasserdicht.Rohbrand: 960° C
Glattbrand: – 1080° C
STEINZEUG
Steinzeug wird höher gebrannt und ist dadurch härter sowie bruchsicherer. Die Steinzeugmasse wird in der Natur abgebaut und häufig noch mit Zusatzstoffen versetzt.
Gebrannte Objekte sind dicht und der Ton eignet sich für Geschirr.
Rohbrand: -1020° C
Glattbrand: – 1300° C
PORZELLAN
Porzellan ist der teuerste, härteste und feinste Ton mit den höchsten Verglasungsanteilen. Er besteht hauptsächlich aus Feldspat, Quarz und Kaolin. Porzellan kommt in der Natur kaum rein genug vor und wird industriell gemischt.
Rohbrand: -980° C
Glattbrand: – 1400° C
ENGOBE Engoben sind Farben, die aus Tonpulver und Farbpigmenten hergestellt werden; so bilden sie aufTonobjekten eine weitere Schicht Ton. Sie werden grundsätzlich im lederharten Zustand der Tonobjekte aufgetragen, können aber auch noch auf trockenen oder nach dem Rohbrand vorsichtig aufgetragen werden.
LITERATURANGABEN
Käser, S. & Somazzi, M. (2014). formSachen, Tonarbeit im Unterricht. zG- die Reihe zum Gestalten. Bern: Schulverlag plus.
Weiss, Melissa, (2019). Hand built – A Potter’s Guide
Simpson, Kitto, Sodeoka (1979). The Japanese Pottery Handbook, USA: Kondansha
materialarchiv.ch
LERNZIELE
Sensibilität und kritisches Bewusstsein gegenüber Produkten entwickeln. Zweck, Funktion und Form von bestehenden Keramikobjekten beschreiben, analysieren und umsetzten können. Ton als plastische Masse, das Handwerk als HANDWERK erleben, verschiedenen Tonbearbeitungsverfahren erfahren, mit Oberflächengestaltungen experimentieren. Mit Zeitgefässen umgehen, d.h. auch mit limitierter Zeit arbeiten und sie entsprechend einteilen. Eigenes Projekt entwerfen, umsetzten und dokumentieren.
BEURTEILUNGSKRITERIEN
DAUMENSCHALEN: Sachgemässer Umgang mit Keramikton, sorgfältige Verarbeitung, angenehme Handhabung der Schalen, eigenständige Idee der Oberflächengestaltung.
EINFORMEN: Oberflächenbearbeitung, Idee, Sorgfalt, Ausarbeitung.
KURINUKISET: Zusammenspiel von Form und Funktion – Idee, Gesamteindruck (Grössenverhältnisse Tasse, Unterteller), sorgfältige Planung, Verarbeitung, Oberflächengestaltung. Selbständiges Arbeiten.
SKIZZENHEFT: Relevante Notizen, nachvollziehen der Planung des Kurinukisets, Umsetzung der Ellipsen in den Gefässzeichnungen.
ABLAUF
DOPPELLEKTION 1 Vorstellungsrunde anhand von Keramikgefässen, Analyse von Form & Funktion und Oberflächen der Gefässe im Plenum, Einführung Tonbearbeitung. Herstellen von Daumenschalen mit Steinzeugton.
DOPPELLEKTION 2 Einführung von Engobe und der Papierschablonetechnik als Gestaltungsmittel. Zeichnerische Experimente mit Linien, welche später für die Schablonen gebraucht werden können. Vorzeigen der Technik durch die LP. Umsetzung an den fertigen Daumenschalen.
DOPPELLEKTION 3 Einführung Porzellan. Daumenschale aus Porzellan als Übung für die nächste Arbeit, wo die SuS limitierter Zeit umgehen müssen. Weiterarbeit Auftrag Papierschablonentechnik.
DOPPELLEKTION 4 Ton einformen – Annäherung an die Technik des Einformens in bereits vorhandene Gipsschalen. Experimentieren mit der Oberflächengestaltung durch Engobenmalerei. Zerschneiden von Tonplatten und einfügen der Stücke in die Formen. Zeitmanagement.
DOPPELLEKTION 5 Einführung in das Aushöhlen von vorgeformten Tonblöcken, d.h. erlernen der japanischen Kurinuki Technik. Grossflächiges Abzeichnen von Tassen mit verschiedenen Formen mit Augenmerk auf die Ellipsen, Einführung des neuen Auftrags: die SuS planen eine Tasse mit Unterteller. Was möchte ich aus dem Gefäss trinken? Welche Form eignet sich dafür? Planung im Skizzenbuch. Klopfen und formen der Tonblöcke.
DOPPELLEKTION 6 Eigenständiges Arbeiten am Kurinukiset. Herstellen von Gipsstempeln für das Kennzeichnen der Gefässe.
DOPPELLEKTION 7 Präsentation über die Berner Designerin und Künstlerin Margrit Linck. Gemeinsame Diskussion über billige Industriekeramik, teures aber nachhaltiges Handwerk und billige Fälschungen. Abzeichnen von echten Linck Keramikvasen auf Leporello. Hausaufgabe: weitere Vasen zeichnen, die in das Design von Margrit Linck passen.
DOPPELLEKTION 8 Fertigstellen der verschiedenen Arbeiten, Auslegeordnung aller Keramikobjekten und Skizzen, sowie des Leporello. Rückmeldung der SuS über ihre Arbeiten. Abschluss mit den SuS.
REFLEXION
Das Unterrichten der Gym 2 Klasse war für mich eine sehr schöne Erfahrung. Die SuS konnten sich für das Medium Ton begeistern und arbeiteten motiviert mit. Von der Praxislehrperson fühlte ich mich sehr gut unterstützt und die Gespräche über meine Lektionen wie auch das Unterrichten allgemein waren für mich sehr wertvoll.
Da ich mich selber intensiv mit Keramik beschäftige fühlte ich mich mit dem Medium sehr vertraut, was mir für das Unterrichten und auch bereits bei der Vorbereitung Sicherheit gab. Gleichzeitig merkte ich beim Unterrichten, dass ich gewisse Vorgänge, die mir in meiner Atelierarbeit einfach und fast belanglos erschienen (z.B. das Verputzen des Rands einer ungebrannten Schale mit einem Schwamm) bei den SuS nicht voraussetzen konnte. Die Arbeitsvorgänge mussten angepasst und vereinfacht werden, damit die Keramikobjekte vor dem Brennen nicht kaputt gingen. Ausserdem fand ich den Aspekt das Austrocknens des Tons als eine Herausforderung. Ich brauchte etwas Zeit bis ich herausfand, wie man am besten angefangene Arbeiten verpackt, so dass auch noch eine oder sogar zwei Wochen später daran weiter gearbeitet werden konnte.
Zu Beginn empfand ich es als Dilemma zu entscheiden, ob ich die SuS ins detaillierte Arbeiten tauchen lassen oder sie auffordern sollte, nach einer bestimmten Zeit fertig zu sein. Ich entschied mich letztendlich für den Mittelweg, weil ich beobachten konnte, dass die SuS sehr schöne Arbeiten gestalteten, die nur mit viel Zeit möglich waren. Demzufolge limitierte ich die Zeit dann, wenn es essentiell war ein Objekt am Ende der Stunde fertig zu haben (z.B. beim Einformen von Porzellan – die Platten hätte eine Woche später nicht mehr gebraucht werden können) und informierte die SuS zu Beginn des Auftrags.
Bei einer weiteren Tonarbeit würde ich Ton mit einem Schamottenanteil wählen, da er etwas mehr Festigkeit beim Bearbeiten gibt und für das Arbeiten von Hand geeigneter ist.
Die Praktikumszeit reichte nicht mehr, um die Gefässe vorzubrennen, allenfalls zu schleifen und zu glasieren. Nach Absprache mit der Praxislehrperson werden die SuS dies in den nächsten Wochen mit ihr nachholen.
Abschliessend denke, dass ich den SuS des Schwerpunktfachs nach einer Einführung und erstem Erproben von Techniken mit Keramik einen etwas freier umsetzbaren Auftrag hätte stellen können.